[QUOTE="Helmut Pöll, post: 47202, member: 7"In garstigen Momenten denke ich mir: man nehme Anekdoten aus dem amerikanischen Hinterland (die alle unsere Vorurteile über gewisse US-Bürger bestätigen), möglichst ungekürzt in der Länge des Ulysses ...
Apropos ›Ulysses‹: Mir ist dabei prompt eine kleine Anekdote aus meinen Ausbildungsjahren eingefallen, die leider gar nichts mit unserem ›Zauberberg‹ zu tun hat, die sich aber in der Hansestadt Lübeck begeben hat, wenigstens das …. Ich bitte um Nachsicht!
Als junge Bibliothekspraktikantin - im Erstberuf war ich Dipl.Bibliothekarin, - habe ich schon früh Leserberatung in einer großen Öffentlichen Bücherei in Lübeck machen dürfen, was mir viel Spaß gemacht hat. Aber nicht immer! Es gab da einen kleinen, glatzköpfigen älteren Herrn, der mir ständig in den Ohren lag, ich möge ihm doch Bücher mit ›S-tellen‹ raussuchen, was er damit meinte, war mir schon klar. Aber solche Bücher - wie zum Beispiel ›Der Wendekreis des Krebses‹ standen damals bei uns im sogenannten ›Giftschrank‹ unter Verschluss ... Ich habe den armen Mann immer wieder mit seichten Liebesromanen abgespeist, die ihm sicher nicht behagten, aber er blieb am Ball.
Eines Tages platzte mir der Kragen, und ich habe ihm entschlossen den ›Ulysses‹ von James Joyce in die Hand gedrückt. ›Daran wird er sich die Zähne ausbeißen‹ dachte ich. Von wegen! Einige Wochen später war er wieder da und teilte mir glückstrahlend mit: ›Frollein, das Buch hatte ja nicht nur S-tellen, das war ja dorch und dorch. Haben Sie noch mehr von diesem Jo-icke?‹ Nun, ich habe dabei etwas gelernt: Unterschätze nie deine Leser! Unter uns Praktikantinnen hatte der Mann aber seinen Spitznamen weg: ›Jo-icke‹!