Die zweite Chance

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Hi people,
it's not thursday!
in letzter Zeit habe ich ein paar sehr schöne Zitate gelesen. In Irene Vallejos „Papyrus“ gibt es jede Menge Zitate, die mir gefallen. Eins davon lautet: "Jede Generation unterscheidet zwischen gutem Geschmack, nämlich dem eigenen und dem banalen der anderen". Yeah! Und so ist es auch mit der zweiten Chance. Alles ist rein subjektiv.
Wieso braucht ein Autor überhaupt eine zweite Chance?
Braucht er gar nicht, er hat genug andere Leser. Aber das ist eben das Spielchen, das wir miteinander treiben als Leser, du Autor, ich Leser, mal sehen, ob Liebesbeziehung, Ablehnung, Neid, Hader, whatsover, ewiger Streit oder Scheidung. Die zweite Chance zu geben oder eben auch gerade nicht, ist natürlich überheblich. Doch das gehört zum Spiel und passt es dem Autor nicht, muss er nichts veröffentlichen und überhaupt, wie gesagt, findet er andere Leser. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Ist doch auch ein Autor eitel. Mindestens so eitel wie der Leser. Und möchte nicht aussortiert werden.
Wem ich gerade eine zweite Chance gebe, ist Sascha.Immerhin ein renommierter Autor, der es aber mit „Herkunft“ fast verdorben hat mit mir, denn das war unsere erste „Begegnung“.
Jajaja, ich weiß, ihr mochtet „Herkunft“. Das dürft ihr auch. Aber ich mochte es nicht. Aus Gründen. Die in meiner Rezension zu finden sind, darüber diskutieren wir hier nicht. Ich mein, ihr könnt das tun, es bringt nur nicht viel. Ich habe das ZweiteChanceBuch erst begonnen, aber er (der zweite Versuch) lässt sich vielversprechend an. Obwohl ich mutmaße, dass unser Humor nicht gleich funktioniert, der vom Sascha und mir. Anyway, wie meine Großmutter zu sagen pflegte.
Buchinformationen und Rezensionen zu Vor dem Fest: Roman von Saša Stanišić
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Gut, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, dennoch, ich bin frohen Mutes.
Wer von mir keine zweite Chance bekommt, ist Fizzi. Natürlich wollte ich seinerzeit wissen, was den Hype auf seine Romane ausmacht. Ich habs nicht verstanden und Passagier 23 war das erste und letzte Buch, das ich von Fizzi je gelesen haben werde. Immerhin finde ich ihn persönlich, das bisschen, was ich von ihm mitbekommen habe, nett und so bleibt er eben Fizzi. Netter Kerl. Fast ein Showmaster. Nur dass ich eben nichts mehr von ihm lese. Und warum sollte er sich beklagen? Er liest ja auch nichts von mir.
Man kanns nicht anders sagen, aber ich quäle mich auch durch Matou,
das von Herrn Köhlmeier gesprochen, meine erste Begegnung mit der Schreibe des Herrn ist. Man kann nicht sagen, es sei ein schlechtes Werk. Im zweiten Teil (es hat sehr lange vier Teile) habe ich oft gelacht. Aber. Ich kann mich trotzdem nicht so richtig erwärmen. Ich habe einen Roman erwartet und gewollt, der mir ganz viel von historischen Personen erzählt, historische Personen kommen auch vor, aber so oberflächlich. Jedenfalls. Der Kater Matou erzählt so weitschweifig und schläft nie … und es ist so gewollt abstrus. Die ganze Fabulierlust eines Autors hat in diesem Roman Platz gefunden. Vielleicht war dieser Roman einfach mal ein Ausbruch aller ungeschriebenen und ungesagten Wörter vom Michi, die er in anderen Romanen nicht unterbringen konnte. Ich denke mal, Matou ist so was wie Köhlmeiers Hobby. Aber auch wenn ich es nicht so richtig mag, ist es nicht so übel, um es bei Seite zu legen und außerdem habe ich jetzt schon zu viel investiert. "Der Köhlmeier“ (Verzeihung Michi, ich bin was despektierlich und wir haben keine Schweine zusammen gehütet zwar, aber schon viele Stunden zusammen verbracht, warum musst du deine Hörbücher selber einlesen - gut, ich habe jetzt auf über 100 Prozent gestellt, da gehts), jedenfalls, der Köhlmeier bekommt natürlich eine zweite Chance. Vor allem, da die zweiten Chancen reihenweise auf dem SuB liegen. (Der SuB war ein Fehler, aber das wisst ihr schon aus einem früheren Beitrag).
Es gibt andere Autoren, bei denen ich mir eine zweite Chance nicht vorstellen kann, viele sogar, Matthias Nawrat, Tobias Friedrich, Werner Köhler, Maaza Mengiste, Antje Ravik Strubel, Alina Bronsky, Felicitas Hoppe, Sandro Veronesi, Ewald Arenz, Fang Fang, Arnon Grünberg, Vera Buck (hatte sogar schon zwei Chancen), Shida Bazyar, Michael Hugentobler, Mithu M. Sanyal, Dorothee Elmiger, Michael Christie, Marlene Streewuwitz, Vea Kaiser und Karin Kalisa. NIcht zu vergessen Virgina Woolf. Leider ist das nur eine KLEINE Auswahl.
Einen zweiten Versuch würde ich unter Umständen Stuart Turton zugestehen, obwohl ich den ersten mit „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ haarsträubend fand.
Stuart Turtons neues. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man ein zweites Mal so wirr daherschreiben kann. Immerhin die Atmosphäre stimmte. Mir sitzt das heruntergekommene Gutshaus mit dem es umgebenden Walde immer noch in den Knochen, ich habe aber immer noch nicht kapiert, warum man nicht einfach gehen konnte, weil man tot war? Don't know.

