Börsenverein zieht den Stecker bei buchhandel.de

Helmut Pöll

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Ende Januar 2017 gehen beim Online-Buchshop www.buchhandel.de die Lichter aus. Der Börsenverein stellt seine defizitäre Plattform, die beinahe 20 Jahre vergeblich versuchte im Markt Fuß zu fassen, endgültig ein.

Aktuell haben noch ca. 800 Buchhandlungen ihren Online-Auftritt bei buchhandel.de eingebunden. Sie werden als lokale Bezugsadresse genannt, wenn Leser auf der Plattform nach neuen Büchern suchen.

Beobachtern galt die Funktionalität des Online-Shop schon lange nicht mehr als zeitgemäß, was sich auch in den Umsatzzahlen widerspiegelte. Um das hohe Defizit zu verringern (660.000 Euro Minus im Jahr 2015) hatte Börsenverein-Vorsteher Heinrich Riethmüller bei den Leipziger Buchtagen im Juni eine letzte Chance formuliert. Demnach sollte die Provision von buchhandel.de von drei auf zehn Prozent steigen. Gleichzeitig sollten die
angeschlossenen Buchhandlungen eine Grundgebühr von 20 Euro pro Monat entrichten.

Diesem Vorschlag verweigerte sich eine Mehrzahl der Buchhandlungen, was das Aus für die Plattform besiegelte.

Shop-Portal wird abgeschaltet: Buchhandel.ade… - buchreport
 
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Helmut Pöll

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Ich bin da ein wenig hin und her gerissen, @Frank1 . Auf der einen Seite bin ich mir nicht sicher, ob es nach so vielen Jahren vergeblicher Mühe
tatsächlich Sinn gemacht hätte noch einmal zu versuchen die Plattform ans Fliegen zu bekommen.

Auf der anderen Seite wundere ich mich über die Erwartungshaltung der Buchhandlungen, die möglichst ohne eigenes Zutun und Risiko etwas auf dem Silbertablett serviert haben wollen.
 

Sakuko

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Auf der anderen Seite wundere ich mich über die Erwartungshaltung der Buchhandlungen, die möglichst ohne eigenes Zutun und Risiko etwas auf dem Silbertablett serviert haben wollen.

Meinst du, weil so viele Buchhandlungen nicht mitgemacht haben? Das ist doch einfach eine Kosten/Nutzen Rechnung. Wenn sie bisher nur wenig über die Plattform verdienen, warum sollten sie dann nun noch mehr Provision und auch noch monatliche Gebühren abgeben wollen. So sinkt der geringe Verdienst noch weiter.
Mann muss erstmal was bieten können, bevor man mehr Geld verlangt, und sowie ich das sehe hat buchhandel.de in den letzten Jahren nichts von Relevanz geboten.

Viele Buchhandlungen haben schon eine eigene Webseite, oft auch einen kleinen Onlineshop. Für die macht es mehr Sinn, darin zu investieren als in eine große Plattform die aktuell keinen Gewinn generiert und vielleicht irgendwann in der Zukunft mal besser wird.
 

Fridolin

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Ich finde es gut, dass der Markt sich hier selbst reguliert hat. Die großen Verlage haben eh ihren eigenen Online-Shop und gegenüber Amazon bietet Buchhandel.de kaum einen Mehrwert.
Da tun sich die Buchhändler selbst einen gefallen, wenn sie ihre eigene Site erstellen. In unserer Umgebung gibt es z.B. eine sehr kleine Buchhandlung, die ihren eigenen Blog betreibt. Da gehe ich doch viel lieber hin als auf solch eine Seite.
 

supportadmin

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Ich finde es gut, dass der Markt sich hier selbst reguliert hat. Die großen Verlage haben eh ihren eigenen Online-Shop und gegenüber Amazon bietet Buchhandel.de kaum einen Mehrwert.
Ja, wobei ich es dennoch schade finde, dass mit so viel Geld über so viele Jahre so wenig erreicht wurde. Es wäre ja schön, wenn es mal eine Alternative zu Amazon gäbe.
[zitat]Mit einem Budget von knapp 1 Mio Euro könne man eben keine Konkurrenz zu Amazon aufbauen:[/zitat]
sagte MVB-Chef Schild, als könnte man mit einer Million nichts auf die Beine stellen. Und die Million war vermutlich Jahresbudget. Nur mal so am Rande angemerkt: mit 100.000 - teils geborgten - Dollar hat Jeff Bezos in einer Garage Amazon gegründet.
 

