6. Leseabschnitt: Seite 205 bis 244

Literaturhexle

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2. April 2017
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Hier sprechen wir über den zweiten Teil "Wie man sich als Gast benimmt" ab Seite 205 bis 244.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Zusammenfassung:
1901 stirbt der erste Teil des reisenden Trios: Der Prinz. Er lässt sich im Familiengrab der Singers beidetzen, wohin ihm Winaretta 42 Jahre später folgen wird. Epitaph: Selig im Glauben, selig in der Liebe.
Ein Paar, das auf seine Art Erfüllung gefunden haben muss.
Bösewicht Jean Lorrain stürzt sich auf den Klatsch um die Witwe- weit unter der Gürtellinie...
Es folgt eine weitere Charakterisierung Lorrains: Aggression, Selbsthass, Maßlosigkeit, Klatschmaul, Satanismus. Erst die Künstlerin Jaquemin schafft es, ihn in die Schranken zu weisen. Erst macht sie ihm Angst, dann verklagt sie ihn erfolgreich, so dass er pleite wird. Gut gemacht!
Auch Pozzis Klinik wird von Lorrain verunglimpft: Erst lässt er sich dort operieren, dann verbreitet er üblen Klatsch.
Irgendwas muss Pozzi an dieser Unperson gereizt haben. Vielleicht hat man Lorrain aber auch nicht so ernst genommen. Wir wissen es nicht.

Wieder ein paar Einsprengsel über einen Einbruch bei Montesquiou, Kugeln auf einen Dreyfusischen Anwalt. Letztes ist interessant, weil der Täter frei gesprochen wurde: Man habe nicht auf einen Menschen, sondern auf eine Idee geschossen:eek:. So gut erging es Oscar Wilde vor einem englischen Gericht nicht, dessen Prozess nun noch etwas ausführlicher erläutert wird. Die britische Justiz hat wenig übrig für abstrakte Ideen: Wilde muss in Haft.

Jean Lorrain wird von Kriminellen gerne als geistiger Anstifter genannt. Das bringt ihnen zwar keinen Freispruch, trotzdem setzt ihm die Presse zu:
[zitat]Literatur könne wie Gift wirken, verkündete die Presse beharrlich. S. 223[/zitat]
Dass Lorrain zu Mord und Missbrauch angestiftet haben soll, geht ihm doch zu weit. Wilde wird als der irische Lorrain bezeichnet, niemand will dessen Freund sein.

Endlich gibt es Fakten aus Pozzis Familie. Tochter Catherine hält zur Mutter und ergreift Partei. In einem Streit bekommt sie schon einmal die Schläge des Vaters zu spüren, hält ihren Vater für selbstgerecht und unmoralisch. (Hey, da ging es richtig ab! Nix von wegen disziplinierte Zurückhaltung!)
Für ihre Mutter empfindet C. Mitleid. Der mittlere Bruder Jean wiederum ergreift in einem Brief Partei für den Vater. Er ist der Meinung, die Mutter solle die Liaison mit Emma F. tolerieren und ihnen das Elternhaus erhalten. Diese Ansicht entspricht wohl auch der eingangs beschriebenen französischen Ehe.

Catherine bekommt die Chance, in England zu studieren. Ihre Mutter erstickt dieses akademische Flämmchen sofort und nimmt ihrer Tochter damit die Chance, ein selbst bestimmtes Leben zu führen. Sie ebnet ihr den Weg in dasselbe Schicksal, das sie selbst erlitten hat. Daran sieht man, dass Frau Pozzi entweder wirklich religiös verblendet oder egoistisch ist und die Tochter bei sich halten will. 1909 bricht die Familie endgültig auseinander, eine Scheidung gibt es jedoch nicht. Catherine heiratet, wird schwanger, trennt sich. Tragisch, dass sie denselben Fehler wie ihre Mutter begeht.

