6. Leseabschnitt: Seite 421 bis 516 (3. Buch, erste Hälfte)

Literaturhexle

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6. Leseabschnitt: Seite 421 bis 516 (3. Buch, erste Hälfte)
Bis "Weitere Abenteuer mit "Reden von Herz zu Herz""
 

Querleserin

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Wadern
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Anthony ist tatsächlich rekrutiert und muss sich mit Menschen auseinandersetzen, denen er bisher nur als Taxifahrer, Kellner etc. begegnet ist. Aufgrund der ungewohnten Anstrengung und des Drills ist er erschöpft und müde. Für ihn die strikte Hierarchie im Militär ungewohnt, so lässt ihn ein Hauptmann bei seinem ersten Freigang in der Stadt stramm stehen.
Dabei wird er von zwei jungen Damen beobachtet und zugleich findet er Gefallen an der einen und beginnt eine Affäre mit ihr:
Anthonys Liebschaft mit Dorothy Raycroft war ein zwangsläufiges Ergebnis seiner zunehmenden Nachlässigkeit im Umgang mit sich selbst. (439)
Eine schöne Rechtfertigung für sein Fremdgehen ;), er kann nicht Nein sagen.
Die militärischen Strukturen und diejenigen, die innerhalb derer aufsteigen, werden in diesem LA auch aufs Korn genommen. Es sind nicht unbedingt die fähigsten, die es ganz nach oben schaffen.
Ihm kam der Gedanke, dass alle hierarchisch gegliederten Institutionen, wie ein auch das Militär, die Menschen in zwei Kategorien aufteilten - ihre eigenen Leute und die anderen. (455)
Anthony selbst wird zum Gefreiten befördert. Dot verliebt sich ernsthaft in ihn und es gelingt ihr sogar ihn zu überreden, dass sie ihm ins nächste Lager weiter im Süden der USA folgen kann. Als er die Affäre beenden will, droht sie sich umzubringen. Nach seinem Besuch bei ihr, der in einem Streit endet, verliert er seinen militärischen Rang, der er zu spät gekommen ist und dem Wachhabenden einen falschen Namen nennt. Er muss sogar in den Arrest.
Gleichzeitig kühlt sich das Verhältnis zu Gloria ab, ihre Briefe werden sporadischer und Anthony hat Angst, sie könne ihm fremdgehen (!). Und aus dieser Angst und Ungewissheit heraus, verliebt er sich wieder in sie und möchte sie zurückerobern.
Er wird ein weiteres Mal verlegt nach Long Island und bevor er nach Europa verschifft wird, endet der 1.Weltkrieg - Deutschland hat kapituliert.
Er kann zu Gloria zurück!
Das 2. Kapitel schildert die Ereignisse aus Glorias Sicht, die Anthony treu geblieben ist (außer einem Kuss), weiterhin aber Zerstreuung sucht, statt für ihren Unterhalt aufzukommen.
Nachdem die beiden wieder zusammen finden und kurzfristig die Zärtlichkeit wieder aufflammt, müssen sie feststellen, dass sie die Beziehung verändert hat.
jeder (hatte) sich in einen einsamen Traum zurückgezogen, an dem der andere keinen Anteil hatte, und was sie an liebevollen Worten austauschten, ging von der Leere des einen zur Leere des anderen Herzens und hinterließ einen hohlen Nachhall all dessen, was nun für immer dahin war. (510)
 

Renie

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Hier wurde es nochmal richtig interessant. Ich hatte tatsächlich die Hoffnung, dass Anthony durch Dot geerdet wird - anfangs zumindest. Durch ihre Klammerei an ihn hat sie sich dann aber doch aus dem Rennen geworfen.
In diesem Abschnitt wird deutlich, wie wenig Gloria an Anthony gelegen ist. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Daher wundert mich Glorias Treue ihm gegenüber. Vielleicht war sie auch nur treu gegenüber sich selbst. Denn sexuelle Eskapaden waren zu dieser Zeit verpönt. Selbst als Flapper-Girl hielt frau an ihrer Keuschheit fest.
Nachdem die beiden wieder zusammen finden und kurzfristig die Zärtlichkeit wieder aufflammt,
Ich komme immer noch nicht mit der vermeintlichen Liebe, die Gloria für Anthony empfindet klar. Ich nehme es ihr einfach nicht ab. Und Anthony auch nicht. Die beiden lieben nur sich selbst und das Leben, das sie gemeinsam geführt haben. Alles andere ist Schwärmerei, solange man noch jung und knackig ist.
 

