E-Books sind wie Harry Potter

InFo

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Ein Problem wird auf die großen Verlagshäuser zukommen, wegen der enormen Fixkosten, die für Strom/Miete, Gehälter und Druckmaschinen anfallen. Die sitzen meist in gewaltigen Gebäudekomplexen und haben viele Angestellte. Preise unter 10$ (oder sogar unter 7$) pro Buch werden kaum ausreichen, um langfristig Gewinn zu erzielen.

Große Verlagshäuser machen nur noch das Wenigste selbst, insbesondere den Druck: Das wird alles ausgelagert und anschließend, wie überall, versucht die Preise zu drücken. Die Lagerung erfolgt ebenfalls bei anderen. Das ist ein übersichtliches Kostenmodell für sie.

@InFo Gehört habe ich davon, dass man viele Rechte abtreten muss. Allerdings kümmern sich Verlage auch um z.B. das Marketing und sorgen dafür, dass der Autor bekannt wird. Es ist immer ein Geben und Nehmen.

@Alexander Michaelson Genau mit dieser Annahme hab ich mich in die Nesseln gesetzt. Mit meinem Verlag hatte das damals nicht funktioniert. Heute bin ich wieder alleine unterwegs.
 

Helmut Pöll

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Gehört habe ich davon, dass man viele Rechte abtreten muss. Allerdings kümmern sich Verlage auch um z.B. das Marketing und sorgen dafür, dass der Autor bekannt wird. Es ist immer ein Geben und Nehmen. Ich will dem aber nichts absprechen; man kann das auch negativ betrachten. Meine Frage ist nur: Was würde sich an dieser Stelle durch Wegfall der Buchpreisbindung denn ändern?
In der Regel sieht der erste Vertragsvorschlag vor, dass der Autor alle Rechte an den Verlag abtritt und der sich dann um die weitere Vermarktung kümmert und auch darum, den Autor ins Gespräch zu bringen. So weit die Theorie, @Alexander Michaelson . Aus vielen Gesprächen und aus eigener Erfahrung weiß ich leider, dass es in der Praxis ganz anders läuft.

Natürlich gibt es die - in der Regel kleineren - Verlage, die sich länger um das neue Buch eines noch unbekannten Autors bemühen. Das ist aber auch bei kleineren Verlagen die Ausnahme. Viel häufiger habe ich erlebt, dass zwar direkt nach Erscheinen eines Buches die üblichen Pressekontakte mit Werbematerial versorgt wurden - das war es in der Regel aber auch dann mit der Vermarktung von Verlagsseite. Bei bekannten Autoren sieht das sicher anders aus.

Unbekannte und auch Autoren der Midlist haben oft eine ganz andere Vorstellung davon, was und wie lange sich ein Verlag aktiv um ein Buch bemühen sollte. Aktives Bemühen um ein Buch, das schon einige Monate auf dem Markt ist, findet in der Praxis kaum statt. Gleichzeitig hat aber der Verlag nach wie vor für mehrere Jahre - oder unbefristet - die Rechte an dem Werk und wartet, dass er diese Rechte durch eine glückliche Fügung versilbern kann.

Andererseits ist es für Verlage auch gar nicht möglich jedes Buch so zu vertreiben und zu bewerben, dass der Autor zufrieden ist. Dazu gibt es einfach zu viele Bücher auf dem Markt und die Aufmerksamkeit potentieller Käufer ist nur sehr schwer und mit immer grösserem Aufwand zu erringen.

Der Fall der Buchpreisbindung würde bedeuten, dass Autoren, die in der Regel einen prozentuellen Anteil am Ladenverkaufspreis bekommen, noch weniger verdienen. Denn was hinderte einen Verlag daran Bücher, die sich nicht verkaufen - unter anderem weil sie nicht mehr beworben werden - für 2,99 Euro zu verramschen?
 
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InFo

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Du sprichst mir aus der Seele @Helmut Pöll . Was mir fehlte war eine Zielgruppenanalyse, ein Abklopfen wo diese unterwegs ist, um genau dort die Werbung oder den Werbeansatz zu suchen. Stattdessen wird einmal breit gestreut und ein paar Gratisexemplare angeboten. Das ist in der Tat zu wenig.

Aktuell sehe ich oft, dass Verlage unheimlich schlechte Cover erstellen. Diese sogar wirklich wie von der Stange anmuten.
 

Helmut Pöll

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Aktuell sehe ich oft, dass Verlage unheimlich schlechte Cover erstellen. Diese sogar wirklich wie von der Stange anmuten.
das ist mir auch schon öfter aufgefallen, @InFo , Ich meine mich sogar zu erinnern, dass ich mal zwei Bücher mit fast identischen Covermotiven gesehen habe. Das spräche dann natürlich für vorgefertigte Cover, bei denen nur der Titel ausgewechselt werden muss. Solche Anbieter gibt es ja und damit werden sie auch in Dienst genommen.
 
