Ja, ich auch!Bei der großen Bücherentsorgung hatte ich den Roman von Ingo Schulze "Die rechtschaffenen Mörder" vor Augen
Nö. Im Gegenteil.Ja, ich auch!
Alles andere muss sich über Nacht mal setzen. Die zweite Hälfte war in meinen Augen die Schwächere.
Jetzt ist es umgekehrt: die Heimat verlässt ihn, während er sich nicht von der Stelle rührt. 342
Die Landschaft zwischen dem Alten, das man loswerden will, und dem Neuen, das noch nicht installiert ist, ist eine Trümmerlandschaft. 353
Vllt: Hans sieht in Katharina das, was er selber war, als er jung war. Oder das, was er hätte sein und werden können. In gewisser Weise versuchte er ja durchaus, sie zu fördern. Aber ehrlich, ich habe keine Ahnung. Das ist eine LR, wo ich mir wünschte, man könnte im Anschluß (nicht während) der Autorin manche Fragen stellen bezüglich der Sätze, die wir nicht verstehen. Es ist nicht auszuschließen, dass Katharina gewisse autobiografische Züge trägt."Hätte ich doch nur gewusst, dass ich dein Spiegelbild war."
Danke für den Hinweis. Vielleicht kann man das morgen nachholen, denn heute Abend habe ich wahrscheinlich keine Zeit.Wenn ich es richtig verstehe, gibt es heute Abend ab 20 Uhr eine Live Übertragung auf YouTube zur Premierenlesung aus Berlin. Die versuche ich mir anzuschauen.
JENNY ERPENBECK: KAIROS — internationales literaturfestival berlin
www.literaturfestival.com
Ru muss ein Päckchen für mich packen ;-). Stör sie ja nicht dabei.Danke für den Hinweis. Vielleicht kann man das morgen nachholen, denn heute Abend habe ich wahrscheinlich keine Zeit.
Danke für Deine tolle Zusammenfassung. Ich habe mir gerade ein Teil davon angehört ( möchte nun aber endlich weiterlesen) und werde mir morgen den Rest anhören.Kurze Mitschrift von der Premierenlesung aus Berlin v. 16.09.21
- Die beiden Kartons haben miteinander zu tun (Aufwärts- und Abwärtsbewegung, 2 x 29 Kapitel)
- Die Reise nach Köln findet ihre Entsprechung in der Reise nach Moskau (Hans hat intensive Bindung dorthin)
- Wahrheit, Täuschung, Zeit, Bezugspunkte sind Leitmotive, die Rituale (z.B. Jacke anziehen) stehen für den Wunsch, etwas festzuhalten.
- Es gibt eine Handlung hinter der Oberfläche
- Hans bringt seine Geschichte mit. Er hat bereits einen Systemzusammenbruch erlebt, hat schmerzliche Erfahrungen mit Flucht und der Vergangenheit seines Vaters. Der Moderator sprach von stalinistischen Betrafungsmethoden (System Belohnung und Strafe, Kontrolle, wie Inquisition).
Hans hat sich bewusst von den Fehlern der Eltern losgesagt, indem er in den Osten gegangen ist.
Der Fokus der Diskussion war eindeutig auf Hans: seine Vergangenheit, seine Erfahrungen. Die sexualisierte Gewalt wurde explizit nicht angesprochen.- Kunst/Kultur hatte in der DDR ein viel größere Bedeutung. Gerade Ende der 80er Jahre wurde viel diskutiert und nach der Bedeutung hinter dem Offensichtlichen gesucht.
Tatsächlich haben auch viele Töchter aus gutem Hause nach der Wende geklaut = das alte System war abgeschafft, das neue wurde noch nicht akzeptiert. Es war Diebstahl aus Trotz.- Was ich nicht verstehe: Am Ende soll klar werden, dass Hans sich in K. spiegelt, dass er in ihr sieht, was mit ihm hätte sein können. Er instrumentalisiert die Schuld, verlängert dadurch die Beziehung.
Warum macht K. das mit? Hier erwähnte der Moderator, dass in der DDR ein starker Respekt zwischen den Generationen geherrscht habe und sah das als ursächlich.
Vielleicht könnt ihr davon etwas mitnehmen. Jenny Erpenbeck hat verschiedene Textstellen vorgelesen. Man hat bewusst keinen großen Zusammenhang hergestellt, so dass man sich zwar an der Sprache erfreuen konnte, aber nicht gespoilert wurde.
Frau E. steckt sowohl in Katharina, weil sie damals genauso alt war wie sie, aber auch in Hans, weil sie heute so alt ist wie er.
Tatsächlich hat sie ein Tagebuch, aber auch sehr viel vergessen, so dass sie umfassend recherchiert hat in Büchern und auch bei Freunden.
Von mir wird der Roman die Höchstwertung bekommen.
IchAber wer wird mir jetzt noch glauben
Eine schwache Begründung. Respekt setzt Abstand voraus, insofern wäre mit dieser Begründung für mich nicht nachvollziehbar, warum Kathi etwas mit einem deutlich Älteren anfängt. Und sich aus Respekt von jemandem seelisch missbrauchen zu lassen ist auch fragwürdig.Warum macht K. das mit? Hier erwähnte der Moderator, dass in der DDR ein starker Respekt zwischen den Generationen geherrscht habe und sah das als ursächlich.
