Dave Eggers: Der Circle

Renie

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Geht mir auch so. Das Buch lässt sich flott lesen. Hoffentlich bleibt das so. Ich habe immer noch im Hinterkopf, dass es in den Buchkritiken auch ganz viel Schelte bekommen hat. Ich bin gespannt.:rolleyes:
 

Helmut Pöll

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Bin auch schon sehr gespannt, aber leider heute nicht dazu gekommen, weil ich mich doch viel länger als geplant um die Steuer kümmern musste. Hätte aich lieber gelesen :-( . Aber was Du sagt, @Renie , hört sich doch eigentlich recht gut an.
 

Maycroft

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Geht mir auch so. Das Buch lässt sich flott lesen. Hoffentlich bleibt das so. Ich habe immer noch im Hinterkopf, dass es in den Buchkritiken auch ganz viel Schelte bekommen hat. Ich bin gespannt.:rolleyes:

ich kann bisher nicht verstehen warum es so kritisiert wurde, es gefällt mir immer noch :)
 

Helmut Pöll

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Habe jetzt auch angefangen mit dem Circle und kann Eure Aussagen nur bestätigen @Maycroft @Renie . Aber es gibt jetzt schon ein Aber, wenn man das so sagen kann. Das ist sicher als ganz solide erzählt, die Figuren werden schön beschrieben, aber bis jetzt ist auch keine dabei, die irgendwie besondere Ecken und kannten hätte..Vielleicht ändert sich das aber noch.
 
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Maycroft

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Habe jetzt auch angefangen mit dem Circle und kann Eure Aussagen nur bestätigen @Maycroft @Renie . Aber es gibt jetzt schon ein Aber, wenn man das so sagen kann. Das ist sicher als ganz solide erzählt, die Figuren werden schön beschrieben, aber bis jetzt ist auch keine dabei, die irgendwie besondere Ecken und kannten hätte..Vielleicht ändert sich das aber noch.
Da hast du durchaus recht, aber warten wir mal ab wie es zu Ende geht :)
 

Renie

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Habe jetzt auch angefangen mit dem Circle und kann Eure Aussagen nur bestätigen @Maycroft @Renie . Aber es gibt jetzt schon ein Aber, wenn man das so sagen kann. Das ist sicher als ganz solide erzählt, die Figuren werden schön beschrieben, aber bis jetzt ist auch keine dabei, die irgendwie besondere Ecken und kannten hätte..Vielleicht ändert sich das aber noch.

Das stimmt. Die meisten Charaktere ähneln sich auch. Aber ich finde, dass Eggers diese Spezies "hipper IT-Beschäftigter, Mitte 20 bis Mitte 30" genau getroffen hat: Freundlich, unverbindlich, naiv, ehrgeizig, immer auf der Jagd nach Informationen, immer dazu gehören wollen.... Diese Spezies läuft mir tagtäglich im Berufsleben über den Weg. Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass ich schon das eine oder andere Deja-Vu hatte.
 
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Das stimmt. Die meisten Charaktere ähneln sich auch. Aber ich finde, dass Eggers diese Spezies "hipper IT-Beschäftigter, Mitte 20 bis Mitte 30" genau getroffen hat: Freundlich, unverbindlich, naiv, ehrgeizig, immer auf der Jagd nach Informationen, immer dazu gehören wollen.... Diese Spezies läuft mir tagtäglich im Berufsleben über den Weg. Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass ich schon das eine oder andere Deja-Vu hatte.
Unter dem Aspekt trifft er es natürlich ganz gut, @Renie . Ich kenne die Branche ja auch ;)
 
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Helmut Pöll

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Auch beim Weiterlesen ändert sich mein erster Eindruck nicht. Die Figuren sind austauschbar, wahnsinnig busy, reden viel, äussern aber bislang keinen einzigen eigenen Gedanken, über den es sich lohnen würde länger nachzudenken.

