Ab 'Die Straßen von London'

Querleserin

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Skurril geht es weiter. Nachdem Mungo und Johnson gen Süden gemeinsam mit den Mauren geritten sind, gelingt ihnen endlich die Flucht. Auch diese Szene wirkt trotz der Bedrohung wie ein Slapstick. Die Vorstellung, dass der Riese ihnen kilometerweit hinterher rennt... das Märchenhafte nimmt aber definitiv Gestalt an, als Eba-Abo oder Aba-Ebo auftaucht - ein Zauberer mit einem toten Hahn um den Hals.
Und endlich hat der Entdecker seinen Fluss gefunden und verursacht als weißer Dämon einen Massenhysterie.
Witzig fand ich den Dialog zwischen dem verkleideten Ned und den Sänftenträgern - das hat mich wirklich an die Haarspaltereien in "Das Leben des Brian" erinnert ;)
Die Lust am Geschichten erzählen bleibt, jede Figur erhält ihre eigene Geschichte, wo sie herkommt und wie sie zu dem geworden ist, was sie ist. Bin weiterhin gespannt!
 

Renie

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Und Mungo entdeckt tatsächlich den Niger. Eigentlich ein erhebender Augenblick, wenn Boyles Sprachstil ihn nicht zunichte machen würde. Stattdessen bleibt der Eindruck eines klatschnassen Mungos, voller Algenstränge und Entengrütze. Nichts ist mit der Erhabenheit.:)

Sehr lustig finde ich auch das Auftauchen eines Charakters namens Boyle(s). Das hat schon etwas Hitchcock-haftes. Hitchcock hat sich in seinen Filmen auch immer kleine Rolle gegönnt. Ob Boyle dies mit Boyles auch beabsichtigt hat?

Und Helmut scheint mit seiner Vermutung Recht gehabt zu haben: Ned Rise wird der Prozess gemacht. Ich könnte mir vorstellen, dass die Reise in die Strafkolonien geht.

Ich vermute auch, dass Allie ihrem Verlobten folgen wird. Sie scheint ihre Leidenschaft fürs Forschen entdeckt zu haben. Bin gespannt.
 

Querleserin

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Ob Allie ihrem Verlobten folgen darf? Immerhin sind wir Ende des 18.Jahrhunderts...ich glaube nicht, dass die Handlung in diese Richtung weitergeht.
Die Irrfahrt des Entdeckers nach Sega erinnern mich an Kehlmanns "Die Vermessung der Welt" und Humboldts Irren durch Südamerika.
Orte, an denen man nicht sein möchte...
 

Literaturhexle

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Wie ihr wisst, HÖRE ich das Buch. Es ist hervorragend dafür geeignet- gerade weil es nicht so viel Tiefe und Stellen hat, über die man nachdenken möchte.
Ich habe selten so einen toller Vorleser wie Stefan Kaminski erlebt: Er scheint die Geschichte zu leben. An rasanten Stellen zieht das Tempo an. Die pikierte Oberschicht hat ihren Zungenschlag, ebenso wie der Alte Wirrkopf im Gefängnis. Sämtliche Laute (auch die der einheimischen Schwarzen) werden perfekt nachgeahmt. Großes schauspielerisches Talent muss dahinter stecken. Toll!

Ja. Und die Story an sich? Ihr habt alles schon gesagt. Interessant sind die unterschiedlichen Schauplätze. Das alte London wurde ähnlich bildlich dargestellt wie das Paris des Parfum-Herstellers Grennouille... Dorthin fühlte ich mich zurück versetzt. Das kann Boyle: Erzählen!

Mir persönlich ist das Thema teils zu verspielt. Aber das ist gewollt und auch große Kunst.
Als Buch würde mir die Lektüre schwerer fallen, aber als Hörbuch so nebenbei: passt;)
 
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Helmut Pöll

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Das Treffen in Mansongs Palast hat etwas Apokalyptisches. Es ist nicht nur Klamauk und absurd, sondern auch bestialisch. Zu Ehren ihrer Ankunft lässt der Despot 37 Sklaven die Bäuche aufschlitzen. Bei manchen Szenen fällt mir Dantes Inferno und der Vorhof zur Hölle ein.

Und dann die Beschreibung wie Mungo das verwesende Perlhuhn um seinen Hals trägt, das ffand ich einfach ziemlich widerlich. Aber Boyle schildert alles mit Begeisterung.
Das kann Boyle: Erzählen!
Absolut, da stimme ich Dir völlig zu, @Literaturhexle . Bis jetzt gefällt mir Wassermusik gut, ich könnte aber nicht sagen, dass es irgendwann auf dem Stapel meiner Lieblingsbücher zu liegen kommt.
 
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Literaturhexle

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Bis jetzt gefällt mir Wassermusik gut, ich könnte aber nicht sagen, dass es irgendwann auf dem Stapel meiner Lieblingsbücher zu liegen kommt.
So kann man es auch sagen. Vom Lieblingsbuch ist es meilenweit entfernt, einfach nicht so wirklich mein Stil und Thema...
Da hat "America" einfach viel mehr Tiefe gehabt, weil es einfach realistischer ist.
Bei diesem Werk hat man leider auch nicht so viel Diskussionsstoff. Das ist ein wenig schade....
Aber die nächsten Leserunden stehen ja schon in den Startlöchern;)
 

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So kann man es auch sagen. Vom Lieblingsbuch ist es meilenweit entfernt, einfach nicht so wirklich mein Stil und Thema...
Ich bin jetzt knapp über der Hälfte und ich kann nur sagen, dass Boyle hervorragend erzählt, diese Fülle an Geschichten, um jede Figur herum der Einfallsreichtum, die Schilderung des Geruchs, der Skurrilitäten und die teilweise sehr witzigen Szenen sind "schön" zu lesen...aber darüber hinaus gibt mir der Roman wenig. Die historischen Gegebenheiten sind interessant, aber sonst berührt mich der Roman nicht.
 

Literaturhexle

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Ich bin jetzt knapp über der Hälfte und ich kann nur sagen, dass Boyle hervorragend erzählt, diese Fülle an Geschichten, um jede Figur herum der Einfallsreichtum, die Schilderung des Geruchs, der Skurrilitäten und die teilweise sehr witzigen Szenen sind "schön" zu lesen...aber darüber hinaus gibt mir der Roman wenig. Die historischen Gegebenheiten sind interessant, aber sonst berührt mich der Roman nicht.
Das hast du sehr schön gesagt und ich stimme dir in allem zu! Boyle ist wirklich ein toller Erzähler, aber in diesem, ich glaube es war sogar sein erster, Roman wählt er bewusst immer wieder die Situationskomik, nimmt auch ernsten Begebenheiten in der nächsten Szene bewusst wieder den Schrecken....
Dadurch kommt keine Tiefe auf, "der Roman berührt einen nicht".
 
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Literaturhexle

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Trotzdem reizt es mich, Boyle als Autor noch weiter kennenzulernen. In seinen neueren Büchern nimmt er ja durchaus aktuelle Themen auf. Sei es Migration, Umweltproblematik, Jugendwahn, Waffenlobby....in den USA.
Ich habe hier ja schon mitgeteilt, dass ich von "America" sehr angetan war. Und dieses Buch hatte Tiefe.
Boyle scheint sehr vielseitig zu sein, dem gilt es nachzuspüren!
 
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