E-Books sind wie Harry Potter

Helmut Pöll

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Leider habe ich nur etwas auf Englisch gefunden:
www.theguardian.com: Time to bring back the net book agreement?
Das "Net Book Agreement", das in etwa der Buchpreisbindung entsprach, hat nach Ansicht des Guardian vor allem den Autoren der Midlist geschadet. Durch den enormen Preiskampf ist die "Halbwertzeit" von Geschichten noch kürzer, unbekanntere Autoren werden noch weniger und kürzer beworben etc.
 
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Klara Bellis

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Ich hab den Text nicht gelesen, da mein Englisch noch schlechter als mein Hochdeutsch ist. Aber es wäre genau das, was ich erwarten würde.
 

Jo Möhler

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Die Zeit des eBooks ist definitiv nicht vorbei, der Markt wird sich aber weiter konzentrieren auf die Giganten, allen voran Amazon.
Was mir momentan Sorge macht, ist die Tatsache, dass immer mehr Verlage ihre reinen eBook-Programme auf Eis legen, da sich für sie die hohen Produktionskosten nicht mehr lohnen. Sie müssen ihre eBooks eben für 8 Euro aufwärts verkaufen, um Gewinn machen zu können. Mit den Niedrigpreisen der meisten Selfpublisher können sie da nicht konkurrieren. Nun könnte man sagen, dass hätten sich die Verlage selbst zuzuschreiben, was ich jedoch zu einfach finde. Auch wenn ich hin und wieder gerne Werke von Selfpublishern lese, greife ich doch lieber zu Verlagspublikationen, da hier ein qualitatives Mindestmaß, Korrektur und Lektorat gewährleistet sind. Bei den Selfpublishern findet sich neben den Perlen, die es durchaus gibt, leider aber auch unglaublich viel Ramsch und Müll. Und die sind meiner Meinung nach ein großes Problem: Sie überschwemmen den Markt, drücken die Preise und machen es teils fast unmöglich, die Perlen noch zu finden. Zugleich verzerren sie die Zahlen. Denn natürlich werden immer mehr eBooks auf Amazon und Co veröffentlicht. Würde man den ganzen Ramsch aber abziehen, würden die Zahlen sicherlich auf ein ganz anderes Niveau sinken.
 

Helmut Pöll

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Was mir momentan Sorge macht, ist die Tatsache, dass immer mehr Verlage ihre reinen eBook-Programme auf Eis legen, da sich für sie die hohen Produktionskosten nicht mehr lohnen. Sie müssen ihre eBooks eben für 8 Euro aufwärts verkaufen, um Gewinn machen zu können.
Dass Verlage ihre E-Book-Schiene einstellen, weil sich die hohen Produktionskosten nicht lohnen, das ist für mich nicht ganz nachvolllziehbar, @Jo Möhler . Vielleicht habe ich auch etwas übersehen.

Das Buch liegt heutzutage im Verlag doch immer schon in elektronischer Form vor, auch wenn man kein E-Book plant, in einer Textverarbeitung wie Word. Die Buchdatei ist lektoriert und korrigiert und geht dann in elektronischer Form in die Druckerei. Aus dieser Datei dann zusätzlich noch ein E-Book zu machen, das ist wirklich nicht die Welt. Lass da einen Profi zwei Tage dran sitzen.

Natürlich können Verlage nicht mit den Selfpublisher-Preisen konkurrieren. Das müssen sich auch nicht. Dennoch denke ich, dass ein E-Book nicht fast so viel wie ein Hardcover kosten sollte, meinetwegen 22 Euro.

Übrigens gibt es beispielsweise auch Verlage, die nur E-Books publizieren, wie beispielsweise den Münchner dotbooks Verlag (Sonja Rüther hat hier erst eine Lesung gemacht). Die verkaufen ihre E-Books für 7 Euro und machen auch ganz gute Geschäfte.
 
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Frank1

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Ich habe den von @Helmut Pöll verlinkten Artikel gerade mal überflogen. Der in dem Zusammenhang interessanteste Satz ist wohl:
[zitat]It's probably now harder for good writers to get into print – and definitely harder for them to receive the long-term support from publishing houses necessary to nurture their talent.[/zitat]
Und selbst das ist nur "probably" - also wahrscheinlich/vermutlich.
Wenn ich das richtig gesehen habe, ist die britische Preisbindung 1997 gefallen. Schon deutlich vorher hat aber eine gewisse J.K. Rowling über längere Zeit versucht, eine Verlag für ein Manuskript zu finden, dem kein Verlag Erfolgsaussichten zutraute. Was passierte, nachdem doch ein Verlag das Risiko einging, dürfte wohl bekannt sein. Dass es vor 1997 also merklich leichter war, einen Verlag zu finden, dürfte also nur eine Legende sein. Das Problem ist wohl eher, dass die Verlage zu wenig innovationsfreundlich sind, wenn es um neue Ideen abseits der aktuellen Hypes geht.

[zitat]Since the NBA disappeared, 500 independent bookshops have closed.[/zitat]
Dieser Satz sagt dagegen natürlich das aus, was wir hier im Thread schon vermuteten.
 