Die Presse schießt sich auf den Dreyfusarden Pozzi ein, er ist perfekt geeignet: seine Judenliebe, seine Internationalität, der Atheismus, das Freidenkertum, sein Fortschrittsglaube machen ihn zur Zielscheibe, was ihn aber wenig tangiert. Er setzt seine Karriere fort, lernt in Amerika den zuküntigen Nobelpreisträger Alexis Carrel kennen, lernt viel von ihm über gute Nähte und macht sich zu dessen Sprachrohr. Die Tierversuche lesen sich nicht so leicht - arme Wanda!

Zwischendrin Einsprengsel über Bild und Werk und Rezeption desselben; Übergang zum Bildnis des Dorian Grey; Übergang zum dramatischen Tod Wildes und Lorrains unter Absonderung diverser unangenehmer Körpersäfte: Sie starben wie sie lebten:confused:.

Für mich interessant: Auf alten Fotos wird nicht gelächelt, weil die Belichtungszeiten zu lang und der Respekt vor der neuen Technik zu groß war. Genau das hatte ich mich vor kurzem beim Anschauen alter Bilder gefragt: Warum gucken die alle so grimmig?
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Hier im sechsten Abschnitt stößt die fragmentarische Textgestaltung an die Grenzen meines Leseflusses. Kaum habe ich mich in Pozzis häusliche Szenen niedergelassen und ergreife für Catherine Partei, da wird die Aufmerksamkeit wieder auf die Dreyfus-Affaire gelenkt.

Alles interessant, nur bekomme ich davon langsam ADS.

Und eine kleine Warnung an @Wandablue : lass beim Lesen Seite 242 am besten ganz aus, es wird Dir nicht gefallen.

Auch hat dieser Abschnitt ganz allgemein einen schwermütigen Charakter. Es wird gestorben, gestritten, geschossen und verleumdet.

Nur die Medizin, die Medizin macht mal wieder Fortschritte. Tja, man muss zerreißen, was man anschließend flicken will.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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im sechsten Abschnitt stößt die fragmentarische Textgestaltung an die Grenzen meines Leseflusses. Kaum habe ich
Danke.
Geht mir auch so. Ich dachte Wirklich, ich sei im Buch angekommen, aber da gibt es wieder neue Namen und neue Episoden...
Ich will mir Mühe geben und den nächsten Abschnitt ein zweites Mal lesen. Soviel ist nicht hängen geblieben :(
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
querleserin.blogspot.com
Sehr fragmentarisch, das habt ihr gut beschrieben. Ich werde wieder einiges ergänzen, was mir noch aufgefallen ist.
Interessant fand ich Barnes Überlegungen zum Schlüsselroman, warum überdauert Lorrains Roman „Monsieur de Phocas“ im Gegensatz zu Huysmans Roman „Gegen den Strich“ nicht die Zeit. Lorrains Roman wird „zum Gefangenen realer Menschen und deren realem Leben“, während Huysmans Protagonist nicht wirklich Montesquiou ist. Er fiktionalisiert, während Lorrains lediglich die Gegenwart darstellt, kennt diese niemand mehr, wird auch der Roman uninteressant.
Auch die Wirkung von Literatur wird diskutiert. Flauberts Leitsatz dazu: „Man kann die Menschheit nicht ändern, man kann sie nur kennen.“ (219)
Barnes merkt an, die Menschheit zu kennendes sie so zu beschreiben, wie sie ist, sei schon eine Korrekturmaßnahme, man sieht vieles aus neuer Sicht. Was der Leser bzw. die Leserin daraus mache, liege jedoch nicht mehr im Ermessen des Autors bzw. der Autorin.
Auch die Überlegungen zum Verhältnis zwischen Porträtiertem und Maler fand ich interessant. „Der Maler offenbart auf der farbigen Leinwand sich selbst.“ (233)

