8. Leseabschnitt: Siebtes Buch - Zwei Versuchungen (S. 845 - 967)

nineLE

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Aber das zeigt auch, dass der Roman die Realität ansatzweise widerspiegelt. Nur im Märchen werden die Guten belohnt und die Bösen bestraft ;).
Rosamond ist doch genau die Person, die aufgrund ihres Opportunismus und ihres Pragmatismus sich durchs Leben schlängelt. Das verleiht ihr wieder Authentizität. Eine Strafe hätte ich als unrealistisch empfunden.
Vielleicht aber nur, weil wir es heutzutage besser wissen, dass immer die gierigen, unredlichen, PIEP... gewinnen. Im 19. Jh aber, wo doch die Autorin gerade als Frau diese Misstände der Reduktion auf äußere Werte der weiblichen Person anprangert, hätte sie es doch in der Hand gehabt durch anderen Ausgang ihres Endes für Rosamond, eine Art Ermahnung an die Redlickkeit auszusprechen in Form eines "Denkzettels". Denn- und ich habe es gerade heute wieder erlebt und mich erfolgreich dagegen gewehrt im realen Leben- die Unredlichen dürfen nicht durch kommen mit ihrem falschen Verhalten, die Dreisten nicht mit ihrer Dreistigkeit, denn dann wäre die Welt für immer verloren und auch die Aussicht darauf, dass WERTE in irgendeiner Form weitergeben und erhalten werden (können)...
 
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nineLE

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Wen kümmert die Wahrheit? Dorothea!
Absolut großartig, wie ich finde:

[zitat] Sie glauben doch wohl nicht... sich einer Gemeinheit schuldig gemacht hat? Ich glaube es jedenfalls nicht. Wir wollen die Wahrheit herausfinden... [/zitat]
Stark und deshalb umso bedauerlicher in meinen Augen, dass ihr Anteil im Buch gefühlt doch geringer ausfiel, als ich dachte. Aufgrund der Einleitung und des Auftakts versprach ihr Charakter und ihre "würdevolle" Unterwerfung doch großes Potential auf DIE tragende Hauptrolle des Buches...
 
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Vielleicht aber nur, weil wir es heutzutage besser wissen, dass immer die gierigen, unredlichen, PIEP... gewinnen. Im 19. Jh aber, wo doch die Autorin gerade als Frau diese Misstände der Reduktion auf äußere Werte der weiblichen Person anprangert, hätte sie es doch in der Hand gehabt durch anderen Ausgang ihres Endes für Rosamond, eine Art Ermahnung an die Redlickkeit auszusprechen in Form eines "Denkzettels". Denn- und ich habe es gerade heute wieder erlebt und mich erfolgreich dagegen gewehrt im realen Leben- die Unredlichen dürfen nicht durch kommen mit ihrem falschen Verhalten, die Dreisten nicht mit ihrer Dreistigkeit, denn dann wäre die Welt für immer verloren und auch die Aussicht darauf, dass WERTE in irgendeiner Form weitergeben und erhalten werden (können)...
Ich glaube ihre Intention lag in der Darstellung der Realität, obwohl, wie @Literaturhexle schon geschrieben kühlt, der letzte Leseabschnitt einige eher unrealistische Szenen bereithält. Wie gesagt, schlüssiger finde ich den Schluss, dass Rosamond ihren Weg geht.
 

ElisabethBulitta

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Aber das zeigt auch, dass der Roman die Realität ansatzweise widerspiegelt. Nur im Märchen werden die Guten belohnt und die Bösen bestraft ;).
Rosamond ist doch genau die Person, die aufgrund ihres Opportunismus und ihres Pragmatismus sich durchs Leben schlängelt. Das verleiht ihr wieder Authentizität. Eine Strafe hätte ich als unrealistisch empfunden.

Meine volle Zustimmung erhältst du dafür! Ich denke auch, dass Rosamond deshalb durchaus auch positive Gefühle bei einigen weckt, nämlich bei denen, die es schaffen, sich überall hindurchzumanövrieren. Und nur zu mir persönlich kann ich sagen: Wenn es mich wurmt, dann vor allem deshalb, weil's bei mir nicht so klappt.
 

