7. Leseabschnitt: Sechstes Buch - Die Witwe und die Ehefrau (S. 707 - 843)

nineLE

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Unsympathisch ist sie schon: aber unabhängig von männlicher Meinung wie keine andere der Frauens.
Was nützt ihr denn ihre Unabhängigheit von irgendeiner MEINUNG, ihren Teller und ihre Schränke füllt sie damit nicht, sie ist, meiner Meinung nach sogar DIE UNSELBSTÄNDIGSTE und HILFLOSESTE aller Frauen hier im Roman, hat sie ja nie etwas anders gelernt, als HÜBSCH AUSZUSEHEN, selbst beim Stehen am Teewagen und Teeeinschänken, da schüttelt es micho_O
 
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Naja, fairerweise muss man sagen, dass auch Celia nicht selbstständig ist und Rosamond lässt sich zumindest von ihrem Ehemann nichts sagen, da ist sie unabhängig, wenn es darum geht, ihre Interessen zu wahren. Da kann sie sogar intrigieren ;) - wenn man an den gescheiterten Verkauf des Hauses denkt.
Ich hoffe, ich bin im richtigen Abschnitt - verliere gerade den Überblick...:oops:
 
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nineLE

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Naja, fairerweise muss man sagen, dass auch Celia nicht selbstständig ist und Rosamond lässt sich zumindest von ihrem Ehemann nichts sagen, da ist sie unabhängig, wenn es darum geht, ihre Interessen zu wahren. Da kann sie sogar intrigieren ;) - wenn man an den gescheiterten Verkauf des Hauses denkt.
Ich hoffe, ich bin im richtigen Abschnitt - verliere gerade den Überblick...:oops:
Rosamond geht es doch IMMER und EINZIG um ihre eigenen Interessen, in diesem Fall der extremen Selbst-und Eigenliebe unter Mißachtung ALLER ANDEREN Gefühle, wie Rücksicht, Freundschaft, ja sogar ihre erste SS setzt sie leichtfertig auf`s Spiel, nur um ihren Kopf durchzusetzen... UND? zu welchem Preis? Es gibt eine Fehlgeburt, was soll´s... In diesem Fall würde ich jetzt mal vorsichtig das Wort Narzismus in den Mund nehmen wollen.
 

Wandablue

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Was nützt ihr denn ihre Unabhängigheit von irgendeiner MEINUNG, ihren Teller und ihre Schränke füllt sie damit nicht, sie ist, meiner Meinung nach sogar DIE UNSELBSTÄNDIGSTE und HILFLOSESTE aller Frauen hier im Roman, hat sie ja nie etwas anders gelernt, als HÜBSCH AUSZUSEHEN, selbst beim Stehen am Teewagen und Teeeinschänken, da schüttelt es micho_O

Da widerspreche ich einmal ;-). Rosamond hat durchaus konstruktive Ansätze. Sie will ihren Schmuck hergeben, sagt sehr richtig, frag hier und frag da, warum arbeitest du umsonst im Krankenhaus, warum hast du dich so unbeliebt gemacht (gut, das musste er) -, du könntest Pillen verkaufen/verschreiben und lass uns von hier weggehen.

Klar, ist sie keine Sympathieträgerin. Aber wir hatten ja davon gesprochen, dass es eine Zeit ist, in der die Frauen von den Männern dominiert werden. R. wird von niemandem dominiert. Inwieweit ihr Verhalten vorteilhaft für sie und ihre Ehe ist, ist eine ganz andere Frage. (Die ich nicht angeschnitten hatte).
Leider ist Tertius nicht der Mann, der so mit ihr umgehen könnte, dass er sie erreicht.
 