Mir hat die zweite Hälfte deshalb besser gefallen, weil endlich die politische Situation zur Sprache kam. Dies aus Sicht einer DDR-Bürgerin zu erleben, ist hochinteressant. Dass es in der ersten Hälfte nicht so war, hat mich befremdet, denn zu dieser Zeit hat sich der Umbruch ja schon angedeutet. Allerdings macht mich so einiges am Ende ratlos, beispielsweise:Nö. Im Gegenteil.
Das macht Jenny Erpenbeck sehr gut. Ganze Anstellungen brechen weg. Wer in staatlichen Institutionen gearbeitet hatte, muss sich umorientieren. Wenn es den Staat nicht mehr gibt, muss alles umstrukturiert werden.Was mir hier sehr gut gefällt, ist, wie der Umbruch dargestellt wird.
Ich auch, wobei ich den Wunsch Katharinas nach einem gemeinsamen Kind nicht nachvollziehen konnte. In einer solchen auf sich selbst fixierten und gleichzeitig toxischen Beziehung ist kein Platz für ein Kind.Schlimm fand ich die Abtreibung.
Ja, möglich. So wie auch @ Wanda schreibt, hat Hans anscheinend die ganze Lust am Leben verloren.Unser Hans leidet natürlich besonders. Er leidet ja sowieso gerne, das scheint sich in eine Depression auszuwachsen. Vielleicht hat er Katharina gequält, um sich von seiner eigenen Sinnkrise abzulenken?
Geht mir genauso. Manchmal ist der Bezug zur Geschichte einfach, hier habe ich keinen richtigen gefunden.Mit den Träumen kann ich wenig anfangen. Ich mag keine Träume in Büchern, fühle mich mit deren Interpretation überfordert.
Das hat mich abgestoßen, auch die in diesem Zusammenhang derbe Sprache. Sie stand auch sehr im Kontrast zur sonstigen Sprachkunst Erpenbecks.Was hat nun die derbe Liebesgeschichte in diesem Roman verloren?
Zumindest was den beruflichen Hintergrund betrifft. Ob die Liebesgeschichte etwas mit ihr selbst zu tun hat, mag man nicht fragen.dass Katharina gewisse autobiografische Züge trägt.
Das stimmt wohlOb die Liebesgeschichte etwas mit ihr selbst zu tun hat, mag man nicht fragen.
Das ist mir nicht wichtig. Vllt älterer Mann? Aber völlig egal. Sie war aber zur selben Zeit jung. Das ist für mich das Entscheidende.Ob die Liebesgeschichte etwas mit ihr selbst zu tun hat, mag man nicht fragen.
Darüber bin ich tatsächlich gerade im Buch gestolpert (bin leider noch immer nicht ganz durch). Ich habe mich gefragt, ob es tatsächlich so krass war, wie im Buch beschrieben. Ja, es wurde in der Jugend die eine oder andere Klauerei ausprobiert, daran erinnere ich mich tatsächlich (Freundin^^) -allerdings junge Teenies waren wir da, das war keine Trotzreaktion. War mir gar nicht so bewusst, dass es eine solche "Welle" gegeben hat. Und ich frage mich derzeit auch, was dieses Diebstahl-Kapitel eigentlich aussagen soll. Geht es Frau Erpenbeck nur um diese Aussage wie oben zitiert? Hmm...Tatsächlich haben auch viele Töchter aus gutem Hause nach der Wende geklaut = das alte System war abgeschafft, das neue wurde noch nicht akzeptiert. Es war Diebstahl aus Trotz.
Da bin ich ganz bei dir! Allein den Respekt als Grund anzugeben, ist völlig absurd meiner Meinung nach. Den gab es auch anderswo - zum einen - ..., und hier sehe ich viel eher eine obsessive Beziehung von beiden Seiten. Da sind psychologisch gesehen ganz andere Dinge offenbar ganz schief gelaufen. Sie beide haben ja von Beginn an eine unglaublich enge Beziehung/Anziehung zueinander, eine ganz starke Nähe, die fast schon ungewöhnlich ist. Katharina ist von seinem Wissen fasziniert, von seiner Zuneigung überwältigt und vertraut Hans blind - das ist quasi das Fundament, auf dem Hans dann aufbauen kann mit seinen Gewaltspielchen. Er geht dabei behutsam vor, so dass Katharina langsam damit vertraut wird und erst einmal (aufgrund mangelnder Lebenserfahrung und daher mangelndem Selbstbewusstsein) alles so hinnimmt und bei sich selbst die Schuld sucht... Es hat mit dem Altersunterschied zu tun, ja - aber am Respekt allein vor dem Alter würde ich es nicht festmachen. Hans weiß sie zu nehmen, das ist eher der Punkt (Stichwort: stalinistische Methoden).Eine schwache Begründung. Respekt setzt Abstand voraus, insofern wäre mit dieser Begründung für mich nicht nachvollziehbar, warum Kathi etwas mit einem deutlich Älteren anfängt. Und sich aus Respekt von jemandem seelisch missbrauchen zu lassen ist auch fragwürdig.