7. Teil: Städte + Wasser + Übeltäter + Bögen + Geschichten + Überlebende + Brücken

Renie

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Der Anfang der Bücherdiebin war auch nicht geschmeidig. Da fing "jemand" an, von der Bücherdiebin zu palavern.... (so meine dunkle Erinnerung). Erst später wurde klar, dass das der Tod war. Ich kenne einige, die das Buch ziemlich schnell verworfen haben wegen des holprigen Beginns... Auch dort musste man sich einlassen.
Bei mir ist der Gesamteindruck der Bücherdiebin haften geblieben. An den Anfang konnte ich mich nicht mehr erinnern. Aber daran, dass ich dieses Buch geliebt habe. Nun sind es schon gefühlte Ewigkeiten her, dass ich es gelesen habe. Vielleicht sollte ich nochmal ran. :)
 
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Mikka Liest

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Diese Nachricht war für mich ein Schock, denn das mit dem Triumvirat, das komplettiert wird, war wörtlich gemeint. Ich hatte nur mit einer Trennung, einem Betrug oder Verrat gerechnet .

Ja, genau so ging es mir auch... Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sich das auf so eine tragische Weise erfüllt. Arme Carey, armer Clay.

Die zarte Liebesgeschichte von Clay und Carey ist sehr warmherzig erzählt. Beide scheinen seelenverwandt zu sein, verstehen die Gefühlslage des anderen.

Die beiden waren ein wunderbares Pärchen und ich hätte ihnen alles Glück der Welt gewünscht.

In dieser Frau steckt viel Empathie. Sie erscheint zu Careys Trauerfeier und schreibt Clay anschließend einen emotionalen Brief. Ich hoffe, dass sie nicht wieder aus dem Leben der Brüder verschwindet.

Ich war sehr positiv überrascht davon, wie positiv diese Frau in das Leben der Brüder tritt. Ich denke, sie könnte ein sehr heilsamer Einfluss sein.

Er gibt sich selbst die Schuld an ihrem Tod, weil sie in der Nacht zuvor zusammen waren und Carey dadurch möglicherweise nicht konzentriert geritten ist... (darauf muss man erst einmal kommen- der Sohn hat doch einiges vom Vater).

Da habe ich so sehr mit ihm gefühlt! Ich kann mir vorstellen, das ich mir an seiner Stelle womöglich auch die Schuld gegeben hätte... Denn man sucht ja bei so einem schrecklichen frühen Tod nach einem Grund und einem Sinn, und wenn es den eben nicht gibt, dann sucht man die Schuld vielleicht bei sich.

Clay besucht ihre Eltern und den Trainer, um seine Schuld zu beichten. In beiden Fällen wird er freundlich aufgenommen. Alle versuchen, ihn zu entlasten.

Da war ich sehr erleichtert! Hätten diese Menschen ihm auch noch die Schuld gegeben, hätte es Clay vielleicht vollends zerstört.

Schließlich bricht er auf, um die Brücke fertig zu bauen. Rührend, dass sein kleiner Bruder Thommy ihm das Maultier mitgibt.

Oh ja – für Thommy ist Achilles wahrscheinlich das Kostbarste, was er Clay mitgeben könnte!

Als Matthew mit der Todesnachricht kommt, nennt er Michael das erste Mal "Dad". Eine Annäherung findet also statt.

VIelleicht bringt diese Tragödie die Familie wieder zusammen, dann wäre daraus wenigstens etwas Positives entstanden...

Häufiger ist von dunklen Wassern die Rede. Da fehlt mir der Kontext. Könnt ihr helfen?

Bei den Griechen war Wasser wohl ein Symbol für Metamorphose und Wandel. Das würde doch zur Handlung passen und über die Namen der Tiere haben wir ja auch einen Bezug zur griechischen Mythologie.
 
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Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Ich würde dir empfehlen, dir die Zeit für eine zweite Runde zu nehmen. Beim zweiten Lesen gibt es etliche "Augenöffner", die man beim ersten Mal überhaupt nicht entdecken kann, weil sie sich erst im Laufe des Buchs erschließen. Dann ist man aber so sehr mit dem Begreifen dessen beschäftigt, was man gerade gelesen hat, dass man die Anspielung womöglich überliest ...

Das hier ist eines der wenigen Bücher, bei denen ich tatsächlich vorhabe, es ein zweites Mal zu lesen! Allerdings werde ich dann wohl das englische Original lesen, da habe ich bisher nur ausschnittsweise reingelesen.

Als ich das Buch das erste Mal las, dachte ich: Unmöglich, was soll das denn? Was hat sich der Autor denn dabei gedacht?

Ja, im Rückblick hatte ich jetzt schon bei ein paar Sachen die Erleuchtung (wie zum Beispiel, wie es zu diesem brachialen Spiel kam, bei dem Carey gegen die anderen Jungs anrennen muss), aber beim nochmaligen Lesen wird es da sicher noch viele, viele Dinge geben, die auf einmal sehr viel mehr Sinn (oder einen anderen Sinn) ergeben!

Dann noch mal. Gezwungenermaßen, von Berufs wegen. Und noch mal. Und noch mal. Die Liebe kam erst auf den x-ten Blick.

