Super, wie du das Empfinden begründen kannst.Emotional hat mich die Geschichte weniger angesprochen als die anderen, sie ist eher deskriptiv, allgemeiner gehalten, weniger persönlich. Nach den letzten beiden Erzählungen war es aber auch eine Erholung!
Wenn ich sehe, wie "abgewrackt" und sich selbst überlassen einige unserer Bewohner*innen, die im sog. "Betreuten Wohnen" oder in Wohngruppen, leben, rumlaufen wundert mich das nicht. Da frage ich mich dann allen Ernstes, wozu es Betreuungspersonen gibt und was die den ganzen Tag machen. Versteht mich nicht falsch: ich habe durchaus Respekt vor der Arbeit von (gesetzlichen) Betreuer*innen usw., aber manche verdienen die Bezeichnung Betreuer einfach nicht...Zunächst dachte ich, dass der Zigarettensammler obdachlos wäre, jedoch lebt er im Pflegeheim. (Es wundert mich dann allerdings, dass sie ihn ohne Aufsicht draußen herumlaufen lassen.)
Das liegt meines Erachtens auch daran, dass der Zigarettensammler keinen Namen hat, dadurch wirkt die Geschichte unpersönlicher. Wir erfahren zwar etwas über seine Gedanken und Empfindungen, aber schauen nicht so tief in seinen Kopf, wie bei den anderen Figuren.Für mich ist diese Geschichte übrigens auch diejenige, die mich am wenigsten berührt hat. Obwohl sie auch durchaus tragisch ist.
Du, soweit habe ich noch gar nicht gedacht. Ich besuche meine Mutti ja regelmäßig im Heim und da laufen einige schon sehr schlecht gekleidet herum mit ausgetretenen Latschen und so, immer im Schlabberlook...Da frage ich mich dann allen Ernstes, wozu es Betreuungspersonen gibt und was die den ganzen Tag machen.
Berührt hat mich die Geschichte auch nicht sehr. Allerdings muss man zu sagen, dass es genau solche Geschichten hier (im Osten ) massenhaft gibt. Interessant finde ich die Betonung darauf, dass sich der Zigarettensammler nicht bedankt. …Für mich ist diese Geschichte übrigens auch diejenige, die mich am wenigsten berührt hat. Obwohl sie auch durchaus tragisch ist.
...das ist kein Widerspruch. Kommt immer aufs Befinden und auf die Orientierungsfähigleit und Zurechnungsfähigkeit...an.jedoch lebt er im Pflegeheim. (Es wundert mich dann allerdings, dass sie ihn ohne Aufsicht draußen herumlaufen lassen.)
Ja, Frau Krien hat es echt drauf, mit wenigen (und den richtigen!) Worten etwas auszudrücken, was andere auf vielen Seiten nicht hinbekommen. Große Schreibkunst!Die Geschichte hat mich emotional nicht so aufgewühlt wie die letzten. Aber dennoch berührt. Eher gelähmt, denn aufgewühlt.
Es hat mich eher ein Gefühl von Bedrückung, Unlebendigkeit und Deprimiertheit überfallen. Sowas wie Leere und Wortlosigkeit.
Und das fasziniert mich, denn das konnte Frau Krien dadurch auslösen, wie sie die Geschichte erzählt hat. Diese Gefühle passen zur geschilderten Abwärtsspirale. Dumpfheit, Leblosigkeit, Tod...
...das dramatische ist, dass der Alkohol hier seine Finger im Spiel hatte. Er fiel ungebremst auf den Kopf, seine Reflexe ließen ihn im Stich. Das ist ein ziemlich deutlicher Hinweis auf eine alkoholbedingte Neuropathie, wegen der u. a. die Reflexe Schritt für Schritt ihren Dienst versagen...Zu Tode kommt er durch einen Fahrradfahrer.
...ich erkenne im Text keinen Grund, warum man ihm seine Freiheit hätte einschränken sollen. Ich habe überwiegend gute Erfahrungen mit gesetzlichen Betreuern gemacht. Natürlich gibt es auch auf diesem Feld solche und solche. Aber wichtig ist, dass die Notwendigkeit einer Betreuung ganz genau geprüft werden muss und da dann auch noch die Bereiche, für die diese Betreuung notwendig ist... wie gesagt, aufgrund der Infos die wir aus der kurzen Geschichte haben, konnte ich keinen Betreuungsbedarf oder Bedarf nach Begleitung bei Ausgängen erkennen... Aber vllt hast Du das ja gar nicht auf den Zigarettensammler bezogen?Wenn ich sehe, wie "abgewrackt" und sich selbst überlassen einige unserer Bewohner*innen, die im sog. "Betreuten Wohnen" oder in Wohngruppen, leben, rumlaufen wundert mich das nicht. Da frage ich mich dann allen Ernstes, wozu es Betreuungspersonen gibt und was die den ganzen Tag machen. Versteht mich nicht falsch: ich habe durchaus Respekt vor der Arbeit von (gesetzlichen) Betreuer*innen usw., aber manche verdienen die Bezeichnung Betreuer einfach nicht...
