7. Leseabschnitt: Chris (S. 163 bis S. 194)

Literaturhexle

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Sehr berührend empfand ich diesen Abschnitt. Beide Männer kommen sich beim Laufen näher. Chris berichtet über seine Blindheit, wie er blind wurde und welche persönlichen Einschränkungen sich daraus ergeben.
Bei einem Regenguss öffnet sich auch Quentin, erzählt von Mattias und wie er als Trauerbewältigung zu laufen anfing. Beide Schicksale prallen für den Leser aufeinander. Die Dialoge sind sehr empathisch geschildert.
Am Strand bauen Quentin und Chris' Tochter Zoe die Sandburg, die Nathan im 4. Abschnitt vor den Fluten rettete.

Der kleine Abstecher in die Zukunft zum Halbmarathon, den die beiden Männer laufen werden, fand ich sehr geschickt eingeflochten. Erstmalig wird die Todesursache erwähnt, eine Schießerei im Feathers. Bestimmt hat dieser Amoklauf großes öffentliches Interesse hervorgerufen. Vielleicht gibt es auch ein reales "Vorbild"?
 

Querleserin

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Anjuta

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Essen
Ja, das empfand ich auch als sehr starkes Kapitel. Matthias und sein Schicksal bilden immer den “Subtext”, das unterschwellig Unausgesprochene (wäre das auch so ohne den Titel des Buches?) aber oben drüber liegt die sich weiter drehende Welt, hier die der beiden Männer, die sich langsam und etwas mühsam einander öffnen.
Nie war der Titel eines Buches so wichtig für meine Rezeption des Gelesenen, glaube ich. Geht Euch das auch so?
 

Literaturhexle

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Der Titel gibt natürlich die Marschrichtung vor. Wenn "nach Mattias" irgendwo auftaucht im Text, folgt das Erkennen auf dem Fuße...
Aber ich kann nicht wirklich sagen, ob der Titel für mich so bedeutend ist, denn die Trauer ist im Text ja immanent vorhanden, man weiß, dass M. gestorben ist. Allerdings gibt es auch Abschnitte, wo man den Zusammenhang bewusst sucht durch den Buchtitel, der ja Programm ist: bei Nathan und Issam zum Beispiel. Da könnte der Einfluss des Titels stärker sein...
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich finde, es braucht den Bezug zu Mattias. Ansonsten ergeben manche der Geschichten für mich keinen Sinn. Ich habe mich auch schon gefragt, ob die Kapitel auch alleine stehen könnten, also als eine Art Kurzgeschichte. Ich finde aber, dass das bei den meisten nicht richtig funktionieren würde.

Mir hat das Kapitel um Chris gut gefallen, weil man ihm und Quentin sehr nahe ist - näher als in Quentins Kapitel. Natürlich ist es auch deshalb berührend, weil man nun eine genauere Vorstellung davon bekommt, was Mattias passiert ist.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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@Literaturhexle

Ich war froh über den Ausblick auf den Halbmarathon! Ich finde es schön, so zu erfahren, dass diese Freundschaft Bestand haben wird.

Ich habe mal gegoogelt, ob ich einen Bericht über einen Amoklauf an einem Veranstaltungsort namens "Feathers" oder so ähnlich finden kann, bin aber nicht fündig geworden. Aber ich vermute stark, dass der Autor ein reales Ereignis im Hinterkopf hatte.

@Querleserin

Schon merkwürdig, dass die Sache für die Band ja geradezu ein Glücksfall war – dadurch ist das Lied zum Hit geworden, wobei die Frage ist, ob es das vielleicht auch so geworden wäre.

@Anjuta

Ich denke, mich hat der Titel auch direkt von Anfang an eingestimmt auf das Buch. Ich habe immer im Hinterkopf, dass das alles quasi vor dem gleichen Hintergrund passiert.

@milkysilvermoon

Manche könnten alleine stehen, glaube ich. Vielleicht müssten sie noch um ein, zwei Sätze ergänzt werden, um dem Leser die Grundsituation zu erklären.

Ich war früh, diese Freundschaft jetzt auch aus der Sicht von Chris zu sehen!
 

parden

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13. April 2014
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Trotz der geradezu nüchternen Schreibweise werden so viele Emotionen transportiert. Das ist ganz großes Kino. Dieser Abschnitt hat mir sehr gut gefallen, das Geheimnis um Mattias Tod ist gelüftet, und dadurch, dass Chris gleichzeitig mit dem Leser davon erfährt, halten beide gleichzeitig die Luft an - so gut gemacht. Ich finde den Roman auch vom Aufbau her grandios. Ich bin gespannt, ob mir auch das Ende gefallen wird.
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Quentin hat nun endlich durch Chris, und durch seine Tochter, ein Ventil gefunden. Es ist raus......wenn die Worte erst einmal gesagt wurden, fallen sie beim zweiten Mal schon leichter. Quentin wird Mattias nie vergessen, aber dadurch sein Leben weitergeht, wird auch die Trauer anders. Das er sich Chris öffnen konnte ist der erste wichtige Schritt. Wobei ich denke, dass auch Chris einen großen Nutzen aus der Verbindung mit Quentin zieht, denn auch Quentin hat in gewisser Weise ein Handicap mit dem er leben muss.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich hatte relativ am Anfang mal ganz kurz mit dem Gedanken gespielt, ob Matthias möglicherweise selber ein Selbstmordattentat verübt hat und die Mutter sich deswegen schuldig fühlt! Aber jetzt ist es genau andersrum...
Jetzt können wir uns sicher sein, dass es ihr nur darum ging, ob sie es als Mutter in dem Moment als er starb hätte fühlen müssen. Schon verrückt worüber man sich alles ein Schuldgefühl einreden kann, obwohl es ohne dem nicht schon schwer genug ist......