Ich bin zu blöd, um zu finden, wohin diese Rezension gehört.
David Grossman: Eine Frau flieht vor einer Nachricht
Ein Roman über Freundschaft, Familie, Liebe und gegen Krieg.
Die Handlung ist schnell erzählt: Drei junge Leute (eine Frau, zwei Männer) lernen sich im Jom-Kippur-Krieg kennen. Die Männer sind Freunde, die Frau heiratet später den einen und bleibt mit dem anderen befreundet. Die Handlung setzt ungefähr 30 Jahre später ein, als sich der jüngere Sohn des mittlerweile getrennt lebenden Ehepaars freiwillig zum Einsatz im Westjordanland meldet. Die Mutter fährt den Sohn zur Einberufungsstelle und holt dann den Freund zu der Wanderung ab, die sie eigentlich mit ihrem Sohn unternehmen wollte. Sie hofft, wenn sie nicht zu Hause ist, kann auch eine schlechte Nachricht aus dem Kampfgebiet sie nicht erreichen, so möchte sie ihren Sohn schützen.
Im Verlauf der Wanderung erfahren wir in Rückblenden viel über die drei Freunde und ihre Freundschaft sowie über den Familienalltag der Frau. Die deutsche Ausgabe des Buchs hat rund 730 Seiten, es wurde mir aber nie langweilig, denn neben den Schilderungen des Alltags in Israel erfährt man viel über die Freundschaft der drei, über die Kinder des Paares, über Familie und über Gefühle. Ich hatte manchmal den Eindruck, als ob Grossman seinen eigenen Familienalltag beschreiben würde, und wenn man weiß, dass Grossmans jüngerer Sohn während der Arbeit an diesem Buch im Libanonkrieg starb, bekommt das Buch noch eine weitere Dimension.
Mir hat vor allem die liebevolle Beschreibung kleinster Details gefallen, so zum Beispiel wie der jüngere Sohn den älteren von seinen zwanghaften Ticks heilt, oder ein gemeinsamer Restaurantbesuch der Familie an einem Geburtstag, oder durch welche Landschaften die beiden Wanderer gerade kommen. Ja, das Buch ist dick, aber es hat in meinen Augen keine Längen, sondern ist abwechslungsreich. Erstaunlich fand ich die ersten 80 Seiten. Sie beschreiben, wie sich die drei Freunde kennengelernt haben und erzählt auch vom Krieg. In der englischen Ausgabe ist diese Exposition viel kürzer, die Übersetzerin hat mir erzählt, das habe daran gelegen, dass der amerikanische Verlag seinen Lesern nicht so viele Details zumuten wollte.
Vor zehn Jahren, als ich die englische Ausgabe gelesen habe, war ich tief beeindruckt und fasziniert. Dieser Eindruck hält auch mit der deutschen Fassung an.