6. Teil: Städte + Wasser + Übeltäter + Bögen + Geschichten + Überlebende

Literaturhexle

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In diesem Teil werden viele Fragen beantwortet.

Tatsächlich heißt der Mörder Mörder, weil er die Jungen 6 Monate nach Penelopes Tod verlassen hat. "Aber vorher ließ er sie allein". Der Prozess des Leidens ist wahnsinnig einfühlsam uns poetisch beschrieben, ich war völlig gefangen.
[zitat]Wir lagen da, lebendig und atmend -denn das war die Nacht, in der er uns umbrachte.
Er hatte uns im Schlaf ermordet. (S.383) [/zitat]

Die Wäscheklammer begleitet Clay seit dem Tag der Beerdigung. Der Vater hat Angst vor ihm, weil er der einzige ist, der seine ganze Lebensgeschichte kennt.
Clays extremes Rennen beginnt mit dem Untertauchen Michaels: Clay sucht den Vater Nacht für Nacht und durchkämmt die Stadt. Zur Strafe und zum Erkenntnisgewinn, wie aussichtslos diese Suche ist, wird er aufs Dach gesetzt. Das wird dann sein Stammplatz...

Den Überlebenden ist dieser Abschnitt gewidmet und das ist großartig gelungen. Wie die Brüder gegenseitig für sich sorgen, wie sie dem verwundeten Thommy die lebenden Tiere schenken, wie Matthew als einziger "Erwachsener" sein eigenes Leben hintenan stellt und die Familie versorgt, so dass die Wunden sich etwas schließen können... einfach einzigartig beschrieben.

Die Liebe zwischen Carey und Clay, die Erfolge als Jockey, die Annäherung des Vaters an Clay und umgekehrt beim Bauen dieser Brücke....

Zusak erzählt und spricht den Leser immer wieder mal an. Ich liebe diese Ausdrucksstärke. Mir wird kein Bild, keine Metapher zu viel, ich fühle mich eingesogen und bin verzaubert von diesem Buch... (Seid mir nicht böse, das klingt verkitscht, aber ich versuche, meine Begeisterung in Worte zu kleiden).
 

Renie

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Mir wird kein Bild, keine Metapher zu viel, ich fühle mich eingesogen und bin verzaubert von diesem Buch... (Seid mir nicht böse, das klingt verkitscht, aber ich versuche, meine Begeisterung in Worte zu kleiden).
Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass dieser Roman uns am Ende doch gekriegt hat. Die Erwartungshaltung war ja extrem hoch. Und machen wir uns nichts vor. Nach den Startschwierigkeiten waren doch viele von uns enttäuscht. Aber mittlerweile geht doch bei den meisten der Daumen nach oben.
Ich teile im Übrigen deine Schwelgerei. Deiner "verkitschten" Begeisterung kann ich nichts hinzufügen - obwohl, mir fällt bestimmt noch was ein ;)
 

Literaturhexle

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Die Erwartungshaltung war ja extrem hoch. Und machen wir uns nichts vor. Nach den Startschwierigkeiten waren doch viele von uns enttäuscht.
Ich verstehe nicht, warum Zusak uns den Einstieg so vermiest hat. Für mich war es nicht der Schreibstil an sich im ersten Teil (den Prolog konnte man ja auch leicht verstehen), sondern die Tatsache, dass man nicht wusste, worum es überhaupt ging, man sich den Text nur schwer einprägen konnte...
Aber der Autor scheint das zu lieben. Wie gesagt, "Die Bücherdiebin" hat auch einen Anfang, der viele Leser abgeschreckt hat.

Renie, ich bin wirklich begeistert, wie ihr aus der Fülle der Vorschauen ein solch tolles Leserundenangebot gezaubert habt!!!

Seitdem ich mit Whatchareadin lese, hat sich die Anzahl meiner persönlichen Lese-Flops drastisch reduziert. (Wäre das nicht DER Werbeslogan :D:p:D).
 

