Am Hang von Markus Werner

Literaturhexle

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2. April 2017
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Dieses Buch besteht überwiegend aus dem Gespräch zweier Zufallsbekannter, die ihrem Wesen nach sehr unterschiedlich sind. Der eine, Loos, ist ein Lehrer Mitte Fünfzig, der andere, Clarin, ein Anwalt in den Dreißigern.
Ersterer scheint verwitwet und in festen Werten verwurzelt, der andere sieht das Leben und die Liebe eher unverbindlich.

Herrlich sind diese Gespräche zu lesen, auch wenn Blocktext und fehlende Redezeichen eine Eingewöhnung erfordern. Sprachlich hohes Niveau. Die beiden disputieren geradezu über ihre Ansichten.

Gerade habe ich schallend gelacht, ich zitiere von S. 91:
[zitat]Wissen Sie, wie oft ein Mann im Durchschnitt und pro Tag an Sex denkt? - Ich habe nie nachgezählt. - Sie vielleicht nicht, aber ein Forscherteam, und dieses kam auf zweihundertundsechs, da staunen Sie, was? - Ja, sagte er. Das wäre ein verstörender Befund, wenn es ein seriöser wäre. Wenn mir ein Forscherteam befehlen würde, einen Tag lang bei jedem Gedanken an Sex ein Kreuzchen in mein Notizbuch zu machen, so könnte ich an nichts anderes mehr denken, und mein Notizbuch wäre schön am Mittag voll.- ...[/zitat]

Manche Dispute behandeln aber auch sehr ernsthafte Themen, insbesondere die Ausführungen zur Einstellung dem Leben gegenüber, der Verführung zum Medienkonsum oder der (ehelichen) Treue geben interessante Aspekte unserer gesellschaftlichen Wertvorstellungen wieder.
Ein Buch mit Sogwirkung.

@Helmut Pöll : Wie ergeht es dir mit der Lektüre?
 

Literaturhexle

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Ich bin total gespannt, wo uns dieses Buch hinführt. Loos behält ja immer wieder Teile seines Lebens zurück, flüchtet sich ins Allgemeingültige.
Ich vermute, dass es um die verstorbene Ehefrau noch ein Geheimnis gibt...