"Er hat sich angewöhnt, von mir zu verlangen, dass ich spreche; wenn ich nicht reden soll, legt er mir die Hand auf den Mund."
Wie im letzten Abschnitt schon erwähnt, hat auch Josef zunächst Macht über Elaine, wobei sie selbst diese durchbricht, da sie gleichzeitig ein Verhältnis mit Jon beginnt, der wiederum auch mit anderen Frauen schläft - was für ein Durcheinander
Die Beziehung kippt, nachdem Susi ihr Kind hat abtreiben lassen und dabei fast stirbt - das Verbot der Abtreibung hat sie zu der verzweifelten Tat getrieben. Schrecklich!
Das Gleichgewicht ist jetzt gestört, Josef wird zur Belastung für Elaine und auch die Machverhältnisse ändern sich und Elaine verlässt ihn, wie sie auch Cordelia verlassen hat. Beide suchen sie jedoch in Träumen weiterhin auf.
Allerdings ist auch die Beziehung zu Jon fragil:
"Ich spüre, dass er, wie ein von zwei Buchstützen, für sich unvollständig ist."
Trotzdem beschließt sie, ihn zu lieben, während sie ihren Uniabschluss macht.
Seltsam finde ich, dass sie den Kontakt zu ihrer Familie fast abgebrochen hat, nachdem ihre Eltern in den Norden gezogen sind. Mit ihrem Bruder, der ein erfolgreicher Wissenschaftler ist, tauscht sie sich per Postkarten aus - aber ansonsten gibt es wenig Berührungspunkte.
Elaine wird schwanger und mit dieser neuen Situation tauchen ihre Ängste wieder auf, das Gefühl Nichts zu sein, die kommende Verantwortung scheint sie zu überfordern. Gleichzeitig verändert sich ihre Malerei - sie malt Dinge, die nicht da sind. Allerdings haben sie einen Bezug zu ihrer Vergangenheit, in ihren Bildern verarbeitet sie diese...
Wie wir von der "erwachsenen" Elaine bereits wissen - beide Handlungsstränge nähern sich an - kommt es zwischen Jon und Elaine trotz des gemeinsamen Kindes zu Streitereien und Auseinandersetzungen und sie schließt sich einer Gruppe von Künstlerinnen an und gemeinsam organisieren sie eine Ausstellung, die für Aufsehen sorgt. Trotzdem findet sie auch in dieser Gruppe keine echte "Heimat":
"Schwesternschaft ist für mich ein schwieriges Konzept", hat sie jemals eine wirkliche Freundschaft mit einer Frau erfahren?
Währenddessen landet Cordelia in der Psychiatrie und Elaine weigert sich ihr zu helfen, im Gegenteil, sie empfindet eine Wut auf Cordelia, da sie es wagt, sie um Hilfe zu bitten. Es ist eine "böse" Stimme in ihrem Kopf (die immer kursiv gedruckt ist, in meiner Ausgabe zumindest).
Nach diesem Besuch "ahmt sie Erleichterung nach", aber sie ist nicht frei von Cordelia. In der Gegenwart glaubt sie ja auch ständig, diese zu sehen, wie ein Schatten begleitet sie Elaine und immer wieder träumt sie von ihr.
@SuPro, das Deuten überlasse ich dir
Im Handlungsstrang der Gegenwart wird immer deutlicher, dass Elaine ihren Besuch in Toronto nutzt, um die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie besucht das Haus, in dem Josef gewohnt hat, sie schläft noch einmal mit Jon - ein Abschied, eine alte Rechnung wird beglichen, sie vergeben einander.
Was sie sich vergeben, wird im darauffolgenden Kapitel (65) erzählt, seine Frauengeschichten, aber auch ihr Selbstmordversuch.
Und wieder diese Stimme in ihrem Kopf "Tu´s. Mach schon. Tu´s." Es ist die Stimme eines neunjährigen Kindes. Ihre eigene? Oder die Cordelias?
Nach ihrem Selbstmordversuch verlässt Elaine John Richtung Vancouver und lernt nach einiger Zeit Ben kennen und nach außen hin, scheint alles gut zu sein...