8. Teil bis Ende: Städte + Wasser + Übeltäter + Bögen + Geschichten + Überlebende + Brücken + Feuer

Mikka Liest

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Da nimmt Clay seine Mutter auf die Arme und trägt sie in die Garage. Und die Wäscheleine mit den bunten Klammern vor der Sonne, in dem Garten des Hauses, in dem sie so glücklich war, ist das Letzte, was sie sieht. Da ist sie aber noch nicht tot. Sie stirbt erst in der Garage.

Ah, danke für die Erklärung! Ich habe ja echt gedacht, Clay hat sie in der Wäschespinne irgenwie erhängt, nachdem sein Vater es nicht über sich brachte, sie in der Garage an den Abgasen sterben zu lassen.

Wer ist also der Mörder?

In seinen eigenen Augen Clay, in meinen Augen niemand, denn es war ein Akt der Gnade.

Und der eigentliche Grund, warum Michael die Familie verlässt, ist, dass er so schrecklich versagt hat, dass er seinem Sohn zumuten musste, wozu er selbst nicht fähig war.

Ja, auf einmal macht alles Sinn... Das sollte die Überschrift meiner Rezension sein: "Auf einmal macht alles Sinn."
 
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Mikka Liest

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Na, Michelangelo, der ja eine ungeheure Bedeutung für Clay und Michael hatte. Michelangelo stammte selbst aus Florenz. Als Sohn einer Bürgerfamilie war das Künstlerdasein für ihn keine Selbstverständlichkeit. Doch er ist seinem Traum gefolgt. Clay geht einen ähnlichen Weg. Er hat seinen Traum vom Brückenbauen und den lebt er jetzt.
Vermutlich war eine seiner Postkarten, der Hinweis, dass er sich in Florenz aufhält.
Da dieses Bild zumindest Michael sehr viel bedeutet hat (ich meine mich zumindest daran zu erinnern) und Clay vielleicht auch (?), war es nur eine Frage der Zeit, dass dieser dort auftaucht. Vielleicht ist dieses Bild für Clay auch ein Bezug zu seinem Vater und seiner Vergangenheit geworden, sodass er sich jedesmal erinnert, wenn er dieses Bild besucht.

Nennt mich Mrs. Reclam :D

Ja, Mrs. Reclam. :)

Meine Vermutung ist auch, dass Clay quasi auf Michelangelos Spuren wandelt.
 
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Mikka Liest

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Aber das ist nun mal die Geschichte, die Zusak schreibt. Er erzählt von einem Vater, der schwere Schuld auf sich lädt, und von einem Sohn, der glaubt, an allem schuld zu sein. Von unvollkommenen Menschen eben.

Und damit schließt sich der Kreis. Kein Wunder, dass Zusak so lange gebraucht hat für das Buch, alles ergänzt sich nach und nach, und im Rückblick macht alles Sinn.
 

Literaturhexle

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Ah, danke für die Erklärung! Ich habe ja echt gedacht, Clay hat sie in der Wäschespinne irgenwie erhängt, nachdem sein Vater es nicht über sich brachte, sie in der Garage an den Abgasen sterben zu lassen
Ach @Mikka Liest : jetzt sind wir schon drei Dumme, die diese wenigen (aber so wichtigen) Zeilen überlesen haben. Wie kann das sein? Man liest dieses Buch doch wirklich konzentriert und aufmerksam?
"Niemand ist zu jeder Zeit klug", pflegte mein Vater zu sagen ;)

@Renie: Merkst Du, wie sehr dir der Titel der Mrs Reclam zuwächst:D ?
 

MRO1975

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Das Wunder ist also nicht, wie in der Bibel, dass Jesus über Wasser geht, sondern ein Maulesel.
Mir fällt es ein bisschen schwer, mich mit der Symbolik (Maulesel mit dem Name Achilles) anzufreunden.
Diese Symbolik finde ich auch etwas dick aufgetragen. Erst geht Achilles als erster über die Brücke (wie in der Geschichte über die Port du Gard) und dann über das Wasser wie Jesus. Ich verstehe das dahin, dass damit Clays Seele gerettet wurde. Warum, wissen wir jetzt ja.
 
