Definition „Jugendbuch“ und das Alter der Hauptperson

Frank1

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Um die eigentliche Frage gleich am Anfang zu stellen: Wie definiert ihr ein „Jugendbuch“?

Eigentlich ist die Antwort doch offensichtlich. Ein Jugendbuch ist ein Buch, das sich vorrangig an jugendliche Leser wendet. Doch da fängt das Problem schon an. Welcher Altersbereich zählt als ‚jugendliche Leser‘? Dazu kommt, dass viele erwachsene Leser und auch Buchhändler offensichtlich der Meinung sind, jedes Buch mit einer jugendlichen Hauptperson würde sich automatisch auch an Leser im betreffenden Alter wenden. Nach meiner Meinung ist das jedoch oft nicht zutreffend.

Schreibt doch mal eure Meinung dazu.
 

Sassenach123

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Ist das so, dass Buchhändler bei einer jugendlichen Hauptperson darauf schließen, das es ein Jugendbuch ist?! Mir fällt leider momentan kein Buch ein, bei dem ich zwar einen Jugendlichen habe der als Hauptperson fungiert, die Story aber vom Thema her für Erwachsene geeignet wäre. Hast Du da vielleicht ein paar Beispiele im Kopf?
Bei Buchgeschenken beispielsweise achte ich darauf, dass es als Jugendbuch deklariert wird. Und da gehe ich halt davon aus, dass der Verlag der diese Einschätzung macht, sich was dabei gedacht hat.
Habe selbst aber auch schon Jugendbücher gelesen, und mir bei einigen gedacht, ob die Altersempfehlung wohl gut durchdacht ist. Wobei man das bestimmt auch nicht pauschalisieren kann, der eine ist vom Kopf her manchmal weiter als der andere, so dass das gleiche Buch nicht für beide gleichermaßen geeignet ist.
Ich glaube man sollte sich da eher auf sein eigenes Gefühl verlassen. Meist gibt der Klappentext ja schon genug Einblick.
 

Helmut Pöll

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Dazu kommt, dass viele erwachsene Leser und auch Buchhändler offensichtlich der Meinung sind, jedes Buch mit einer jugendlichen Hauptperson würde sich automatisch auch an Leser im betreffenden Alter wenden. Nach meiner Meinung ist das jedoch oft nicht zutreffend.
Das wird in einigen Fällen sicher auch so sein, @Frank1 . Der Protagonist ein Jugendlicher, die Zielgruppe ebenso. Aber oft entwickeln Bücher, in die Freiheit entlassen, eine Eigendynamik und streben in eine Richtung, die weder beabsichtigt noch vorhersehbar war. Vielleicht treffen sie den Nerv der Zeit, vielleicht sprechen sie einfach auch allgemein gültige Dinge an, die den Autor gerade beschäftigten und die er dann seinen Figuren in den Mund legt.

Für mich ist das Paradebeispiel dafür immer noch "Der Fänger im Roggen"
50 Jahre ist dieses Buch jetzt alt, aber immer noch aktuell. Der Held, Holden Caulfield, ist 16 Jahre alt. Also würde man wohl erstmal auf ein Jugendbuch tippen. Aber es ist eben nicht nur ein Jugendbuch, obwohl es das Erwachsenwerden thematisiert, sondern es ist auch ein Buch über Sinnsuche, und die betrifft alle. Deshalb kann das Buch auch von der Generation 40+ gut gelesen werden, und wird es auch.
 
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ManfredsBücherregal

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Bei einem Jugendbuch sollte die Handlung und schreibweise der Altersgruppe entsprechen. Zielgruppe denke ich ist das alter von ca. 12-13 bis 16-17. Was ja nicht bedeuten muß das es nichts für ältere Leser ist.
Das alter der Hauptersonen kann kein Kriterium sein, sonst wäre "Es" von Stephen King z.B. auch ein Jugendbuch und das ist es meiner Meinung nach doch eher nicht.
 
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Frank1

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Das alter der Hauptersonen kann kein Kriterium sein, sonst wäre "Es" von Stephen King z.B. auch ein Jugendbuch und das ist es meiner Meinung nach doch eher nicht.

Da ist die ein viel besseres Beispiel eingefallen, als es mir wäre. (Allerdings muss ich zugeben, dass ich "Es" nur vom Hören und Sagen kenne.)

Dafür, dass auch die Verlage mit ihrer Altersempfehlung danebenliegen können, fällt mir ein gutes Beispiel - allerdings in die entgegengesetzte Richtung - ein. Der britische Verlag hat "Lockwood & Co." (1. Band) ursprünglich für Leser ab 8 empfohlen. Wer das Buch kennt, weiß, dass das definitiv viel zu früh angesetzt ist. Mittlerweile wurde diese Empfehlung aber auch korrigiert.
 
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R. Bote

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Für mich ist die Zielgruppe der Jugendliteratur 14 - 17 Jahre alt.
Ich würde es etwas weiter fassen. Ich tendiere dazu, ein Buch, das sich an Leser im Alter von 11 - 13 Jahren richtet, eher schon als Jugend- denn als Kinderbuch zu bezeichnen, einfach weil ich sehe, dass da "jugendliche" Themen schon eher interessieren als die typischen Kinderbuchthemen. Dass das Jugendschutzgesetz definiert "Kind ist, wer noch nicht vierzehn, Jugendlicher, wer vierzehn, aber noch nicht achtzehn Jahre alt ist" (aus dem Gedächtnis zitiert) ignoriere ich in diesem speziellen Kontext gepflegt.
 

Uwe Eckardt

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Für mich kann ein Buch als Jugendbuch eingestuft werden, wenn es Jugendliche ab 12 lesen und verstehen können und wenn inhaltlich nichts gegen Leser dieses Alters spricht (also exzessive Gewaltszenen oder Erotik, die zu sehr ins Detail geht).
Die Einstufung als Jugendbuch schließt für mich damit nicht aus, dass es auch von Lesern jenseits der 30 gelesen werden kann (siehe Harry Potter).
 
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