Rezension Dr. Siri und seine Toten / The Coroner's Lunch - Colin Cotterill

Sakuko

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27. Juni 2016
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NRW
Buchinformationen und Rezensionen zu The Coroner's Lunch von Colin Cotterill
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Laos 1976: Die Übernahme durch die Kommunisten ist gerade ein Jahr her, das Land ist unruhig, verarmt und ohne gebildete Kräfte.
Dr. Siri, bereits 72 Jahre alt und eher pragmatischer Kommunist ist eigentlich bereit für den Ruhestand, als er zum offizieller Staats-Gerichtsmediziner berufen wird. Dass er eigentlich Arzt ist und überhaupt keine Ahnung von Obduktion hat, dass es an allen nötigen Hilfsmitteln fehlt und er sich mit unfähigen Richtern herumschlagen muss, die jeden Todesfall als natürlichen Tod sehen wollen, macht sein Leben nicht gerade leichter.
Dass er in seinen Träumen von den Toten Hinweise erhält, nun, das kann man als Fluch oder als Segen sehen.

Als ihm die Frau eines hohen Parteitieres gebracht wird, aber kurz nach der Obduktion von ihrem Mann wieder abgeholt wird, entbrennt aber doch sein professioneller Eifer. Als ihm dann auch noch eine gefolterte und ertränkte Leiche eines Vietnamesen gebracht wird, die für ernste, diplomatische Probleme zwischen den beiden Ländern sorgen könnte, legt Dr. Siri sich mit seinem vietnamesischen Kollegen erst richtig ins Zeug.

Ich war sehr zufrieden mit diesem Serien-Auftakt. Das Setting ist interessant und außergewöhnlich. Durch die ärmlichen Verhältnisse hält sich die prozedurale Arbeit in Grenzen und Detektivarbeit passiert wieder mehr in den grauen Zellen und durch Fußarbeit.

Besonders angetan hat es mir auch die Charakterbesetzung. Dr. Siri ist ein typisch grummeliger alter Mann, der seinen meisten Mitkommunisten wenig abgewinnen kann und entsprechend direkt, man könnte schon sagen frech bis unverschämt, daher kommt, aber versucht seinen Untergebenen und der armen Bevölkerung gegenüber liebenswürdig und hilfsbereit zu sein.
Sein Team besteht aus der jungen Krankenschwester Dtui, die zwar oft oberflächlich wirkt, aber sich gerne von Siri zum nächsten Gerichtsmediziner ausbilden lassen möchte und Mr. Geung, dem Obduktionshelfer mit Down Syndrom, der aber alle Prozeduren und Schritte auswendig kennt.

Das Buch ist besonders durch Siris flapsiger Art oft lustig und leicht geschrieben, obwohl die Situation in dem Land und die Tode oft doch sehr düster wirkten. Aber im großen Ganzen versucht sich das Buch eher an einem hoffnungsvollen, positiven Ton. Dazu kommt noch eine gewisse spirituelle Ebene durch Siris Visionen oder Träume, die auch im Laufe des Buches weiter erforscht wird.

Einziges Manko für mich was das Ende. Nachdem Siri in seinen Nachforschungen ziemlich weit gekommen war, wurden einem an Ende die Auflösungen irgendwie aus der Hand genommen. So wirkte das Ende für mich eher gehetzt und etwas erzwungen, zumal dort auch viel aus der Sicht der Täter beschrieben wurde.
Aber das ist nur ein kleiner Fleck auf einem ansonsten sehr interessanten und kurzweiligem Buch.