Wandablue

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Es ist seltsam, dass Anthony sich nicht mal in der Army entwickelt. Verantwortungsgefühl, Loyalität, irgendwelche Ideale ... keine Spur. Ich verabscheue diesen Weichling. Aber es ist auch äußerst langweilig. Kein Einsatz. Nichts, was Anthony, wie sagt Renie, erden könnte. Die paar Fitzelchen Gedanken über Hierarchie kann ich auch schriftstellerisch nicht ernst nehmen. Dieses Buch ist für mich ein echter Reinfall. Ich wäre geneigt, ihm das Wandasche Eselsohr zu verleihen. Dass man ein paar Sätze geradeaus schreiben kann, macht noch keinen Roman aus. Lächerlich. Ich denke an Arno Geigers "Unter der Drachenwand" und fühle mich verarscht. Der Erste Weltkrieg war eine Katastrophe. Davon spürt man in diesem Roman nichts.
 

Renie

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Der Erste Weltkrieg war eine Katastrophe. Davon spürt man in diesem Roman nichts.
Wohl wahr. Doch ist der Krieg komplett an Anthony und den Leuten, mit denen er zu tun hat, vorbeigezogen. Seine Garnison hatte das Glück, zu spät an die Front einberufen worden zu sein. Als es soweit war, war alles gelaufen. Und indem sich Leute wie Anthony als diejenigen präsentierten, die Anteil an dem Sieg hatten, stellten sie sich ein weiteres Armutszeugnis aus. Im Grunde genommen passt diese Einstellung zu der Scheinwelt, die sie sich geschaffen haben, und die nichts mit dem echten Leben zu tun hat. Ich frage mich, was gewesen wäre, wenn Anthony doch an die Front geschickt worden wäre, ob ihn das von seiner Selbstsucht und Realitätsfremdheit geheilt hätte?
 

Literaturhexle

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Das 2. Kapitel schildert die Ereignisse aus Glorias Sicht,
Ich habe es zunächst nicht glauben wollen, dass der Autor die Uhr eben mal um ein Jahr zurückdreht und wir uns Glorias zweifelhafte Eskapaden auch noch antun müssen. Man hätte das alles in 5 Sätzen abhandeln können...

Ich wäre geneigt, ihm das Wandasche Eselsohr zu verleihen.
Tue es! Das Jahr ist noch jung, vielleicht bist du dann vor weiteren Reinfällen geschützt :p
 

Literaturhexle

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Dieser LA hat mich sensationell gelangweilt. Es gab nichts Neues. Die skurrile Militärwelt mit Befehl und Gehorsam wurde schon allzu oft literarisch geschildert. Dass Anthony seine Geliebte mitreisen lässt nach Missouri...sehr seltsam. Dass er damit bei ihr Hoffnungen nährt, scheint ihm überhaupt nicht klar zu sein. Sein kindisches, unreifes Weltbild bleibt bestehen. Der Mann hat null Rückgrat.

Die Geschichte von Dot fand ich zunächst berührend. Es war der Klassiker, wie ein unbescholtenes Mädchen durch dummes Gerede in der Gesellschaft in Ungnade fällt...
Das Mitleid löste sich allerdings wieder auf, als sie mit Selbstmord drohte, wenn Anthony sie verließe... Wie billig!
Anthony ist entscheidungsschwach und sieht "Spuren seiner eigenen Tragödie in ihrem Gesicht gespiegelt". Tropf!
Gleichfalls langweilte mich das Hin und Her mit Gloria. Es erinnerte mich an den Kinderreim: "Er liebt mich, er liebt mich nicht".

Ganz interessant finde ich den ersten Absatz auf S. 453: Dot wären 5000 Dollar genug, um ein Auto zu kaufen. Bei Gloria muss es eine Million sein... Das macht die gegensätzlichen Welten deutlich, aus denen die beiden Frauen stammen.

Dot wurde abserviert. Das Ehepaar bringt seine letzten Kröten durch. Nun soll es der Vertrieb eine Motivationsbüchleins (wie aktuell!) bringen. Ich bin maßlos enttäuscht mittlerweile. Mir kommt diese Lektüre mittlerweile wie ein zäher Brei vor: Man rührt und rührt, aber besser schmeckt er nicht.
 