Sakuko

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Natürlich wäre eine Alternative zu Amazon ganz nett, von Konkurrenz können wir da sicher nicht reden. Aber um eine Alternative zu sein muss man zumindest in seinem eigenen Land als Grundvoraussetzung eine entsprechende Bekanntheit aufweisen können.
Du schreibst ja selbst die haben es seit 20 Jahren vergeblich versucht, Fuß zu fassen. Die sind schon an der Grundlage gescheitert.

Und so wie Amazon heute ist, da bekommt man mit 1 Mille keine Konkurrenz hin. Dazu sind die zu groß, zu weit verbreitet, zu weit gefächert. Mit was die angefangen haben ist dabei egal, die machen heute einen Umsatz von 100 Milliarden!
 
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Fridolin

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Nur mal so am Rande angemerkt: mit 100.000 - teils geborgten - Dollar hat Jeff Bezos in einer Garage Amazon gegründet.
Der Vergleich hinkt aber ein bisschen, weil Amazon in einer ganz anderen Online-Welt gegründet wurde. Den Erfolg von Microsoft und Apple kann man heutzutage auch nicht einfach kopieren. Man muss schon mit neuen Ideen kommen, um gegen die Riesen anzukommen. Und ist die Frage, ob es nicht besser wäre, sich eine Nische zu suchen?
 

Frank1

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Das Problem ist eben: Was könnte man als Online-Buchhändler besser machen als Amazon?
  • Preislich unterbieten geht wegen der Buchpreisbindung nicht. Aber auch ohne diese dürfte es einem Newcomer kaum möglich sein, billiger als das Riesenunternehmen zu sein.
  • Amazon kann praktisch jedes lieferbare Buch besorgen. Da kann man auch kaum etwas besser machen.
  • Amazon liefert versandkostenfrei. Das ist also auch nicht unterbietbar.
  • Im Normalfall liefert Amazon auch sehr schnell. Kann ein Newcomer da noch schneller sein?
Wo sollte eine anderer Versand also ansetzen, besser zu sein?
 
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Fridolin

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Wo sollte eine anderer Versand also ansetzen, besser zu sein?
Vielleicht all das, was Amazon nicht kann. Für eine Mio Euro könnte ich mir mal so meine Gedanken machen, Ideen zu entwickeln, wie man sich von Amazon absetzen könnte, um etwas Neues zu zeigen.

Man muss eben Leser auf die Plattform locken mit Leserunden, Gewinnspielen oder sonst was. Vielleicht hätte es auch geholfen, die Blogger zu ködern (so wie auf dem Bloggerportal von Randomhouse). Und vermutlich gibt es noch viele, viele andere Möglichkeiten, ein Portal erfolgreich aufzubauen.
 

Helmut Pöll

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Aber auch ohne diese dürfte es einem Newcomer kaum möglich sein, billiger als das Riesenunternehmen zu sein.
Ich glaube wir sind mittlerweile in einer Situation, wo Amazon ohne Buchpreisbindung alle anderen platt machen würde, alleine durch eine Niedrigpreispolitik. Ein Riesenkonzern könnte es sich leisten Bücher bewusst einige Jahre mit Verlust zu verkaufen, bis die Konkurrenz verschwunden ist.

Es ist also bestimmt nicht einfach einen Onlineshop aufzusetzen, der mit Amazon Schritt halten könnte, vielleicht am Allerwenigsten beim kosten- und logistikintensiven Versand gedruckter Bücher. Das wird sicher keine Idee sein, die einem schnell zwischen Tür und Angel kommt.

Bei der Logistik bedient sich Amazon hauptsächlich der Post bzw. dem Dienst von DHL. Auf diese Dienstleistung hätte auch ein neuer Anbieter zu ähnlichen Konditionen Zugriff.

Einfacher wäre es vermutlich bei den E-Books einen Fuss in die Tür zu bekommen. Ich weiss von einigen kleinen Verlagen, dass sie über die E-Book-Konditionen alles andere als begeistert sind. Da könnte ein neuer Anbieter mit besseren Konditionen sicher ansetzen.