ElisabethBulitta

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Vielleicht aber nur, weil wir es heutzutage besser wissen, dass immer die gierigen, unredlichen, PIEP... gewinnen.

Das glaube ich gar nicht, dass immer die Idioten gewinnen. Wir nehmen es nur so wahr. Gerechtigkeit (was immer das sein mag) gibt es nicht auf der Welt, und es wird sie nie geben. Es wird immer jemanden geben, der intelligenter, hübscher, glücklicher ... als ich ist. Und wir neigen sehr dazu, uns an den Falschen zu messen. Warum rege ich mich über Rosa auf? Weil sie - warum auch immer - mir etwas voraus hat, mehr Glück hat als ich vielleicht. Weil ich nicht so durch Leben gehe. Und: Hilft es mir, mich aufzuregen?
 

Wandablue

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Absolut großartig, wie ich finde:

[zitat] Sie glauben doch wohl nicht... sich einer Gemeinheit schuldig gemacht hat? Ich glaube es jedenfalls nicht. Wir wollen die Wahrheit herausfinden... [/zitat]
Stark und deshalb umso bedauerlicher in meinen Augen, dass ihr Anteil im Buch gefühlt doch geringer ausfiel, als ich dachte. Aufgrund der Einleitung und des Auftakts versprach ihr Charakter und ihre "würdevolle" Unterwerfung doch großes Potential auf DIE tragende Hauptrolle des Buches...

Dorothea ist voll langweilig.
 

nineLE

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Ich glaube ihre Intention lag in der Darstellung der Realität, obwohl, wie @Literaturhexle schon geschrieben kühlt, der letzte Leseabschnitt einige eher unrealistische Szenen bereithält. Wie gesagt, schlüssiger finde ich den Schluss, dass Rosamond ihren Weg geht.
Und ich finde es eben sehr schade, ihr schriftstellerisches Anliegen nicht zu nutzen und dies entsprechend umzusetzen.
 

Querleserin

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Ja. Das kann sein. Aber langweilig ist sie trotzdem.
Ihr Verhalten ist tadellos, aber letztlich ziemlich vorhersehbar, deshalb mag sie langweilig erscheinen. Dass sie Will in London nur unterstützt hat, statt selbst aktiver zu werden, ist schade. So weit wollte Eliot dann nicht gehen...
 

nineLE

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arum auch immer - mir etwas voraus hat, mehr Glück hat als ich vielleicht. Weil ich nicht so durch Leben gehe.
Ok, also ich "rege" mich keinesfalls über ihr "mehr Glück/schöner/reicher" auf, ich schrieb es ja bereits, ich finde es einzig bedauerlich, dass Eliot ihre schriftstellerische Macht nicht nutzt, das von ihr selbst angeprangerte Verhalten entsprechend eingreifend zu korrigieren, that´s all...
Und wir neigen sehr dazu, uns an den Falschen zu messen.
Es ging mir keinesfalls ums messen mit etwas, Gott bewahre!
... Ein offenbar konfliktreicher Roman... bald geschafft, puh...
 
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Ich bin zwar noch mitten in diesem 8.Leseabschnitt, muss aber dringend schon vor dem Ende etwas los werden und meinem Ärger Luft machen ;-)

Über Rosamond, die verwöhnte, selbstbezogene, unvernünftige und arrogante Göre, muss ich mich am laufenden Band empören.
„Das arme Ding sah lediglich, dass die Welt nicht nach ihrem Geschmack eingerichtet war und das L. Teil dieser Welt war.“
Es ging ihr niemals um Liebe, sondern immer nur um Wohlstand, Bequemlichkeit und Ansehen.
Und L. wird mir auch nicht gerade sympathischer, seit er seine „machohafte“ Seite immer mehr zeigt.
Frauen haben in seinen Augen in Wirklichkeit nichts zu sagen. Sie sollen Zierde und Amüsement sein. Eine ideale Ehefrau sollte sich ihrem Mann zärtlich hingeben und ihn gelehrig anbeten. Oha!!!
Das mit der zärtlichen Hingabe kann ich ja noch nachvollziehen, aber die Anbetung?! Und auch die Tatsache, dass er von einem Ideal spricht. Unfassbar.
Aber daneben kann ich ihn weit besser verstehen und nachfühlen, wie es ihm bzgl. der fin. Misere und R.‘s unvernünftigem Widerstand und den Heimlichkeiten geht.