Renie

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Ich verstehe nicht, warum Zusak uns den Einstieg so vermiest hat. Für mich war es nicht der Schreibstil an sich im ersten Teil (den Prolog konnte man ja auch leicht verstehen), sondern die Tatsache, dass man nicht wusste, worum es überhaupt ging, man sich den Text nur schwer einprägen konnte...
Vielleicht wusste er selbst nicht, wo die Reise hingeht. Oder er hat sich selbst hinsichtlich seines bisherigen Erfolgs unter Druck gesetzt und dadurch "Krampf" produziert. Aber mittlerweile hat er sich ja locker geschrieben.:rolleyes:;)
 
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Mikka Liest

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Der Prozess des Leidens ist wahnsinnig einfühlsam uns poetisch beschrieben, ich war völlig gefangen.
[zitat]Wir lagen da, lebendig und atmend -denn das war die Nacht, in der er uns umbrachte.
Er hatte uns im Schlaf ermordet. (S.383) [/zitat]

Ja, das war unglaublich gut geschrieben...

Die Wäscheklammer begleitet Clay seit dem Tag der Beerdigung.

Ich habe die Bedeutung der Wäscheklammer immer noch nicht wirklich verstanden. Warum eine Wäscheklammer?

Den Überlebenden ist dieser Abschnitt gewidmet und das ist großartig gelungen. Wie die Brüder gegenseitig für sich sorgen, wie sie dem verwundeten Thommy die lebenden Tiere schenken, wie Matthew als einziger "Erwachsener" sein eigenes Leben hintenan stellt und die Familie versorgt, so dass die Wunden sich etwas schließen können... einfach einzigartig beschrieben.

Das mit den Tieren war ein unglaublicher Liebesbeweis der Brüder. Gegenüber Thommy erlauben sie sich mehr Mitgefühl und mehr Sanftheit als untereinander – auch wenn sie ihn trotzdem ab und an verdreschen.

Zusak erzählt und spricht den Leser immer wieder mal an. Ich liebe diese Ausdrucksstärke. Mir wird kein Bild, keine Metapher zu viel, ich fühle mich eingesogen und bin verzaubert von diesem Buch... (Seid mir nicht böse, das klingt verkitscht, aber ich versuche, meine Begeisterung in Worte zu kleiden).

Mir gefällt das Buch im Großen und Ganzen auch sehr gut, aber in diesem Abschnitt waren wieder viele Passagen drin, wo die Übersetzung etwas holpert. Ich habe ein paar Kapitel im Original gelesen, und die Sprache hat einen ganz anderen Fluss und Rhythmus...
 

Mikka Liest

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Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass dieser Roman uns am Ende doch gekriegt hat. Die Erwartungshaltung war ja extrem hoch. Und machen wir uns nichts vor. Nach den Startschwierigkeiten waren doch viele von uns enttäuscht. Aber mittlerweile geht doch bei den meisten der Daumen nach oben.

Ich habe zwischendurch immer mal wieder Passagen, die es mir etwa schwer machen, aber als Gesamtpaket betrachtet gefällt mir das Buch sehr gut. Der Schreibstil ist für mich ein ganz großer Pluspunkt.
 

Mikka Liest

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Aber der Autor scheint das zu lieben. Wie gesagt, "Die Bücherdiebin" hat auch einen Anfang, der viele Leser abgeschreckt hat.

Das Buch habe ich 2006 oder 2007 gelesen, da war es im Original gerade erst erschienen. Da ich damals meinen Buchblog noch nicht hatte, habe ich keine Aufzeichnungen darüber, wie ich das Buch fand – ich kann mich erinnern, dass ich davon begeistert war, aber ich weiß nicht mehr, ob ich den Einstieg schwierig fand oder nicht...
 

