Da wir jetzt alle schon in Teil V sind, können wir ja offen reden
@Anjuta Du schreibst davon, dass dein Enthusiasmus deutlich erlahmt sei...Renie hat ja auch von "Ermüdungserscheinungen" geschrieben. Teilweise kann ich das nachvollziehen,vielleicht aber aus anderen Gründen. Manchmal waren mir die Aufzählungen der Stadtteile und Straßennamen bzw. der baulichen Veränderungen in Istanbul zu viel, wobei ich denke, dass ein Leser aus Istanbul daran seine Freude hat.
Die Familiengeschichten wiederum finde ich interessant. Die einzelnen Protagonisten sind doch sehr unterschiedlich, was ja auch beispielhaft die große Vielfalt des istanbuler Lebens zeigt. Z.B. Wie finden die Paare zueinander, welche Vorstellungen von Ehe haben sie...welche beruflichen Ziele, welches Verhältnis zu Politik und Religion usw.
Ich frage mich immer öfter, was ich von Mevlut halten sol
Ich finde Deine Beschreibung von Mevlut sehr treffend. Das naive und weltfremde kann theoretisch nerven, ich finde es eher symathisch.
Er ist ein Träumer und Nostalgiker. Bei dem raffinierten Spiel, nach dem Motto :"eine Hand wäscht die Andere", das alle Istanbuler zu spielen scheinen, kann er nicht mithalten. Am glücklichsten ist er Nachts allein auf Istanbuler Staßen beim Boza Verkauf. Hier hat er auch fast metaphysische Erlebnisse...
Zitat aus dem Roman:
Wenn er in den dämmrigen Straßen Boo - zaaa rief, ging dieser Ruf nicht nur an die Fenster...sondern auch an die ganz eigene Welt, die er im Kopf mit sich herumtrug, das fühlte er ganz genau....Worte waren nämlich Dinge und Dinge wiederum Bilder. Die Straßen durch die er zog, und die Welt in seinem Kopf waren dann auf einmal eins.
Interessante Stelle....wie seht ihr das?