7. Leseabschnitt: Teil Vier (Seite 571 bis Ende)

Emswashed

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9. Mai 2020
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Geschafft, yeah! Zum Schluss konnte mich die Geschichte ein winziges bißchen versöhnen, aber vielleicht lag es auch nur daran, dass sie endete.

Vorher musste ich mich aber noch fürchterlich echauffieren, über ein Gespräch im Flieger zwischen Aikon und ihrer Novizin Kimi. Sie rätseln über herumspukende Geister, die es in Japan schon, aber in Amerika vielleicht nicht gibt. (S.595)
Auch bezeichnet Aikon selber ihre Aufräummethode als Illusion. (S.609)

Das Taz, das Frettchen wandelt sich zum Platz in der Bibliothek, wo sich die Obdachlosen treffen... (S.611)

Das Aleph wurde dabei ertappt, wie sie Installationen in der Bibliothek gemacht hat, also diese Zettelchen in den Büchern verteilt hat und damit Verweise auf andere Bücher gab.... also Aleph als Bibliotheksprogramm. (S. 612)

Also, alles in allem sah es so aus, als wenn jemand zum Schluss noch Ordnung in die Geschichte bringen wollte, was ich nur gutheißen kann. Aber wenn es auf Seite 614 heißt, dass es einzigartige Bücher gibt und man vielleicht gerade eins in der Hand halte, dann fühle ich mich schon manipuliert, auf eine sehr offensichtliche, unangenehme Weise.

Es gibt kein kitschiges Happy End, das ist gut.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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dass es einzigartige Bücher gibt und man vielleicht gerade eins in der Hand halte, dann fühle ich mich schon manipuliert, auf eine sehr offensichtliche, unangenehme Weise.
Das hat mich auch sehr genervt. Eigenlob stinkt ein bisschen. Vielleicht die schlechteste Stelle im Buch.
Es gibt kein kitschiges Happy End, das ist gut.
Ich habe es ehrlich gesagt im Gegensatz zu dir doch ein bisschen so empfunden. Erst gibt es 650 Seiten Probleme all überall, danach löst sich alles relativ zügig und einfach in mehr oder weniger Wohlgefallen auf.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Ich fand den letzten Abschnitt leider vorhersehbar. Irgendwie war es mir klar, dass unsere bunte Truppe das Haus entrümpeln wird. Oder zumindest damit beginnt. Die Stelle fand ich jetzt mal "furchtbar", um die Ems in einem ihrer euphorischen Momente zu zitieren. Ich fand es lächerlich und entwürdigend, Annabelle da mit Luftschlangen und Krone zu behängen - eine Trash-Königin des Irrsinns.

Überrascht hat mich hingegen die Darstellung der Zen-Nonnen. Letztlich macht der Kapitalismus auch vor Zen-Buddhistinnen keinen Halt. So habe ich es zumindest interpretiert.

Als gelungen habe ich die Idee empfunden, Benny und das Buch auf S. 668 zu einer Erzählstimme verschmelzen zu lassen - mit einheitlichem Schriftbild.

Im Finale haben sich die Probleme in meinen Augen zu schnell (jaja, nach fast 700 Seiten, aber trotzdem) gelöst. Zudem finde ich es bedenklich, dass ein krankes Kind seine kranke Mutter retten muss. Das sollte eigentlich keinem Kind der Welt zugemutet werden. Damit meine ich nicht erwachsene Kinder, die sich um ihre kranken Eltern kümmern.

Trotzdem hatte ich am Ende dann doch nochmal Gänsehaut, als das Buch seinen Bogen zum Anfang schlug, als ich noch Hoffnung auf einen wirklich genialen Roman hatte.
 

Emswashed

Bekanntes Mitglied
9. Mai 2020
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Ich habe es ehrlich gesagt im Gegensatz zu dir doch ein bisschen so empfunden.
Ich hatte fast befürchtet, dass Aikon doch noch Annabelle besucht und ihr aus der Patsche hilft.
Aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, der Rauswurf ausdem Haus hat sich ja auch in Luft aufgelöst... also liegst Du mit Deinen Empfindungen gar nicht so daneben.
Als gelungen habe ich die Idee empfunden, Benny und das Buch auf S. 668 zu einer Erzählstimme verschmelzen zu lassen - mit einheitlichem Schriftbild.
Ist mir schon gar nicht mehr aufgefallen!:eek:
Letztlich macht der Kapitalismus auch vor Zen-Buddhistinnen keinen Halt. So habe ich es zumindest interpretiert.

Ja, sie durften keine traurige Familie in ihre Doku aufnehmen... örks.

