eBook Verleih - wo die Marge fallen lernt

InFo

Autor
9. August 2015
498
628
44
www.andreashagemann.com
Ich wollte diesen Post eigentlich erst zu einem anderen Thema einbringen, denke aber das dieses Thema etwas größer werden könnte.

Was haltet ihr eigentlich vom eBook-Verleih?

Ich war bisher der Auffassung, dass dies ein Vertriebsweg ist, der auf einer fairen Basis der Abrechnung basiert. Ich bezahle, was ich lese. Rein aus meiner Autorensicht und dem Blick auf meine letzte Abrechnung, bin ich ehrlich gesagt schockiert, wie man hier geschröpft wird. Ich musste erst einmal mit BoD telefonieren, um hier ein wenig Licht ins Dunkel zu bekommen, denn mit meinen Mathekenntnissen ergab die Abrechnung einfach keinen Sinn. Und ich erhielt folgende, interessante Aussage:
Die Marge legen die Dienstleister (Verleihplattformen) fest. Und von diesem Anteil erhalte ich dann den gelesenen Anteil in EUR.

Zur Veranschaulichung in Zahlen:
Für mein eBook verlange ich 4,99€. Über eine Verleihplattform (welche weiß ich nicht) erhalte ich eine Marge von 0,32€. Das Buch wurde zu 0,72% gelesen, macht einen Verdienst von 0,23€. Das muss ein Witz sein, dachte ich, denn das entspricht 12% des üblichen Verdienstes. Wenn ich so wenig dafür haben möchte, würde ich es eher für 0,49€ anbieten.
Da stellt sich mir die Frage, wie sich solch ein Servicemodell durchsetzen will, wenn der Outcome für die Autoren dermaßen gering ist?

Was sind eure Erfahrungen zu diesem Thema, seht ihr in diesem Modell eher eine Chance oder wie ich den Verfall der zustehenden Marge?

Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:

Helmut Pöll

Moderator
Teammitglied
9. Dezember 2013
6.575
11.113
49
München
Was sind eure Erfahrungen zu diesem Thema, seht ihr in diesem Modell eher eine Chance oder wie ich den Verfall der zustehenden Marge?
Ich sehe in diesen Flatrate-Geschichten eher einen völligen Verfall des Autorenhonorars. Und irgendwie ist diese Bezahlung nach gelesener Seite auch hanebüchen. Es kann ja nicht sein, dass wirklich auch das allerletzte Futzelchen an Risiko auf den Autor abgewälzt wird. Das wäre in etwa so, wie wenn beim Autokauf Mercedes pro gefahrenem Kilometer entlohnt würde. Lässt man das Auto in der Garage, dann bekommt Mercedes eben nichts. Wieso auch, bin ja nicht gefahren? Den Aufschrei möchte ich hören!
@InFo
 

Klara Bellis

Autor
23. März 2014
464
473
34
Ich bin mit meinem aktuellen Buch exklusiv bei Amazon und es scheint, dass es dort ein erstaunlich hohes Honorar für ausgeliehene Bücher gibt, sofern recht viele Seiten davon gelesen werden und sofern sie eben auch viele Seiten haben. (Bücher mit weniger Seiten kommen nicht so gut weg.) Dennoch fürche ich als geborener Pessimist, dass es irgendwann ähnlich kommen könnte wie mit der gestreamten Musik, wo es pro gespieltem Song einen Centbruchteil gibt und die Musiker am Ende so gut wie nichts daran verdienen. Das, was @InFo beschreibt, geht ja schon deutlich in genau diese Richtung.
 
  • Like
Reaktionen: Helmut Pöll

Helmut Pöll

Moderator
Teammitglied
9. Dezember 2013
6.575
11.113
49
München
Ich fürchte auch eine ähnliche Entwicklung in der Musik, wo viele Musiker mit ihren gestreamten Liedern kaum mehr etwas verdienen. Und das bekomme ich von Musikern mit, die ich kenne. Wäre schade, wenn das im Buchmarkt auch so passieren würde, @Klara Bellis
 

InFo

Autor
9. August 2015
498
628
44
www.andreashagemann.com
Ich fürchte auch eine ähnliche Entwicklung in der Musik, wo viele Musiker mit ihren gestreamten Liedern kaum mehr etwas verdienen. Und das bekomme ich von Musikern mit, die ich kenne. Wäre schade, wenn das im Buchmarkt auch so passieren würde, @Klara Bellis

Dann sollte ich mir wohl an die eigene Nase packen, denn ich nutze diese Dienste regelmäßig. Irgendwie gefällt mir dieser Weckruf nicht. Wer das eine will, muss das andere wollen. Wäre glaube ich etwas unfair mich aus dem eBook-Leihgeschäfft zurückzuziehen, Musik-Streaming-Dienste aber weiter zu benutzen.:cool:
 

Chiawen

Aktives Mitglied
12. April 2014
418
377
34
Lüdenscheid
chiasbuecherecke.blogspot.co.at
@InFo das Thema ist sehr interessant.
Also ich kannte ebook ausleihen zunächst nur über meine örtliche Bibliothek. Die haben ja ein bestimmtes Kontingent, ähnlich wie bei den Printausgaben.