Literaturhexle

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Da widerspreche ich einmal ;-). Rosamond hat durchaus konstruktive Ansätze. Sie will ihren Schmuck hergeben, sagt sehr richtig, frag hier und frag da, warum arbeitest du umsonst im Krankenhaus, warum hast du dich so unbeliebt gemacht (gut, das musste er) -, du könntest Pillen verkaufen/verschreiben und lass uns von hier weggehen.
Ich finde es absolut spannend, dass man in der Figur der Rosamond überhaupt etwas Positives und Problembewusstes sehen kann. Für mich ist das alles nur Masche: eine Vorspiegelung vermeintlichen "Gehorsams", um dann hinten herum genau das Gegenteil zu betreiben. Sie ist unaufrichtig und nur ihren eigenen Interessen verpflichtet. Sie ist zum eigensinnigen, standesbewussten Schönchen erzogen worden. Dieses Leben verteidigt sie ohne Rücksicht auf Verluste. Ich kann daran zwar Eigensinn entdecken, aber nichts Eigenständiges oder Konstruktives.
 

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Ich kann daran zwar Eigensinn entdecken, aber nichts Eigenständiges oder Konstruktives.
Eigensinn und Selbstständigkeit, um ihre Interessen durchzusetzen. Sie ist durchaus in der Lage eigenmächtig zu handeln - gegen den Willen ihres Mannes, der ihrer Widerspenstigkeit und Unvernunft nichts entgegensetzen kann.
 

nineLE

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Rosamond hat durchaus konstruktive Ansätze. Sie will ihren Schmuck hergeben,
Nein nein nein, da widerspreche ich deinem Widerspruch: sie will auf gar keinen Fall ihren Schmuck hergeben, sie weiß ganz genau, dass es ihrem Mann so dermaßen peinlich ist, wenn sie das von sich aus anbietet, dass er es niemals tun würde, ES IST BERECHNUNG, nicht mehr und nicht weniger.
 

nineLE

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lass uns von hier weggehen.
All das bietet sie aber lediglich aus Eigensucht an, um ihr ach so wunderengelsgleiches Gesichtchen nicht zu verlieren und sich vielleicht im Ruhm des verwandschaftlichne Verhältnisses der Lydgates zu sonnen, letztlich aber jedenfalls um IHREN Lebensstandard aufrecht zu erhalten, Lydgate ist im Grunde genommen der Tand egal, er will medizinisch Geschichte zum Wohle der Allgemeinheit schreiben, die Anschaffungen sind alle für sie. Gott wie mich das an Madame Bovary erinnert, das hab ich auch "gehasst"...
 
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Literaturhexle

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Gott wie mich das an Madame Bovary erinnert, das hab ich auch gehasst...
In der Sache stimme ich dir durchaus zu, kann aber deine extremen Emotionen nicht nachvollziehen ;). Mit Hassen bin ich vorsichtig...
Hast du die Madame Bovary als Figur gehasst oder das gesamte Werk? Das Werk hat mir nämlich sehr gut gefallen.
 
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nineLE

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In der Sache stimme ich dir durchaus zu, kann aber deine extremen Emotionen nicht nachvollziehen ;). Mit Hassen bin ich vorsichtig...
Hast du die Madame Bovary als Figur gehasst oder das gesamte Werk? Das Werk hat mir nämlich sehr gut gefallen.
....dann eben verabscheut, wenn das Wort dir besser gefällt, ich verabscheue derartige Manipulationen, von Menschen, die nur auf Äußerlichkeiten stehen und an NICHTS weiter, als ihr eigenes materielles Wohlbehagen denken, ja da könnte man fast von "hassen" im Wortsinne sprechen, wage ich zu behaupten!

Und wie meinst das mit den "extremen Emotionen", so ist doch Literatur, man kann in sie hineinfühlen, so wie in Musik....
Zu deiner Frage: Madame Bovary als tragende Protagonistin hat mir den gesamten Flaubert vergällt... leider!
 
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Literaturhexle

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....dann eben verabscheut, wenn das Wort dir besser gefällt, ich verabscheue derartige Manipulationen, von Menschen, die nur auf Äußerlichkeiten stehen und an NICHTS weiter, als ihr eigenes materielles Wohlbehagen denken, ja da könnte man fast von "hassen" im Wortsinne sprechen, wage ich zu behaupten!