Ehrlich gesagt war ich zum Schluss gar nicht mehr aufnahmebereit, für irgendwelche Verknüpfungen, Hinweise, oder sonst dergleichen. Dafür hat mich Ozeki zu lange geärgert.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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So, endlich durch. Was haben wir da gelesen? Mensch, echt schade, was aus dem Schluss gemacht wurde. Hier wäre so viel Potenzial für tolle Wendungen, einige Überraschungen und schlüssige Erklärungen gewesen. Das bleibt aber alles ungenutzt. Stattdessen ein vorhersehbares Ende, bei dem sich alle Probleme in Luft auflösen und sich alles plötzlich fügt.

Besonders bedauerlich finde ich, dass sich die unglaubwürdigen Nebenfiguren nicht als Einbildung entpuppt haben. Darauf hatte ich gehofft. Das wäre ein guter Plottwist gewesen. Aber auch diese Option kommt nicht zum Tragen.

Ich bin etwas ratlos, was ich nun mit der Geschichte anfangen soll. Ich habe das Gefühl, den Roman hätte auch mal jemand vor der Veröffentlichung aufräumen müssen. Solch ein Kuddelmuddel von Themen, dass die eigentlichen Schwerpunkte - psychische Traumata und ihre Folgen - immer wieder untergehen.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Zudem finde ich es bedenklich, dass ein krankes Kind seine kranke Mutter retten muss. Das sollte eigentlich keinem Kind der Welt zugemutet werden.

Ja, absolut, vor allem weil es nicht hätte nötig sein müssen. Es wussten letztlich so viele über Annabelles Zustand Bescheid. Warum unternimmt sonst niemand etwas?

Als gelungen habe ich die Idee empfunden, Benny und das Buch auf S. 668 zu einer Erzählstimme verschmelzen zu lassen - mit einheitlichem Schriftbild.

Der neuerliche Wechsel der Erzählperspektive („Ich“) und diese sonstigen Spielereien haben mich, ehrlich gesagt, genervt. War mir einfach zu viel.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
eine Trash-Königin des Irrsinns.
Toller Ausdruck.

Die Geschichte mit der Tasse "schon zerbrochen" hat mich ein bisschen versöhnt. Und ich mag es, wenn am Ende alles gut ist. Ist doch dieses Buch ein Märchenbuch in jeder Hinsicht.
Ein wenig stelle ich mir vor, dass uns Ozeki die wirre Innenwelt von Benny zeigte, da gehts halt tatsächlich nicht geordnet zu. Aber es gibt so viele Teile, die mir nicht gefallen, so z.B. das Gotteserlebnis in einer Bibo. Ich war in vielen Bibos - von Gotteserlebnissen ganz ganz weit entfernt.
Dann die Bibliothekarin, die eine Seelsogerin, Sozialarbeiterin und was weiß ich noch so alles, war. Und die Bibliothekare, die den Drogis Spritzen geben können. Und die vielen Belehrungen. Alles einfach too much.
In der Metaabene bin ich nicht so streng, aber die handwerkliche Seite hat mich gar nicht überzeugt. Dieses Buch ist bei uns allen komplett durchgefallen. Warum kam es bei den Amerikanern (Briten?) so gut an?
Letztlich ist es ein Märchen mit einem Zenanstrich. Und vielen erhohenen Zeigefingern. Dennoch finde ich es super, dass der Held ein Junge mit psychischen Problemen ist.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich fand es lächerlich und entwürdigend, Annabelle da mit Luftschlangen und Krone zu behängen - eine Trash-Königin des Irrsinns.
Das ist auch wieder so eine völlig überzogene Szene. Die anderen arbeiten, sie thront dazwischen und plötzlich wird sie völlig hysterisch und schmeißt alle raus. Die Frau ist komplett gestört.
Letztlich macht der Kapitalismus auch vor Zen-Buddhistinnen keinen Halt.
Der Kapitalismus ist an allem Schuld. Was kann er dafür, wenn eine alles kaufen/sammeln/horten und sich zumüllen muss?
Die Dinge persönlich anzusprechen und auch noch zu bestrafen - och nee jetzt...
Zudem finde ich es bedenklich, dass ein krankes Kind seine kranke Mutter retten muss.
Beide sind furchtbar krank. Benny kann nicht mehr laufen und sprechen. Auf einmal "erkennt" er, dass seine Mutter ihn braucht und kann sich als 14-jähriger selbst aus der Klinik entlassen, weil er mit Hungerstreik droht...

Ich könnte weitermachen. Es gab viele Szenen, die ich für völlig unrealistisch oder übertrieben halte. Leider fühle ich mich mit dem Ende des Romans so gar nicht versöhnt. Das Ärgernis ist mir erhalten geblieben. Ich bewundere Wanda, die das Ganze als Märchenbuch begreifen kann.
Ich muss mich sammeln, aber ich glaube, das ist bis jetzt das nervigste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe.
 

