Der Autor als Projekt(künstler).

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Hi People,
es wurde in der Woche schon diskutiert, heiß und kalt, anlässlich der Verleihung des Deutschen Buchpreises an Kim de l'Horizon, was ohne Zweifel alleine schon ein Kunstname ist - ob und warum ein Autor heutzutage nicht nur im stillen Kämmerchen schreibt, sondern öffentlich auf den Putz haut. Verkauft sich so das Buch besser? Steckt was anderes dahinter? Schrei nach Aufmerksamkeit? Minderwertigkeitskomplexe? Ich habe die Show nicht gesehen, muss sie mir später mal reinziehen. So auf den ersten Blick sieht "Kim" ja vollkommen männlich aus. Kann man sich heute aussuchen, was man sein will? So kommt es bei mir an. Wie gesagt, Echsensex. Es ist eine Modeerscheinung, me thinks. Aber vllt denkt ihr ja anders darüber.

Charlotte Roche hat auf ihre Weise ebenfalls eine Show abgezogen als sie ihr erstes Buch "Feuchtgebiete" veröffentlichte, also, eigentlich, bevor sie es veröffentlichte - und wenn sie es nicht getan hätte und sie keinen Bohai darum gemacht hätte, wie viel Sex darin vorkomme und darf man das? - ich bin sicher, ihr Buch wäre eine Art Ladenhüter geworden. Wer am lautetesten schreit, hat recht. So läuft es heute. Es gibt Untersuchungen darüber, wie viele Menschen es braucht, um eine Mehrheitsmeinung umzustoßen - es scheint leicht zu sein, aber das nur am Rande. Wer am Schillerndsten ist, verkauft am meisten. Nun muss man Kim ja zugutehalten, dass sierer Show erst nach dem Zuspruch des Preises ablief ... immerhin.
Und ich nicht weiß, was im Roman steht, nur so ganz allgemein und es sieht nicht so aus, als ob ich es lesen würde ...
und dass auch andere Schreiberlinge das Maul weit aufreißen und Pseudonyme haben ... also, warum nicht? Man muss ja nicht hinsehen. Obwohl - kann man wegsehen? Ehrlich gesagt, mag ich die Schreiberlinge, die still in ihrem Kämmerchen bleiben, bis sie nach Stockholm gerufen werden, lieber.
Aber das ist ja Geschmacksache. Der Skandal verkauft sich gut.
Was wird man sich als nächstes einfallen lassen? Es gibt ja kaum mehr eine Steigerung.
Vielleicht jemand mit drei Köpfen? Einen männlichen, einen weiblichen und einen sieren?
Eure Donnerstagswanda

 
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Emswashed

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9. Mai 2020
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Stadt der Träumenden Bücher: Roman von Walter Moers
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Walter Moers tritt nicht öffentlich auf, es gibt auch keine Fotos von ihm. Er hat aber Fan-Clubs und eine treue Leserschaft, die ihm in letzter Zeit viel Geduld schenken muss.

Vielleicht will er ja aus


-Gründen nicht an die Öffentlichkeit?!

Manche Autoren lassen sich mit einem Bild auf Klappentexten sehen, das reicht mir dann aber meistens schon... (und noch mehr, wenn ich sie dann live sehe:rofl).

Natürlich bin ich neugierig, wie Autoren aussehen, wie sie agieren, welche Show sie abziehen.... aber das tut dem geschreibenen Buch selten gut!

Die Buchbranche kämpft, und das mit allen Mitteln. Die Autoren kämpfen und das mit allem, was sie bereit sind, aufzubringen.
 
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Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Erinnert sich noch jemanden an den Bachmannpreis-Nominierten, der sich während seiner Lesung die Stirn aufschlitzte? Ich sah mir das damals auf youtube an und war erstaunt, dass er einfach so weiterreden durfte, während die rote Soße auf sein Skript runtertropfte. Ich hätte ihn sofort der Bühne verwiesen. Es hat alles seine Grenzen. Und wer wischt das Blut weg?

Ich mag übrigens die Autorenbildchen in den Klappentexten. Es ist oft eine Wohltat, zu sehen, wie normal die Leute aussehen, deren Werke ich gern lese.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Wenn sie denn nicht zu Eitelkeiten neigen und ein retuschiertes, jüngeres, augengefälligeres Ich einstellen.
Ich hatte mal ein Buch von einem Australier, der sich auf dem Klappenfoto von hinten zeigte. Breite Schultern, schwarze Lederjacke und langer, dicker, schwarzer Zopf den Rücken runter. Das hatte was! Das Buch selbst hat aber wohl nicht viel getaugt, denn ich habe es nicht mehr (und auch keinerlei Erinnerung an den Inhalt). Gute Bücher behalte ich, sowohl im Kopf als auch im Schrank.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Ich habe nichts gegen Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die sich politisch und gesellschaftlich einmischen, wie z.B. Juli Zeh. Jedenfalls dann nicht, wenn sie etwas zu sagen haben. Sie dürfen auch die Werbetrommel rühren, das haben Goethe und Schiller auch gemacht. Aber wenn es zur inhaltlosen Performance wird, wende ich mich mit Grauen ab.
 
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