Gleichzeitig ist Dave Eggers die Beschreibung dieser neuartigen Firmenkultur sehr gut gelungen. Alles ist schick, vom Feinsten, teuer, die Firma ist um Gesundheit und Weiterbildung besorgt. Aber dennoch bleibt bei dieser Beschreibung ein ungutes Gefühl.

"Hier arbeiten keine Roboter", sagt einer einmal. Es soll ein Scherz sein, aber eigentlich geht es mit diesen Fragen, "Warum hast Du nur 98 Prozent geschafft? Brauchst Du Unterstützung" genau in diese Richtung. Denn hinter dieser unheimlichen Perfektion liegt eben auch die Gefahr, dass der einzige Sinn und Zweck dieser Fürsorge der ist, dass die Mitarbeiter funktionieren. Diese Fürsorge wäre dann vergleichbar mit dem Warten einer teuren Maschine, der man Öl gibt, nicht weil man sie tatsächlich mag, sondern weil die Gabe von Öl für das Funktionieren unerlässlich ist, die Maschine sonst stehenbleibt und keine Produkte zum Verkauf mehr produzieren kann.
 
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Auch beim Weiterlesen ändert sich mein erster Eindruck nicht. Die Figuren sind austauschbar, wahnsinnig busy, reden viel, äussern aber bislang keinen einzigen eigenen Gedanken, über den es sich lohnen würde länger nachzudenken.

Gleichzeitig ist Dave Eggers die Beschreibung dieser neuartigen Firmenkultur sehr gut gelungen. Alles ist schick, vom Feinsten, teuer, die Firma ist um Gesundheit und Weiterbildung besorgt. Aber dennoch bleibt bei dieser Beschreibung ein ungutes Gefühl.

"Hier arbeiten keine Roboter", sagt einer einmal. Es soll ein Scherz sein, aber eigentlich geht es mit diesen Fragen, "Warum hast Du nur 98 Prozent geschafft? Brauchst Du Unterstützung" genau in diese Richtung. Denn hinter dieser unheimlichen Perfektion liegt eben auch die Gefahr, dass der einzige Sinn und Zweck dieser Fürsorge der ist, dass die Mitarbeiter funktionieren. Diese Fürsorge wäre dann vergleichbar mit dem Warten einer teuren Maschine, der man Öl gibt, nicht weil man sie tatsächlich mag, sondern weil die Gabe von Öl für das Funktionieren unerlässlich ist, die Maschine sonst stehenbleibt und keine Produkte zum Verkauf mehr produzieren kann.

Und es ist erschreckend, mit was für einer Naivität die Mitarbeiter diese Fürsorge bewerten. Dass es sich in erster Linie um ein Wirtschaftsunternehmen handelt, dass zum obersten Ziel die Gewinnmaximierung hat, wird von den Mitarbeitern völlig ignoriert.

[zitat]Das Unternehmen hatte soviele Projekte laufen, bot soviel Menschlichkeit und Wohlbefinden, leistete soviel Pionierarbeit an allen Fronten, dass sie schon allein durch ihre Nähe zu den Circlern ein besserer Mensch wurde, da war sie sicher.[/zitat]

Ich zucke zusammen, wenn ich so etwas lese. Wie kann man nur so realitätsfremd sein.



Ich finde auch heftig, dass viele Dinge, die den Mitarbeitern auferlegt werden, von diesen überhaupt nicht in Frage gestellt und als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Das ist mir schon an Maes' erstem Tag aufgefallen: Geburtsurkunde und Fingerabdruck? Computergenerierte Passwörter, die ihr angeboten werden, damit sie sich kein eigenes ausdenken muss? Und dann unterschreibt sie irgendwelche Dokumente, ohne zu wissen, worum es sich handelt? Naivität, dein Name ist Mae:confused:
 

Helmut Pöll

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Ja, da hast du recht. Diese unglaubliche Naivität macht mich völlig fassungslos, @Renie . Ich kann solche Leute, egal wie clever sie sonst sein mögen, nicht wirklich ernst nehmen.

