8. Leseabschnitt: Seite 274 bis Ende

Literaturhexle

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Bei den B-Promis hätte ich mir weniger Ausführlichkeit gewünscht, dafür hätte ich über Pozzi gerne auch noch mehr erfahren.
Was die B-Promis betrifft, bin ich bei dir. Man musste sich zunächst mal daran gewöhnen, dass manche Episode nur um der Episode Willen erzählt wird und nicht, weil sie einer wichtigen Persönlichkeit passiert ist.

Über Pozzi selbst wird nicht viel mehr überliefert sein. Die Quellenlage ist mehr als löchrig und eine "richtige " Biografie Pozzis gibt es bereits - für eine Kopie gibt sich Barnes nicht her;).
dass der Autor einen so großen Spaß beim Schreiben hatte.
Ja, das habe ich auch so empfunden. Da will uns jemand an seinem Wissen teilhaben lassen und verpackt das ziemlich unterhaltend.

Ich freue mich, dass das Buch, das uns allen doch ziemlich viel abverlangt hat, so gut ankam. Ich selbst hatte anfangs arge Bedenken, als ich den ersten Abschnitt zweimal lesen musste...
 

Barbara62

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19. März 2020
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Über Pozzi selbst wird nicht viel mehr überliefert sein. Die Quellenlage ist mehr als löchrig und eine "richtige " Biografie Pozzis gibt es bereits - für eine Kopie gibt sich Barnes nicht her;).

Ich hätte mir einfach mehr medizinische Details gewünscht, so wie in "Der Horror der modernen Medizin" über Joseph Lister, aber das ist eindeutig nichts, was Barnes interessierte. Ich möchte auch nicht insistieren, es ist ein anderes Buch und vor allem ein völlig anderer Stil. Es hat mich überrascht in seiner Machart, etwas derartiges hatte ich vorher noch nie gelesen. Vielleicht die Biografie einer Epoche, aber eben nur einer bestimmten Schicht.
 

Barbara62

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Das sind aber doch schon fast "die gewöhnlichen Menschen".

Nein, das sind die vielleicht 0.5% High Society mit dem großen Geldbeutel. Die sich die exklusiven Einkaufstouren leisten können und einen Salon führen.
Das ist durchaus in Ordnung, aber es ist eben nicht das Bild einer ganzen Epoche.
 

Yolande

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13. Februar 2020
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Die letzten Abschnitte fand ich eher verwirrend, zu viel Hin- und Hergespringe, es wurde von Ems schon früher erwähnt, mir ging es genauso. Im letzten Abschnitt ging es dann wieder. Dass Pozzi erschossen wurde, fand ich ziemlich schockierend, ich hatte vorher auch nicht gegoogelt und war deshalb unvorbereitet. Allerdings hat Barnes ja darauf hingearbeitet, mit den ganzen Attentaten und seinen Kugelgeschichten. Ich fand das Buch interessant und habe viel Neues gehört und gelernt, aber mir war es zu wenig stringent, zu viel Nebensächliches, manches interessant, vieles hätte ich aber auch nicht gebraucht. Der Stil von Barnes hat mir gut gefallen und es wird für mich mit Sicherheit nicht das letzte Buch von ihm gewesen sein, besonders das Buch ist in meinen Fokus gerutscht. Die Bildbeschreibungen fand ich sensationell, ich liebe so etwas.
Pozzi war auf jeden Fall eine bemerkenswerte Persönlichkeit, vielleicht werde ich auch noch einmal eine "richtige" Biografie von ihm lesen.
 

Literaturhexle

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Das ist durchaus in Ordnung, aber es ist eben nicht das Bild einer ganzen Epoche.
Wobei ich es so verstanden habe, dass sich die Belle Epoque eben nur auf diesen reduzierten Personenkreis bezieht, der Zugang zu den Salons und schönen Künsten hatte. Das Fußvolk in den Straßen von Paris hatte ganz andere Sorgen und wollte von Dandys nichts wissen - bzw stand nur in deren Diensten...
 

Barbara62

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Wobei ich es so verstanden habe, dass sich die Belle Epoque eben nur auf diesen reduzierten Personenkreis bezieht, der Zugang zu den Salons und schönen Künsten hatte. Das Fußvolk in den Straßen von Paris hatte ganz andere Sorgen und wollte von Dandys nichts wissen - bzw stand nur in deren Diensten...

Das ist jetzt die Frage. Ich hatte es so verstanden, dass die Belle Époque die Zeitspanne war und vom "Schönen" im Namen eben nur wenige etwas hatten:

"Die Menschen dieser Periode fühlten sich zweifellos in größerem Umfang als zuvor materiell gesichert und waren optimistisch hinsichtlich der politischen, technischen und kulturellen Aussichten. Es ist jedoch nicht angebracht, die Belle Époque nur als eine Zeit des uneingeschränkten Lebensgenusses und der allgemeinen gesellschaftlichen Sorglosigkeit zu sehen. Die große Zahl der Bauern und Landarbeiter hatte kaum Anteil an einer schönen Zeit, dasselbe gilt für die Masse der Industriearbeiter und kleinen Angestellten, die nach vielstündigen Arbeitstagen in die lichtarmen Hinterhofquartiere der schnell wachsenden Städte zurückkehrten." (Wikipedia)
 

Literaturhexle

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Das ist jetzt die Frage. Ich hatte es so verstanden, dass die Belle Époque die Zeitspanne war und vom "Schönen" im Namen eben nur wenige etwas hatten:

