6. Leseabschnitt: Seite 457 - Ende

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.618
16.618
49
Rhönrand bei Fulda
Ich habe fertig. Heute morgen beim Frühstück abgeschlossen. Der Schluss ist stimmig, ich empfinde das Buch als "rund".

Im Moment will ich noch nichts weiter dazu sagen, nur notieren, dass ich das im Nachwort der Autorin erwähnte Buch "Nickel Boys" unbedingt noch lesen möchte. Es wurde mir nämlich Anfang des Jahres auch in einem anderen Leseforum heftig empfohlen.

Weiteres später.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: claudi-1963

Xanaka

Aktives Mitglied
12. Juli 2015
894
737
44
Berlin
Im Grunde bin ich durch diesen letzten Abschnitt geflogen. Das Ende hat mir gut gefallen, vor allem da auch Karin ihren Frieden gefunden hat. Mir hat irgendwie noch ein letzter Abschnitt zu Anne gefehlt, da bleibt ein Ende völlig offen. Aber vielleicht war das auch genauso gewollt.

Ich finde gut, dass die Autorin ein Buch über diese dunkle Geschichte geschrieben hat. Interessant fand ich im Nachwort auch warum sie überhaupt auf die Idee kam sich näher mit diesem Thema zu befassen.

Und man kann auch noch darüber nachdenken, warum diese spezielle Thematik nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland mit Umerziehungsheimen - oder Lagern so stattgefunden hat. Denn auch in der DDR gab es die Jugendwerkhöfe, die in Art und Weise ähnlich grausam waren.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: claudi-1963

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.618
16.618
49
Rhönrand bei Fulda
Es wurde ja schon im ersten Leseabschnitt erwähnt, dass Jussi Adler Olsen, ein dänischer Thrillerautor, einen Krimi ("Verachtung") geschrieben hat, der genau dieses Thema in bezug auf die dänische Vergangenheit behandelt. Auch dort scheint es ähnliche Institutionen gegeben zu haben, wo aufmüpfige junge Frauen sogar sterilisiert wurden. Ich meine mich auch dumpf zu erinnern, dass Hakan Nesser über ein ähnliches Heim in Schweden geschrieben hat. Was mich erschüttert, ist, dass das Thema Nationalsozialismus bei den Erziehern der damaligen Zeit anscheinend überhaupt nicht reflektiert wurde - vielleicht aufgrund des Einflusses der Kirche. Wohin die Erziehung zu blindem Gehorsam führen kann, ist anscheinend erst viel später in den Köpfen angekommen.

Ich fand, bis auf den Erzählstrang über Anne, das Buch sehr gut - weit besser als ich erwartet habe, das schrieb ich ja schon mal. Bei Anne ist mir nicht recht klar geworden, welche Funktion sie überhaupt in dem Romanplot hat; außer vielleicht in der Familie einen Zustand der Daueralarmiertheit herzustellen.
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Xanaka

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Wenn die Autorin nicht im Nachwort die Nickel Boys erwähnt hätte, wäre ich fast der Meinung gewesen, sie hätte dort abgekupfert. ;)
Nur dass die Nickel Boys im Unterschied zu der Schweigenden ohne das klischeehafte Familiendrama auskommt und auf mich viel ernster und ernsthafter gewirkt hat.
Mich erinnert Die Schweigende von der Familienstruktur her noch an "Der größte Spaß, den wir je hatten" und von der Heimgeschichte an das "Haus der Verlorenen" von Emily Gunnis.

Letztlich finde ich Die Schweigende ärgerlich, eine Betroffenheitskitschkiste und wird dem ersten Thema leider nicht gerecht.
 

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
www.facebook.com
Ich meine mich auch dumpf zu erinnern, dass Hakan Nesser über ein ähnliches Heim in Schweden geschrieben hat.
Ich kenne von Jussi Adler Olsens Verachtung, das eine ähnliche Einrichtung beschreibt. Allerdings für erwachsene Frauen.
Buchinformationen und Rezensionen zu Verachtung von Jussi Adler-Olsen
Kaufen >
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.618
16.618
49
Rhönrand bei Fulda
Ja, das meinte ich. Ich kann mich jetzt nicht erinnern, in welchem Alter die Protagonistin bei Jussi Adler Olsen war, als sie in diesem Heim interniert wurde. Aber ich denke, nicht viel älter als Karin. Vielleicht erinnere ich mich falsch.
 

claudi-1963

Bekanntes Mitglied
29. November 2015
2.971
1.732
49
60
Ich kenne von Jussi Adler Olsens Verachtung, das eine ähnliche Einrichtung beschreibt. Allerdings für erwachsene Frauen.
Buchinformationen und Rezensionen zu Verachtung von Jussi Adler-Olsen
Kaufen >
Das Buch habe ich nicht gelesen, aber vor kurzem den Film gesehen und das waren es keine Erwachsenen sondern Teenager die dort ebenso wie Karin zurechtgerückt und teis sogar zwangssterisiert wurden.
 

