Rezension Eine Studie in Scharlachrot von Arthur Conan Doyle

Tiram

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4. November 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Sherlock Holmes: Ausgabe in 9 Bänden (im Schuber) von Arthur Conan Doyle
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Die Geschichten über Sherlock Holmes liebe ich schon seit meiner Jugendzeit. Damals habe ich eine Zeit jeden Sonntagabend die Serie geschaut, noch in Schwarz-Weiß, mit Basil Rathbone.
Vor ein paar Jahren habe ich sie dann als Hörspiel entdeckt und gehe abends quasi mit Holmes und Watson ins Bett.
Vor Kurzem habe ich mir nun endlich eine dicke Gesamtausgabe gekauft und bei Weltbild entdeckte ich einen Schuber, den ich einfach haben musste. Alleine schon die Aufmachung der Bücher gefällt mit sehr gut. Das Papier fasst sich sehr schön an, nicht zu fest und grob, aber auch nicht so dünn, dass man Angst hat, es einzureißen. Und das Schönste für mich sind die wunderschönen Illustrationen von George Hutchinson.

Aus diesem Schuber habe ich nun die erste Geschichte, Eine Studie in Scharlachrot, gelesen. Doyle hat sie mit 27 Jahren geschrieben und niemand wollte sie haben. Er war noch als Arzt beschäftigt und hatte schon einige Geschichten an Zeitschriften verkauft.
Endlich fand er einen Verlag, Ward, Lock & Co., dem er die Rechte für £25 verkaufte, der ihm aber keine Hoffnung auf Veröffentlichung machte. Im November 1887 erschien der Roman im Magazin Beeton's Christmas Annual als Titelgeschichte. Bis Weihnachten war es ausverkauft. 28 bestätigte Exemplare gibt es heute noch von dieser Ausgabe, die natürlich unter Sammlern einen hohen Wert haben. Bei einer Versteigerung von Sotheby's in New York einer vollständigen, aber leicht beschädigten Ausgabe im Jahr 2004 wurde ein Preis von $153.600 erzielt. Es war zu der Zeit das teuerste Magazin der Welt und gilt als Renditeobjekt.
In der ersten Buchauflage von 1888 stammten die Illustrationen von Charles Altamont Doyle, dem Vater Arthur Conan Doyles. Ein Jahr später erschien schon eine zweite Auflage, diesmal mit Illustrationen von George Hutchinson.

Hier lernen sich Mister Sherlock Holmes und Dr. John H. Watson kennen.
Watson, im Afghanistankrieg verwundet, kehrt nach London zurück, wo er auf der Suche nach einer preiswerten Wohnmöglichkeit durch einen Bekannten auf Sherlock Holmes stößt. Sie beziehen gemeinsam eine Wohnung in der Baker Street Nr. 221B. So nach und nach findet Watson heraus, welcher Tätigkeit sein neuer Bekannter nachgeht. Er ist "beratender Detektiv". Nicht nur Privatleute, nein, auch Scotland Yard wendet sich an ihn, wenn die Ermittler dort nicht mehr weiter wissen.
Und so flattert eines Tages ein Brief von Inspektor Tobias Gregson ins Haus, der Holmes um Hilfe bittet. Ein Toter, ermordet, liegt in einem Haus, in deutscher Schrift ist an eine Wand das Wort "Rache" geschrieben und man findet den Ring einer Frau bei ihm.
Und so macht sich Sherlock Holmes an die Arbeit und Watson darf ihn begleiten.

Es war schon eigenartig, eine Sherlock-Holmes-Geschichte zu lesen. Ich hatte dabei immer die etwas langsame und behäbige Stimme des Dr. Watson von den Hörspielen im Ohr und passte mich irgendwie der Geschwindigkeit an.
 

Börgdahl

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7. Juni 2014
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Sehr schöne Zusammenfassung. Ich habe es auch gerne gelesen.
Auf Englisch dann mit den Illustrationen, die die Geschichten noch einmal mehr betonen.
Dr. Watson ist der Chronist, aber es gibt glaube ich zwei Geschichten, in denen in der dritten Person geschrieben wurde und zwei, in denen Holmes selbst zu Wort kommt.
Ich zitiere aus dem Tagebuch einer Leserin:

Paris, 17. November 1926
Heute habe ich die Stimme des Meisters gehört oder besser, ich habe sie gelesen. In der neusten Holmes-Geschichte ist es Mr. Sherlock Holmes persönlich, der seinen Fall der Öffentlichkeit präsentiert. Ich bin mir sicher, dass es dies auch noch nicht gegeben hat. Vor ein paar Jahren hat sich Mr. Doyle erlaubt, Dr. Watson als Erzähler zu verdrängen, aber nur bei zwei oder drei der Geschichten, dann war Dr. Watson wieder zur Stelle. Das Mr. Holmes jetzt selbst spricht, das verzeihe ich, auch weil es so außerordentlich ist, endlich alle Gedanken aus seinem eigenen Munde zu hören.
 

Börgdahl

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7. Juni 2014
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boergdahl.wordpress.com
Ich kenne bisher nur eine Geschichte, in der Holmes den Fall erzählt: Der bleiche Soldat: http://de.sherlockholmes.wikia.com/wiki/Der_erbleichte_Soldat

Ich habe es im guten alten Wijipedia gefunden (so einfach war es):

Erzähler der meisten Holmes-Geschichten ist der praktisch veranlagte, bodenständige Dr. Watson, der enge Freund und zeitweilige Mitbewohner des Detektivs, dem die Rolle des Chronisten zufällt.

In vier Geschichten wird Holmes selbst zum Erzähler: in The Lion’s Mane (dt. Die Löwenmähne) und The Blanched Soldier (dt. Der erbleichte Soldat) ist Holmes der alleinige Ich-Erzähler; The Musgrave Ritual (dt: Das Musgrave-Ritual) und The Gloria Scott (dt. Die Gloria Scott) sind in Form einer Schachtelgeschichte gestaltet: die Binnenhandlung ist eine von Holmes erzählte Erinnerung, Watson wird zum Zuhörer und Erzähler der kurz einleitenden Rahmenhandlung.

Zwei weitere Geschichten, His Last Bow (dt. Seine Abschiedsvorstellung) und The Mazarine Stone (dt. Der Mazarin-Stein) werden in der dritten Person erzählt. Im Roman A Study in Scarlet (dt. Eine Studie in Scharlachrot) wird die Ich-Erzählung Watsons durch einen längeren Einschub über Ereignisse der Vergangenheit unterbrochen, der ebenfalls in der dritten Person erzählt wird.
 
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