Eine Beziehung auf Augenhöhe ist etwas ganz anderes als das, was L. und R. leben.
Und Augenhöhe war auch in dieser Zeit nichts komplett fremdes in Beziehungen.
Ein herausragendes Beispiel ist natürlich das Ehepaar Garth.

Dass L. in der Geldfrage eine dominante Position einnimmt kann ich allerdings schon verstehen. Er ist schließlich der, der das Geld verdient, während R. nichts anderes tut, als ihre Schönheit und Hobbies zu pflegen, sowie Ansprüche zu stellen.
Er ist der, der den Überblick hat und von R. zu Unrecht als einzig Schuldiger dargestellt wird und R. ist einfach nur unvernünftig und selbstbezogen.
Sie benimmt sich wie ein verwöhntes Kind, also wird sie von ihm auch so behandelt.
Und nicht nur das! Welch hinterlistige Aktionen, den Verkauf des Hauses zu vereiteln und den Bettelbrief an Sir Godwin zu schreiben. So eine unempathische, uneinsichtige, zur Reflexion und Selbstkritik unfähige und egoistische Frau!
Ich bin gerade völlig entrüstet bei Kapitel 66 angekommen.

Was ich übrigens auch noch so eindrücklich finde, ist der letzte Satz im Kapitel 65. „… Doch unvermeidlich dachte er in dieser vergebenden Stimmung an sie wie ein Lebewesen einer anderen, schwächeren Gattung. Trotzdem hatte sie ihn bezwungen.“
Ich finde, in diesem Satz steckt etwas sehr Wichtiges.
In dieser damaligen Zeit waren es nicht nur die Frauen, die Mitgefühl verdienen, weil sie abhängig waren und weniger Freiheit und Rechte hatten als die Männer.
Ich denke, dass sie daneben auch sehr viel Macht hatten. Und R. ist ein Beispiel für eine Frau, die es wusste, diese Macht auszuspielen.
Ich finde, die Männer waren nicht unbedingt zu beneiden. Sie hatten zwar vordergründig viel mehr Freiheit und Rechte, aber andererseits auch viel mehr Verantwortung und sie landeten auch viel schneller in der Position des Schuldigen und Bösen.
 

Literaturhexle

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Ja. Ja. Ja.
Ich kann dir nur zustimmen! Rosamond ist in dem Bewusstsein erzogen worden, dass sie einen reichen Mann heiraten wird, der für sie denkt und sorgt. Das passt so in ihr Weltbild. Die vermeintlich adelige Abstammung Lydgates hatte sie gereizt. Von Liebe wusste sie nur , was in Romanen steht. Geld war immer da.
Zudem liebte auch die feine Gesellschaft Frauen wie Rosamond.

Dadurch dass sie hemmungslos verwöhnt wurde und niemals Grenzen aufgezeigt bekam, konnten sich ihre Falschheit und Intrigantentum wunderbar entwickeln...

Sie passte von Anfang an nicht zu Lydgate. Mir tut er schon mehr leid als sie. Schließlich tut sie auch absolut nichts dafür, um als gleichwertige Partnerin anerkannt zu werden. Sie verhält sich wie ein trotziges, verlogenes Kind.
 

Wandablue

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Sie passte von Anfang an nicht zu Lydgate. Mir tut er schon mehr leid als sie. Schließlich tut sie auch absolut nichts dafür, um als gleichwertige Partnerin anerkannt zu werden. Sie verhält sich wie ein trotziges, verlogenes Kind.

