Ich bin zwar noch mitten in diesem 8.Leseabschnitt, muss aber dringend schon vor dem Ende etwas los werden und meinem Ärger Luft machen ;-)
Über Rosamond, die verwöhnte, selbstbezogene, unvernünftige und arrogante Göre, muss ich mich am laufenden Band empören.
„Das arme Ding sah lediglich, dass die Welt nicht nach ihrem Geschmack eingerichtet war und das L. Teil dieser Welt war.“
Es ging ihr niemals um Liebe, sondern immer nur um Wohlstand, Bequemlichkeit und Ansehen.
Und L. wird mir auch nicht gerade sympathischer, seit er seine „machohafte“ Seite immer mehr zeigt.
Frauen haben in seinen Augen in Wirklichkeit nichts zu sagen. Sie sollen Zierde und Amüsement sein. Eine ideale Ehefrau sollte sich ihrem Mann zärtlich hingeben und ihn gelehrig anbeten. Oha!!!
Das mit der zärtlichen Hingabe kann ich ja noch nachvollziehen, aber die Anbetung?! Und auch die Tatsache, dass er von einem Ideal spricht. Unfassbar.
Aber daneben kann ich ihn weit besser verstehen und nachfühlen, wie es ihm bzgl. der fin. Misere und R.‘s unvernünftigem Widerstand und den Heimlichkeiten geht.
Eine Beziehung auf Augenhöhe ist etwas ganz anderes als das, was L. und R. leben.
Und Augenhöhe war auch in dieser Zeit nichts komplett fremdes in Beziehungen.
Ein herausragendes Beispiel ist natürlich das Ehepaar Garth.
Dass L. in der Geldfrage eine dominante Position einnimmt kann ich allerdings schon verstehen. Er ist schließlich der, der das Geld verdient, während R. nichts anderes tut, als ihre Schönheit und Hobbies zu pflegen, sowie Ansprüche zu stellen.
Er ist der, der den Überblick hat und von R. zu Unrecht als einzig Schuldiger dargestellt wird und R. ist einfach nur unvernünftig und selbstbezogen.
Sie benimmt sich wie ein verwöhntes Kind, also wird sie von ihm auch so behandelt.
Und nicht nur das! Welch hinterlistige Aktionen, den Verkauf des Hauses zu vereiteln und den Bettelbrief an Sir Godwin zu schreiben. So eine unempathische, uneinsichtige, zur Reflexion und Selbstkritik unfähige und egoistische Frau!
Ich bin gerade völlig entrüstet bei Kapitel 66 angekommen.
Was ich übrigens auch noch so eindrücklich finde, ist der letzte Satz im Kapitel 65. „… Doch unvermeidlich dachte er in dieser vergebenden Stimmung an sie wie ein Lebewesen einer anderen, schwächeren Gattung. Trotzdem hatte sie ihn bezwungen.“
Ich finde, in diesem Satz steckt etwas sehr Wichtiges.
In dieser damaligen Zeit waren es nicht nur die Frauen, die Mitgefühl verdienen, weil sie abhängig waren und weniger Freiheit und Rechte hatten als die Männer.
Ich denke, dass sie daneben auch sehr viel Macht hatten. Und R. ist ein Beispiel für eine Frau, die es wusste, diese Macht auszuspielen.
Ich finde, die Männer waren nicht unbedingt zu beneiden. Sie hatten zwar vordergründig viel mehr Freiheit und Rechte, aber andererseits auch viel mehr Verantwortung und sie landeten auch viel schneller in der Position des Schuldigen und Bösen.