Nun kommt die große Weltpolitik auch in die beschauliche Schweiz. Der Blick weitet sich, es geht nicht nur mehr um Privates oder um Gesetzesänderungen im eigenen Land. Wer außerhalb der Heimat ist, wird sofort ins Weltgeschehen verwickelt und die Schweiz bekommt die Auswirkungen in Form von Flüchtlingen zu spüren.
Durch die Familie Wasserstein erfährt der Leser wie es den Juden im fernen Galizien erging. Auch hier wurden schon vor der Nazi- Zeit Juden abgeschlachtet. ( „ Juden werden in diesem Jahrhundert nie mehr Schlimmeres erleben, als was ihnen in Galizien passiert ist“ Der Leser weiß, dass sich Zalman hier irrt.)
Ganz beiläufig lesen wir vom grauenvollen Tod des kleinen Motti, der doch erst vor kurzem noch geweint hat, weil ihn die anderen Buben nicht beim Kriegspielen mitmachen lassen wollten. Dieser Auftritt der Familie Wasserstein bei Pinchas wirkt gerade im Kontrast zu ihrem Syltauftritt so erschreckend. Dort waren sie noch eine intakte Familie, deren größte Sorge die Verheiratung ihrer wählerischen Tochter war. Nun haben sie alles verloren, ihren Besitz, ihre Heimat , ihren Sohn . Und die Tochter, „ die sich für jeden Mann zu gut gewesen, und nun für zwanzig Mann gut genug gewesen war.“…ist gezeichnet fürs Leben. Wer wird sie danach noch als Ehefrau wollen oder will sie überhaupt noch einen Mann?
Ich war den Tränen nahe, als ich davon las.
Und den Satz „ Er war sofort tot“ musste ich zweimal lesen. Ich konnte es nicht glauben. Bevor der Krieg für Alfred überhaupt erst losging, war er schon gestorben.
Ja, die Leichtigkeit ist weg. Aber das war abzusehen. Eine jüdische Familiengeschichte im 20. Jahrhundert, auch nicht in der Schweiz, kann nicht heiter bleiben