6. Leseabschnitt: Kristianne (S. 141 bis S. 162)

Literaturhexle

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2. April 2017
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In diesem Abschnitt kommt Kristianne, Mattias' Mutter, zu Wort.
Viele viele Leute kommen zu Beerdigung. Manch einer spricht, wird aber Mattias nicht gerecht, findet Kristianne. Das Verhältnis zwischen Amber und ihr scheint nicht ganz unbelastet zu sein, da ist zumindest auf Mutters Seite Eifersucht im Spiel.
Das Elternpaar Jacob und Kristianne entfremdet sich zusehends.

K. engagiert sich in der Flüchtlingshilfe, lehrt niederländisch, hilft bei Behördengängen. Das hilft. Dazu werden die Tage heller, sie sieht im Garten wieder etwas wachsen.

Kristianne organisiert ein großes Essen zu Gunsten von Flüchtlingen, zu dem sie auch Bekannte von Mattias einlädt. Alles läuft gut, sie bekommt Anerkennung. Am Abend lernt sie eine Frau kennen, der sie das erste Mal von ihrem Schmerz um den Toten Sohn erzählen kann, ohne dass "ich -kenne-das-auch" Erwiderungen fallen. Sie könnte eine Freundin werden.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Hier gibt es einige Andeutungen zur Todesursache. Zuvor schon dachte ich, dass es ein Fahrradunfall gewesen sein könnte. Kristiannes etwas panische Reaktion rund um die Katze an der Straße könnte dafür ein Indiz sein. Gegen Ende dieses Abschnitts kristallisiert sich aber heraus, dass Mattias offensichtlich gesundheitliche Probleme hatte. (Die natürlich auch Ursache für einen Unfall sein könnten).
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich kann aus diesem Abschnitt nicht herauslesen, woran er gestorben ist. Es klingt nur so, als ob der Tod doch sehr überraschend war.

Mich hat dieses Kapitel bisher am meisten berührt: die Trauer einer Mutter.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Kristiannes Panik bei der Katze und dem Auto ließ mich auch an einen Unfall denken. Aber dann fragt sie zum Schluss "Hätte ich etwas ahnen müssen" Das ließ mich gleich an Selbstmord denken, dann aber zählt sie Momente auf, wie einen Schwächeanfall. Eine Krankheit?

Die Frau ist die erste, die nicht auf alles mit "Geht mir genauso" reagiert...
Nicht relativiert, nicht etwas Dramatisches aus dem eigenen Leben dagegenhält, von der Freundin der Kollegin...
Schön beobachtet, wie viele Menschen reagieren.
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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@Literaturhexle

Kristianne kann im Moment anscheinend nichts ertragen, was auch nur leise Kritik an Matthias sein könnte...

Man hört ja manchmal, dass Ehepaare sich nach dem Tod eines Kindes trennen. Dass sie mit der Situation nicht mehr umgehen können, weil man sich gegenseitig an das erinnert, was man verloren hat. Hier habe ich den Eindruck, dass Jacob und Kristianne sich möglicherweise ohnehin schon entfremdet hatten und das jetzt nur der Auslöser ist.

Ich finde gut, dass Kristianne sich engagiert, das ist doch genau das Richtige – sich ablenken und dabei noch etwas tun, was einem einen Grund gibt, weiterzuleben.

@Literaturhexle

Am Anfang des Abschnitts wird ja angedeutet, dass es etwas ist, was es bis in die Nachrichten geschafft hat. Dazu passt auch, dass Kristiane nicht mehr Fernsehen schauen oder Zeitungen lesen kann. Auch die Welle von Reaktionen über WhatsApp und die Tatsache, dass zwei Polizisten zu Kristianne und Jacob kamen, lässt mich glauben, dass hier mehr hintersteckt als ein Unfall oder Selbstmord? Aber vielleicht habe ich das jetzt auch ganz falsch verstanden...

@ulrikerabe

Das mit dem Schwächeanfall habe ich so verstanden, dass SIE einen Schwächeanfall hatte an dem Tag, als Matthias starb, und sie sich jetzt fragt, ob das vielleicht ihr Mutterinstinkt war. Ob sie in dem Moment seinen Tod gespürt hat.

Ich glaube, viele Menschen reagieren mit Geschichten aus dem eigenen Leben, um dem anderen zu vermitteln: ich verstehe dich, ich kann mir dir mitfühlen. Für mich ist das eine Art von Hilflosigkeit, weil man nicht weiß, wie man den anderen erreichen soll.
 

parden

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13. April 2014
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Ich glaube mittlerweile definitiv an einen Selbstmord. Die Idee kam mir im vorherigen Kapitel das erste Mal, jetzt verstärken sich die Indizien. Kristianne fragt sich, ob sie etwas hätte ahnen müssen und deutet die Zeichen des Abends im Nachhinein in diese Richtung. Da bin ich ganz bei @Mikka Liest - den Schwächeanfall beim Kochen hatte Mattias Mutter. Zudem kommt hier die Schuldfrage auf. Weshalb sollte sich Kristianne schuldig fühlen wenn nicht am Selbstmord ihres Sohnes - ist das nicht etwas Typisches? Wenn man es nur eher geahnt hätte, hätte man es verhindern können? Allerdings - kommt ein Selbstmord in der Berichterstattung? Kristianne ahnte gleich etwas Schlimmes, als sie die Nachrichten hörte... Hm... Vielleicht bin ich doch auf dem Holzweg. Herrje...
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Die Mutter kommt zu Wort, der Vater nicht. Warum? Hat der Autor dies bewusst gemacht, oder wäre es ansonsten zu viel geworden? Wollte er nur einige Personen aus seinem Umfeld, die in verschiedenen Beziehungen zu ihm standen?
Kristiane ist für mich die Person, bei der ich die Gefühle zu seinem Tod am ehesten nachempfinden kann. Sie ist neidisch darauf, dass Amber Herrin seiner Sachen ist. Natürlich war Mattias erwachsen, ausgezogen und die Lebenspartnerin, die die Wohnung mit ihm teilte, hat diesen Anspruch zurecht. Doch ich kann mir vorstellen, wie schmerzlich es sein muss, wenn die Person die man liebt weg ist, und man am liebsten all die persönlichen Dinge für sich noch mal durchgehen möchte. Manchmal hängen an banalen Gegenstände empfindliche Erinnerungen. Scheinbar hatten sie und Amber kein inniges Verhältnis, doch viel lässt sich dazu nicht sagen, da wir über diesen Teil von Mattias Leben nichts wissen. Ging er überhaupt mit Amber oft zu Besuch bei den Eltern, gab es die Chance für die beiden Frauen sich anzunähern, oder ist Kristiane jetzt erst eher kühl zu Amber?
Ebenso kann ich verstehen, dass sie in sich hineinhorcht, ob es da etwas gibt, was sie hätte spüren müssen, egal ob der Tod ein Unfall oder Suizid war.