Was sind die Romane gewesen, bei denen ihr euch gesagt habt, nie wieder lese ich etwas von diesem Autoren! Und wo wart ihr enttäuscht, würdet euch aber auf einen zweiten Versuch einlassen? Weil ich zurate, oder jemand anderes, den ihr schätzt bzw. dessen Meinung oder einfach aus Neugier.
Steigt ein zu einer neuen Plauderrunde
Eure Donnerstagswanda. Es wird heiß heute. Denn es ist erst Mittwoch. Die Sonne halt.
 
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Barbara62

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Prinzipiell verdient jede und jeder eine zweite Chance, aber da es soooo viele Bücher gibt, überlege ich es mir gut, ob ich nach einem Reinfall ein zweites Buch aus gleicher Feder versuche. Natürlich könnte es besser sein, aber lohnt sich das Risiko, solange ich jede Menge Wunschbücher noch nicht gelesen habe?
Die größten Chancen hätte ein Buch, das ihr dringend empfehlt und das ausdrücklich anders sein soll als das von mir ungeliebte. Beispiel fällt mir allerdings gerade keines ein. Kommt also offenbar doch selten bis nie vor.
Gerade gestern habe ich Virginia Woolf für mich abgehakt. Ich bin sehr froh, dass ich Mrs. Dalloway gelesen habe, aber damit ist es auch gut. Aber wer weiß, vielleicht kommt es irgendwann doch anders.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
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Wenn ich bei Hesses "Steppenwolf" stehen geblieben wäre, wäre mir manches Schöne entgangen. Steppenwolf hab ich weder verstanden noch gemocht; wahnsinnig depressiv.
Aber deshalb jetzt das Gesamtwerk von Virginia Woolf durchforsten auf der Suche nach meiner Perle? Dafür fehlt mir die Zeit.
 

Die Häsin

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Bei mir kriegt kein Autor eine zweite Chance.
Ich kriege ja auch keine.
Allerdings gibt es Autoren, von denen ich zuerst ein richtig gutes, dann ein grottiges Buch hatte, und wenn ich die Bücher in umgekehrter Reihenfolge in die Finger bekommen hätte, wäre mir jeweils das gute entgangen, weil ich das nicht mehr gelesen hätte. Aber das sind wenige.
 

Yolande

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Ja, das ist so eine Sache mit den zweiten Chancen. Fitzek hatte zwei bei mir und hat beide in den Sand gesetzt, aber so was von. Ich habe mal ein Buch von Arno Strobl (oder so) gelesen, das war so grausig, den fasse ich nicht mehr an. Genauso wie Fredrik Backman, Rachel Joyce oder Nora Roberts.
Manchmal lässt man sich durch wohlmeinende Freunde in gewissen Bücherforen auch überreden ;) .
Wen ich mal einen Flop hatte, bin ich auf jeden Fall beim nächsten Versuch äußerst vorsichtig, ich kann mich gerade aber nicht an irgendjemanden erinnern, der mich dann doch noch überzeugen konnte. Vielleicht liest man diesen Zweitversuch auch anders, nicht mehr so ganz unvoreingenommen.
 