Interessant ist auch, dass Pozzi mit Lorrains befreundet gewesen ist, selbst Barnes fällt es schwer, Erklärungen zu finden.
Ein Running Gag ist mir auch noch aufgefallen: „Pozzi war überall“ (217)
Und der 4.Erzählanfang löst sich auf, Pozzi reist erneut nach New York, Anlass ist „die Teilnahme an der New Yorker Feier zum hundertsten Jahrestag der ersten erfolgreichen Ovarektomie, die Ephraim McDowell am Weihnachtstag 1809 durchgeführt hatte.“ (240)
Die Tierversuche sind abscheulich.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Was mir hier gut gefällt:
Die Überlegungen zum Roman, zur Kunst. Ein Buch ist nicht moralisch oder unmoralisch, sondern einfach nur gut oder schlecht geschrieben. Und: „ Kunst entsteht nicht aus guten Absichten.“
Es geht bei der Kunst nicht vorrangig darum, den Menschen zu verbessern, sondern, indem man die Welt und die Menschen so beschreibt, wie sie sind, kann man eine Veränderung beim Leser auslösen. Allerdings liegt es am einzelnen Menschen, was er daraus für Schlüsse zieht.
Sehr witzig auch die Bemerkung, dass die Begegnung mit Schriftstellern auch zu einer Enttäuschung werden kann.
Als nächstes die Bildbetrachtung : Ingres „ Bertin“
Wie anders Julian Barnes das Bild wahrgenommen hat, als er davon ausging, Bertin sei ein Bankier. Da liest er aus dessen Miene all die negativen Eigenschaften, die so ein Geldmensch für ihn verkörpert. Und hoppla: Er war gar kein Bankier, sondern ein Journalist. „ Natürlich können auch Journalisten einen faszinierenden Widerwillen in uns auslösen,...“
Wir schauen mit dem Blick eines modernen Menschen auf Portraits früherer Zeiten und interpretieren unser heutiges Verständnis in die Figur.
„ Jedes Portrait, das mit Gefühl gemalt ist, ist ein Bildnis des Künstlers, nicht des Modells.“
Ich glaube, ich wäre mit Julian Barnes Buch „ Kunst sehen“ glücklicher. Ich genieße zwar den Stil des Autors, die vielen interessanten Zwischenbemerkungen, aber die Figuren sind mir alle sehr fremd. Wobei Pozzi schon eine spannende, schillernde Persönlichkeit ist.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Barnes' spontane Interpretation des Porträts hat mich überrascht, weil ich in dem Dargestellten eher einen gütigen, originellen Alten à la Dickens erkennen würde - sieht man von der Haltung der Ellbogen ab, die schon etwas aggressiv wirkt.
Aber natürlich kann ein Bild ganz anders wirken, wenn man es im Original sieht, statt reproduziert auf einer Buchseite.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Die Medizin, die auf Tierversuchen beruht, hat ja schon lange meine Sympathien verloren. Der Mensch hat kein Recht dazu, andere Geschöpfe zu quälen.

Auch meine Sympathien für Wilde fallen in den Keller.

Die Bemerkungen Barnes über seine dekadenten Kunden: Hm, er profitiert doch trefflich von ihnen. Insoweit macht er nach, was er vorher schildert (Lorrain). Nicht ganz so boshaft, aber dennoch.

Wir erfahren jetzt wichtige Details aus Pozzis Karriere und Leben.

Was ich sehr vermisse, ist die Anbindung an die Politik der Zeit. Wenigstens einige Orientierungssätze hätten drin sein können.

Im allgemeinen fragt man sich: muss man das alles wissen? Will man es wissen? Waren diese Gestalten einen Nachruf wert? Don't know.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Was ich sehr vermisse, ist die Anbindung an die Politik der Zeit. Wenigstens einige Orientierungssätze hätten drin sein können.

Im allgemeinen fragt man sich: muss man das alles wissen? Will man es wissen? Waren diese Gestalten einen Nachruf wert? Don't know.
Der politische Zusammenhang oder Hintergrund fehlt mir hier auch. Manche Klatschgeschichten amüsieren oder werfen einen guten Blick auf die Gesellschaft, aber in der Fülle hätte ich sie nicht gebraucht.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
im Gegensatz zu Huysmans Roman „Gegen den Strich“ nicht die Zeit
Hat er doch nicht. Nur ein paar Freaks kennen A Rebours.