Literaturhexle

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Wir haben die psychischen Krankheiten und die Vermüllung der Wohnung. Beides löst sich zum Ende auf schnelle, märchenhafte Weise auf.

Dazu kommt ein bisschen Bibliophilie, Weisheiten über Bücher und Büchersammeln. Da geht unsereinem das Herz auf. Die Zenfrau wird von den Medien sogar als Bücher-Nazi beschimpft, weil sie auch in dieser Beziehung dafür plädiert, nur zu behalten, was einem etwas bedeutet. Krass: Nazi.

Nebenfiguren vom Rand der Gesellschaft, die meisten sind liebe Leute, völlig ohne eigenes Zutun in die Obdachlosigkeit geraten.
Das Aleph hat schlimmste Entzugserscheinungen, schläft ein bisschen und kann dann mit ins Krankenhaus... Immer wieder fallen mir Szenen ein, die so nicht passieren können.

Man müsste sich in einen Leserausch begeben: einfach genießen ohne nachdenken. Dafür schwingen Ozeki und ich aber nicht auf einer Welle. Ein Genuss sieht ganz anders aus.
 

Lesehorizont

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Ich fand den letzten Abschnitt tatsächlich noch mal stärker. Mich hat er zum Teil mit dem meines Erachtens sehr schwachen und auch nervigen Mittelteil versöhnt. Die Thematik psychischer Erkrankungen, des Umgangs damit und Reaktionen des Umfelds darauf finde ich sehr wichtig. Auch die Kapitalismuskritik ist sicher angebracht. Persönlich bin ich der Meinung, wenn die Autorin stärker darauf fokussiert hätte, also nicht so massiv ins Fantastische abgedriftet wäre, hätte das möglicherweise ein recht gutes Buch werden können. Leider aber ist es viel zu sehr überfrachtet und driftet über weite Strecken zu sehr vom inhaltlichen Fokus ab. Eigentlich schade!
Ihr habt das Zitat zum einzigartigen Buch, das man vielleicht gerade in der Hand halte, ja bereits angesprochen. Das fand ich auch recht befremdlich und passte so meiner Meinung nach gar nicht in den Kontext.
Grundsätzlich mag ich aber die ein oder anderer bibliophile Weisheit, die eingeflochten wurde.
Jetzt lass ich die Lektüre erst mal sacken, bevor es an die Rezi geht...
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich habe es ehrlich gesagt im Gegensatz zu dir doch ein bisschen so empfunden. Erst gibt es 650 Seiten Probleme all überall, danach löst sich alles relativ zügig und einfach in mehr oder weniger Wohlgefallen auf.
Das ging mir nun auch zu schnell. Alles eskaliert und kurz darauf scheint jedes Problem in Griff bekommen zu sein. Ende gut, alles gut.
Aber wenn es auf Seite 614 heißt, dass es einzigartige Bücher gibt und man vielleicht gerade eins in der Hand halte, dann fühle ich mich schon manipuliert, auf eine sehr offensichtliche, unangenehme Weise.
Die Manipulation hat bei mir nicht funktioniert. Bei mir ist diese Szenerie von S. 625 eingetreten. Das Buch wurde in meinem Stapel auf dem Nachttisch nach hinten geschoben u d von zwei anderen, wesentlich lesenswerteren erstmal verdrängt.
dass ein krankes Kind seine kranke Mutter retten muss.
Ja, Benny beschließt sein Leben in die Hand zu nehmen, als er sich der Hilflosigkeit seiner Mutter bewusst wird. Nicht gut!
Dazu kommt ein bisschen Bibliophilie, Weisheiten über Bücher und Büchersammeln. Da geht unsereinem das Herz auf.
Das war einer der Gründe, warum ich mich für diese Leserunde angemeldet habe.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Auch der letzte Abschnitt hat nichts an meiner Enttäuschung geändert. Ein paar nette Weisheiten , ja. Aber ansonsten unglaubwürdige Figuren, jede Menge unglaubwürdige Situationen.
Auch der Aufbau: ständig eskaliert die Lage, es wird immer nur schlimmer, viele, viele ( unnötige ) Seiten lang, um dann, Plumps, alles relativ kurz zu einem guten Ende zu bringen.
Benny noch nicht ganz geheilt, aber gereift, kann seine Mutter unterstützen. Die fliegt doch nicht aus der Wohnung, hat einen Job, engagiert sich ehrenamtlich und die Wohnung wird aufgeräumt.
Und wenn sie nicht gestorben sind, machen sie da weiter.