Besuchen Sie mich, bin im Himmel - Hans-Dieter Schütt

Sakuko

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27. Juni 2016
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NRW

Zuerst hörte sich dieses Buch eigentlich echt interessant an. 11 fiktive Interviews mit verstorbenen Persönlichkeiten (leider nur Männer), primär Schriftsteller und Denker, die Antworten nicht ausgedacht sondern echte Zitate aus Briefen und Schriftstücken.

Und das ist auch genau was man bekommt. Nur leider wirken viele der Interviews eher disjunkt und unzusammenhängend. Eine Ansammlung an Zitaten mit ein paar passenden Fragen davor, aber ohne viel Zusammenhang. Mal bekommt man 2-3 Fragen zu einem Thema, dann springt der Interviewer zu ein paar völlig anderen Themen nur um darauf wieder eine längst beantwortete Frage anzusprechen.
Nur bei wenigen Interviews ergibt sich wirklich ein Dialog zwischen dem Interviewer und seinem Interviewten, Fontane und Wager fand ich z.B. gut gelungen.

Die Themen der Interviews behandeln die Ansichten der Personen, ihre Einstellungen zur Welt und der Menschheit. Die Zitate sind oft sehr philosophisch, aber es gibt auch Informationen zum Alltag oder zur Geschichte und dem Charakter der Persönlichkeiten. Leider ergibt sich so aber nur ein recht Allgemeines und bereits bekanntes Bild der beleuchteten Persönlichkeiten.
Anhand des Bildes und des Titels hätte mich mir ehrlich gesagt etwas Skurrileres vorgestellt. Unbekannte Seiten zeigen, wenig bekannte Anekdoten, Abstruses oder Lustiges, hätte ich mir gewünscht. Da gibt es ein paar seltene Beispiele, aber leider zu wenige für mich.

Außerdem fand ich den Interviewer besonders in der ersten Hälfte von der Sprache her unpassend gewählt. Während er sich schon etwas an die Ausdrucksweise der Interviewten anpasst wirkt seine Sprache doch oft zu modern und passt nicht immer recht zu den Antworten. Ich bin nicht ganz sicher, ob es in der zweiten Hälfte besser geworden ist, oder ob ich mich einfach nur an den Stil gewöhnt habe.

Jedenfalls fand ich die Interviews informativ und teilweise auch interessant, aber auch eher anstrengende Kost. Das ist kein Buch, das man einfach so locker herunter liest.
Wenn ich mehrere Interviews am Stück gelesen habe, so haben die Interviewten auch angefangen, ineinander zu verschwimmen und ich dachte teilweise, ich bin noch in dem Interview der vorherigen Person.