3. Teil: Meine erleuchtete Närrin
Im Herbst 1919 immatrikuliert Dunstable am University College Toronto, um Geschichte zu studieren.
[zitat]Die Geschichte, so hoffte ich, würde mich lehren, welchen Gesetzen der Lauf der Welt gehorchte. 169[/zitat]
Wunderbar schildert der Erzähler, wie er überhaupt zu dem Studienplatz kam, er kann über sich selbst lachen.
Percy Boyd Staunton kreuzt seinen Weg immer wieder. Er wird uns als ein schillernder, gut gekleideter Strahlemann vorgestellt, dem alles ziemlich leicht fällt, dem die Mädchen zu Füßen liegen, der oft verschiedenen Unternehmungen nachgeht - während Dunny eher der ruhige, hart arbeitende Vertreter ist, dem nichts zufällt. Percy Boyd ändert seinen Namen in "Boy" ab, ist in seinen Geschäften erfolgreich und reicht ein paar gute Anlagetipps auch unserem Dunny weiter, der sich dadurch in Boys Schuld sieht, weil er sein bescheidenes Vermögen tatsächlich etwas erhöhen kann.
[zitat]Ich kann mir sein diesbezügliches Verhalten nur damit erklären, dass er mich gemocht haben muss. Auf eine Art allerdings,die, wie sich hoffentlich noch im Lauf meines Berichts zeigen wird, nicht leicht zu ertragen war. 175[/zitat]
Wiederholt weist der Erzähler hier auf seine mögliche Schuld hin, die sich am Ende des Berichts aber relativieren dürfte. Ich bin gespannt!
Boy eifert immer irgendwelchen Vorbildern nach (Prince of Wales, Scott Fitzgerald,..) und hat viele sexuelle Abenteuer. Dunny verachtet ihn dafür, ist aber auch von Neid erfüllt.
Das gilt auch für Leola: [zitat]Ich wollte sie nicht besitzen, ärgerte mich aber, dass er sie besaß.179[/zitat] Man spürt, wie kritisch der Erzähler in der Reflexion mit sich selbst und seinen Gefühlen zu Gericht geht.
Nach dem Abschluss wird er Lehrer am Colborne College, wo er mehr als 40 Jahre bleiben wird. Er bezeichnet sich als guten, gerechten Lehrer, hat im Laufe der Jahre ein paar Liebschaften, hat aber Komplexe wegen seiner Verletzung.
[zitat]Ich trank den belebenden Tropfen aus dem Kessel der Ceridwen.[/zitat] Nach der keltischen Mythologie ist das der Trank der Weisheit, der Hässlichkeit ausgleichen soll
Boy und Leola heiraten und gehen nach Europa auf Hochzeitsreise. Dunny ist auf demselben Schiff, allerdings in der 3. Klasse. Großmütig wird er dort von Boy besucht, der von einem interessanten Reverend berichtet (wieder so eine nette Nebenfigur!)
Dunny bereist Europa auf der Suche nach religiöser Kunst. Er vergleicht die Bibel mit den Geschichten aus 1001 Nacht, findet in seiner Religion und den Heiligen eine neue, individuelle Glücksseligkeit.
Boy "erzieht" Leola und sie geht in der Liebe zu ihm auf, passt sich seinen Wünschen an. Mittlerweile ist Dunny auch überzeugt, dass er mit Leola nie glücklich geworden wäre, sie ist ihm zu einfältig.
Dunny entwickelt sich zu einer Art Fachidiot und nervt mit seinen Heiligen.[zitat]Wenn du dich nicht beeilst und dem Leben deine Wünsche kundtust, wird das Leben dir verdammt bald zeigen, was es dir zugedacht hat.[/zitat] Diesen guten Rat will Dunny aber nicht befolgen, er vertraut auf das Schicksal, das ihn tatsächlich unter seine Fittiche nimmt.
Im Rahmen einer dienstlichen Charity-Veranstaltung wird Joel Surgeoner eingeladen, der sich um Obdachlose kümmert. Dunny erkennt in ihm den Landstreicher wieder, mit dem sich einst Mrs. Dempster eingelassen hatte! Joel erzählt seine interessante Geschichte, die ihn einst in Dunnys Dorf brachte. Für ihn war Mrs. Dempster eine Heilige, durch die Gott gewirkt hat. Sie hat ihn auf den rechten Weg gebracht, durch die Barmherzigkeit, die sie an seinem Körper geübt hat.
Durch diese Geschichte verfestigt sich Dunnys fester Glaube, dass Mrs Dempster eine Heilige sein muss (sie hatte ja bereits seinen Bruder wieder zum Leben erweckt!). Der katholische Pfarrer seines Heimatortes lacht ihn jedoch mehr oder minder aus:
[zitat]Das arme Ding ist bestenfalls eine erleuchtete Närrin. Und ich rate Ihnen dringend, halten Sie sich von ihr fern! 215[/zitat]
Dunny fährt nach Weston. Mrs Dempster rennt allerdings bei der Nennung des Namens ihres Sohnes davon. Sie ist sehr verstört. In Folge versucht Dunny, sich bei der Tante beliebt zu machen und bekommt einiges über den Ehemann Amasa erzählt, über dessen Werbung die Tante nicht glücklich war. Er war ein ziemlich stolzer Frömmler. Offensichtlich hat die Tante ein großes schlechtes Gewissen, das sie jetzt auszugleichen versucht mit ihrer Fürsorge. War es nur das Zerwürfnis mit Amasa? Oder kommt da noch mehr? Das Leben Marys mit Amasa sei freudlos und ohne Wärme gewesen, sagt sie.
Jedes Jahr reist Dunny in Sachen seiner Heiligen durch die Welt. In Frankreich (?) trifft er zufällig auf einen Zirkus, der ihn neugierig macht, weil dort allerlei "Montrositäten" ausgestellt werden. Am Ende der Vorführung trifft er auf Paul Dempster, der dort als Zauberkünstler Karten- und Münztricks vorführt und sich Faustus nennt. Paul möchte weiter als verschollen gelten, er hat keine Bindung zu seiner Mutter, wohl aber zu einem väterlichen Mentor namens Le Solitaire, der ihn bei der ärmlichen Truppe hält. Nach dem Gespräch vermisst Dunny seinen Geldbeutel - vermutlich wurde er von Faustus gestohlen
Puh! Viel zu lang. Aber es ist schwer einzuschätzen, ob die kleinen Nebengeschichten nicht doch noch Gewicht bekommen.