claudi-1963

Bekanntes Mitglied
29. November 2015
2.971
1.732
49
60
Den letzten Abschnitt bin ich auch nur so durchgeflogen weil er einfach interessant und depremierend zugleich war. Das Karin all die Jahre den Tod von Peter verdrängt hat, ist sicher keine Seltenheit. Oft werden solche extremen Ereignisse hinter Mauern vergraben und erst wenn derjenige vielleicht die Kraft hat kommen sie wieder hervor. Bei Karin war es das Medaillion das alles wieder zutage brachte. Ihr war klar, das Pelle niemals geflüchtet wäre ohne diese Kette. Und endlich kamen die Bilder wieder vom Keller. Nur ich dachte, das man Pelle bestraft hat, weil sie fliehen wollten und nicht weil er sich an dem Tag unehrenhaft berührt hat und sich gewehrt hatte.

Ich fand es schön zu sehen, das sich Karin dann doch noch überwinden konnte zum Heim zu fahren und dan zumindest Geli und Imke ihr beigestanden haben. Schön auch das Geli und Niklas sich wieder zusammenraufen. Schade dagegen fand ich das die Autorin so ein Aufheben um Anne gemacht hat und dann den Leser im Grunde mit nichts zurücklässt. Da hätte ich mir zumindest ein paar versöhnliche Worte gewünscht, das sie nun das Geld bekommt. Oder das sie vielleicht den Bericht vom Heim gesehen hat und daraufhin wieder Kontakt sucht. Aber so gar nichts hat mich doch enttäuscht.

Das es diese Heimvergangenheit gab, entsetzt mich wie mich schon der Film von Adler Olsen entsetzt hatte. Was hat man diesen Kindern und Frauen damals schlimmes angetan. Da dachten sie endlich ist der Krieg zuende und dann kommen solche Zustände. Ausgerechnet bei den Frauen, die damals die Stellung gehalten und das Land wieder aufgebaut haben.

Vielleicht kann Karin jetzt wenigstens noch ein paar gute Jahre, zuindest mit zwei ihrer Kinder verbringen und vielleicht irgendwann über die Erlebnisse erzählen.
 

claudi-1963

Bekanntes Mitglied
29. November 2015
2.971
1.732
49
60
Ja, das meinte ich. Ich kann mich jetzt nicht erinnern, in welchem Alter die Protagonistin bei Jussi Adler Olsen war, als sie in diesem Heim interniert wurde. Aber ich denke, nicht viel älter als Karin. Vielleicht erinnere ich mich falsch.

Also im Film waren es Jugendliche zwischen 16-18 Jahre.
 

claudi-1963

Bekanntes Mitglied
29. November 2015
2.971
1.732
49
60
Ich habe fertig. Heute morgen beim Frühstück abgeschlossen. Der Schluss ist stimmig, ich empfinde das Buch als "rund".

Im Moment will ich noch nichts weiter dazu sagen, nur notieren, dass ich das im Nachwort der Autorin erwähnte Buch "Nickel Boys" unbedingt noch lesen möchte. Es wurde mir nämlich Anfang des Jahres auch in einem anderen Leseforum heftig empfohlen.

Weiteres später.
Ja das Buch hatte ich auch schon auf meiner Wunschliste, weil ich bisher nur gutes gehört habe. Ich mochte ja schon sein anderes Buch von dem Autor.
 

wal.li

Bekanntes Mitglied
1. Mai 2014
2.728
2.678
49
Die Nickel Boys habe ich auch verschlungen. Das die Autorin es erwähnte, machte sie mir sofort sympathisch.

Den letzten Abschnitt habe ich fast verschlungen. Anne war für mich echt irgendwie über. Auch wenn sie als Jüngste vielleicht verwöhnt war, müsste sie doch mal in der Wirklichkeit ankommen. So jung ist sie auch nicht mehr.

Toll fand ich, dass Geli ihre Mutter unterstützt und auch Karin schafft es in ihrem Alter noch zu wachsen. Imke hat mir gut gefallen, so zielstrebig hat sie die Aufgabe gelöst, die ihr Vater ihr gestellt hat. Grausam, was damals in den Kinderheimen geschah. Wahrscheinlich war es in weltlichen nicht besser als in kirchlichen. Eher hätte ich von der Kirche ein barmherzigeres Vorgehen gewünscht. Aber wie ich schon gesagt habe, manchen Leuten darf man keine Macht geben.
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Mir hat irgendwie noch ein letzter Abschnitt zu Anne gefehlt, da bleibt ein Ende völlig offen. Aber vielleicht war das auch genauso gewollt.