Und wie meinst das mit den "extremen Emotionen", so ist doch Literatur, man kann in sie hineinfühlen, so wie in Musik....
Zu deiner Frage: Madame Bovary als tragende Protagonistin hat mir den gesamten Flaubert vergällt... leider!
Es geht da hat nicht um Begriffe, vielleicht bin ich nur schon etwas älter und gesetzter:p
 

Wandablue

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All das bietet sie aber lediglich aus Eigensucht an, um ihr ach so wunderengelsgleiches Gesichtchen nicht zu verlieren und sich vielleicht im Ruhm des verwandschaftlichne Verhältnisses der Lydgates zu sonnen, letztlich aber jedenfalls um IHREN Lebensstandard aufrecht zu erhalten, Lydgate ist im Grunde genommen der Tand egal, er will medizinisch Geschichte zum Wohle der Allgemeinheit schreiben, die Anschaffungen sind alle für sie. Gott wie mich das an Madame Bovary erinnert, das hab ich auch "gehasst"...

Ja und? Wer weiß schon bei jedem, welche Motive er wirklich hat? Die Autorin, das ist mir klar, läßt Rosamond schlecht wegkommen, aber so im echten Leben sind solche Personen gar nicht so übel: einmal sagt sie auch zu ihrem Mann, warum redest du nicht Tacheles und kommst auf den Punkt. Und damit hat sie recht. Dass sie einen angemessenen Lebensstandard haben möchte, kann man ihr nicht per se vorwerfen. Im Leben haben solche Leute durchaus das Potential sich zu entwickeln, wenn man ihnen klarmacht, dass ihre Ziele per se nicht verwerflich sind, sie aber die Ärmel hochkrempeln müssen, um sie zu erreichen.

In meinen Augen sind der Autorin nur wenige Figuren richtig gut gelungen. Viele sind gebrochen in ihrer Glaubwürdigkeit und sind für mich nur Kasperlefiguren. Die Stärke des Romans liegt woanders.
 

nineLE

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aber so im echten Leben sind solche Personen gar nicht so übel:
Also "im echten Leben" sind "solche egoistischen Personen, die Zeit ihres Lebens nur von Mama und Papas Geld leben und dann auch im Erwachsenenleben denken, die gebratenen Hähnchen und Silberlöffel fliegen vom Himmel sogar noch viel viel viel übler, nicht leisten und nur erwarten... Aber lassen wir´s dabei bewenden.
In meinen Augen sind der Autorin nur wenige Figuren richtig gut gelungen.
Also das finde ich persönlich nicht und hab ich hier auch noch gar nicht so als krasse Abneigung gelesen, wie von dir :eek:... aber über Geschmack lässt sich ja bekanntermaßen streiten;);)...
 
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Wandablue

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lso "im echten Leben" sind "solche egoistischen Personen, die Zeit ihres Lebens nur von Mama und Papas Geld leben und dann auch im Erwachsenenleben denken, die gebratenen Hähnchen und Silberlöffel fliegen vom Himmel sogar noch viel viel viel übler

Sorry, aber du verstehst mich miss. So wie du es schreibst, sind ja die ganzen adeligen und reichen Schnösel und Schnöselinnen. Ich habs in einen anderen Zusammenhang gestellt, nämlich in den des Pragmatismus und unter der Prämisse, dass per se das Ziel, ein angenehmes Leben führen zu wollen, nicht verurteilenswert ist.

Sonst hättest du natürlich recht.

Und Abneigung empfinde ich auch nicht, ich gehe ganz neutral an dieses Buch heran. Schaue aber nicht direkt vom Standpunkt her, ob ich Leute mag oder nicht mag, sondern wie sie "gemacht" sind von der Autorin. Und hier stelle ich Mängel fest ... psychologisch für mein Empfinden sind da viele für die Handlung zurecht-gebrochene/gebogene Figuren ... .
 

nineLE

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Sorry, aber du verstehst mich miss. So wie du es schreibst, sind ja die ganzen adeligen und reichen Schnösel und Schnöselinnen. Ich habs in einen anderen Zusammenhang gestellt, nämlich in den des Pragmatismus und unter der Prämisse, dass per se das Ziel, ein angenehmes Leben führen zu wollen, nicht verurteilenswert ist.

Sonst hättest du natürlich recht.