Wandablue

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Mir kommt diese Lektüre mittlerweile wie ein zäher Brei vor: Man rührt und rührt, aber besser schmeckt er nicht.
Es ist ein Jammer! Es war jede Menge Material da, um einen tiegründigen Roman über das Abrutschen zweier Menschen zu schreiben, die zuhause nicht gelernt haben, einen Charakter aufzubauen. Aber es ist mir dann doch zu unwahrscheinlich, dass sie wirklich jede Chance in den Wind geschlagen haben. So viele Chance wie die beiden, bekommen nicht viele. und keine davon genutzt. Das alles hätte der Autor uns bei der Lektüre begleitend, als übergeordneter Erzähler beibiegen können.
ich lese gerade "Back to blood" von Tom Wolfe und das ist auch gar keine Wohlfühllektüre, aber die Dialoge sind herausragend. Was für ein Unterschied.
 
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Mir kommt diese Lektüre mittlerweile wie ein zäher Brei vor: Man rührt und rührt, aber besser schmeckt er nicht.
Mir erging es genau umgekehrt. Ich habe mich am Anfang sensationell gelangweilt und als ich mich an den Schreibstil gewöhnt habe, fand ich es sogar ganz amüsant. Man muss es wirklich als Satire lesen. Natürlich hat es Längen, gar keine Frage, 100 oder 200 Seiten weniger hätten dem Werk gut getan ;)
 

Sassenach123

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Auch wenn ich dem Roman immer noch nicht viel abgewinnen kann, so las sich der Abschnitt aber doch recht gefällig. Ich denke es liegt daran, dass der Fokus mal etwas anderes lag.
Die Angst Anthonys, dass Gloria ihm ebenfalls fremdgehen könne, treibt sein Ego an, sich wieder um seine Frau zu bemühen. Schon makaber das ganze, obendrein hätte ich Gloria es sogar zugetraut, so kann man sich täuschen.
Seine Militärzeit wirkte ein wenig so auf mich, als ob er auf das wenige was er in dem Zusammenhang geleistet hat, auch noch Stolz war. Dort war eine Eroberung, es schmeichelte ihm sie für sich eingenommen zu haben, mehr war da glaube ich gar nicht. Die Oberflächlichkeit, die von Anfang im Vordergrund stand, setzt sich nahtlos fort. Es ist schwer vorstellbar, dass ein Mensch bewusst so sein möchte.
 

Sassenach123

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Ganz interessant finde ich den ersten Absatz auf S. 453: Dot wären 5000 Dollar genug, um ein Auto zu kaufen. Bei Gloria muss es eine Million sein... Das macht die gegensätzlichen Welten deutlich, aus denen die beiden Frauen stammen.
Genau wegen solcher Gegensätze hatte ich kurz das Gefühl, dass Dot in Anthony etwas verändern, etwas bewirken könnte. Leider hatte der Autor andere Pläne mit seinen Protagonisten.
 

Sassenach123

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Ich komme immer noch nicht mit der vermeintlichen Liebe, die Gloria für Anthony empfindet klar. Ich nehme es ihr einfach nicht ab. Und Anthony auch nicht. Die beiden lieben nur sich selbst und das Leben, das sie gemeinsam geführt haben. Alles andere ist Schwärmerei, solange man noch jung und knackig ist.
Stimmt, echte Liebe stellen wir uns anders vor. Allerdings sind die beiden auf ihre Weise trotzdem zusammengewachsen. Auch wenn sie auf andere Dinge Wert legen, auf andere Ereignisse zurückblicken.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Nachdem ich im vorherigen Abschnitt fast nur noch gegähnt habe, kam hier wieder etwas Abwechslung ins Spiel. Anthony wird eingezogen...Nun ja, richtig spannend war das Erlebte von ihm jetzt auch nicht, dass das Buch wieder zu einem Bestseller macht. Ich frage mich auch ernsthaft, was Dot an Anthony gefällt - nun ja, man(n) versteht nicht alles...;) Mir gefällt nach wie vor der ironische Unterton, die Spitzen gegen die Gesellschaft, aber zum Highlight wird das Buch nicht. Bin jetzt auf der Zielgeraden und irgendwie froh, wenn ich das Buch morgen zuklappen und abhaken kann...Ich wollte es euch ja fast nicht geglaubt haben ha ha ha.
 

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