8. Leseabschnitt: 2. Buch / Kapitel 4 (S. 399 bis S. 474)

Xirxe

Bekanntes Mitglied
19. Februar 2017
1.629
3.496
49
Trotzdem stört mich, dass es in diesem Roman ausschließlich Charaktere gibt, die mit ihrem ach so schrecklichen Schicksal hadern.
Naja, glaubst Du wirklich, dass es allzu Viele gab, die mit ihrem Schicksal zufrieden waren? Zu wissen, in dieser Gesellschaft ein Mensch zweiter Klasse zu sein ohne die wirkliche Aussicht auf Erfolg, wenn Du nicht über ein herausragendes Talent verfügst? Dass die 'normale' Arbeit nie dazu führen wird, dass es irgendwann mal besser wird?
Vielleicht gibt es zufriedene Momente, sogar glückliche. Aber wirklich richtig zufrieden kann man in einem solchen Leben nicht sein, wenn man ein bisschen ein Gerechtigkeitsempfinden hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Stimme zu
Reaktionen: kingofmusic

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.444
49.883
49
Naja, glaubst Du wirklich, dass es allzu Viele gab, die mit ihrem Schicksal zufrieden waren?
Das kann ich für die Farbigen verstehen, die per se in ihren Möglichkeiten beschnitten sind. Vivaldo, Cass und Eric (?) Sind aber doch weiß. Sie sind aber nur mit ihren Befindlichkeiten beschäftigt: wie sie sich fühlen, wen sie (nicht) lieben, mit wem sie trinken oder Sex haben wollen....
Irgendwie mangelt es ihnen an handfester Beschäftigung.
Alles toll formuliert. Aber ich empfinde abgesehen von diesem LA wie Renie.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Renie

Xirxe

Bekanntes Mitglied
19. Februar 2017
1.629
3.496
49
Bei Cass und Richard trifft es vermutlich nicht zu, aber bei Vivaldo sehe ich da schon Ähnlichkeiten. Du darfst nicht vergessen, in welcher Zeit das gespielt hat. Damals waren die amerikanischen Nichtbriten und Nichtdeutschen die totalen Underdogs, eben die Schicht aus der Vivaldo kommt. Und damals war ein Entkommen daraus wohl fast so schwer wie als Schwarzer in der weißen Gesellschaft Fuß zu fassen.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.444
49.883
49
Sie sind ja auch beide im Armenviertel aufgewachsen. Wahrscheinlich mäßiger Bildungshintergrund (obwohl schriftstellerische Ambitionen) und wie du sagst ausgegrenzt. Auch wegen der sexuellen Orientierung. Ja, andere Zeit, andere soziale und sonstige Schicht, anderes Land...
Trotzdem war es mir der Summe zuviel Lamentiererei. Aber dazu komme ich jetzt gleich im letzten LA und im Fazit.
Bin durch. Endlich!
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.892
12.585
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Das kann ich für die Farbigen verstehen, die per se in ihren Möglichkeiten beschnitten sind. Vivaldo, Cass und Eric (?) Sind aber doch weiß. Sie sind aber nur mit ihren Befindlichkeiten beschäftigt: wie sie sich fühlen, wen sie (nicht) lieben, mit wem sie trinken oder Sex haben wollen....
Irgendwie mangelt es ihnen an handfester Beschäftigung.
Alles toll formuliert. Aber ich empfinde abgesehen von diesem LA wie Renie.
Das hätten meine Worte sein können. ;)

Bei Vivaldo sehe ich das Problem, dass er sich einen "Beruf" ausgeguckt, für den er kein Talent hat. Cass hadert mit der Entwicklung ihrer Ehe und dass sie bei Richard nicht mehr die Beachtung findet, wie anfangs ihrer Ehe. "Falsche Berufswahl" und "missachtete Ehefrau" frustrieren sicherlich. Aber zwischen Frustration und dieser Verzweiflung, die Vivaldo und Cass an den Tag legen, liegt noch ein breites Spektrum an emotionalen Möglichkeiten.

Doch ich gebe @Xirxe auch Recht. Die soziale Herkunft von Vivaldo ist natürlich eine Last, die er mit sich herumschleppen muss und seinen Seelenzustand noch forciert. Gerade für jemanden wie ihn, der danach strebt, etwas Besonderes zu sein und dabei kein Vorwärtskommen in seinen Bemühungen sieht, ist seine Herkunft etwas, was ihm im Weg steht und was sich auch nicht ändern lässt.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.444
49.883
49
Gerade für jemanden wie ihn, der danach strebt, etwas Besonderes zu sein und dabei kein Vorwärtskommen in seinen Bemühungen sieht,
Ja, aber....
Man kann doch nicht "beschließen" Schriftsteller zu werden, wenn man kein Talent hat. Er zweifelt ja selbst an seinem Roman, ob er denn je veröffentlicht werden kann...
Er jobbt ein bisschen im Musikladen und ansonsten wird nur Innenschau betrieben.
Okay, es ist ein Roman. Wahrscheinlich fühlen sich Menschen seiner Zeit und seines Umfeldes wunderbar verstanden. Das Viel an Alkohol und Exzess wird dem Talent aber auch nicht gutgetan haben. Disziplin sucht man vergebens. Diese Clique lässt sich ziemlich treiben und von Gefühlen leiten.
 
  • Like
Reaktionen: kingofmusic und Renie

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.892
12.585
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Man kann doch nicht "beschließen" Schriftsteller zu werden, wenn man kein Talent hat.
Vivaldo will ein Bohemian sein, will zu denjenigen dazugehören, die sich von den Normalos dieser Welt abgrenzen. Praktisch gesehen: Singen kann er nicht, ein Musikinstrument spielen kann er auch nicht. Er könnte noch malen oder Fotografieren. Doch Material kostet Geld. Da ist Schreiben vermutlich die kostengünstigere Variante.