6. Leseabschnitt: "Die dritte Quelle" (Seite 353 bis Ende)

Wandablue

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Brandenburg
What is that?????
Hund erschossen, Kok umgebracht, Haus abgefackelt, Mayra geheiratet, Wahnvorstellungen und ein offenes Ende. Ich dreh durch.
Punkte purzeln den Hang hinunter.
Warum ist die Quelle versiegt? Warum badet Steen im Trinkwasser, was ist mit seiner Herkunft? Der letzte Abschnitt versemmelt alles, aber wirklich alles.
Der Eindruck, der sich aufdrängt: der Autor hat nicht weitergewusst. Dabei wäre alles, wirklich alles möglich gewesen. Oh nein.
 

Die Häsin

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Rhönrand bei Fulda
What is that?????
Hund erschossen, Kok umgebracht, Haus abgefackelt, Mayra geheiratet, Wahnvorstellungen und ein offenes Ende. Ich dreh durch.
Punkte purzeln den Hang hinunter.
Warum ist die Quelle versiegt? Warum badet Steen im Trinkwasser, was ist mit seiner Herkunft? Der letzte Abschnitt versemmelt alles, aber wirklich alles.
Der Eindruck, der sich aufdrängt: der Autor hat nicht weitergewusst. Dabei wäre alles, wirklich alles möglich gewesen. Oh nein.
Steen badet doch schon immer im Trinkwasser!
Die Baronin - ich weiß jetzt nicht mehr, ob und wann sie im Buch erwähnt wurde - hat den Unwillen der anderen Bewohner dadruch erregt, dass sie im oberen Bereich der Quelle badete und sich dabei einseifte. Die Leute, die an die untere Quelle gingen, schmeckten Seife im Trinkwasser - lecker!
Versiegt ist die Quelle doch wegen der Trockenheit, oder? Ich habe mir auf TerraX die Doku über die Galapagos-Affäre angeguckt. Da wurde das auch beschrieben. Wenn es sehr lange nicht regnet, tröpfelt die Quelle immer spärlicher.

Aber ich sag's mal ehrlich: Von dem Moment an, als Steen sein erotisches Interesse an Mayra entdeckte, ist das Buch rapide abgefallen. Ich kann mit dem Thema Altmänner-Erotik sowieso nichts anfangen - ein uraltes Thema in der Literatur, es nervt mich immer wieder -, und in diesem Fall konnte ich nicht mal so ein richtiges Interesse von seiner Seite erkennen. Ich werde morgen den letzten Abschnitt nochmal lesen, vielleicht kapiere ich dann, warum er sie heiratet (außer aus dem Grund, dass die Leute es erwarten).
 

Wandablue

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Ach das. Das ist m.E. nur ein Sidekick des Autors, damit die Story mit Steen ein bisschen weitergetrieben wird. Es gibt da einen Satz, wo keiner Mayra sieht ausser ihm, so dass ich nicht mal sicher bin, ob es sie überhaupt gibt. Wie gesagt, er ist ein sehr sehr unzuverlässiger Erzähler geworden.
Und Ruth war die Frau oder Verwandte vom Kok.
Auch sie gibt es nicht. Denn es kannte sie keiner auf der Insel. Niemand hat sie je gesehen. Ausser dem Brand glaube ich Steen gar nichts mehr.
Und das ist der Untergang des Romans.
 

Wandablue

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Steen badet doch schon immer im Trinkwasser!
Das war mir so nicht klar!
Ich habe keinen Zusammenhang gesehen. Es hätte doch auch ein kleines Becken sein können, das nicht nach unten abfließt.
Dann war er von Anfang an völlig rücksichtslos.
Aber auch komisch, dass die Bewohner nicht nachschauen kamen, ob er was mit der Quelle macht, wenn das die einzige Versorgung für das Dorf ist und sie wissen, dass er sich dort oben rumtreibt.
 

