Die Beziehung zu seinen Kindern wird gut herausgestellt, z.B. das völlig verkorkste zu Klaus. DasGespräch zwischen den beiden offenbart, dass Thomas nicht weiß, wie er mit ihm umgehen soll. Dass er ihn weder wertschätzt noch besonders ihn für lebenstüchtig hält.Dass er seine Ansichten so radikal ändern konnte, sollte zumindest einige seiner Landsleute dazu ermutigen, ihrerseits die eigenen politischen Überzeugungen zu überdenken. (445)
Er spielt eine Rolle, ist er vielleicht auch neidisch auf Klaus, weil er seine Homosexualität auslebt?Er sah Klaus an, als wäre er ein Vater in einem Spielfilm. (416)
Ich verstehe mittlerweile auch nicht mehr die Kritik, dass sein Werk zu wenig berücksichtigt würde in Colm Tóibíns Roman. Dieser schafft sehr gut die Balance zwischen Thomas Mann als Familienvater, als politischer Mensch und als Künstler. Thomas Manns sexuelle Bedürfnisse nehmen im Verlauf der Handlung immer weniger Raum ein. Hat er als junger Mann mehr damit und mit seiner inneren Zerrissenheit zu kämpfen, so schwingt im Alter nur noch ab und zu etwas davon mit.Sehr präzise ist auch geschildert, wie Thomas Mann die Figuren zu seinen Romanen findet, immer nach realen Vorbildern, die sich dann mit seinen eigenen Erfahrungen verbinden und sich in seine Ideen zu einer Geschichte einfügen. Hier geht es um die Entstehung von Doktor Faustus. "Es gab zwei Männer, zu denen er nicht geworden war, und wenn es ihm gelänge, ihren jeweiligen Geist auf glaubhafte Weise zu beschwören, ließe sich ein Roman aus ihnen machen," (Zitat Seite 426)
Oh ja, da wäre ich sofort dabei! Denn der Dr. Faustus steht auch auf meiner Liste der Bücher, die ich lesen sollte-wollte-will.wenn wir den Dr. Faustus gemeinsam lesen wollen
Das Verhältnis Manns zu den Amerikanern, das ist auch das, was mich im hinteren Teil des Buches sehr interessiert hat und das sehr anschaulich geschildert ist.Thomas Mann als bürgerlicher Demokrat repräsentiert den Typus, den die Amerikaner nach dem Krieg in Deutschland sehen möchten - im Gegensatz zu Brecht.
Diese ganze Situation und Problematik arbeitet Tóibín sehr gut heraus. Hier wusste ich auch nur die Fakten, also dass Thomas Mann über BBC Reden an das deutsche Volk gehalten hat.Dass die US-Regierung Manns Reden strategisch nutzen, das ist mir tatsächlich neu und diesen Teil finde ich auch wie alles Politische sehr interessant geschildert. Thomas Mann als bürgerlicher Demokrat repräsentiert den Typus, den die Amerikaner nach dem Krieg in Deutschland sehen möchten - im Gegensatz zu Brecht.
Trotzdem sind sich die Manns einig, dass sie nicht nach Deutschland zurückkehren werden.
Dass Toibin einen Teil der Rede abgedruckt hat, ist hilfreich und macht deutlich, wofür der Mann steht und dass er seine politische Meinung seit dem ersten Weltkrieg geändert hat.
Ich glaube, damals war man in dieser Hinsicht noch naiver. Klaus hat ja schon ewig Drogen konsumiert. Außerdem gab es bei ihm noch mehr Dinge, über die man sich als Eltern hätte sorgen müssen. Ich fürchte, da ist bei Katia und Thomas sehr viel Resignation zu spüren.Aber was ich einfach nicht kapiere, ist, dass sich die Manns nicht mehr Sorgen um Klaus Abhängigkeit von Drogen machen. Ist ihnen Lula nicht mehr in Erinnerung? War eine Morphiumabhängigkeit was "Normales". Kein Mensch spricht von Entzug.
Oh, da kenne ich mich zu wenig aus. Morphium und Opium waren wohl schon modern. Entzug? In diesen Zeiten als Migrant? Klaus war ja schon immer ein Freigeist, der sich höchstens von Erika etwas hat sagen lassen. Die Eltern haben wenig Einfluss.War eine Morphiumabhängigkeit was "Normales". Kein Mensch spricht von Entzug.
Stand da nicht auch, dass Heinrich Mann gesagt hat (oder wer?) es sei unmöglich, über Musik zu schreiben?aber ich kann wenig anfangen mit den Überinterpretationen von Musikstücken und den Gefühlen, die sie implizieren, vermitteln und fördern. Dieses "Musikdings" ist so gar nicht meins.
Ich fürchte, Du musst Dir bald Deine Bücher selber schreiben.Ich verhehle nicht, dass ich mir dieses Buch ganz anders geschrieben gewünscht hätte.
ich habe noch andere kluge Sachen gesagt ;-).Ich fürchte, Du musst Dir bald Deine Bücher selber schreiben.
