Ich denke, es kommt auf die Prioritäten an! Alissa war das Schaffen von Weltliteratur wichtig (sie hatte diesen inneren Drang. Ihr hätte was gefehlt, wenn sie es nicht gemacht hätte), Roland hatte keine derartigen, wenn überhaupt irgendwelche
Ambitionen
Ja, so würde ich das auch sehen. Dennoch macht es nicht immer glücklich, seinen Interessen und Ambitionen zu folgen , v.a. wenn man Andere(s) dafür vernachlässigt.
Sortieren der Fotos, Niederschreiben des eigenen Lebens ist offensichtlich für viele eine Beschäftigung im Alter! Machten wir übrigens auch
Grundsätzlich eine schöne Idee, besonders für die ENkel und Kinder, die auf diese Weise noch mal in das Leben ihrer Ahnen eintauchen können
Und am Ende hat er doch seinen Frieden machen können mit sich und seinem Leben. Das schafft nicht jeder.
Ja, das stimmt. Es war ein laaaager Weg dorthin, aber im letzten Abschnitt hat sich Einiges noch mal gewendet. Rolands Geschichte hatte mich zuvor über weite Strecken etwas gelangweilt, hier im letzten Abschnitt jedoch hat mich seine Geschichte doch emotional angerührt. Kein Gewinnertyp, aber am Ende hat er die Kurve irgendwie bekommen. Das größte plus vielleicht: seine Fähigkeit zu Verzeihen. Das hat mir gut gefallen.
Ich wehre mich dagegen, McEwan in die Unterhaltungsschublade zu stecken ( wobei Du das hier nicht negativ gemeint hast). Der Roman ist mehr als unspruchsvolle Unterhaltung.
Auch wenn der letzte Abschnitt für mich noch mal Einiges raus gerissen hat: Ich würde Mc Ewan mit Irving, einem meiner liebsten Autoren, vergleichen. Beide gehen große Themen an, immer wieder mal Andere. Beide haben gewisse schriftstellerische Stärken. Am Ende denke ich aber, dass Beide nicht zur anspruchsvollen Literatur zählen wie z.B. Gurnah. Damit will ich ihre Leistung keinesfalls schmälern, zumal es auch eine Kunst ist, mit guten Geschichten zu unterhalten. Ja, vieles ist Geschmackssache, letztlich. Von daher lasse ich das mal so stehen und rühre nicht noch weiter in dieser Einordnung herum.
Literatur darf auch trösten und muss nicht immer weh tun.
Literatur darf eine ganze Menge. Es kann sehr unterschiedliche Gründe haben, warum ein Roman fesselt oder eben nicht.
Sterben ist ein einsames Geschäft. Es ist vollkommen belanglos, ob jemand an dem Bett sitzt oder nicht. Was man braucht, ist vllt ne Krankenschwester. Sonst niemanden
Das ist die Frage. Woher sollen wir das letztlich wissen? Von uns hat diesen Prozess - zum Glück - noch keiner durchlaufen...
Die Szene am Fluss z.B. ist eine Lachnummer. Peter ist doch längst von Daphne getrennt und hat eigentlich gar keinen Anspruch auf den letzten Liebesdienst.
Ich fand das eher tragisch. Es hätte ein großer Moment Rolands werden können, doch dieser wird ihm von Peter verwehrt, obwohl er mitnichten diesen Triumph verdient hat. Schade, dass hier der letzte Wunsch mit Füßen getreten wurde.
Eine Bekannte durfte zu Beginn von Corona ihren verstorbenen Mann nicht einmal nach seinem Tod sehen. Sie leidet bis heute darunter und in schlechten Momenten zweifelt sie, dass er wirklich im Sarg lag.
Ich habe auch unter Corona einen lieben Freund und Kollegen verloren. Es gab nicht mal die Möglichkeit, einer irgendwie gearteten Verabschiedung. Das fand ich sehr schlimm und habe dann versucht, für mich selbst Wege zu finden.