Die Häsin

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Das war mir so nicht klar!
Ich habe keinen Zusammenhang gesehen. Es hätte doch auch ein kleines Becken sein können, das nicht nach unten abfließt.
Dann war er von Anfang an völlig rücksichtslos.
Es gibt einmal eine Stelle, wo er über diesen Punkt nachdenkt und sich sagt: "Solange ich keine Seife benutze, ist es nicht so schlimm". Ich kann mich jetzt aber nicht erinnern, wo genau das war.
Gab doch mal einen Schlager: "Lass mich dein Badewasser schlürfen ..." :p
 

Wandablue

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Es gibt einmal eine Stelle, wo er über diesen Punkt nachdenkt
Das hatte ich schon im Kopf, aber ich dachte, das weit grdsätzlicher. Weil es ja immer schlecht ist, freifließendes Wasser zu verschmutzen. Ich habe die Bedeutung nicht richtig begriffen, weil ich Steen dieses rücksichtsloses Verhalten gar nicht zutraute; trotz der Diebstähle. Das waren doch eher "kleine" Dinge, eine verrostete Säge, ein Handtuch: klar auf der Insel, wo es nichts gibt, kostbarer als anderswo, aber doch Kleinstdelikte.
 

Die Häsin

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Das hatte ich schon im Kopf, aber ich dachte, das weit grdsätzlicher. Weil es ja immer schlecht ist, freifließendes Wasser zu verschmutzen. Ich habe die Bedeutung nicht richtig begriffen, weil ich Steen dieses rücksichtsloses Verhalten gar nicht zutraute; trotz der Diebstähle. Das waren doch eher "kleine" Dinge, eine verrostete Säge, ein Handtuch: klar auf der Insel, wo es nichts gibt, kostbarer als anderswo, aber doch Kleinstdelikte.
Es sind drei große Handtücher, die er von der Leine klaut. Das macht sich in jedem Haushalt bemerkbar, außer vielleicht bei Millionärs.
In einem Gemeinwesen, wo normal nicht gestohlen wird - das ist ja bei kleinen Gemeinschaften oft so -, ist das von erheblicher Bedeutung. Schließlich hingen die Handtücher nachts draußen.
(Ich erinnere mich an einen Vorfall auf einer englischen Insel, dort war seit zig Jahren keine Straftat vorgefallen, und der einzige Laden war frei zugänglich ohne Personal, mit einer Zigarrenkiste als Kasse. Als Touristen sich dort dann plötzlich bedienten, ohne zu bezahlen, war das schon ein rechtes Drama. )
Aber ich will auch kein großes Theater drum machen. Es ist ein Mosaikstein von vielen.
 

Circlestones Books Blog

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Warum ist die Quelle versiegt? Warum badet Steen im Trinkwasser, was ist mit seiner Herkunft?
Für Steen ist es in Ordnung, in der Quelle zu baden, die dann weiter durch die Natur fließt und später auch als Trinkwasser genützt wird, ohne Seife, denkt er, spürt es niemand und es stört niemanden. Ich habe das zwar nicht in Ordnung gefunden, abr es erschüttert mich nicht so sehr, wenn man über Almen wandert und dort aus der kalten Quelle trinkt, dann ist die Möglichkeit gegeben, dass irgendwo an einer anderen Stelle mal Kühe an dieser Quelle waren und wasauchimmer gemacht haben. Gut, es ist ein kleiner Unterschied, niemand zwingt mich, in der freien Natur aus einer Quelle zu trinken, während es hier tatsächlich das einzige Süßwasser-Trinkwasser für die Ansiedlung ist. So gesehen wäre die bisher unbekannte dritte (laut Wittmer zweite) Quelle an der Ostseite eine Chance, sich dort anzusiedeln.
 

Literaturhexle

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Ich habe das zwar nicht in Ordnung gefunden, abr es erschüttert mich nicht so sehr, wenn man über Almen wandert und dort aus der kalten Quelle trinkt,
Das geht mir wie dir CBB. Wasserreinigt sich angeblich auch wieder, verdünnt sich. Außerdem werden die Menschen dort weit robuster aufgestellt sein als wir. Für unseren Prota ist das ein kleiner Scherz am Rande, der aber zu seiner sonstigen Rücksichtslosigkeit passt.