Literaturhexle

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aber in diesem Abschnitt waren wieder viele Passagen drin, wo die Übersetzung etwas holpert. Ich habe ein paar Kapitel im Original gelesen, und die Sprache hat einen ganz anderen Fluss und Rhythmus...
Das kann ich nicht beurteilen, mein Englisch ist nicht gut genug.
Im Großen und Ganzen gehe ich aber davon aus, dass die Übersetzer kompetent an ihr Werk gehen. Manche Redewendungen oder Vokabeln sind mitunter natürlich schwer übertragbar. So richtig aufgefallen ist mir aber keine Stelle, die holprig gewesen wäre.

Es wird natürlich so sein, dass dieses Buch einen weit höheren Anspruch an die Übersetzung stellt als ein fortlaufender, weniger literarischer Text.
 

VerdigrisDeep

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An Mikka Liest: Erzähl mal ein paar Beispiele. Da Deutsch und Englisch grundsätzlich einen anderen Rhythmus haben, muss das nicht unbedingt ein Holpern sein. Man sollte doch einen guten deutschen Text erwarten und keine englische Syntax in deutschem Gewand. Anders sieht's natürlich aus, wenn falsch übersetzt wurde.
 

Literaturhexle

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Man sollte doch einen guten deutschen Text erwarten und keine englische Syntax in deutschem Gewand.
Exakt und ich glaube, dass genau das das Schwierige ist. Das fängt für mich schon bei Liedtexten an: wörtlich übersetzt ist schnell mal. Aber lyrisch oder "schön "?
Da gehört viel mehr dazu.

Ich möchte nicht wissen, wie aufwändig die Übersetzung des Zusak-Buches war- eben weil so viele Bilder und Stilmittel verarbeitet wurden.
 

Renie

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Ich möchte nicht wissen, wie aufwändig die Übersetzung des Zusak-Buches war- eben weil so viele Bilder und Stilmittel verarbeitet wurden.
Oh ja, das stimmt. Die arme Übersetzerin, die sich mit englischen Ausdrücken rumschlagen musste, die sie wahrscheinlich im Leben vorher noch nicht gehört hat. Ich kann mir vorstellen, dass Zusak hier im Original sehr kreativ und erfinderisch war. Was für eine Herausforderung:);)
 
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Mikka Liest

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Im Großen und Ganzen gehe ich aber davon aus, dass die Übersetzer kompetent an ihr Werk gehen. Manche Redewendungen oder Vokabeln sind mitunter natürlich schwer übertragbar. So richtig aufgefallen ist mir aber keine Stelle, die holprig gewesen wäre.

Es wird natürlich so sein, dass dieses Buch einen weit höheren Anspruch an die Übersetzung stellt als ein fortlaufender, weniger literarischer Text.

Oh ja, ich will den Übersetzerin ihre Fachkompetenz auf keinen Fall absprechen! Nur ist dieses Buch sicher sehr, sehr schwer zu übersetzen, weil Zusak sehr ungewöhnliche Bilder und Metaphern wählt.
 

Mikka Liest

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Erzähl mal ein paar Beispiele.

Da muss ich nochmal überfliegen, ich habe die Stellen jetzt nicht mehr spontan im Kopf und hätte sie mir vielleicht aufschreiben sollen...

Da Deutsch und Englisch grundsätzlich einen anderen Rhythmus haben, muss das nicht unbedingt ein Holpern sein. Man sollte doch einen guten deutschen Text erwarten und keine englische Syntax in deutschem Gewand. Anders sieht's natürlich aus, wenn falsch übersetzt wurde.

Oh, das meinte ich so nicht mit Holpern! Manche Dinge lassen sich einfach nicht eins zu eins ins Deutsche übertragen, das sehe ich auch so – im Gegenteil, bei englischer Syntax im deutschen Gewand würde der deutsche Text erst recht holpern. Eigentlich ist es genau anders herum, die Bedeutung und das Wesen des englischen Textes muss möglichst schlüssig in deutsche Syntax übertragen werden.