Auch die Überlegungen zum Verhältnis zwischen Porträtiertem und Maler fand ich interessant.
Die Maler frönten ausgiebig dem weiblichen Akt. Endlich war ihr Voyeurismus gesellschaftsfähig.

Ein Buch ist nicht moralisch oder unmoralisch, sondern einfach nur gut oder schlecht geschrieben.
Diese Ansicht teile ich ganz und gar nicht.
Auch die Kunst muss Grenzen haben. Bzw. man muss ihr welche setzen. Weder Kunst noch Comedy darf alles.

Sehr witzig auch die Bemerkung, dass die Begegnung mit Schriftstellern auch zu einer Enttäuschung werden kann.
Damals hatten Autoren offensichtlich viel mehr Groupies als heute. Man versucht ja heute, auf diesen Zug wieder aufzuspringen. Was ich kritisch sehe.

Wobei Pozzi schon eine spannende, schillernde Persönlichkeit ist.
Für mich am ehesten vergleichbar mit einen Staranwalt, der sich darauf spezialisiert hat, Promis "rauszuhauen".
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Die Tierversuche sind abscheulich.
Ich stimme Dir voll und ganz zu - aber andererseits: Wie hätten diese medizinischen Verfahren anders erprobt werden sollen? Einfach darauf verzichten? Ich bin da hin- und hergerissen, weil ohne solche Versuche die Medizin vermutlich noch mehr als 100 Jahre zurück wäre. Denn um überhaupt in diese Zeit von Pozzi zu kommen, waren ja auch schon Tierversuche notwendig. Und wer von uns würde reinen Gewissens schreiben/sagen können: Ich sterbe lieber als einen Blinddarm oder Tumor entfernt / eine neue Niere/Herz/Lunge oder was auch immer zu bekommen? Die Alternative wären Menschenversuche gewesen - wäre das besser?
„ Kunst entsteht nicht aus guten Absichten.“
Es geht bei der Kunst nicht vorrangig darum, den Menschen zu verbessern, sondern, indem man die Welt und die Menschen so beschreibt, wie sie sind, kann man eine Veränderung beim Leser auslösen.
Hmm, hängt das nicht vielmehr von der Person ab, die die Kunst entstehen lässt? Picassos Guernica beispielsweise hatte doch ganz klar einen solchen Zweck, oder?
Ich genieße zwar den Stil des Autors, die vielen interessanten Zwischenbemerkungen, aber die Figuren sind mir alle sehr fremd. Wobei Pozzi schon eine spannende, schillernde Persönlichkeit ist.
Das geht mir ganz genauso. Böser ausgedrückt: historischer Klatsch und Tratsch unter dem Deckmantel einer Pseudobiographie von Herrn Pozzi. Aber immerhin schön formuliert ;)

Einen schönen Satz habe ich noch auf Seite 233 gefunden, den ich mir auch gleich markiert habe:[zitat]Wer zu Verallgemeinerungen über die conditio humana neigt, sieht seine Wahrheiten oft durch den störrischen Individualismus der Realität umgestoßen.[/zitat]
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Hmm, hängt das nicht vielmehr von der Person ab, die die Kunst entstehen lässt? Picassos Guernica beispielsweise hatte doch ganz klar einen solchen Zweck, oder?
Vielleicht müsste man sagen , dass die gute Absicht noch keine Kunst macht. Sicherlich hat Kunst auch eine Botschaft, aber das reicht nicht. Und was zu offensichtlich ist, zu sehr den pädagogischen Zeigefinger hebt, verstimmt.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Nach vielen Exkursen zur Malerei, Schriftstellern Politik wird wieder Pozzis Familienleben aufgegriffen.

