6. Leseabschnitt: "Die dritte Quelle" (Seite 353 bis Ende)

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.637
16.694
49
Rhönrand bei Fulda
Den Gedanken hatte ich in der Tat auch. Aber dann ist fast alles imaginiert. Nicht nur Mayra, sondern auch die ganzen Gespräche mit Wittmer über Mayra und über Koks abgebranntes Haus....
Man hätte letztlich auch die verbrannte Leiche finden müssen.

Genau diese Unsicherheit hat für mich den Roman über eine weite Strecke getragen. Aber in den letzten beiden Abschnitten nicht mehr. Zu platt die Dialoge, zu glatt gehen höchst dramatische Ereignisse. Der doppelte Boden war auf einmal weg und führte in ein sehr konventionelles Ende.
Kann ich mich verständlich machen?
Eben diese Plattheit ist ein Merkmal für Steens Imagination!
Die Plattheit ist Absicht! :D:D
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Literaturhexle

petraellen

Aktives Mitglied
11. Oktober 2020
428
1.242
44
welche Seite steht das? Muss ich selbst noch mal nachlesen.
Natürlich ist es ein typisches Merkmal eines psychisch Kranken, dass er seine Pillen wegwirft. Gesunde haben nämlich keine Pillen zum Wegwerfen. :cool:
Ich möchte mich auf den Roman beziehen. (typisches Merkmal eines psychisch Kranken, aussen vor lassen) Im Roman steht , dass er schon als Kind Tabletten nehmen musste. Er stellte aber fest, dass er merkte, wenn er in der Wildnis war oder bei seiner Mutter die Pillen nicht brauchte. Offensichtlich wurde ihm gesagt, dass er diese aber nehmen müsste ohne zu prüfen, was eigentlich sein Verhalten oder was es auch Immer war, dazu ihn nötigten. Ist es nicht so, dass wir auch häufig etwas nehmen, was wir eigentlich nicht bräuchten? Er hat für sich festgestellt, dass er unter bestimmten Umständen( in der Wildnis, Freiheit) keine Tabletten braucht. Nun ist er auf sich gestellt und setzt die Tabletten ab. Für mich ein Schritt in seine innere Freiheit, die offensichtlich jahrelang hat unterdrücken müssen.
 
  • Like
Reaktionen: kingofmusic

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.482
50.076
49
Zwischen Roman und Bericht sehe ich schon eine Unterschied. Ein Bericht ist sachlich aufgebaut. Natürlich gibt es Briefroman, Berichtsroman etc. Aber ich meinte den reinen Bericht.
Der Bericht müsste dann aber ohne Fiktion auskommen, völlig ohne.
Hier steht aber Roman vorne drauf, dadurch wissen wir Bescheid:)

Auch ich habe aufgrund der Diskussion bei dem einen oder anderen Teil noch mal einen anderen Blick drauf geworfen.
Super! Deshalb liebe ich unsere Runden sehr! Mehrere Augen sehen immer mehr.

Warum sollte ein Altersunterschied ein Hindernis für eine Ehe sein?
Der Altersunterschied ist es nicht alleine. Allerdings sind 35 Jahre schon sehr außergewöhnlich. Aber daran allein mache ich es gar nicht fest. Die beiden kennen sich kaum, heiraten sofort, selbst Gabriela macht keine Zicken. Außerdem wurde Mayra beim Weihnachtsfest übersehen. War sie überhaupt dort? Oder ist sie ein Wunschtraum Haralds?
Weitere Gründe habe ich oben beschrieben. Seine psychischen Störungen sind für mich eindeutig und diese schizophrenen Visionen würden da ins Bild passen.
 
  • Like
Reaktionen: Wandablue

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.482
50.076
49
@petraellen
Nehmen wir nur mal seine völlig überzogenen Reaktionen während der Nachtwache an seinem Grundstück. Es regnet. Es knackt im Wald. Er schreit rum. Feuert schließlich 6 Schuss (!) auf den Busch, hinter dem sich sein Hund befindet.
Hat nicht etwa Schuldbewusstsein, sondern macht Kok zum Sündenbock. Als er dann hört, dass jener Gabriela mal eine Backpfeife gegeben hat, bringt er ihn brutal um und zündet dessen Haus an.
Das ist doch kein "gesundes" Verhalten, sondern unberechenbar, schizophren und aggressiv. In solchen Momenten sieht er Dinge/Gefahren, die nicht da sind, und dreht durch. Ein Pulverfass.
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.637
16.694
49
Rhönrand bei Fulda
@petraellen
Nehmen wir nur mal seine völlig überzogenen Reaktionen während der Nachtwache an seinem Grundstück. Es regnet. Es knackt im Wald. Er schreit rum. Feuert schließlich 6 Schuss (!) auf den Busch, hinter dem sich sein Hund befindet.
Hat nicht etwa Schuldbewusstsein, sondern macht Kok zum Sündenbock. Als er dann hört, dass jener Gabriela mal eine Backpfeife gegeben hat, bringt er ihn brutal um und zündet dessen Haus an.
Das ist doch kein "gesundes" Verhalten, sondern unberechenbar, schizophren und aggressiv. In solchen Momenten sieht er Dinge/Gefahren, die nicht da sind, und dreht durch. Ein Pulverfass.
Beachte auch die Art und Weise, wie das geschieht.
Er hockt sich hin, schmiert sich Dreck ins Gesicht und heult. Nicht aus Angst, sondern weil das sein Erfolgsrezept in diesem Augenblick ist - wie sich herausstellt.
Ist euch übrigens auch aufgefallen, wie er zuerst reagiert, als seine Anpflanzung zertrampelt wird?
Seine ohnehin langen Arme werden noch länger, die Hände pendeln in Höhe der Knie (S.380). Er mutiert zum Affen?
Dann nimmt er sein Gewehr und ballert fünfmal "in die Richtung, aus der Kok gekommen sein musste".
Es gibt keinen Beweis, nicht mal einen Hinweis, dass Kok da war, dass überhaupt ein Mensch da war.
Das ist krankhafter Hass.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.482
50.076
49