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Helmut Pöll

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Wenn aber bereits bei so etwas Essentiellem wie dem Cover gespart wird, dann möchte ich die anderen Leistungen erst gar nicht kennenlernen.
Hm ja, ich bin da immer ein wenig hin und her gerissen. Es kommt ja auf das Endergebnis an und ich kann mir sogar gut vorstellen, dass es vorgefertigte Cover gibt, die ganz gut passen können. Muss man sich eben im Einzelfall ansehen. @InFo
 

InFo

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Das sehe ich etwas anders. Jede Geschichte ist individuell und teils so speziell, dass man damit eigentlich die Nadel im Heuhaufen sucht. Ich habe mir auch fertige Cover angesehen, einige davon waren wirklich gut. Und dann kommt der Gedanke: "Ja, aber eigentlich passt es nicht ganz" und dann würde man anpassen. Und wenn es soweit ist, macht man es lieber von Grund auf richtig. Das sollte auch der Anspruch eines Verlages sein. Wenn sie die Zeit haben, nach fertigen Covern zu suchen, dann können sie auch jemanden beauftragen es individuell zu gestalten.

Ich bin gestern von einer anderen Autorin zur Beurteilung ihres Covers eingeladen Worden (Umfrage). Sie arbeitet mit einer Designerin zusammen. Ich habe es, gut begründet, völlig auseinander genommen. Und sie war mir sehr dankbar dafür, weil es etliche Male einen Aha-Effekt gab. Genau diese Arbeit erwarte ich aber von den Profis. Denn ICH muss nicht davon leben, der Verlag schon ;)
 

apple

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18. Januar 2016
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... was für eine überaus interessante Diskussion. Ich sehe, ich habe mächtig was verpasst in den letzten 2 Monaten...

Ich kann die Argumentation von @Jo Möhler sehr gut nachvollziehen, es findet sich viel Schrott zwischen den e-book Regalen, auch unerklärlich erfolgreicher, das muss der trash/kult faktor sein, wie bei den splatter filmen @Sabine Schäfers ;).
Aber, und da gebe ich @InFo Recht und @Helmut Pöll recht, es ist ja nicht gerade so, dass Verlage sich für neue Autoren ein Bein ausreißen. Die lassen sich tatsächlich für' Apfel und'n Ei alle Rechte überschreiben, machen keinesfalls mehr als unbedingt nötig, nehmen potentiellen Ärger mit dem "Jungautor" in Kauf, lehnen sich in den Sessel zurück und ... warten. Auf genau die [zitat] glückliche Fügung[/zitat], die aus der Angelegenheit, dann doch noch ein lohnendes Geschäft macht - für den Verlag! Nicht für den Autor.

Wenn ich eine gute Idee hätte und schreiben könnte und mein (potentielles) Buch mir wirklich etwas bedeuten würde, würde ich keinesfalls den Hafen eines Verlages ansteuern ... aber ich gebe zu, so ein Törn, ganz allein, wird aufwendig, zeitraubend und wahrscheinlich auch nicht billig

ist die (pekunär erfolgreiche) SP Mentalität dann an eine gehörige Portion Wagemut gekoppelt?

lasst euch ja nicht unterkriegen
 

Helmut Pöll

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Ich habe mir auch fertige Cover angesehen, einige davon waren wirklich gut. Und dann kommt der Gedanke: "Ja, aber eigentlich passt es nicht ganz"
Ich stimme Dir natürlich zu, dass eine Maßanfertung eines Covers in der Regel dem Buch am besten gerecht wird, @InFo. Designer gehen natürlich schnell ins Geld und diese Ausgaben wollen sich manche Verlage und auch Selfpublisher gerne mal sparen.
 
20. Mai 2014
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Es geht ja auch beides, @Helmut Pöll, @InFo: ein speziell für *dieses* Buch entworfenes Cover, bei dem man auf vorhandenes Stockmaterial zurückgreift. Noch interessanter (und kostengünstiger) ist natürlich, wenn man dieses Material selbst liefern kann.

Die Anforderungen an Cover sind auch nicht bei allen Genres gleich. Bei Fantasy und Krimis sind Illustrationen beliebt und decken sich mit der Erwartungshaltung der meisten Leser. Das kann ein Grafiker sicher selbst, wenn auch unter erheblichem Aufwand. Bei Thriller, Drama und eventuell Gegenwartsliteratur greift man aber gern auf Fotos zurück - und da muss man dann erst einmal "passendes" Model und/oder Landschaftsaufnahme zur Verfügung haben!

Dieser Bereich ist auch hochsensibel, glaube ich. Natürlich kann man argumentieren, ein Cover, das auf gängige Motive verzichtet, hebt sich ab. Wie beispielsweise die vor allem auf Schriftbilder konzentrierten Cover, die hier irgendwo verlinkt waren. Allerdings befürchte ich, dass man damit sehr leicht die Hauptzielgruppe verfehlen kann, die eben nach dem Ausschau hält, das sie kennt.
 

InFo

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@Sabine Schäfers ich denke, dass Fantasy Cover sogar deutlich aufwändiger sind, als Thriller/Drama/Krimi eben weil ich auf Bildmaterial zurückgreifen kann. Dort geht es meist noch um eine Serienoptik sowie die Atmosphäre des Covers.

[zitat]Designer gehen natürlich schnell ins Geld und diese Ausgaben wollen sich manche Verlage und auch Selfpublisher gerne mal sparen.[/zitat]
@Helmut Pöll dies hat nur einen sehr faden Beigeschmack. Mal in eine andere Industrie verlagert: ich verpasse einem Auto nur noch ein Design "von der Stange" einfach weil es billiger ist? Obwohl ich weiß, das alles andere wirklich außergewöhnlich ist?
Kosten optimiert arbeiten ist eine Sache an der falschen Stelle sparen eine andere.