Mal ist er mir als Dandy, mal als Verführer erschienen, fühle ich zum ersten Mal mit ihm. "Die Stumme von Pozzi" scheint im Hintergrund durchaus Fäden zu ziehen. Dass dabei ihre Kinder hin und her gezerrt werden, ficht sie nicht an. Anstatt Catherine zu unterstützen, als sie in England studieren , ein selbstbestimmtes Leben in Angriff nehmen will, beordert sie sie nach Hause. So flüchtet Catherine in eine Ehe, die das Scheitern schon im Beginn in sich trägt.
Pozzis langjährige Liaison mit Emma war eine Flucht aus seiner gefühlskalten Ehe.

Ein wenig Genugtuung empfand ich als Lorrain per Gericht in seine Schranken gewiesen wurde und an den Entschädigungszahlungen fast pleite geht.

Die Erläuterung zu Bertins Portrait: durchaus kenntnisreich und eloquent erzählt. Ich hatte in diesem Bild was anderes gesehen, aber ein wenig fragte ich mich, warum es mit dem Thema zu tun hat.

Pozzis Erkenntnis, dass die Fortschritte in der Medizin und der Wissenschaft nun von der nachfolgenden Generation kommen und er sich - wie ich wirklich finde - selbstlos Carrels Sache unterstützt, gefällt mir.
Aber wer so lange im Mittelpunkt der Gesellschaft stand, spürt auch Widerstand. Auch wenn es ein Schmierblatt verbreitet, es kränkt Pozzi.
 

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
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Man habe nicht auf einen Menschen, sondern auf eine Idee geschossen:eek:. So gut erging es Oscar Wilde vor einem englischen Gericht nicht

Ein interessanter Streifzug durch die unterschiedliche Rechtssprechung. Das "Crime passionell" der Franzosen findet keine Entsprechung in England. Und mit Eloquenz und Ironie darf man den englischen Richtern nicht kommen. Wilde muss es am eigenen Leib erfahren.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Wir erfahren jetzt wichtige Details aus Pozzis Karriere und Leben.

Was ich sehr vermisse, ist die Anbindung an die Politik der Zeit. Wenigstens einige Orientierungssätze hätten drin sein können.

Im allgemeinen fragt man sich: muss man das alles wissen? Will man es wissen? Waren diese Gestalten einen Nachruf wert? Don't know.

Volle Zustimmung für alle drei Punkte. Die Details aus Pozzis medizinischer Karriere dürften für mich sehr gerne detaillierter sein, aber das interessiert Barnes offensichtlich nicht. Die politischen Umstände fehlen mir sehr. Pozzi war Senator - wie wurde er das, was waren seine Aufgaben und wofür hat er sich politisch eingesetzt? Und die Details über die B-Promis bleiben bei mir definitiv nicht hängen. Also Licht und Schatten, aber definitiv mehr Licht. Ich überlege inzwischen, ob ich mir die Biografie über Pozzi anschaffen soll, um die Leerstellen auszufüllen.
 

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
3.898
14.937
49
Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Der politische Zusammenhang oder Hintergrund fehlt mir hier auch. Manche Klatschgeschichten amüsieren oder werfen einen guten Blick auf die Gesellschaft, aber in der Fülle hätte ich sie nicht gebraucht.

... zumal zumindest ich sie mir nicht merken kann (und will).

Bewunderswert bleiben trotz allem Barnes umfassende Quellenstudien und seine Fähigkeit, Unterschiedliches zusammenzubringen.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
3.050
7.678
49
Wien
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Als nächstes die Bildbetrachtung : Ingres „ Bertin“
Wie anders Julian Barnes das Bild wahrgenommen hat, als er davon ausging, Bertin sei ein Bankier. Da liest er aus dessen Miene all die negativen Eigenschaften, die so ein Geldmensch für ihn verkörpert. Und hoppla: Er war gar kein Bankier, sondern ein Journalist. „ Natürlich können auch Journalisten einen faszinierenden Widerwillen in uns auslösen,...“
Ich finde ja dass der Abgebildete eine gewisse Ähnlichkiet mit Gerard Depardieu hat. Aber das löst auch einen gewissen Widerwillen in mir aus.