petraellen

Aktives Mitglied
11. Oktober 2020
428
1.242
44
Alles Wissen, das man über Dinge außerhalb eines Romans hat zu ignorieren, geht eigentlich nicht. Der Autor weiß, dass wir wissen. Und er spielt damit.
Das er Psychisch krank ist, kann ich nicht aus dem Roman entnehmen. Ja, er handelt streckenweise extrem. Aber daraus direkt psychisch krank zu schliessen, erschliesst sich mir nicht. Deshalb habe ich für mich das ausgeklammert und meine Antwort nur auf das bezogen, was ich im Roman nachvollziehen und auch aus dem Roman belegen kann. Aber das ist ja das schöne an einer Interpretation: Viele Sichtweisen können aufeinander kommen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Circlestones Books Blog

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2018
1.430
4.535
49
72
Wienerin auf Rügen
www.circlestonesbooks.blog
Wie ordnest du die Tatsache ein, dass er seine Pillen wegwirft?
Das ist ein typisches Verhalten eines psychisch Kranken - meist schizophrenen Personen.
Ich sehe seine "Mäuse im Kopf" und sein gesamtes Verhalten als Borderline, allerdings keine extrem schwerer Form. Die Pillen nicht langsam abzusetzen, sondern wegzuwerfen, ist zwar gewagt, aber für mich noch schlüssig, weil er sich in vollkommen neuen Lebensumständen befindet und die ersten Erfolge ihm sicher Hoffnung gemacht haben und auch gut sind für sein Selbstwertgefühl.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.697
22.113
49
Brandenburg
Die Pillen absetzen ist ganz und gar typisch! Das geht auch eine Weile gut, meistens, bis dann die volle Wirkung durchschlägt und es irgendeine Art von Katastrophe gibt!
 

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.904
12.644
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Von dem Moment an, als Steen sein erotisches Interesse an Mayra entdeckte, ist das Buch rapide abgefallen. Ich kann mit dem Thema Altmänner-Erotik sowieso nichts anfangen
Das hat mich noch nicht einmal gestört. Ich habe es eher so gesehen, dass Steen ähnlich wie Ritter eine Frau für sein Leben auf Floreana gebraucht hat. Mangels Angebot hat Steen diejenige genommen, die er kriegen konnte. Es hätte ihn schlimmer treffen können ;)
Vielmehr hat mich Steens Wandel vom besessenen geistig Kranken zum liebenswürdigen Ehemann und Familienvater gestört. Was will uns der Autor damit sagen? Mit der richtigen Frau an deiner Seite wird alles gut? So ein Blödsinn.
 
  • Like
Reaktionen: Literaturhexle

Renie

Moderator
Teammitglied
19. Mai 2014
5.904
12.644
49
Essen
renies-lesetagebuch.blogspot.de
Zu dieser Figur passt keine richtige Ehe mit einer jungen Mutter. Ich kann es nur dann als schlüssig erachten, wenn ich die komplette Liebelei ins Reich der Fantasie eines alternden Mannes verschiebe.
Die Beziehung zwischen Mayra und Steen nehme ich dem Autor noch ab. Mayra hat keine große Auswahl an Männern auf der Insel und hätte Steen heiraten können, um versorgt zu sein. Woher soll sie wissen, dass er nicht besonders wohlhabend ist?
 
  • Like
Reaktionen: Literaturhexle

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.482
50.076
49
Mayra hat keine große Auswahl an Männern auf der Insel
Aber Rolf Wittmer hatte gesagt, dass sie die beliebteste Frau auf der Insel sei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Männer dort schon in festen Händen sind.
35 Jahre lassen sich m.E. nur durch andere Qualitäten kompensieren. Insofern ja, Mayra könnte an vorhandenes Vermögen glauben.


Steens Wandel vom besessenen geistig Kranken zum liebenswürdigen Ehemann und Familienvater gestört.
Genau. Wenn man alles glauben will, was uns Köhler erzählt, ist dieser Mann weit mehr, nämlich ein Mörder!
 
  • Like
Reaktionen: Renie

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.637
16.694
49
Rhönrand bei Fulda
Ich habe noch eine Weile über Mayra nachgedacht, als ich das Buch längst durch hatte. Es ist ein wahrlich besch...es Schicksal, auf einer Insel mit derart wenigen Einwohnern als junge Frau angebunden zu sein.
Weg von der Insel kann sie - meine ich mich zu erinnern - aus Geldmangel nicht. Im Grunde hat sie überhaupt keine Optionen.