... Betreuung ist aber ja nicht kümmern. In gewissem und begrenztem Maße gehört es schon zur Aufgabe des Pflegepersonals sich zu kümmern. Kümmern in unterstützendem und emotionalem Sinn. Bei Betreuung geht es schon in Richtung Selbstgefährdung (Bereiche Gesundheit, Finanzen, Postalische Angelegenheiten...) wenn die Bewohner schlecht angezogen sind gefährden sie sich ja nicht zwangsläufig ... außer sie würden im Winter in der Unterhose rausgehen... aber diese Leute bräuchten dann aus einem anderen Grund (mangelnde Übersichtsfähigkeit) Betreuung...Du, soweit habe ich noch gar nicht gedacht. Ich besuche meine Mutti ja regelmäßig im Heim und da laufen einige schon sehr schlecht gekleidet herum mit ausgetretenen Latschen und so, immer im Schlabberlook...
Ich dachte bis jetzt nur: Haben die denn gar keinen, der sich kümmert? Aber eigentlich muss ja JEDER einen haben, der sich kümmert...
Das Pflegepersonal ist dafür nicht zuständig.
... ja, das finde ich auch total interessant! Und auch, dass Krien das so hervorgehoben hat.Berührt hat mich die Geschichte auch nicht sehr. Allerdings muss man zu sagen, dass es genau solche Geschichten hier (im Osten ) massenhaft gibt. Interessant finde ich die Betonung darauf, dass sich der Zigarettensammler nicht bedankt. …
Natürlich. Aber das Pflegepersonal kann nur an Kleidung anziehen, was da ist. Menschen, die keine sorgenden Angehörigen haben, sind da im Nachteil. Natürlich muss der Betreuer den Hinweis bekommen, dass keine Wäsche, kein Deo etc da ist. Oder er muss ein Konto anlegen... Betreuung ist aber ja nicht kümmern. In gewissem und begrenztem Maße gehört es schon zur Aufgabe des Pflegepersonals sich zu kümmern.
Es ging mir auch nicht um "Freiheit einschränken", sondern (ebenfalls wie @Literaturhexle ) um die Kleidung. Ich habe auch schon solche und solche Betreuer kennengelernt. Trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, dass manch "betreute" Person in so abgewrackten Klamotten rumläuft. Oder kommt dann wieder einer und sagt etwas von wegen "Persönlichkeitsrecht"?...ich erkenne im Text keinen Grund, warum man ihm seine Freiheit hätte einschränken sollen. Ich habe überwiegend gute Erfahrungen mit gesetzlichen Betreuern gemacht.
Wo wir gerade bei Persönlichkeitsrechten sind. Wo ist denn das Persönlichkeitsrecht des Pflegepersonals, dass in immer furchtbareren Arbeitsverhältnissen versucht Patienten zu versorgen und dabei an eigene Grenzen kommt? Auch darüber sollte in diesem Zusammenhang mal nachgedacht werden. Das sind diejenigen Personen, die erkennen müssen, wenn irgendetwas nicht stimmt. Das sind diejenigen Personen, die sich um den Zigarettensammler kümmern. Was ist wenn sie das nicht mehr können, weil in der Medizin nur noch der Wachstumsgedanke zählt? …Es ging mir auch nicht um "Freiheit einschränken", sondern (ebenfalls wie @Literaturhexle ) um die Kleidung. Ich habe auch schon solche und solche Betreuer kennengelernt. Trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, dass manch "betreute" Person in so abgewrackten Klamotten rumläuft. Oder kommt dann wieder einer und sagt etwas von wegen "Persönlichkeitsrecht"?
... wo Du das gerade mit den Klamotten sagst: in meiner Psychiatriezeit in einer gemeindenahen und sozialpsychiatrischen Einrichtung gab es einen richtig gut sortierten Kleiderschrank für die Bedürftigen. Als ich einer meiner Patientinnen mal vorschlug, sich daraus zu bedienen, weigerte sie sich vehement. Sie zog es vor, ihre Schlabbersachen zu tragen. Fand ich aber völlig okay...Es ging mir auch nicht um "Freiheit einschränken", sondern (ebenfalls wie @Literaturhexle ) um die Kleidung. Ich habe auch schon solche und solche Betreuer kennengelernt. Trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, dass manch "betreute" Person in so abgewrackten Klamotten rumläuft. Oder kommt dann wieder einer und sagt etwas von wegen "Persönlichkeitsrecht"?
Du hast völlig Recht, liebe @renee .Wo wir gerade bei Persönlichkeitsrechten sind. Wo ist denn das Persönlichkeitsrecht des Pflegepersonals, dass in immer furchtbareren Arbeitsverhältnissen versucht Patienten zu versorgen und dabei an eigene Grenzen kommt? Auch darüber sollte in diesem Zusammenhang mal nachgedacht werden. Das sind diejenigen Personen, die erkennen müssen, wenn irgendetwas nicht stimmt. Das sind diejenigen Personen, die sich um den Zigarettensammler kümmern. Was ist wenn sie das nicht mehr können, weil in der Medizin nur noch der Wachstumsgedanke zählt? …