7. Leseabschnitt: Kapitel Achtundzwanzig bis Zweiunddreißig (S. 427 bis zum Ende)

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Zwischen Agnes und Shuggie eskaliert ein Streit. Shuggie scheint selbstbewusster geworden zu sein. Agnes gerät in die Defensive, ruft ihm ein Taxi und schmeißt ihn raus.
Dass Shuggie sich nicht mehr alles gefallen lässt, ist genau richtig, aber genau das macht ihm nachher fälschlicherweise ein schlechtes Gewissen.
Shuggie bleibt Leanne. Sie suchen deren Mutter, die auf der Straße lebt und bringen ihr Wäsche und Lebensmittel. Inwiefern Shuggie anschließend sein Leben in den Griff gekriegt hat, bleibt offen.
Ich hoffe, er wird nicht Sozialarbeiter. Er hat ein zu ausgeprägtes Helfersyndrom.
Ich finde die Freundschaft zu Leanne sehr schön und etwas hoffnungsgebend. Er hat in ihr eine Leidensgenossin, sie können sich gegenseitig stützen und möglicherweise können beide daraus Kraft ziehen. Es zeigt ja auch, dass sie nicht allein sind und vielleicht hilft es auch eines Tages, Schuldgefühle (die mit Sicherheit beide mit sich tragen) etwas abgeben zu können...
Wahrscheinlich ist eine Freundschaft mit "normal" aufgewachsenen Gleichaltrigen schwierig. Niemand kann sich in Kinder wie Shuggie und Leanne hineindenken.
Oh ja. Ich habe das Gefühl, die Rosa/Hellblau-Spaltung ist größer denn je. :rolleyes::( Schon als Neugeborene werden Kinder nach ihrem Geschlecht sozialisiert.
Ich hatte mal eine Kundin, die mir ein Pappbilderbuch mit einem roten Ball an die Kasse brachte und fragte, ob es das auch für Jungs gäbe (oder umgekehrt). Tatsächlich ist das kein Einzelfall und die Verlage springen da natürlich auf. Wenn die Bücher nicht von der Schwester auf den Bruder vererbt werden können - umso besser.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Glauben kann Du Alles, aber glauben ist nicht wissen
Das sogenannte Wissen ist auch oft Glauben, nämlich eine vorläufige Theorie. Die solange Bestand hat, bis sie widerlegt wird. In den Wissenschaften gang und gäbe.

Das ganze Leben besteht aus Annahmen, - mal mehr mal weniger durch Fakten unterfüttert. (Wobei die Fakten ... siehe oben).
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Ein verspäteter Eindruck von mir: Ich hatte in den ersten Kapiteln des Buches ein paarmal den Gedanken, dieses Buch sei wahrscheinlich Wasser auf die Mühlen der Behaviouristen. In meiner Jugend hatte ich Aufklärungsbücher, in denen zu lesen stand, dass Homosexualität das Ergebnis einer Elternkonstellation mit starker Mutter und schwachem Vater sei. (Die Unverschämtheit, die in diesem Gedankengang steckt, fiel mir zum Glück schon als Dreizehnjähriger auf.) So denkt man vermutlich heute nicht mehr, aber ich kenne Leute, die sofort den Finger heben und ausrufen würden, Shuggie sei wegen der engen Mutterbindung schwul geworden.

Da es nicht nur Homo- und Heterosexualität gibt, sondern unzählige Zwischenformen - sogar lebensgeschichtlich bedingte Umentscheidungen -, würde ich persönlich zu der Ansicht neigen, dass die sexuelle Orientierung genetisch vorgegeben ist und von der Erziehung unabhängig. Eine restriktive Erziehung führt vielleicht zur Verleugnung der eigenen schwulen Persönlichkeitsanteile (solche Leute werden vermutlich als Erwachsene die größten Schwulenhasser), aber wie es genau um einen selbst bestellt ist, weiß man wohl oft erst, wenn man es probiert hat.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Ich finde die Freundschaft zu Leanne sehr schön und etwas hoffnungsgebend. Er hat in ihr eine Leidensgenossin, sie können sich gegenseitig stützen und möglicherweise können beide daraus Kraft ziehen. Es zeigt ja auch, dass sie nicht allein sind und vielleicht hilft es auch eines Tages, Schuldgefühle (die mit Sicherheit beide mit sich tragen) etwas abgeben zu können...
Schön gesagt - du hast da meine absolute Zustimmung! :cool:
 