Oh ja, hast du. Ich hab gerade Besuch und du musst dich auf meine wertvollen Erwiderungen noch geduldenich habe noch andere kluge Sachen gesagt ;-).
Richtig. Daran merkt man, dass er ein Intellektueller ist (im positiven Sinn). Er hat seinen eigenen Kopf und auch seine Prinzipien. Er reagiert längst nicht so emotional wie die Frauen um ihn herum.Thomas Mann wird doch noch politisch. Ich mag es, dass er seine Ansichten immer wieder verändert, anpasst, ohne dass man den Eindruck hätte, er sei wetterwendisch.
Wie du schon sagst: Sie saßen im sicheren Amerika, da war alles ein Stückweit weg. Bilder erreichten sie zwar, aber das ist Wissen aus zweiter Hand. Ihre Lieben hatten sie in Sicherheit gebracht. Vielleicht haben sie sich das individuelle Leiden mit dem Gedanken vom Leib gehalten, dass es Hitler-Deutschland ja verdient habe. Für die Manns scheinen ALLE Deutschen Nazis gewesen zu sein. Aber vlt denkt man so, wenn man verfolgt wurde und erleben muss, wie Juden nur wegen ihrer Zugehörigkeit brutal vernichtet wurden. Es war eben unvorstellbar.Waren die Manns nicht über die Bombardierungen betroffen?
Ist für mich in Ordnung. Sie hatten in Übersee andere Probleme und Widrigkeiten. Sie waren weit weg. Du wirst im letzten Abschnitt aber noch merken, dass die Familie keinen Hang zu großen Gefühlen hat. Dort tritt das noch viel bewusster zutage.Vor allem Betroffenheit. Leid und Trauer werden weitgehend ausgespart.
Wahrscheinlich hat sie in natura schrecklich genervt. Vielleicht wird ihr Nutzen dem Interpreten (Toibin) viel deuticher gewesen sein als den Manns selbst. Die leben schon ein bisschen in ihrer Ruhmesblase und meinen, Anspruch auf gewisse Dinge zu haben.Komisch, dass die vllt bärbeißige, aber im Prinzip wohlwollende Agnes Meyer von den Manns so gering geschätzt wird.
Vielleicht weiß man es nicht. Depressionen, Armut, Unglück. Wir wissen sowieso nicht viel über sie, sie ist eine absolute Randfigur.Nelly bringt sich um. So ganz raus kommt es nicht, warum.
Findest du? Ich denke, wenn es schlecht gelaufen ist in deiner Kindheit, kannst du die Eltern immer noch für vieles verantwortlich machen. Allerdings muss man gelernt haben, das Beste daraus zu machen, man kann noch dazulernen, ist für sich selbst verantwortlich.Wer über dreißig ist, kann seine Eltern für nichts mehr verantwortlich machen. Haha. Wie wahr!
Also klar, sofern es um Verbrechen geht. Kindesmisshandlung. Oder sonst was ganz Schlimmes. Aber im Prinzip ist da viel Wahres dran an dem Bonmot. Man muss aufhören, zurückzuschauen und nach Schuldigen zu suchen.Findest du? Ich denke, wenn es schlecht gelaufen ist in deiner Kindheit, kannst du die Eltern immer noch für vieles verantwortlich machen. Allerdings muss man gelernt haben, das Beste daraus zu machen, man kann noch dazulernen, ist für sich selbst verantwortlich.
Chancengleichheit ist eine Illusion.
Finde ich durchaus plausibel, meist ist es ja in jungen Jahren wo die sexuelle Neigung einen großen Raum einnimmt. Ausleben konnte er sich ja eh nicht so wie vielleicht gewünscht. Außerdem denke ich, dass er das, was er hat, durchaus zu schätzen weiß und dies nicht aufs Spiel setzen möchte, so tolerant Katia auch zu sein scheintIch verstehe mittlerweile auch nicht mehr die Kritik, dass sein Werk zu wenig berücksichtigt würde in Colm Tóibíns Roman. Dieser schafft sehr gut die Balance zwischen Thomas Mann als Familienvater, als politischer Mensch und als Künstler. Thomas Manns sexuelle Bedürfnisse nehmen im Verlauf der Handlung immer weniger Raum ein. Hat er als junger Mann mehr damit und mit seiner inneren Zerrissenheit zu kämpfen, so schwingt im Alter nur noch ab und zu etwas davon mit.
Stimmt, jetzt wo du es auf den Punkt bringst. Wir reden hier ja auch nicht davon, dass er sich da nur ein wenig ausprobiert. Er ist richtig abgesackt, hat kein Geld usw. Auch die Beziehung zu Erika leidet durch seinen Konsum extremIch bin erst in der Mitte des LA. Aber was ich einfach nicht kapiere, ist, dass sich die Manns nicht mehr Sorgen um Klaus Abhängigkeit von Drogen machen. Ist ihnen Lula nicht mehr in Erinnerung? War eine Morphiumabhängigkeit was "Normales". Kein Mensch spricht von Entzug.