Ich habe den Roman heute Vormittag zu Ende gelesen und muss mir mal alles von der Seele schreiben - im nächsten Post.
 

Literaturhexle

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Ich möchte betonen, dass ich das ganze Buch bis zum vorletzten Abschnitt recht gerne verfolgt habe. Das Interessante dabei, war der vermeintlich unzuverlässige Erzähler, dem man nicht alles glauben kann, was er berichtet. Da gibt es Begegnungen, die dadurch spannend werden, weil man nicht weiß, ob sie tatsächlich stattgefunden haben. Das machte für mich einen Reiz aus.

Nun kann man in diesem Abschnitt auch noch zweifeln, ob das alles so gewesen ist. Doch die Erzählweise als solche empfinde ich als weit unspektakulärer und sehr konventionell. Es gibt kaum Leerstellen.

Die ganze Liebesgeschichte schiebe ich dennoch ins Reich der Wünsche. Spätestens als der volltrunkene Harald mit seinen 64 Jahren noch einen Liebesakt vollzogen haben will, an den er sich zwar nicht erinnern kann, für den er aber gelobt wird (wie trivial ist das überhaupt!), hat diese Beziehung für mich geisterhafte Züge. Da hat jemand einen Roman geschrieben, der zu viele Wendungen hat und kompliziert ist - und bei dem er am Ende nicht wusste, wo er eigentlich hin will. (vgl. 415)

Warum sollte eine Frau den 35 Jahre älteren, wenig vermögenden Mann begehren? Mumpitz.

Dieser Bootsausflug (für den man keine Rettungswesten auftreiben konnte) mit dem Haien und der spektakulären Rettung - unglaubwürdig hoch 3!
Harald wird zum gefeierten Helden.

Mayras Mann Pablo war ein Schläger. Das "tief begrabene Familiengeheimnis"373 einzig eine Sache zwischen Gabriela und ihrer Mutter - nur das ganze Dorf weiß davon - lautes Gelächter! Und wie banal überhaupt???

Glaubwürdig nochmal die nächtliche Szene, als die Gäule mit Harry durchgehen und er seinen Hund erschießt. Und Kok dafür verantwortlich macht(!!!). Auch braucht er wieder einen Sündenbock:
Herr Hund, sein bester Freund, sein Bruder. Gerötet von seiner Hand. Nicht aber von ihm. 395

Er bringt Kok um. Niemand merkt es, weil jener ZUFÄLLIG von seiner Exfrau (die vorher niemand kannte) abgeholt wird, um ein Millionenerbe anzutreten. Im Himmel ist Jahrmarkt!

Zum triefend romantischen Abspann will ich gar nicht zuviel sagen. Wieder erfindet er eine neue Geschichte um seine Eltern. In manchen Sätzen schwingt sehr viel Pathetik mit. Steen nimmt sich eben sehr wichtig.

Am Ende die "Hochzeitsreise", bei der Nietzsche deklamiert wird und wo an Land sein vermeintlicher Bruder rumspringt, den außer ihm erneut niemand sieht (wie die Mäuse nur Erscheinungen in seinem Kopf), und der den Weg zur dritten Quelle (Titel) zeigt.
 

Literaturhexle

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Was will der Autor nun damit sagen?

Er hat eine Inspiration gehabt, als er in der FAZ über die Galapagos Affäre las. Er hat eine Geschichte darum gewoben. Protagonist ist ein eigenbrödlerischer Bankbeamte, der zum Abenteuer seines Lebens aufbricht, um das Leben seiner Eltern nachzustellen....
Reisebericht, Robinsonade, Abenteuer. All das hat mich noch einigermaßen mitgenommen. Aber mit Mayra, der Hochzeit, dem Mord und diesem Friede-Freude-Eierkuchen Schluss komme ich nicht mehr mit.
Es scheint mir, als ob der Roman zwei Urheber hätte.

Wie erlebst du es @petraellen ?
Jetzt kannst du dir alle deine Eindrücke von der Seele schreiben;)
 
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Was will der Autor nun damit sagen?