Warum musstest du es so oft lesen?
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Ich muss aber zugeben, dass Markus Zusak uns in diesem Fall doch einiges abverlangt. Wenn man weiß, dass man diesen Roman von Anfang an mit sehr geschärften Sinnen lesen muss, ist das sehr hilfreich. Aber das sagt einem leider vorher niemand.

Ich befürchte bei diesem Buch, dass der erste Leseabschnitt schon viele Leser abschreckt, die dann entweder gar nicht weiterlesen oder mit einem negativen Grundgefühl, dass ihnen nicht mehr erlaubt, den Rest des Buches zu mögen. Der hat es wirklich in sich, und wenn ich jetzt zurückdenke, ergibt alles so viel Sinn..
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Und in meinem Job geht es einfach darum, etwas von A nach B zu verfrachten. :D

...ah, ich ahne es! Ich hoffe, ich bin dir nicht zu sehr auf den Schlips getreten – ich möchte noch einmal unterstreichen, dass ich das Buch nicht für 'falsch' übersetzt halte, sondern einfach für sehr schwer zu übersetzen, weil die Sprache von Zusak so einzigartig ist. ;-)
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Irgendeine von uns meinte, man solle das große Ganze sehen und nicht die einzelnen, teilweise irritierenden Textpassagen. Dann wird's leichter. Und Recht hatte sie. Die Geschichte und Sprache entwickelte auf einmal eine unglaubliche Faszination.:)

Ja, das war wirklich ein guter Rat! :)
 

VerdigrisDeep

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...ah, ich ahne es! Ich hoffe, ich bin dir nicht zu sehr auf den Schlips getreten – ich möchte noch einmal unterstreichen, dass ich das Buch nicht für 'falsch' übersetzt halte, sondern einfach für sehr schwer zu übersetzen, weil die Sprache von Zusak so einzigartig ist. ;-)
Nein. Alles gut. Die Stellen hätten mich trotzdem interessiert. Einfach wegen des Sprachgefühls. Und: Nobody's perfect.
 

wal.li

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Ich trudel mal wieder hinterher. Jetzt ist aber ein Weilchen Lehrgangspause.

Ich fand Careys Tod sehr tragisch. Ich hatte gehofft, sie und Clay hätten die Chance auf eine Zukunft. Schön wenigstens, dass sie Abbey gefunden haben und sie ihnen das Buch geben konnte.

Die Dunbar Brüder haben sich irgendwie alle gegenseitig beschützt und umhegt. Ihre Eltern konnten es ja nicht. Langsam merkt man allerdings, dass einige der Brüder anfangen Interesse an Mädchen und Frauen zu zeigen. Wie sich das wohl auf ihre enge Beziehung auswirkt?
 

KrimiElse

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OMG, am Anfang des Kapitels wollte ich es gar nicht glauben, so wie es geschrieben ist, dass Carey tot ist...fast hingerotzt, im Vergleich zu der sonst so poetischen bildhaften Sprache. Ich habe zurück geblättert, beim Tod der Mutter wird man nicht so im Unklaren gelassen und ins Wasser geschubst, und ist mit seinen Gefühlen als Leser auch erst mal nicht so allein wie hier, zu Beginn dieses Abschnittes...ich halte das für sehr bedeutsam. Denn Clay ist vorher gewissermaßen schon einmal gestorben (wahrscheinlich nicht nur einmal), und das wird für mich dadurch transportiert. Und auch Matthew, der Erzähler, hat bereits Schlimmes erlebt, das ihm vermutlich sehr viel mehr Nähe ging...

Und natürlich ist die Abweichung der Regel zumindest in Clays Augen schuld. Er trägt schuld, weil er sich nicht wie Totes Holz herausschneiden ließ... Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Hat er tatsächlich Schuld? Nein, das sicher nicht, aber er fühlt sich verantwortlich. Carey hat ihre eigenen Entscheidungen getroffen, immer, und für mich ist es sonnenklar, dass sie ihn nie hätte gehen lassen, weder als brüderlichen Freund noch als den, den sie liebt.
Ist dies ein Scheitern für Clay? Ich bin gespannt auf den letzten Abschnitt...

Clay muss jedenfalls beenden, was er anfing. Nach etwas Zeit mit Matthew und den Brüdern lebt er so, wie er muss: er geht zurück zum Vater um die Brücke fertig zu bauen...ich denke, er wird weder die Brücke rechtzeitig bauen können noch mit dem Vater wirklich Frieden schließen...mal sehen.
 
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Stimmt! Das schaue ich mir noch einmal an. Achilles war doch der Held mit der verwundbaren Ferse. Entweder es ist Ironie, dass das Maultier so heißt oder ich übersehe etwas.

Spannend! In dem Buch stecken so viele Andeutungen drin. Wahrscheinlich müsste man es ein zweites Mal lesen, sobald man durch ist. Aber das werde ich mit Sicherheit nicht tun, weil andere Bücher wieder locken.