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Jo Möhler

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Dass Verlage ihre E-Book-Schiene einstellen, weil sich die hohen Produktionskosten nicht lohnen, das ist für mich nicht ganz nachvolllziehbar, @Jo Möhler . Vielleicht habe ich auch etwas übersehen.

Das Buch liegt heutzutage im Verlag doch immer schon in elektronischer Form vor, auch wenn man kein E-Book plant, in einer Textverarbeitung wie Word. Die Buchdatei ist lektoriert und korrigiert und geht dann in elektronischer Form in die Druckerei. Aus dieser Datei dann zusätzlich noch ein E-Book zu machen, das ist wirklich nicht die Welt. Lass da einen Profi zwei Tage dran sitzen.
Ich habe mich auf solche Reihen bezogen, die ausschließlich als eBook produziert werden, was einige Verlage ja versuchen. Der Gmeiner-Verlag stellt seine Reihe beispielsweise wieder ein, aus den Gründen, die ich aufgeführt habe. Es mag sicherlich auch andere Beispiele geben. Erfolg bzw. Misserfolg ist ja auch immer eine Frage der Vermarktung - da unterscheiden sich eBooks nicht von gedruckten Büchern. Und manche Verlage stellen sich hier wohl geschickter an als andere...
 

InFo

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9. August 2015
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@Jo Möhler um ehrlich zu sein, klingt dies nach Voreingenommenheit gegenüber SPlern. Die Leseprobe ist hier aussagekräftig genug und kann einen sehr guten Eindruck vermitteln. Daneben kann man eigentlich nur inhaltlich greifen.

@Alexander Michaelson Insofern die Verträge mir diesen Spielraum der Preisgestaltung einräumen, dürfte das funktionieren. Nach heutigem Stand gibt es da Lücken, weshalb ich wehement dagegen bin. Sicherhlich habe ich einen Großteil der Rechte, allerdings ziehen die Publisher sich mehr an Rechten an Land, als sie für die reine Veröffentlichung brauchen. Und dieses Kleingedruckte, muss man wohl oder Übel hinnehmen.
 

Jo Möhler

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@Jo Möhler um ehrlich zu sein, klingt dies nach Voreingenommenheit gegenüber SPlern. Die Leseprobe ist hier aussagekräftig genug und kann einen sehr guten Eindruck vermitteln. Daneben kann man eigentlich nur inhaltlich greifen.
Keine Sorge, ich bin überhaupt nicht voreingenommen. Ich denke, dass ich sehr deutlich gemacht habe, dass es wahre Perlen gibt. Und es gibt ja auch gute Ansätze zur Qualitätssicherung wie z.B. Qindie.
 

Alexander Michaelson

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21. Mai 2016
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Sowohl @Helmut Pöll als auch @Jo Möhler haben meiner Meinung nach beim Thema Kosten recht, wenn man unterscheidet: Kleinere Verlage, die sich nur auf eBooks konzentrieren, werden ganz gut mit den Preisen konkurrieren können. Ein Problem wird auf die großen Verlagshäuser zukommen, wegen der enormen Fixkosten, die für Strom/Miete, Gehälter und Druckmaschinen anfallen. Die sitzen meist in gewaltigen Gebäudekomplexen und haben viele Angestellte. Preise unter 10$ (oder sogar unter 7$) pro Buch werden kaum ausreichen, um langfristig Gewinn zu erzielen.

Eine Sache zum Selfpublishing: Ich glaube nicht, dass Leser Bücher kaufen, weil sie günstig sind. Sie kaufen sie, weil sie ihnen gefallen. Sie empfehlen sie ihren Freunden und schreiben Rezensionen, weil etwas daran sie berührt hat. Es geht um neue Welten, interessante Charaktere und das Wecken von Gefühlen. Wenn ein Buch wirklich schlecht ist, wird es keinem Verlag der Welt Konkurrenz machen können. Selbst wenn es nur 1$ kostet. Die Bücher im Selfpublishing, die den Verlagen auf die Pelle rücken, können das, weil sie gut sind! Weil sie eine Leserschaft finden!

@InFo Gehört habe ich davon, dass man viele Rechte abtreten muss. Allerdings kümmern sich Verlage auch um z.B. das Marketing und sorgen dafür, dass der Autor bekannt wird. Es ist immer ein Geben und Nehmen. Ich will dem aber nichts absprechen; man kann das auch negativ betrachten. Meine Frage ist nur: Was würde sich an dieser Stelle durch Wegfall der Buchpreisbindung denn ändern?
 
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20. Mai 2014
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Wenn ein Buch wirklich schlecht ist, wird es keinem Verlag der Welt Konkurrenz machen können. Selbst wenn es nur 1$ kostet.
Ganz so ist es (leider) nicht. Immer wieder gibt es eBooks in den TOP 1000, die jede Menge aus meiner Sicht berechtigte 1-Sterne-Rezensionen erhalten und trotzdem offenbar täglich zigfach runtergeladen werden. Die Dynamik dahinter wird vermutlich immer ein Rätsel bleiben.
 