Diese Naivität, gepaart mit Cleverness, hat mich an Huxleys brave new world erinnert und zwar als dieser Vorstand, Name ist mir entfallen, diese Superkamera seeChange präsentiert. Als Meilenstein der Transparenz und Baustein der Demokratie wird sie verkauft, da man damit ja jederzeit auch den Tahirplatz in Kairo überwachen könnte. Ja, das kann man durchaus, aber eben auch jedes Wohnzimmer und diese andere Möglichkeit wird dabei komplett ausgeblendet.
 
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Helmut Pöll

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Was war zuerst da: die himmelschreiende Naivität derer, die in einem schicken Ambiente Karriere machen wollen, das maximale Gewinnstreben mit menschlichem Antlitz oder ein Zeitgeist, der alle für machbar hält. Vermutlich bedingen sich alle Faktoren gegenseitig.
Die Dosis macht das Gift. Der Satz fiel mir heute beim Weiterlesen ein. Transparenz ist gut und wichtig, in der Politik und auch in Firmen. Aber ins Extrem getrieben kollidiert sie mit der Privatsphäre und hebelt sie schließlich aus. Klar kann man mit Kameras Verbrecher überführen, aber man kann eben auch die Oma in der eigenen Wohnung überwachen und deren Privatleben ad absurdum führen.
Die Szene, in der Mae's Verehrer eine neue Dating-Software ausprobiert, hat etwas Alptraumhaftes. Klar hilft es zu wissen, was die Dame, die man ausführen will, gerne isst. Aber dass diese Dinge für alle und jeden einsehbar sind, ist eindeutig eine Grenzüberschreitung.
Erschreckend, dass die Pulverisierung der Privatsphäre von allen nur mit einem Gelächter quittiert wird.
 
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Und das Verrückte ist, @Helmut Pöll : Viele der Circle-Innovationen, haben einen gewissen Reiz. Ich denke da z. B. an TruYou. Eine User-Identität für alle Systeme, das hat schon etwas. Wenn ich an den Wust an Logins und Passwörtern denke, mit denen man sich tagtäglich rumschlagen muss..... da wären Ansätze von TruYou schon sehr willkommen. Aber nur Ansätze... und damit unterscheidet sich der Circle-Hipster von dem Rest der Welt. Der Circle-Hipster übernimmt die "Innovationen", die ihm vorgesetzt werden und konsumiert diese, ohne sie in Frage zu stellen. Der Rest der Welt versucht sich kritisch damit auseinander zu setzen und wägt Vor- und Nachteile ab.

Ich bin übrigens im Buch auf eine Figur gestoßen, die sich deutlich von dem Einheitsbrei der Circle-Community unterscheidet: Mercer.;)
 

Helmut Pöll

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Stimmt, @Renie , Mercer ist ein ganz anderes Kaliber. Ich fand es sehr lustig als er sagt, na mein Geschäft läuft doch. und das ganz ohne Tracking eines jeden Handgriffs.

Was ich im weiteren Verlauf der Geschichte etwas unheimlich fand wie sehr Circle versucht auch jenseits der regulären Arbeitszeit die Mitarbeiter zu vereinnahmen. Klar ist es schön, dass es Sportzentren gibt und diverse Freizeitvergnügungen angeboten werden. Aber es wird nicht nur erwartet, dass man daran teilnimmt, sondern Mae wird sogar zum Gespräch mit der Personalabteilung gebeten und muss darlegen, weshalb sie am Wochenende(!) an keiner Aktivität des Campus teilgenommen hat. Das hat irgendwie etwas sektenmässiges.
 