Ganz stimmt das nicht. Man hätte mit Rosamond durchaus leben und verhandeln können. Aber ihr Mann wird jedesmal zornig, wenn er mit ihr redet und Widerstand kommt. Ich denke, mit viel Geduld und echter Liebe und der Motivation zum selbständigen Handeln wäre da durchaus etwas zu machen gewesen.

Aber dass sie nicht zu Lydgate passte, stimmt. Auch heute resultiert noch viel Leid daher, dass sich Leute zusammentun, die nicht zueinander passen. Augen auf bei der Partner- und Berufswahl ;-).
 

Wandablue

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Sie ist aber doch auch völlig weltfremd. Sieht nicht einmal ein, dass zukünftig gespart werden muss.
Rosamond hat ihr ganz eigenes Weltbild, daneben gibt es nichts.

Einerseits. Andererseits.
So viele Jahre Prägung. Sind nicht mit einem Gespräch (oder zweien, die zudem nicht sehr geschickt verlaufen) aus der Welt zu schaffen. Ich hätte durchaus Hoffnung für sie gehabt, sie hatte Potential. Aber die Autorin hat es nicht zugelassen, weil sie Kasplerlefiguren brauchte.
 

nineLE

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Über Rosamond, die verwöhnte, selbstbezogene, unvernünftige und arrogante Göre, muss ich mich am laufenden Band empören.
„Das arme Ding sah lediglich, dass die Welt nicht nach ihrem Geschmack eingerichtet war und das L. Teil dieser Welt war.“
GENAU DAS, hab ich oben auch geschrieben, absolut, unfassbar!
Man hätte mit Rosamond durchaus leben und verhandeln können. Aber ihr Mann wird jedesmal zornig, wenn er mit ihr redet und Widerstand kommt.
Dazu ist sie doch viel zu einfältig und oberflächlich und einseitig erzogen worden! Also sehe ich das nicht...
Dass L. in der Geldfrage eine dominante Position einnimmt kann ich allerdings schon verstehen. Er ist schließlich der, der das Geld verdient, während R. nichts anderes tut, als ihre Schönheit und Hobbies zu pflegen, sowie Ansprüche zu stellen.
Er ist der, der den Überblick hat und von R. zu Unrecht als einzig Schuldiger dargestellt wird und R. ist einfach nur unvernünftig und selbstbezogen.
Sie benimmt sich wie ein verwöhntes Kind, also wird sie von ihm auch so behandelt.
Meine Rede:
Ja er kann einem in der Tat leid tun, mit einer derartigen Ehefrau gestraft zu sein, durch ihr eigenmächtiges unebgreiflich törichtes Verhalten, schadet sie mehr, als sie sich selbst durch ihre Koketterie und Einfältigkeit hilft! Das arme Ding sah lediglich, dass DIE WELT NICHT NACH IHREM GESCHMACK eingerichtet war...

Und dann durch Lügen beim Auktionator, die möglicherweise rettenden Bemühungen ihres Mannes zu untergraben, unfassbar, oder dem Onkel Lydgates zu schreiben, wie peinlich, nochmal unfassbar töricht!

Am ekelhaftesten aber ihre Aussage: Ich wünschte, ich wäre mit dem Baby gestorben.

Halleluja, nur weil sie nicht ihren verschwenderischen Lebensstil aufrechterhalten kann: diese Person die engelsgleiche Rosy, für mich -bis diesem Zeitpunkt des Romans -mit Abstand der widerlichste Charakter dieses Werkes: Rosamonds Geist war nicht groß genug, als dass Luxus darin sich klein ausgemacht hätte...[/Quote
sehe ich exakt genauso
 
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nineLE

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4. November 2019
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... ich musste mich mit Hilfe meines Kommentars einfach nur entladen. Habe vorher keine anderen Beiträge gelesen, deshalb diese Wiederholung ;-)
Ja absolut! Das mein ich ja auch, sah ich ganz genau so... hatte nicht die Wiederholung gemeint, lediglich die Gleichheit in der Intensität unserer Gefühle über dasselbe...:)
 
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