"Die Menschen dieser Periode fühlten sich zweifellos in größerem Umfang als zuvor materiell gesichert und waren optimistisch hinsichtlich der politischen, technischen und kulturellen Aussichten. Es ist jedoch nicht angebracht, die Belle Époque nur als eine Zeit des uneingeschränkten Lebensgenusses und der allgemeinen gesellschaftlichen Sorglosigkeit zu sehen. Die große Zahl der Bauern und Landarbeiter hatte kaum Anteil an einer schönen Zeit, dasselbe gilt für die Masse der Industriearbeiter und kleinen Angestellten, die nach vielstündigen Arbeitstagen in die lichtarmen Hinterhofquartiere der schnell wachsenden Städte zurückkehrten." (Wikipedia)
Ich verstehe, dass sie dir fehlen. Aber hätte das Elend in DIESES Buch gepasst? Als Gegensatz sozusagen? Muss ein Buch alles abbilden? Letztlich geht es um Pozzi, der mit dem Mann auf der Straße trotz all seiner Leistungen nichts zu tun hatte.
 

Literaturhexle

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Das ist jetzt die Frage. Ich hatte es so verstanden, dass die Belle Époque die Zeitspanne war und vom "Schönen" im Namen eben nur wenige etwas hatten
Das ist richtig. Das meinte ich auch nicht. Das "belle" rührt aber ja genau von dieser Welt her, die uns Barnes gezeigt hat. Die Not der einfachen Menschen war nicht das Thema rund um Pozzi. Das wäre ein anderes Buch, für das Barnes aber wahrscheinlich nicht der Fachmann ist;)
 

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Ich verstehe, dass sie dir fehlen. Aber hätte das Elend in DIESES Buch gepasst? Als Gegensatz sozusagen? Muss ein Buch alles abbilden? Letztlich geht es um Pozzi, der mit dem Mann auf der Straße trotz all seiner Leistungen nichts zu tun hatte.

Nein, das muss es überhaupt nicht. Ich habe mich eigentlich nur selbst zur Ordnung gerufen, weil ich das Buch als "Porträt der Belle Époque" bezeichnet habe. Es ist das Porträt einer Schicht in der Belle Époque.
 

Literaturhexle

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Nein, das muss es überhaupt nicht. Ich habe mich eigentlich nur selbst zur Ordnung gerufen, weil ich das Buch als "Porträt der Belle Époque" bezeichnet habe. Es ist das Porträt einer Schicht in der Belle Époque.
Siehst du, da habe ich einen Vorteil: ich hatte KEINE Erwartung und habe einfach drauf los gelesen. Dass du mehr Interesse am Medizinischen gehabt hättest, leuchtet mir ein;). Aber Barnes ist eben eher der Kunst-Versteher und Kunst spielte bei den Reichen und Schönen eben eine gewichtige Rolle.
 
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Sassenach123

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Der letzte Abschnitt lässt mich wieder zwiespältig zurück - fünf Seiten über das, was wir nicht wissen, hätte ich nicht wissen müssen ;)
Der danach folgende Rest war dann wieder ok, insbesondere auch Barnes Stellungnahme. Alles in allem aber bin ich froh, dass ich durch bin und jetzt (hoffentlich) eine ganz einfache Geschichte lesen kann ;)
So schlecht fand ich die Aufzählung über die Dinge die wir nicht wissen gar nicht. Es machte nochmal deutlich, wie wackelig einige Informationen seien können.
 

Sassenach123

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Am Ende landet Pozzi selbst auf dem Tisch. Schon komisch das er sich seines Mörders überhaupt angenommen hat, er passte tatsächlich nicht ins Bild seiner sonstigen Patienten, die ja doch eher reich und/oder berühmt waren.
Schrecklich empfand ich es, dass seiner Geliebten die Gegenstände anscheinend nicht ausgehändigt wurden. Er hat diese Frau geliebt, die letzten 20 Jahre mit ihr verbracht und der Sohn übergibt die Entscheidung dem Verwalter, wenn ich das richtig verstanden habe.
Die Worte seiner Frau und seiner Tochter sind heuchlerisch, aber ist das nicht oft so? Das konnte mich am Ende gar nicht mehr schockieren.
Pozzi at Home wurde nicht veräußert, aus Sentimentalität? Auch eine Frage die offen bleibt.
Gut, dass ich noch ein wenig Zeit für die Rezension habe, ich habe echt noch daran zu knabbern,wie ich es bewerten soll. Auf der einen Seite war es anstrengend, nicht immer mein Geschmack. Auf der anderen hat es mir viel an Informationen geliefert, und die Intensität und Akribie des Autor bei der Recherche sind bewundernswert. Mal sehen wie ich das vereinbaren kann...........
 
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Sassenach123

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Siehst du, da habe ich einen Vorteil: ich hatte KEINE Erwartung und habe einfach drauf los gelesen. Dass du mehr Interesse am Medizinischen gehabt hättest, leuchtet mir ein;). Aber Barnes ist eben eher der Kunst-Versteher und Kunst spielte bei den Reichen und Schönen eben eine gewichtige Rolle.
Manchmal ist es wirklich besser ohne Erwartungen heranzugehen. Ich habe mich davon täuschen lassen, dass es zentral um Pozzi als Hauptfigur geht. Für mich wirkte er eher wie ein Nebendarsteller, den verkörpert er aber hervorragend :D