Nun ja. Ich wäre schon zufrieden, wenn ich besseren Zugang zur Musik Mahlers fände. Für meine Musikertochter ist Mahler der Größte, und wenn ich mich hilfesuchend an sie wende, sagt sie immer: "Hör einfach hin und versuche nicht, eine Geschichte daraus zu machen". Das ist die Krux bei mir, ich bin nun mal ein Geschichtenmensch (deshalb mag ich auch Opern lieber als Konzerte) und versuche immer, etwas Erzählendes in die Musik zu deuten.
Mich beschäftigt immer noch die Stelle mit dem Streichquartett auf S. 428, wo Thomas in Gedanken eine direkte Linie vom deutschen Kulturgrund zur Barbarei der Nazis zieht. Dass die Kultur den Keim zur eigenen Vernichtung in sich trage. An anderer Stelle - die finde ich gerade nicht mehr - heißt es, dass die deutsche bzw. die europäische Kultur sich auf die Vorstellung des Teufelspakts gründe, die amerikanische Kultur dagegen nicht, und dass Mann aus diesem Grund seinen Doktor Faustus explizit für eine deutsche Leserschaft schreiben müsse - dass also amerikanische Leser das Buch gar nicht richtig verstehen, obwohl es sich in Amerika glänzend verkauft. (Kaufen und Lesen ist ja nicht dasselbe - von Umberto Eco heißt es auch, er steht in allen Regalen, aber gelesen hat ihn keiner, hehe.)