RuLeka

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Wenn ich bei Hesses "Steppenwolf" stehen geblieben wäre, wäre mir manches Schöne entgangen. Steppenwolf hab ich weder verstanden noch gemocht; wahnsinnig depressiv.
„ Steppenwolf“ war für mich eine Entdeckung. Das liegt allerdings wirklich Jahrzehnte zurück. Da habe ich beinahe alles von Hesse gelesen und geliebt.
 

RuLeka

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Manche Autoren bekommen bei mir nicht mal eine erste Chance. Fitzend gehört defi dazu.
Ich lese sehr oft von manchen Autoren beinahe alles. Manche Bücher sind besser, manche überzeugen mich weniger. Das heißt aber nicht, dass ich nach einem schwächeren aufgebe. Christoph Hein ist so ein Autor.
oder Ralf Rothmann
 

Literaturhexle

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Ich bestaune, Wanda, dass du so aus dem Stehgreif viele Autoren zusammenkriegst, die ohne zweite Chance bleiben. Ich glaube, ich habe bislang zu wenig Bücher gelesen. Bin halt eine später Berufene.
(Nun habe ich meine Aufzeichnungen gezogen und kann auch liefern;))

Wer bei mir keine zweite Chance bekommt, sind Arnon Grünberg
seine Tirza empfand ich als Zumutung.
Auch die von dir genannten Hugentobler und Stanisic haben fertig. Letzterer hat bislang nur sein Wurzelthema strapaziert - öde.
Bei den Klassikern hatte mich Ford Maddox Ford sehr enttäuscht:
Buchinformationen und Rezensionen zu Die allertraurigste Geschichte von Ford Madox Ford
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Ich glaube, mit Amelie Nothomb (der japanische Verlobte) bin ich auch durch. Sie hatte zwei Chancen. Meins ist sie einfach nicht.

Stephan Thome: seinen Grenzgang fand ich so schlimm, da nutzt die DBP Nominierung späterer Werke auch nix.

David Nicholls (Zwei an einem Tag), Christos Tsolkas (Nur eine Ohrfeige), Peter Buwalda (Bonita Avenue), Kristin Harmel (Solange am Himmel die Sterne stehen), David Foenkinos (Souvenirs), Vea Kaiser (Blasmusikpop), Hanns-Josef Ortheil (Die Berlinreise), Haruki Murakami (abgesehen von der gefährlichen Geliebten nicht mein Ding), Sirius Hustvedt (der Sommer ohne Männer), auch bei Gatte Paul Auster wäre ich vorsichtig und selektiv.

Die Tiefschläge wurden seltener, seitdem ich Mitglied dieses erlesenen Forums bin. Zuvor nahm ich aus der Bücherei mit, was wohlfeil war - sehr viele unbekannte Autoren darunter, von denen ich nie wieder etwas gelesen habe.
Joel Dicker habe ich nach 3 Werken auch abgehakt.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Ortheil umfahre ich auch (zwei Bücher von ihm habe ich immerhin gelesen), und von Peter Stamm nehme ich kein Buch mehr zur Hand, da genügte mir eines.

Ansonsten sind - wie ich schon andernorts erwähnte - die Autoren und Autorinnen, die ich nach etlichen Fehlschlägen in Zukunft meiden werde, der Gruppe "deutschsprachige Krimischreiber" zugehörig. Außer Jan Seghers kenne ich da nur Reinfälle.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
@Literaturhexle :dieses Thema gibt doch bisschen was zu kichern her. Ja, kann sein, dass Auster nix für dich ist. Eigentlich liegen mir seine Themen auch nicht, das ist alles so nebülös. Aber irgendwie. Er liebt halt Paris und er ist "lustig". Bei Auster verzeihe ich, dass seine Protagonisten sozusagen immer im Schlamm stecken bleiben, sie sind per se grauenhafte Loser. Aber halt keine gewöhnlichen. Wie kann man monatelang einen Mann verfolgen, z.B., der nichts anders tut als jeden Tag in einem bestimmten Viertel Abfall aufzulesen und anzunehmen, er würde dabei einen genialen Plan verfolgen. Zum Schreien.
 

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29. März 2022
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Mainz
Puh- wirklich schwierige Frage. Da müsste ich in mich gehen und ne Weile drüber nachdenken.
Spontan fallen mir nur einige wenige Autoren der größten Flops ein, die ich jemals gelesen habe: Herndorf, Kehlmann, Strunk. Denen gebe ich wohl keine zweite Chance mehr...
 

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