9. Leseabschnitt: Kapitel 65 bis 74 (S. 795 bis 916)

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.624
21.901
49
Brandenburg
Echt ist sie sicher nicht. Nur warum spricht der eine oder andere Meijer mit dem Melnitz?
Sorry, Renie, aber das konnte ich nit ernst nehmen. Am ehesten hätt es zu Mimi gepasst, die ja zu Seancen geht. Ansonsten hab ich das als Spleen des Autors abgehakt. Der Melnitz stört ja auch nicht weiter. Wenn Lewinsky ihn braucht - bitte.
 

Xirxe

Bekanntes Mitglied
19. Februar 2017
1.629
3.496
49
Dieses pessimistische"einmal Opfer, immer Opfer"-Denken behagt einem optimistischen Menschen wie mir einfach nicht.
Es ist also nichts, was Melnitz ihnen andichtet.
Ich bin auch nicht sicher, ob Melnitz seine Opfer-Aussagen wirklich immer ernst meint. Vieles sagt er ironisch und/oder provokant, um die Menschen zum Gegenteil aufzufordern.

Dieser Abschnitt war wie zu erwarten mehr von Schrecklichem und Traurigem geprägt, aber die Hochzeit Arthurs lässt doch wieder ein kleines bisschen Optimismus aufkommen. Jetzt hat er nicht nur eine Frau, sondern gleich noch zwei Kinder - Chantele hätte sich bestimmt sehr gefreut.

Der leidige Onkel Melnitz bekommt sogar noch ein eigenes Kapitel - aber es sollte eigentlich nicht überraschen. Er steht ja für das Erinnern an all das Leid und die Toten (wie ich meine) und nach diesen Jahren hat er genug zu tun. Ich kann mir gut vorstellen, dass jede Familie ihren eigenen Onkel Melnitz hat.

Was für eine Geschichte! Dieses Buch wird einen Platz in meiner eher kleinen Bestandsbibliothek erhalten
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.881
14.838
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Es gibt in diesem Abschnitt in meinen Augen zwei Helden ganz am Rande der Geschichte: den Schuldirektor Gerster und den Gefängnisdirektor. Wir brauchen mehr solche Menschen, die im Kleinen wirken, indem sie Fanatikern wie Hillel und Böhni mit ganz einfachen Mitteln und klug den Wind aus den Segeln nehmen und sie von selbst zu neuen Einsichten kommen lassen. Viel effektiver und nachhaltiger als jede Strafpredigt!

Dass Ruben und seine Familie am Rande bleiben und ihr Schicksal nicht im Detail ausgeführt wird, gefällt mir. Wir haben genug über den Holocaust gelesen, um das Furchtbare klar vor Augen zu haben. Lewinsky bleibt bei seiner Schweizer Perspektive und das ist gut so. Die Auswirkungen auf Zalman und Hinda sagen alles.

Für Arthur und Rosa gibt es ein versöhnliches Ende. Kaum jemandem hätte ich es mehr gegönnt.

Warum es Onkel Melnitz braucht, kommt auf Seite 908 gut zur Geltung: "Sie hatten ihn nicht gefragt, weil sie seine Antworten fürchteten." Melnitz spricht aus, was keiner aus der Familie Meijer gesagt hätte. Insofern ist er für den Roman wichtig. Würden die Familienmitglieder diese Gedanken aussprechen, es wären andere Figuren und eine andere Geschichte.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Es ist ein Stilmittel, das er hier verwendet.
Für mich ist der Melnitz der allwissende Erzähler und damit die Stimme des Autors, ohne dass dieser sich als Erzähler in den Mittelpunkt stellt. Ich finde es ist ein großartiges Stilmittel.

Natürlich wissen wir, was alles passiert ist, die Meijers damals nicht. SO geht gegen das Vergessen Schreiben, ohne es plakativ aufzuhängen. Das macht der Lewinsky schon gut.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.450
49.893
49
Dass Ruben und seine Familie am Rande bleiben und ihr Schicksal nicht im Detail ausgeführt wird, gefällt mir. Wir haben genug über den Holocaust gelesen, um das Furchtbare klar vor Augen zu haben. Lewinsky bleibt bei seiner Schweizer Perspektive und das ist gut so. Die Auswirkungen auf Zalman und Hinda sagen alles.
Genau das habe ich beim Lesen auch gedacht. Gerade wir deutschen Leserinnen haben schon furchtbar viele Holocaust-Geschichten gelesen. Lewinsky spart ja nicht mit Andeutungen: Briefe werden zensiert, Herr Grün wurde gefoltert im Lager, sein Freund kam dort um, Ruben lebte bewusst in latenter Gefahr...
Allein diese Andeutungen setzen doch den Schrecken beim Lesen in Gang. Für mich neu war die Tatsache, dass man während der olympischen Spiele 1936 Freizügigkeit einführte, indem man Bars/Vergnügungstempel wieder öffnete und deren Personal ggf. befreite (auf Zeit) - irgendwie makaber.
Ich finde es ist ein großartiges Stilmittel.
Ja, ich auch.
Etwas lang empfand ich nur die Einlassungen, als Hinda, Arthur und Francois das Chanele im Altenheim besuchten. Da schwadronierte er stark über jüdische Interna, ich konnte nicht recht folgen. Das Buch hätte gewiss auch ohne melnitz funktioniert, insgesamt empfinde ich ihn aber als Bereicherung.
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.311
18.969
49
48
Waren die Nazis wirklich so perfide und haben die Juden für die olympischen Spiele "freigelassen" und hinterher wieder einkassiert? Okay, nach dem Buch über AE wundert mich wirklich gar nichts mehr, trotzdem war ich gelinde gesagt schockiert, als Herr Grün seine Geschichte erzählt hat...
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Xirxe und Emswashed

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.881
14.838
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.527
24.560
49
66
Waren die Nazis wirklich so perfide und haben die Juden für die olympischen Spiele "freigelassen" und hinterher wieder einkassiert? Okay, nach dem Buch über AE wundert mich wirklich gar nichts mehr, trotzdem war ich gelinde gesagt schockiert, als Herr Grün seine Geschichte erzählt hat...
Da musste man nach außen hin ein positives Bild abgeben. Dem gleichen Zweck diente Theresienstadt, als Vorzeige -KZ . Da führte man z. B. das Internationale Rote Kreuz durch, um zu demonstrieren, wie gut Nazi- Deutschland mit seinen Juden umgeht. Es gab sogar einen Film darüber: „ Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“.
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.311
18.969
49
48
Da musste man nach außen hin ein positives Bild abgeben. Dem gleichen Zweck diente Theresienstadt, als Vorzeige -KZ . Da führte man z. B. das Internationale Rote Kreuz durch, um zu demonstrieren, wie gut Nazi- Deutschland mit seinen Juden umgeht. Es gab sogar einen Film darüber: „ Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“.
Danke. Habe mir das Buch von Hilmes soeben bestellt. Und nach dem Film gucke ich auch mal.
 
  • Like
Reaktionen: Barbara62

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.527
24.560
49
66
Danke. Habe mir das Buch von Hilmes soeben bestellt. Und nach dem Film gucke ich auch mal.
Hier ein Artikel zu dem Film:

Und Charles Lewinsky lässt in seinem Roman „ Gerron“ den jüdischen Regisseur zu Wort kommen. Auch ein sehr lesenswertes Buch.