Ich hatte hier einfach ein paar Mal den Eindruck, dass sie die ein oder andere Stelle etwas "unrund" las, aber das liegt sicher daran, dass das Original einfach unheimlich schwer zu übersetzen ist.
 
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Mikka Liest

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Ich möchte nicht wissen, wie aufwändig die Übersetzung des Zusak-Buches war- eben weil so viele Bilder und Stilmittel verarbeitet wurden.

Ja, das war sicher enorm aufwendig und hat der Übersetzerin einiges abverlangt! Eine 'perfekte' Übersetzung ist bei einem Buch wie "Nichts weniger als ein Wunder" wahrscheinlich gar nicht möglich.
 

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Den Überlebenden ist dieser Abschnitt gewidmet und das ist großartig gelungen. Wie die Brüder gegenseitig für sich sorgen, wie sie dem verwundeten Thommy die lebenden Tiere schenken, wie Matthew als einziger "Erwachsener" sein eigenes Leben hintenan stellt und die Familie versorgt, so dass die Wunden sich etwas schließen können... einfach einzigartig beschrieben.
Mich hat Matthew am meisten beeindruckt. Er übernimmt nach Pennys Tod die Führungsrolle, obwohl das eigentlich die Aufgabe von Michael gewesen wäre. Matthew musste unheimlich schnell erwachsen werden und hat seine eigene jugendliche Unbeschwertheit zum Wohl seiner Brüder geopfert. Andernfalls wären die Jungen sicherlich in einem Heim gelandet und getrennt worden. Dank Matthew wurde das verhindert.
 

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Mir wird kein Bild, keine Metapher zu viel, ich fühle mich eingesogen und bin verzaubert von diesem Buch..).
Mir leider schon. Ich finde den Stil etwas zu gewollt, dadurch geht für mich der Zauber etwas verloren. Ich finde das Buch aber dennoch gut gelungen - vor allem nach dem Start, da sind im sprichwörtlichen Sinne wohl die Pferde mit Zusak durchgegangen. Was sollte diese Episode mit dem Treppenhausrennen und dem Kampf? Das war alles so wirr.
 

MRO1975

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Das Buch habe ich 2006 oder 2007 gelesen, da war es im Original gerade erst erschienen. Da ich damals meinen Buchblog noch nicht hatte, habe ich keine Aufzeichnungen darüber, wie ich das Buch fand – ich kann mich erinnern, dass ich davon begeistert war, aber ich weiß nicht mehr, ob ich den Einstieg schwierig fand oder nicht...
Das geht mir ganu genau so. Ich kann mich leider nur erinnern, dass ich es toll fand. Sprachlich muss es relativ einfach gewesen sein. Ich habe es auch auf Englisch gelesen und meine Sprachkenntnisse waren damals noch grottig.
 
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Mikka Liest

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Mich hat Matthew am meisten beeindruckt. Er übernimmt nach Pennys Tod die Führungsrolle, obwohl das eigentlich die Aufgabe von Michael gewesen wäre. Matthew musste unheimlich schnell erwachsen werden und hat seine eigene jugendliche Unbeschwertheit zum Wohl seiner Brüder geopfert. Andernfalls wären die Jungen sicherlich in einem Heim gelandet und getrennt worden. Dank Matthew wurde das verhindert.

Ja, ohne ihn wäre die kleine Familie sicher schon lange auseinander gebrochen. Das ist für einen jungen Mann seines Alters sehr viel Verantwortung und auch eine große Leistung.
 

Mikka Liest

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Was sollte diese Episode mit dem Treppenhausrennen und dem Kampf? Das war alles so wirr.

Da schließt sich im nächsten Abschnitt der Kreis, zumindest habe ich das so empfunden! Beim ersten Lesen fand ich es aber auch ziemlich verwirrend und ich habe mich gefragt, warum das so ausgiebig beschrieben wird.
 
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