Ich fand es wiederum gut, dass für Anne nicht auch noch ein versöhnliches Ende gedichtet wurde. Sie war so extrem, dass es nicht gepasst hätte, wenn sie nun in kurzer Zeit eine Kehrtwende vollzogen hätte. Nach wie vor finde ich ihren Charakter aber auch komplett überflüssig und übertrieben. War ganz froh, dass sie am Ende nicht mehr viel Raum bekommen hat.

Wenn die Autorin nicht im Nachwort die Nickel Boys erwähnt hätte, wäre ich fast der Meinung gewesen, sie hätte dort abgekupfert. ;)
Nur dass die Nickel Boys im Unterschied zu der Schweigenden ohne das klischeehafte Familiendrama auskommt und auf mich viel ernster und ernsthafter gewirkt hat.

Es gibt schon einige Unterschiede zu den „Nickel Boys“. Das Thema ist sehr ähnlich, aber sonst sehe ich nicht sehr viele Parallelen. Vor allem ist die literarische Qualität von den „Nickel Boys“ eine andere. Mir hat der Roman von Colson Whitehead besser gefallen. Der Fairness halber muss man aber auch sagen, dass die Autorin vermutlich einem nicht ganz so hohen Anspruch genügen wollte.
 
Zuletzt bearbeitet:

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Mir hat der Kniff gut gefallen, dass Karin unterbewusst schon Pelles Verbleib kannte. Das ist psychologisch auch durchaus schlüssig. Mir ist nur immer noch etwas schleierhaft, warum Jens zwar mehrfach nach Peter gesucht, aber nicht mehr unternommen hat, dass seine Frau die schweren Traumata überwinden kann.

Schön war auch, dass die Autorin im Nachwort erklärt, wieso sie über das Thema geschrieben hat und dass es wirklich schrecklich in deutschen Heimen zugegangen ist.
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.618
16.618
49
Rhönrand bei Fulda
Der Fairness halber muss man aber auch sagen, dass die Autorin vermutlich einem nicht ganz so hohen Anspruch genügen wollte.

Das ist ein Punkt, der mich immer noch beschäftigt im Hinblick auf die Rezension, die ich schreiben soll.
Das Buch ist spannend und berührt ein schwieriges Thema, aber die Charaktere haben zumeist wenig Tiefgang und entwickeln sich wenig bis gar nicht. Manches wird überflüssig breit getreten (Annes Intrigen), anderes m.E. zu oberflächlich behandelt (die Frage, wie man sich ein derart "vermintes" Familienleben vorzustellen hat).
Auf der anderen Seite, was habe ich von dem Buch erwartet? Es ist wie gesagt spannend, dramatisch und in einigen Teilen auch atmosphärisch stimmungsvoll (besonders Imkes Spurensuche auf dem Heimgelände). Mir gefiel es immerhin weit besser als das einzige andere Buch der Autorin, das ich zuvor gelesen hatte. Es ist keine anspruchsvolle Literatur, aber das will es ja auch nicht sein.
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
1.803
5.061
49
Es ist keine anspruchsvolle Literatur, aber das will es ja auch nicht sein.

Ja, genau das meinte ich. Ich finde, man muss bei der Bewertung berücksichtigen, was ein solcher Roman leisten will. Ich werfe einem Kinderbuch schließlich auch nicht die einfache Sprache vor oder einem Liebesroman, dass sich vorher schon abgezeichnet hat, dass es ein Happy End gibt. ;)
 

nellsche

Bekanntes Mitglied
1. September 2018
1.044
652
49
Den letzten Abschnitt fand ich genauso spannend, wie den Rest des Buches! Und es ist ein rundes Ende.
Ich hoffe, dass Karin nun endlich Ruhe findet. Verdient hat sie es. Und schön war, dass sie immerhin von Imke und Geli Unterstützung hatte.

Mir hat das Buch super gut gefallen. Sorry, dass ich zwei Tage länger brauchte....
 

Amena25

Aktives Mitglied
23. Oktober 2016
695
882
44
Das Buch ist spannend und berührt ein schwieriges Thema, aber die Charaktere haben zumeist wenig Tiefgang und entwickeln sich wenig bis gar nicht. Manches wird überflüssig breit getreten (Annes Intrigen), anderes m.E. zu oberflächlich behandelt (die Frage, wie man sich ein derart "vermintes" Familienleben vorzustellen hat).

Mir geht es genauso. Karins Geschichte allein wäre wohl ziemlich schwer verdaulich, so hat die Autorin die bittere Pille eben etwas verpackt in die Familiengeschichte, die teilweise etwas klischeehaft daherkommt.