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kingofmusic

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*Tränchen verdrück* ;)
Shuggie hat endlich eine Freundin, die ihn als das akzeptiert, was er ist. Und warum? Weil sie ein ähnliches Schicksal erlitten hat. Und wie rührend Leanne sich trotz der widrigen Umstände um ihre Mutter gekümmert hat - große Klasse. Schade in solchen Fällen ist nur, dass die Kinder so schnell erwachsen werden müssen; sie haben keine richtige Kindheit, wie sie eigentlich sein soll - sich ausprobieren, ihren Platz im Leben bzw. in der Gesellschaft finden. Tragisch...

Shuggie ist trotz allem ein "Steh auf"-Männchen; einer der den Kopf nicht in den Sand steckt. Seine Liebe zu seiner Mutter wirkt zu keinem Zeitpunkt "aufgesetzt" sondern grundehrlich. Was Leek betrifft: es ist nie zu spät für die Verwirklichung von Träumen.

Die ganze Diskussion um "Dürfen Mädchen mit Jungsspielzeug spielen und umgekehrt und werden sie deswegen schwul oder lesbisch oder was auch immer?" finde ich sinnlos. Die Sexualität unserer Kinder können wir eh nich beeinflussen - egal, womit sie spielen; sie gehen ihren eigenen Weg und das ist gut so.
 

Literaturhexle

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*Tränchen verdrück* ;)
Shuggie hat endlich eine Freundin, die ihn als das akzeptiert, was er ist. Und warum? Weil sie ein ähnliches Schicksal erlitten hat. Und wie rührend Leanne sich trotz der widrigen Umstände um ihre Mutter gekümmert hat - große Klasse. Schade in solchen Fällen ist nur, dass die Kinder so schnell erwachsen werden müssen; sie haben keine richtige Kindheit, wie sie eigentlich sein soll - sich ausprobieren, ihren Platz im Leben bzw. in der Gesellschaft finden. Tragisch...

Shuggie ist trotz allem ein "Steh auf"-Männchen; einer der den Kopf nicht in den Sand steckt. Seine Liebe zu seiner Mutter wirkt zu keinem Zeitpunkt "aufgesetzt" sondern grundehrlich. Was Leek betrifft: es ist nie zu spät für die Verwirklichung von Träumen.

Die ganze Diskussion um "Dürfen Mädchen mit Jungsspielzeug spielen und umgekehrt und werden sie deswegen schwul oder lesbisch oder was auch immer?" finde ich sinnlos. Die Sexualität unserer Kinder können wir eh nich beeinflussen - egal, womit sie spielen; sie gehen ihren eigenen Weg und das ist gut so.
Wirklich ein wunderbares Schlusswort, lieber King!
 
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Wandablue

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Die ganze Diskussion um "Dürfen Mädchen mit Jungsspielzeug spielen und umgekehrt und werden sie deswegen schwul oder lesbisch oder was auch immer?" finde ich sinnlos. Die Sexualität unserer Kinder können wir eh nich beeinflussen - egal, womit sie spielen; sie gehen ihren eigenen Weg und das ist gut so.
Das ist aber nicht das Thema der Diskussion gewesen. Sondern, ob das Spielen mit "Weiberzeug" das Haupt-Werkzeug des Autors war, Homosexualiät darzustellen. Und ob eine solche Darstellung nicht eine grob vereinfachende ist bzw. ob es nicht eine sehr schablonenhafte Abbildung ist. Also m.a.W. es hat ihm an anderem Werkzeug gefehlt, m.M.nach und er ist da einen sehr einfachen schriftstellerischen Weg gegangen, der alle Vorurteile bedient. (Ich habe ja auch nicht alle Sterne regnen lassen).