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MRO1975

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Als Clay nach Hause kommt, findet er Michael und Penny hinter dem Haus auf dem Rasen vor. In der Garage steht der Wagen mit laufendem Motor. Und Michael kann nicht tun, worum Penny ihn bittet. Da nimmt Clay seine Mutter auf die Arme und trägt sie in die Garage. Und die Wäscheleine mit den bunten Klammern vor der Sonne, in dem Garten des Hauses, in dem sie so glücklich war, ist das Letzte, was sie sieht. Da ist sie aber noch nicht tot.
Sie stirbt erst in der Garage.
So habe ich es auch verstanden. Die erwähnte „Note“ (interessanterweise nicht der Ton), mit dem das Motorengeräusch beschrieben wird, sowie der „Rauch“ haben es verraten. Ich war aber auch vorgewarnt, in diesem Abschnitt besonders gut aufzupassen.
 

wal.li

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Dass Penny beim Sterben geholfen wurde, habe ich mir schon gedacht. Allerdings habe ich vermutet, dass Michael es getan hat und das er die Familie deshalb verlassen hat.
So war ich dann doch überrascht, dass es Clay war (so habe ich den Text verstanden). Der Vater konnte es nicht übers Herz bringen. Ich glaube, manchmal kann es der größte Liebesdienst sein, etwas für jemanden zu tun, was dieser sich wünscht, was man selbst aber überhaupt nicht möchte.
 

KrimiElse

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Da bin ich. :)
Lest noch mal genau: Penelope kann nicht leben und sie kann nicht sterben. Sie leidet unglaublich. Sie bittet Michael um Hilfe. Als Clay nach Hause kommt, findet er Michael und Penny hinter dem Haus auf dem Rasen vor. In der Garage steht der Wagen mit laufendem Motor. Und Michael kann nicht tun, worum Penny ihn bittet. Da nimmt Clay seine Mutter auf die Arme und trägt sie in die Garage. Und die Wäscheleine mit den bunten Klammern vor der Sonne, in dem Garten des Hauses, in dem sie so glücklich war, ist das Letzte, was sie sieht. Da ist sie aber noch nicht tot.
Sie stirbt erst in der Garage.
Wer ist also der Mörder?
Das ist wohl auch die Erklärung für die Qual, die Clay sich während des ganzen Buchs antut, warum er leiden will, warum er Schmerzen empfinden will.
Irgendwann (ich glaube an zwei Stellen) sagt Matthew so etwas wie: "Wenn ich es nur gewusst hätte." Die Brüder ahnen ja nicht, was Clay getan hat.
Und der eigentliche Grund, warum Michael die Familie verlässt, ist, dass er so schrecklich versagt hat, dass er seinem Sohn zumuten musste, wozu er selbst nicht fähig war.
Genau so habe ich es auch verstanden.
Clay leistet Sterbehilfe und bestraft sich dafür.
Die Wäscheklammer ist das letzte, das Penny mit ihren Augen sieht.
Und Clay sieht sie in diesem Moment jung und blond, nicht zerfasert...
 

KrimiElse

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Na, Michelangelo, der ja eine ungeheure Bedeutung für Clay und Michael hatte. Michelangelo stammte selbst aus Florenz. Als Sohn einer Bürgerfamilie war das Künstlerdasein für ihn keine Selbstverständlichkeit. Doch er ist seinem Traum gefolgt. Clay geht einen ähnlichen Weg. Er hat seinen Traum vom Brückenbauen und den lebt er jetzt.
Vermutlich war eine seiner Postkarten, der Hinweis, dass er sich in Florenz aufhält.
Da dieses Bild zumindest Michael sehr viel bedeutet hat (ich meine mich zumindest daran zu erinnern) und Clay vielleicht auch (?), war es nur eine Frage der Zeit, dass dieser dort auftaucht. Vielleicht ist dieses Bild für Clay auch ein Bezug zu seinem Vater und seiner Vergangenheit geworden, sodass er sich jedesmal erinnert, wenn er dieses Bild besucht.

Nennt mich Mrs. Reclam :D
Postkarten...mag sein, aber ich glaube eher, dass Clay und sein Vater einen gemeinsamen Bezug zu David haben und für den Vater einfach glasklar ist, wohin er muss: einmal diese Größe erreichen (die des David), aber die beiden führen das Leben der Sklaven. Dieses Zitat kommt sogar zweimal im Roman vor. Es verbindet beide, die ganze Zeit während des Brückenbaus.
Michael hält sich übrigens auch bei den Sklaven, und nicht bei der Davidstatue auf, als Clay ihn findet. Und im ersten Moment in Florenz schaut ein Teil eines Sklaven über Clays Schulter, als er Michael weckt und ihn anspricht.
 

