Bevor es das Internet gab, half Väterchen Zufall manchmal nach bei Autoren die sonst verhungert wären ;-)
Grangé war bestimmt nicht in Gefahr zu verhungern. Erstens hat er sich, schon bevor er mit Thrillerschreiben anfing, einen guten Namen gemacht mit nicht-tagesaktuellen Artikeln zum Beispiel im National Geographic. Seine Fähigkeit, Landschaften stimmungsvoll zu schildern, kommt seinen Thrillern sehr zugute. Ich bin vor ein paar Jahren an einem der Schauplätze von "Choral des Todes" gewesen, auf der Causse Méjean, er beschreibt das sehr treffend. Und zweitens macht er ja auch Drehbücher (zur Zeit leider miese, aber er verdient gutes Geld damit).
Er ist wohlgemerkt kein Autor, den ich empfehle; man kann sehr viel gegen ihn einwenden und zu Recht, aber ich lese jeden Müll, den er schreibt. Bis jetzt jedenfalls ...
Keine Sorge, obwohl ich ein massiver Tolkien-Fan bin, habe ich kein Problem damit, wenn andere Leute ihn nicht mögen. Ihm hat das auch nicht viel ausgemacht, wie er selbst schrieb: "The Lord of the Rings is one of those things: if you like it you do: if you don’t, then you boo!"
Aber niemand, wirklich niemand muss als Fantasyliebhaber Tolkien unbedingt gelesen haben. Ich finde diese Idee von "gateway literature", von Büchern, die irgendwie Pflichtlektüre sind, damit man bei einem Genre mitreden kann, furchtbar. Lies einfach, was dir gefällt - es gibt in jedem Genre genug Bücher für mehr als nur ein Leben, die einem Spaß machen können, da muss man keine kostbare Zeit damit verschwenden, sich etwas reinzuzwingen, auf das man eigentlich keine Lust hat - und besser wird der Eindruck von so einem Buch auch nicht.
Danke, sehr richtig! Ich liebe den "Herrn der Ringe" sehr, kann aber sehr gut verstehen, wenn andere damit nichts anfangen können, es ist eben sehr speziell. Ich kann, wie schon erwähnt, mit John Irving nichts anfangen und übrigens auch mit Milan Kundera nicht, das sind Autoren, die von vielen heiß geliebt werden.
"Die Nebel von Avalon" habe ich übrigens mit sehr viel Freude gelesen. Ich kann mich erinnern, dass das Buch damals in den späten Siebzigern, als die Fantasy-Welle rollte, als "feministische Interpretation der Artussage" gefeiert wurde. Vor diesem Hintergrund finde ich es immer noch sehr achtenswert, obwohl ich es kaum noch einmal lesen werde. Ich habe zum Beispiel damals zeitgleich Hohlbeins "Hagen von Tronje" gelesen - eine geballte Ladung männlicher Stupidität (sorry!). Heute würde ich natürlich kein Buch von Hohlbein mehr anrühren.