»Dein Vater stand auf der falschen Seite.« – ein Satz, der die Familie zerreißt. Seit seiner Kindheit quält den Erzähler eine Frage: Was hat der Vater während der Besatzungszeit gemacht? Doch er traut sich nie, ihn zu fragen, zu unberechenbar, zu gewalttätig ist dieser Vater. Im Mai 1987, als in Lyon der Prozess gegen den NS-Verbrecher Klaus Barbie eröffnet wird, berichtet der Sohn als Journalist einer großen französischen Tageszeitung. Und erfährt am selben Tag, dass die Gerichtsakte seines Vaters im Archiv schlummert. Und so ist es nicht ein Prozess, der gerade begonnen hat, es sind zwei. Die sprachgewaltige, schmerzhafte Auseinandersetzung Chalandons mit der Wunde seines Lebens und Schreibens, dem Vater als Verräter.Kaufen
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Das Buch handelt zum einen von einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung und zum anderen vom Prozess um Klaus Barbie, der 1987 in Lyon stattfand.
Dem Autor wurde im Alter von zehn Jahren von seinem Großvater erzählt, sein Vater habe zeitlebens „auf der falschen Seite“ gestanden, er selbst sei ein „Verräterkind“ (= Buchtitel).
Chalandon versucht später, die Geschichte seines Vaters herauszufinden und vor allem aus den ganzen Erzählungen die Wahrheit herauszufiltern, denn der Vater war ein notorischer Lügner und hat sich vor allem immer wieder selbst seine eigene Wahrheit zurechtgelegt und erfunden.
Erst als Chalandon über drei Ecken die Gerichtsakte seines Vaters samt Vernehmungsprotokollen und Zeugenaussagen in Händen hält, erfährt er, dass sein Vater Zeit im Gefängnis verbracht hat und stellt vor allem auch fest, dass sein Vater damals, im Alter von 22 Jahren, den ihn vernehmenden Offizier ebenso belogen hat, was sogar im Protokoll vermerkt wurde. Diesen Umstand – der allerdings erst nach dem Tod des Vaters vor ein paar Jahren stattgefunden hat – benutzt der Autor, um die Geschichte seines Vaters mit dem Barbie-Prozess zu verquicken. Denn der Vater sitzt Gerichtssaal und begegnet Barbie mit Verehrung und den Zeugenaussagen mit Häme.
Der Satz mit der falschen Seite wird immer wieder im Buch erwähnt. Gegen Ende heißt es, er sei für den Zehnjährigen ein kleines schwarzes Steinchen gewesen, sei aber jetzt, in Lyon, 1987, zu einem Sack Steine mutiert, der für den Erwachsenen zu schwer zu tragen ist. Daher will Sorj seinen Vater mit den Unterlagen konfrontieren, es kommt zum Streit. Und zum Ende, das man nur als Wunschtraum interpretieren kann.
Ich habe nicht aus dem Buch zitiert, weil ich das französische Original gelesen habe.
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