Dann bin ich auf Skoobe und Amazon-Aktion aufmerksam geworden. Als Vielleser ist das schon interessant. Ich zahle einmalig etwas und kann dann so viele Bücher lesen, wie ich den Monat schaffe.
Was mich bei Skoobe stört, dass ich es nicht auf meine eReader bekomme. Sonst ist das Angebot, weil es ja auch viele Neuerscheinungen und Verlagsbücher beinhaltet, großartig. Nur mag ich einfach nicht auf dem Handy lesen.

Das KindleUnlimited war da eher weniger ansprechend, weil eben nur "Indies" dabei sind. Sicher lese ich die auch gerne, keine Frage. Aber auch nicht jeder Autor ist da dabei.
Da ich jetzt mal genauer geschnuppert habe und doch ein paar Bücher dabei sind, habe ich es mal ausprobiert bzw. bin noch dabei.
Mir ist klar, dass der Autor nicht das ganze Geld bekommen kann. Bei 10€ pro Monat, waren das so ca. 3 Bücher. Doch ganz ehrlich die meisten werden sich mehr Bücher ausleihen. Kann ich mir eben auch bei mir gut vorstellen.
Das eBook selber würde ich mir dann nicht unbedingt kaufen, aber die Printausgabe.
Denn das mache ich auch jetzt schon. Klar sicher nicht bei jedem, aber bei denen, die mir besonders gefallen haben.

Doch sicher läuft es zu Lasten der Autoren. Denn wie viele Bücher werde ich dann wirklich kaufen? Und wer von den 100000000 anderen macht das auch? Oder eben nicht.
 

Helmut Pöll

Moderator
Teammitglied
9. Dezember 2013
6.575
11.113
49
München
Dann sollte ich mir wohl an die eigene Nase packen, denn ich nutze diese Dienste regelmäßig. Irgendwie gefällt mir dieser Weckruf nicht. Wer das eine will, muss das andere wollen. Wäre glaube ich etwas unfair mich aus dem eBook-Leihgeschäfft zurückzuziehen, Musik-Streaming-Dienste aber weiter zu benutzen.:cool:
Hm, ja das ist schnell eine ziemlich moralische Frage wie: soll man 10-Euro-T-Shirts kaufen, wenn man weiss zu welchen Bedingungen sie produziert werden müssen, @InFo . und bringt es was, wenn ich mich so verhalte, wenn es die anderen doch nicht tun ;). Dann bin ich im Endeffekt der Einzige, der mit dem Ofenrohr ins Gebirge guckt.

Ne, aber wirklich. ich glaube dass diese Flatrates am Ende des Tages denen, die diese Flatrates möglich machen, nichts bringen. Die Anbieter werden sich im Preis immer weiter unterbieten. Der eine macht es für 9,99 €, der nächste sagt, ach, das können wir für 8,99€ auch anbieten..
 

Helmut Pöll

Moderator
Teammitglied
9. Dezember 2013
6.575
11.113
49
München
Ich habe mal ein Beispiel aus der Musikbranche recherchiert. Da gibt es die Flatrates ja ein paar Jahre länger.

Die kalifornische Musikerin Zoe Keating hat ihre Streaming-Umsätze öffentlich dokumentiert. Sie erhielt 2012 550 US-Dollar von Spotify. Ihre Lieder wurden 131000 mal abgerufen. Das sind dann 0,42 Cent pro Lied. Ich dachte zuerst ich hätte mich verlesen, da müssen doch 42 Cent gemeint sein (wenig genug). Nein, 0,42 Cent pro Lied sind es tatsächlich.

Dass es bei den Ebooks zu ähnlichen Entwicklungen kommen kann, dazu muss man kein Hellseher sein.

http://cloud.irights.info/artikel/m...n-mal-gespielt-nur-5000-dollar-verdient/10204
 

InFo

Autor
9. August 2015
498
628
44
www.andreashagemann.com

InFo

Autor
9. August 2015
498
628
44
www.andreashagemann.com
Ergänzung: Ich hatte mir nach dem Gespräch mit BoD die Plattformen ebenfalls angesehen, denn das Argument war: "Die investieren viel in Werbung (da würde das Geld hingehen) und sie haben dadurch eine große Reichweite" Naja. Viel gesehen habe ich ehrlich gesagt nicht und die Bedienung der Plattformen war sehr bescheiden. Als eCommerceler sehe ich hier eklatante Schwächen. Ich werde das Auto nicht starten können, wenn ich nicht weiß wo das Zündschloss ist, um es einfach mal überspitzt auszudrücken.
 