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Ein Problem wird auf die großen Verlagshäuser zukommen, wegen der enormen Fixkosten, die für Strom/Miete, Gehälter und Druckmaschinen anfallen. Die sitzen meist in gewaltigen Gebäudekomplexen und haben viele Angestellte.

Ich glaube, viele alteingesessene Verlage haben einfach auch den Unterschied noch nicht erkannt und/oder wollen eBooks als Gelddruckmaschine benutzen. Wie ist es denn, wenn ein Buch erscheint, Print und/oder eBook? Lektorats- und Korrektoratskosten sind identisch, der Autor will wahrscheinlich pro Exemplar gleichviel verdienen, der Verlag auch. Die Vorbereitung der Textdaten für Druck bzw. eBook dürfte kostenmäßig auch etwa identisch sein. Soweit sind die Kosten also ähnlich. Die Kosten für Druck, Bindung, Lagerung und Transport fallen beim eBook aber zu nahezu 100% weg. Wenn die Verlage dann aber das Taschenbuch zu 15 €, das eBook aber zu 13 € anbieten, kann mir doch niemand erzählen, dass Druck, Bindung, Lagerung und Transport zusammen nur 2 € kosten. Mein Fazit: Diese Verlage wollen mit den eBooks richtig abschöpfen.
 

Klara Bellis

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@Frank1 : Ich glaube, die Kosten für die Vorbereitung der Textdaten für E-Book/Printversion dürften sich enorm unterscheiden. Fürs E-Book brauche ich ein paar Stunden und auch nur, weil ich mich dabei ein bisschen ungeschickt anstelle und kein Profiprogramm habe. Für die Druckversion habe ich jetzt für den Schriftsatz mehrere Wochen gebraucht. Ein routinierter Schriftsetzer braucht vermutlich nicht so lange wie ich. Aber er wird dennoch länger als einen Tag an ca. 600 Seiten sitzen (so viele Seiten musste ich jetzt setzen). Im Grunde muss da jede Zeile für sich betrachtet und ausgeglichen werden. Beim E-Book lädt man die Textdatei einfach ins Programm und exportiert sie ins Epub-/Mobi-Format. So sehr viel kann man da mit dem Layout und dem Schriftsatz aufgrund der Funktionalität der Reader gar nicht machen.
 

Helmut Pöll

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Ja, das stimmt schon, @Alexander Michaelson . Dennoch kann ein niedrigerer Preis den einen oder anderen veranlassen mal zu einem noch unbekannten Autor zu greifen.

Ganz so ist es (leider) nicht. Immer wieder gibt es eBooks in den TOP 1000, die jede Menge aus meiner Sicht berechtigte 1-Sterne-Rezensionen erhalten und trotzdem offenbar täglich zigfach runtergeladen werden. Die Dynamik dahinter wird vermutlich immer ein Rätsel bleiben.
Ich glaube es wäre mal ganz interessant sich anzuschauen, was das für Bücher sind und welche Lesergruppe sie ansprechen. Vermutlich ist das in der überwiegenden Mehrzahl "Romantasy", eventuell teilweise mit schneller Nadel gestrickte Fortsetzungsgeschichten, meist verhältnismässig kurz, die sich schnell durchlesen lassen. Zielgruppe junge Mädchen. Kann das sein, @Sabine Schäfers .
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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@Frank1 : ...Fürs E-Book brauche ich ein paar Stunden und auch nur, weil ich mich dabei ein bisschen ungeschickt anstelle und kein Profiprogramm habe.
Die Profiprogramme sind schon darauf ausgerichtet auf Knopfdruck hinten E-Books auszuspucken (das knan mittlerweile schon die Standard-Textverarbeitung auf dem MAC). Und wenn dann noch jemand davor sitzt, der aufgrund täglicher Übung besonders gut damit umgehen kann, dann dauert es wirklich nicht lange, ein E-Book zu erstellen.

Ich sehe es ähnlich wie @Frank1 . Die Verlage sehen es als Mischkalkulation. Weil die Gewinne bei den Printausgaben doch eher überschaubar sind (Papier, Druckkosten, Lagerung, Auslieferung etc.) versucht man den durchschnittlichen Gewinn pro Buch anzuheben. Bei gleichem Preis werfen E-Books eben deutlich mehr ab. Das ist erstmal legitim, die Frage ist ob einmal die Leser das mitmachen, die schnell den Eindruck haben, dasss manche E-Books zu teuer sind. Und zum anderen bleibt für die Konkurrenz viel Luft nach unten um die eigenen Bücher zu günstigeren Konditionen anzubieten.
 

Frank1

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@Frank1Ich glaube, die Kosten für die Vorbereitung der Textdaten für E-Book/Printversion dürften sich enorm unterscheiden. Fürs E-Book brauche ich ein paar Stunden ... Für die Druckversion habe ich jetzt für den Schriftsatz mehrere Wochen gebraucht.

Das verschlimmert die Sache ja sogar noch. Unterm Strich müssten die eBooks im Verhältnis zu Print also noch preisgünstiger sein. Aber die paar Stunden Arbeitszeit dürften bei den Gesamtkosten der Bucherstellung (Lektorat, Korrektorat) wohl nicht so sehr ins Gewicht fallen.