KrimiElse

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Aber das ist nun mal die Geschichte, die Zusak schreibt. Er erzählt von einem Vater, der schwere Schuld auf sich lädt, und von einem Sohn, der glaubt, an allem schuld zu sein. Von unvollkommenen Menschen eben.
ganz perfekt ausgedrückt, genauso sehe ich es auch.
Unvollkommenheit, poetisch beschrieben...und für mich ein sehr glückliches und versöhnliches Ende, das ich ehrlich gesagt so nicht erwartet hätte.
 

KrimiElse

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Eine gute Frage. Vielleicht dürfen wir das auch nicht überinterpretieren? Aber es hat mich gewundert, ich hätte erwartet, dass es Clay ist, der die Brücke testet.

Oh nein, das hätte für mich nicht gepasst, denn er ist nicht der symbolische Hase, der dem Teufel zum Fraß vorgeworfen wird. Das es allerdings Achilles ist, finde ich witzig...
 

KrimiElse

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Absolut.
Als ich meinen Beitrag schrieb, hatte ich die allerwichtigste Stelle zum Tod von Penny überlesen.
Das erklärt auch die Tragik, die der Erwähnung der Klammer immer irgendwie anhaftet: Clay will ständig an seine Schuld erinnert werden. Schlimm für einen jungen Menschen!
oder an den klaren Blick, den seine Mutter in seinen Augen kurz vor ihrem Tod hatte...weniger als seine Schuld.
Denn: bei Carey findet sich nach ihrem Tod eine Wäscheklammer im Holzkästchen mit Feuerzeug und Brief. Sie hatte sie gestohlen. Es könnte durchaus ein positives Symbol sein.
Naja, okay, die Klammer bei Carey kann auch dafür stehen, dass sie bereit wäre, einen Teil von Clays Schuld zu tragen, aber das glaube ich nach diesem positiven Ende eher nicht. Denn trotz der ganzen Tragik der Geschichte blitzt aus allem immer wieder Hoffnung, keiner der Brüder zerbricht endgültig, auch Clay nicht, denn er geht zu seinem Vater und tut was er tun muss, verlässt die Brüder und kehrt ganz am Ende heim. Michael steht nicht mehr allein in der Sildnis, Clay hat ihm eine Brücke gebaut (eine echte und eine symbolische zurück zum Leben und zu seinen Söhnen, zu seiner Malerei und nicht zuletzt zu Michelangelo)
 
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Literaturhexle

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Sie hatte sie gestohlen. Es könnte durchaus ein positives Symbol sein.
Was du alles siehst @KrimiElse ! Deine Ausführungen setzen noch ein paar interessante Puzzlesteinchen hinzu. Die Klammer im Kästchen habe ich nur so gedeutet, dass Carey ihn von deiner Last befreien will. Aber das wäre wohl zu einfach .Ich MUSS das Buch noch einmal lesen. Schade, dass das Hörbuch so mies ist...
 
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KrimiElse

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Was du alles siehst @KrimiElse ! Deine Ausführungen setzen noch ein paar interessante Puzzlesteinchen hinzu. Die Klammer im Kästchen habe ich nur so gedeutet, dass Carey ihn von deiner Last befreien will. Aber das wäre wohl zu einfach .Ich MUSS das Buch noch einmal lesen. Schade, dass das Hörbuch so mies ist...
Oh, danke! Ich kann nur immer wieder sagen: Dank Dir, die vorher meinte, ich muss aufmerksam sein...
 
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parden

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Was bin ich froh, dass ich mich zu Beginn des Romans durch den sperrigen Anfang gequält habe - wie sehr wird man dafür belohnt! Hier ist schon so viel zu dem Text geschrieben worden, dass ich kaum etwas hinzufügen kann. Ich finde es nur immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich Texte gelesen werden. Für mich war sonnenklar, was Clay mit/für seine Mutter getan hat, weil sein Vater es einfach nicht konnte. Eine schwere Last für jeden in dieser Situation, aber für einen 13Jährigen wohl ganz besonders. Eine Stärke, die einen hohen Preis hat. Ein Buch voller Schmerz und Liebe, Melancholie und Zusammenhalt. Wirklich ein ganz besonderer Roman...
 
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