Klara Bellis

Autor
23. März 2014
464
473
34
Ich kann natürlich die Sicht des Autors oder auch Musikers verstehen. Aber ich bin mir sicher das dann viele CD oder Hörbücher gar nicht mehr gehört würden wenn man sie nicht mehr über Portale hören könnte.
Ich bin mir sicher, dass ich nicht noch einmal so einen Roman schreiben und veröffentlichen würde, wenn nicht einmal die minimale Chance bestünde, ein paar Einnahmen damit zu generieren. Und sei es nur, um den Coverdesigner davon zu bezahlen und den Korrekturleser.
Im Moment ist die Chance, etwas zu verdienen, auch nur eine Chance und mehr nicht. Aber sie ist zumindest real. Wenn man von vornherein weiß, dass man jahrelange harte Arbeit einfach so verschenken muss, dann überlege ich mir das nicht zweimal, um zu entscheiden, dankend auf diese Art von Arbeit zu verzichten, sondern verzichte gleich.
Ich kenne einen genreprägenden Indie-Musiker, der genau das seit acht Jahren macht. Die Festplatte voller Musikideen, die nicht weiter bearbeitet, geschweige denn veröffentlicht werden, weil es sinnlos ist.
 

Helmut Pöll

Moderator
Teammitglied
9. Dezember 2013
6.575
11.113
49
München
Ähnlich wird es so auch natürlich bei den Ebooks sein.
Ja, das ist auch sicher so, dass es einige Werke gibt, die man nie kaufen würde, durch einen Streaming-Dienst aber doch hört/liest, weil man ja eine Flatrate hat. Und neue Dinge zu entdecken ist ja auch toll. Nur kann das nicht um den Preis stattfinden, dass alle etwas verdienen, nur die Künstler eben nicht mehr.

Nach der ersten Euphorie haben viele namhafte Künstler eben aus diesem Grund Spotify verlassen. AC/DC, Taylor Swift beispielsweise. Das hält natürlich wiederum viele Leute ab, die eben nicht wegen der Unbekannten kommen. Ich progostiziere mal eine ähnliche Entwicklung bei den Ebooks. Wenn nach den ersten enttäuschenden Abrechnungen einige Platzhirsche die Streamingdienste verlassen kmmt unter Umständen das eine oder andere Konzept ins Schlingern, @InFo
 

ManfredsBücherregal

Aktives Mitglied
15. April 2014
858
940
44
manfredsbuecherregal.blogspot.de
Ich gebe euch natürlich recht es sollte Fair für beide Seiten sein. Aber wie wir alle aus dem Leben wissen ist es dies oft nicht. Ich glaube auch nicht das diese Streamingportale ganz verschwinden werden. Es wird am Ende einige große geben die sich das ganze aufteilen. Ich denke so wird es mit der Musik gehen. Ebenso mit den ganzen Filmportale die im Moment wie Pilze aus dem Boden schießen. Und so wird es auch meiner Meinung nach früher oder später mit den Büchern gehen. Natürlich wird das nicht von heute auf morgen gehen, aber wahrscheinlich doch schneller als die meisten jetzt noch denken.

Übrigens @Helmut Pöll glaube ich nicht das AC/DC zum Beispiel aus dem Grund Spotify verlassen haben da es bei den Streamingportalen nichts für sie zu verdienen gibt. Es ist nähmlich gar nicht lange her da man sich auf NAPSTER sehr gefreut das man AC/DC für das Portal gewinnen konnte. Ich glaube sie haben einfach zu dem Portal gewechselt das sie zur Zeit für Vielversprechender halten.
 
  • Like
Reaktionen: Helmut Pöll

Helmut Pöll

Moderator
Teammitglied
9. Dezember 2013
6.575
11.113
49
München
Ich glaube sie haben einfach zu dem Portal gewechselt das sie zur Zeit für Vielversprechender halten.
Das kann natürlich auch sein @ManfredsBücherregal . Ja, der Trend geht zu Pauschalpreisen, weil das für den Einzelnen auch besser zu kalkulieren ist. Nur wird es wohl so, wie es läuft, nicht weiterlaufen. Wenn es sich für die Künstler nicht rechnet - und das merken sie sehr schnell - gibt es keinen Grund dort zu bleiben. Außer man ist vielleicht völlig unbekannt und erhofft sich als Teil einer Flatrate eher gelesen zu werden. Und wenn einige der wichtigeren Autoren gehen, dann ist es wiederum schnell für die Leser uninteressant bzw. werden weniger bereit sein eine Flatrate zu bezahlen.
 

ManfredsBücherregal

Aktives Mitglied
15. April 2014
858
940
44
manfredsbuecherregal.blogspot.de
Ich könnte mir gut vorstellen das die Portale mit den Topseller gesonderte Verträge ausarbeiten und so zum Aushängeschild für diese werden. Wie es ja zum Teil ja auch schon bei Audible ist und diese Hörbücher oder eben Ebooks sind dann nur über dieses Portal exklusive zu bekommen ist.