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Der Vergleich mit der Sekte ist sehr treffend, @Helmut Pöll . Ich habe auch immer mehr den Eindruck, dass die Circler sich gar nicht mehr selbst gehören, sondern mit Beginn des Beschäftigtenverhältnisses in den Eigentum des Unternehmens übergegangen sind. Keine Privatsphäre, die totale Kontrolle und sobald ein Circler aus der Kontrolle ausbricht - wenn auch unbewusst, wie im Fall von Mae - wird Druck auf den Mitarbeiter ausgeübt, um ihn schnell wieder einzufangen.

Dieser 14-tägige Gesundheitscheck sowie dieses stylishe Armband zur Überwachung der Vitalfunktionen - gruselig! Ganz zu schweigen von dem Sensor.
Welcher Arbeitgeber hat Einblick in die Krankenakte seiner Mitarbeiter? Angeblich dient das Circle-Gesundheitssystem der Vorbeugung von Krankheiten. In diesem Zusammenhang habe ich mich gefragt, ob es überhaupt kranke Mitarbeiter bei Circle gibt? Was passiert, wenn jemand ernsthaft krank wird und dadurch dem Unternehmen nicht mehr "dienen" kann? Da kann man ja nur Fürchterliches annehmen.
 
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Da hast Du völlig recht @Renie . Diese ganze Fürsorge hat einen bitteren Beigeschmack.
Mir fällt auch immer wieder auf, dass unter Hervorhebung irgendwelcher positiven Faktoren (tolle Kamera um Gewaltübergriffe zu verhindern, kostenlose Gesundheitsfürsorge) gewissermaßen im Windschatten auch Werte wie Selbstbestimmung, Hoheit über die eigenen Daten auf der Strecke bleiben. Und das mit einer Selbstverständlichkeit, die ich gruselig finde.
 
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Dieses Gespräch zwischen Mae und Denise+Josiah, weil ihr "Partizipations-Ranking" einen kritischen Wert annimmt .... ganz großes Kino, welche Wendung dieses Gespräch annimmt ;):
Ein Mitarbeiter, der es wagt, seine Freizeit außerhalb des Campus zu verbringen; dem man daher zum Vorwurf macht, dass er seinen Kollegen wichtige Informationen vorenthält, bloß weil er nicht jede Banalität für alle öffentlich postet; und ihm dann noch mangelndes Selbstwertgefühl einredet, weil er sich nicht permanent anderen mitteilen möchte. Was für ein Gesprächsverlauf! Das ist hohe Interpretationskunst, die Denise und Josiah beherrschen! :D
 
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Ein Mitarbeiter, der es wagt, seine Freizeit außerhalb des Campus zu verbringen; dem man daher zum Vorwurf macht, dass er seinen Kollegen wichtige Informationen vorenthält, bloß weil er nicht jede Banalität für alle öffentlich postet; und ihm dann noch mangelndes Selbstwertgefühl einredet, weil er sich nicht permanent anderen mitteilen möchte. Was für ein Gesprächsverlauf! Das ist hohe Interpretationskunst, die Denise und Josiah beherrschen! :D
Das ist Manipulation in Reinkultur. Ich habe keine allzu hohe Meinung von Denise und Josiah. Ich halte sie nun nicht für die genialen und dämonischen Verführer, sondern eher für naive Nachplapperer, die selbst so eingelullt sind, dass sie zu eigenen Gedanken und eigenen Schlussfolgerungen gar nicht mehr in der Lage sind. Als Personalverantwortliche völlige Fehlbesetzungen. Irgendwie sind sie geschlossene Systeme, in die keine andere Information mehr dringt, als die, die ihre eigene Sichtweise bestätigt. Interessant wäre ein Gespräch zwischen Denise und Mercer ;)
 
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Ich bin sowieso gespannt, welche Rolle Mercer noch spielen wird. Diese Diskussion zwischen Mae und Mercer als Mae's Vater ins Krankenhaus musste, kann noch nicht alles gewesen sein. Ich hoffe, dass Mercer zu denjenigen gehören wird, die dem Circle, ordentlich vor's Schienbein treten wird ;)
 
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