Und Abneigung empfinde ich auch nicht, ich gehe ganz neutral an dieses Buch heran. Schaue aber nicht direkt vom Standpunkt her, ob ich Leute mag oder nicht mag, sondern wie sie "gemacht" sind von der Autorin. Und hier stelle ich Mängel fest ... psychologisch für mein Empfinden sind da viele für die Handlung zurecht-gebrochene/gebogene Figuren ... .
OK, interessant!
 

Literaturhexle

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In meinen Augen sind der Autorin nur wenige Figuren richtig gut gelungen. Viele sind gebrochen in ihrer Glaubwürdigkeit und sind für mich nur Kasperlefiguren. Die Stärke des Romans liegt woanders.
Schade, dass du es so empfindest.
Es stimmt, dass Rosamond von Anfang an ihre feste Rolle zugeordnet wurde, die wir heute, 2020, natürlich nicht gutheißen können. Doch auch die Autorin hat sie schon damals bewusst etwas überzeichnet, um das Klischee der reichen Bürgergattin aus gutem Hause zu portraitieren. Sie soll so sein und etwas zeigen. Sie ist uneinsichtig, sie hat aber auch nie gelernt, über den Tellerrand zu schauen. Frauen wurden dumm gehalten. Ebenso wie Doro hatte sie eine Illusion von der heiligen Ehe, die sich nicht erfüllt hat und zu großer Frustration führt.

Andere Figuren wie der leichtlebige Will oder Dorothea dürfen sich entwickeln, Familie Garth das Gute symbolisieren.

Ja, es sind mitunter feste Rollenbilder. Aber den Lesegenuss stören tun sie bei mir in keiner Weise. Erstmalig im letzten Teil empfinde ich manche Dialoge etwas du triefend-schmalzig. Dazu dann später mehr.
 

Literaturhexle

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Schaue aber nicht direkt vom Standpunkt her, ob ich Leute mag oder nicht mag, sondern wie sie "gemacht" sind von der Autorin. U
Das hast du gut zusammengefasst. Ich persönlich brauche auch keine Identifikationsfigur. Manchmal ergibt sich das, wenn eine Geschichte nah am eigenen Erleben ist. Brauchen tue ich es nicht. Es gibt Romane mit lauter Unsympathen, die trotzdem stimmig und gut sind.
 

Querleserin

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Schaue aber nicht direkt vom Standpunkt her, ob ich Leute mag oder nicht mag, sondern wie sie "gemacht" sind von der Autorin
Das mache ich auch so, daher finde ich es immer amüsant, wenn hier so starke Gefühle gegenüber Figuren geäußert werden ;)
Aber das sind eben unterschiedliche Herangehensweisen und deshalb gibt es so viele Diskussionen ;)
 

MRO1975

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Auch die Arbeit ihres Mannes wird sie liegen lassen, symbolisch verschließt sie seine "Synoptische Tabelle" mit einer persönlichen Bemerkung in einen Umschlag - es ist wie eine Befreiung für sie, da sie endlich zugegeben kann, dass sie Zweifel an seiner Arbeit hegt:
" Siehst du jetzt nicht, dass ich meine Seele nicht der deinen unterwerfen konnte, indem ich ohne Hoffnung etwas bearbeite, woran ich nicht recht glaube?" (715)
Diese Szene hat mir auch sehr gut gefallen. Endlich hat sich D von C abgenabelt und ihm den Finger gezeigt. ;)
 

MRO1975

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Doch ihre Zukunftspläne sehen erst einmal anderes vor: "Ich würde gern ein großes Stück Land kaufen, es trockenlegen und darauf eine kleine Siedlung errichten lassen, wo jeder arbeiten und gute Arbeit leisten soll." (730)
Das erinnerte mich eher an ihren anfänglichen Plan mit den Pächterhäuschen. Wenn der Wohlstand und Besitz für sie schon eine Last ist, will sie sie jedenfalls zur Verbesserung der Lebenssituation der Landbevölkerung einsetzen. Irgendwie scheint D bislang die Einzige zu sein, die getreu ihrem eigenen Motto leben will und auch etwas dafür tut. Mittlerweile ist sie mir richtig sympathisch geworden.