8. Leseabschnitt: 1937 - Kapitel 55 bis 64 (S. 671 bis 795)

Xirxe

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19. Februar 2017
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Diese Abneigung gegen das Judentum lässt sich für mich nicht logisch begründen, egal wieviele Versuche irgendwelche Historiker und Wissenschaftler starten. Man sollte meinen, dass Antisemitismus ein Bestandteil der Verhaltensgenetik des Menschen ist.
Genetisch bedingt ist keinerlei Hass auf bestimmte Völker, nur eine Vorsicht und Abgrenzung gegenüber allem Fremden.
Wie @RuLeka schon geschrieben hat: Es ist die Angst der Menschen vor dem Unbekannten - und das Judentum besteht ja (für die Aussenstehenden) praktisch nur aus unbekannten Bräuchen und Riten. Erschwerend hinzu kommt vermutlich, dass es in der Vergangenheit eine wesentlich verschlossenere Gemeinschaft gegenüber Andern war, die auch kein allzu großes Interesse daran zeigte, sich zu öffnen. Das erhöht dann in schlechten Zeiten gleich das Misstrauen: Die müssen doch was zu verbergen haben ...
Es gibt da ein Buch, das zeigt, wie schnell die Menschlichkeit verschwindet, wenn Angst und Unsicherheit um sich greifen. Und dazu braucht es nicht mal ein anderes Volk.
Buchinformationen und Rezensionen zu Hemmersmoor: Roman von Stefan Kiesbye
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Lewinsky zeigt durch die Beiden, dass es zwischen Juden und Nicht-Juden auch anders gehen kann.
Das fand ich auch klasse. Auch die Kameradschaft der Landwirtschaftsschule steht über der Abneigung gegenüber den Juden, denn auch die anderen beiden jungen Männer helfen Hilli und Böhni.
Und Herr Grün haut dem Joni eins auf die Mütze, was mich persönlich sehr gefreut hat.
Hui, ich hatte Dich gar nicht so gewalttätig eingeschätzt ;) Aber ich schließe mich Dir an :)
Die junge Generation scheint viel fundamentalistischer zu sein als die vorhergehende:
Zeigt sich das nicht in unserer Gesellschaft auch schon seit einiger Zeit? Wenn ich mir so manche junge Menschen anschaue, habe ich das Gefühl, die sind bereits so erwachsen, wie ich es wohl nie sein werde (aber ich arbeite an mir ;)).

Dieser Abschnitt hat wirklich wenig Erbauliches zu bieten, abgesehen von dem Briefwechsel zwischen Arthur und Frau Pollack. Ob ihm vielleicht doch noch ein kleines Glück vergönnt ist? Ich würde es ihm so wünschen!
Dass die Schweiz ziemlich scheinheilig war was ihre Neutralität angeht, ist ja hinlänglich bekannt. Aber dass die Rechten so stark vertreten waren, dass sie in aller Öffentlichkeit ihre Schmähungen von sich geben konnte, hätte ich nicht gedacht. Tja, vermutlich war es nur die Angst um das liebe Geld, was in der Schweiz Schlimmeres verhinderte.
Mir graut vor dem letzten Abschnitt, denn besser wird es kaum werden. Vielleicht sollte ich doch nur noch den Absatz mit Onkel Melnitz lesen ... ;)
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Mir graut vor dem letzten Abschnitt, denn besser wird es kaum werden. Vielleicht sollte ich doch nur noch den Absatz mit Onkel Melnitz lesen ...

Die Stimmung wird nicht wieder besser, oder gar lustig, das "ahnst" Du richtig. Aber Lewinsky ist nicht sensationssüchtig, er ist Meister der eindringlichen Untertöne! Lies es ruhig, es gehört dazu.
 

Literaturhexle

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Literaturhexle

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@Literaturhexle : ohohoho. Der schmeckt sicher hervorragend. Aber die Zutaten haben mich davor zurückschrecken lassen, Kalorien für eine Woche.
Stimmt! Och habe die Margarine in der Creme gekürzt. Man sollte sich mit einem Stück begnügen;)
Aber mein eigener Käsekuchen nach Familienrezept war mir in letzter Zeit zu trocken.
Wenn schon Kalorien, müssen sie schmecken!
 
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Reaktionen: RuLeka und Xirxe

Literaturhexle

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Juden lebten inmitten christlicher Gemeinden in ganz Europa.
Und sie waren als Händler und Banker sehr erfolgreich! Große Teile des Bildungsbürgertums (man denke an Schriftsteller und Komponisten) waren Juden. Viele lebten im Wohlstand (Stichwort Beutekunst).
Tja, und dann gibt es den Sozialneid: warum geht es denen besser als mir..?
Der Pöbel lässt sich so leicht instrumentalisieren, wenn die Vorurteile in der Welt sind.
 

Literaturhexle

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Lewinsky ist einfach ein großartiger Erzähler, der nur so vor Ideen sprudelt. Ständig passiert etwas. Zum Teil nimmt er ältere Cliffhanger wieder auf - stets so, dass man blitzschnell wieder im Bilde ist.
Sorgfältige Plotgestaltung und Figurenzeichnung geben uns ein wunderbar realistisches Bild dieser Zeit. Nach wie vor gilt: keine Volksgruppe wird verunziert oder in den Himmel gehoben. Es gibt überall Schattierungen, Gute und Schlechte.

Der Briefwechsel zwischen Arthur und Frau Pollack schürt die Hoffnung auf ein wenig Glück. Ob es Arthur nun gelingt, eine jüdische Frau zu retten durch die Ehe mit ihr?

Ansonsten kann ich mich euren Hymnen nur anschließen: ein grandioser Roman. Auf zum Endspurt!
 

ulrikerabe

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Der Briefwechsel zwischen Arthur und Frau Pollack schürt die Hoffnung auf ein wenig Glück. Ob es Arthur nun gelingt, eine jüdische Frau zu retten durch die Ehe mit ihr?
Da gibt es dieses Zitat aus dem Talmud: Wer nur ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt. Auch wenn Onkel Melnitz meint, Arthur macht nicht genug. Die ganze Welt kann nie einer allein retten. Aber ganz viele "einer allein" ist ganz schön viel.