Wie hat dir das Buch gefallen? Kannst du meine Begeisterung teilen?
Ich denke, dass der Name Achilles bewusst bis zum Schluss und für das „wichtigste“ Tier aufgespart wurde, denn in der griechischen Sagenwelt gilt Achilles als der ungetrübte strahlende Held, und im Vergleich zu Agamemnon zum Beispiel sein Handeln als nachahmenswerter und moralischer...naja, er würde auch nicht alt genug, um schlimme/schwierige Entscheidungen treffen zu müssen :D...ob das jetzt einen Bezug zu Clay hat? Denn letztlich ist Achilles gescheitert im Kampf (naja, durch einen Pfeil von Paris getroffen, gelenkten einer der beteiligten Gottheiten - ich weiß gerade nicht, welche es war...)
 
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Achilles ist ein Großkotz, ein eitler Fatzke, der sich für unüberwindbar hält.
Agamemnon ist ein König, den aber niemand leiden kann, weil er nur aus Gier handelt.
Telemach ist Odysseus' Sohn und ein ziemlich kluger Kopf.
Und Hektor ist der trojanische Held, der gegen Achilles zu Felde zieht und von ihm getötet wird. (Einer der wenigen sympathischen Figuren in der Ilias.)
Ich würde dir empfehlen, dir die Zeit für eine zweite Runde zu nehmen. Beim zweiten Lesen gibt es etliche "Augenöffner", die man beim ersten Mal überhaupt nicht entdecken kann, weil sie sich erst im Laufe des Buchs erschließen. Dann ist man aber so sehr mit dem Begreifen dessen beschäftigt, was man gerade gelesen hat, dass man die Anspielung womöglich überliest ...
Als ich das Buch das erste Mal las, dachte ich: Unmöglich, was soll das denn? Was hat sich der Autor denn dabei gedacht? Die Hälfte hab ich nicht kapiert ... (Hab's auf Englisch gelesen.)
Dann noch mal. Gezwungenermaßen, von Berufs wegen. Und noch mal. Und noch mal. Die Liebe kam erst auf den x-ten Blick.
Achilles ein großkotziger Fatzke? So habe ich ihn nie gesehen... aber es ist ewig her, dass ich die alte griechische Sagenwelt in der Mache hatte, und Erinnerungen täuschen bekanntlich manchmal...
Dass der Kater ausgerechnet Hektor heißt, finde ich zum einen witzig (denn so richtig sympathisch scheint das Vieh ja keinem zu sein), zum anderen ist es vielleicht für Tommy ein kleiner Beschützer und Held nach dem Verlust der Mutter?
 
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Das kann ich gut verstehen. Aber ist es nicht immer so, dass man bei jedem Lesen etwas Neues in einem Buch entdeckt? Man ist ja, wenn man ein Buch ein zweites oder drittes Mal liest, nicht mehr derselbe Mensch wie beim ersten Mal. So gesehen ist dieser Prozess des "Erschließens" nie beendet.
Ich muss aber zugeben, dass Markus Zusak uns in diesem Fall doch einiges abverlangt. Wenn man weiß, dass man diesen Roman von Anfang an mit sehr geschärften Sinnen lesen muss, ist das sehr hilfreich. Aber das sagt einem leider vorher niemand.
ich wusste es vorher dank @Literaturhexle , und dafür bin ich dankbar.
Denn andernfalls hätte ich wahrscheinlich sehr vieles gar nicht mitbekommen.
 
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ich wusste es vorher dank @Literaturhexle , und dafür bin ich dankbar.
Denn andernfalls hätte ich wahrscheinlich sehr vieles gar nicht mitbekommen.
Danke für die Blumen. Aber du bist ohnehin eine sehr aufmerksame Leserin und bekommst vieles mit ;)
Ich bewundere deine Kenntnisse der Sagenwelt. Ich habe sie komplett "entrümpelt" - konnte ja nicht wissen, dass ich sie mal wieder brauchen würde...
 

Literaturhexle

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Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Hat er tatsächlich Schuld? Nein, das sicher nicht, aber er fühlt sich verantwortlich. Carey hat ihre eigenen Entscheidungen getroffen,
Im Fall Carey ist das so. Sie war eine sehr eigenständige junge Person. Wenn du am Ende bist, wirst du verstehen, warum das Thema Schuld den guten Clay so umtreibt... Es wird alles klarer am Ende. Das finde ich so genial. Wirklich ein Buch fürs zweite Mal :D
 

KrimiElse

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Danke für die Blumen. Aber du bist ohnehin eine sehr aufmerksame Leserin und bekommst vieles mit ;)
Ich bewundere deine Kenntnisse der Sagenwelt. Ich habe sie komplett "entrümpelt" - konnte ja nicht wissen, dass ich sie mal wieder brauchen würde...
Ich hatte Die Ilias und Die Irrfahrten des Odysseus als Kind erstmals mit 12 Jahren vereinfacht als Kindergeschichte geschrieben bekommen, und seitdem war mein Interesse dafür geweckt. Im Abitur hatten wir im Unterricht Passagen daraus gelesen, und da hatte es mich dann restlos gepackt und ich las verschiedene Sagen (nicht nur die Griechischen) später komplett. Aber seitdem ist viel Zeit vergangen...
 
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