Er hat eine Inspiration gehabt, als er in der FAZ über die Galapagos Affäre las. Er hat eine Geschichte darum gewoben. Protagonist ist ein eigenbrödlerischer Bankbeamte, der zum Abenteuer seines Lebens aufbricht, um das Leben seiner Eltern nachzustellen....
Reisebericht, Robinsonade, Abenteuer. All das hat mich noch einigermaßen mitgenommen. Aber mit Mayra, der Hochzeit, dem Mord und diesem Friede-Freude-Eierkuchen Schluss komme ich nicht mehr mit.
Es scheint mir, als ob der Roman zwei Urheber hätte.

Wie erlebst du es @petraellen ?
Jetzt kannst du dir alle deine Eindrücke von der Seele schreiben;)
Wenn Köhler sich nur auf Reisebericht, Robinsonade, Abenteuer beschränkt hätte, wäre es ein Bericht geworden. Aber ein Roman lebt auch von Nebenschauplätzen drum herum. Ein bisschen Gefühlswelt (Mayra), Gewalt (Mord) passt schon dazu. Er verbindet ja auch alles sehr geschickt in zwei Erzählstränge. Gegenwart, also er aktuell auf der Insel und Vergangenheit, die Köhler uns ja durch diese Geschichte näher bringt. Der Schluss ist meines Erachtens kein Friede Freude, sondern mehr offen gelassen. Man kann es als Happy End sehen, vermutlich sogar richtig. Aber es kann seine Selbstfindung darstellen. Steen ist mit sich im reinen. Die Geschichte ist also einerseits ausgerichtet auf ein gewolltes Abenteuer (Suche nach seiner realen Vergangenheit) aber auch nach der inneren Suche, nach sich selbst. Man muss auch nicht mit allem einverstanden sein, was und wie Köhler es geschrieben hat, denn er lässt schon Leerstellen mit ?, wie wir es in unserer Diskussion ja auch bemerkt haben. Und das ist ja das bemerkenswerte an diesem Roman, man kann immer wieder neue Perspektiven entdecken, wenn man sich darauf einlässt. Die einzelnen Teile in unseren LA stehen natürlich immer für sich ohne zu wissen, was noch kommt. Erst wenn , man den Roman im Ganzen gelesen hat, dann werden manche Passagen in der Gesamtheit verständlicher.
 

Die Häsin

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Wenn man den Gemeinplatz der Suche nach sich selbst wörtlich nimmt, bekommt die Szene am Ende einen ganz einfachen Sinn: Er hat sich selbst gefunden.
Dass er sich dort mit Hundebegleitung sieht, aber weiter nichts drumrum, spricht eigentlich schon eher dafür, dass die ganze Mayra-Episode ins Reich der Phantasie gehört.
Je länger ich darüber nachdenke, umso irrwitziger kommt es mir vor, dass die junge Frau, die nicht mal schwimmen kann, deren Mann ertrunken ist und sie selbst, von Haien umkreist, ums Haar auch -, dass die sich ein zweites Mal mit ins Boot setzt.
Die ganze Liebesgeschichte ist eine Art B-picture, das er imaginiert. Sogar der Stil, wie ich schon bemerkte, rutscht manchmal auf das entsprechende Niveau hinunter.
Es ist hochinteressant, wie unterschiedlich das Buch hier ankommt, das ist eine tolle Runde!
 

Literaturhexle

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Erst wenn , man den Roman im Ganzen gelesen hat, dann werden manche Passagen in der Gesamtheit verständlicher.
Wir haben ihn ja jetzt insgesamt gelesen. Ich habe auch alles verstanden. Es bleibt nichts wirklich unverständlich.

Die zentrale Frage ist: Gibt es diese Ehe wirklich? Oder ist sie ein Gespinst Haralds? Eine Frucht seines Sehnens und Wünschens? Ich sehe dafür deutliche Anzeichen (siehe oben). Wir siehst du das?

Oder ist dir die Glaubwürdigkeit zweitrangig? Vielleicht kannst du dich einfach in der Geschichte fallen lassen - was nichts Schlechtes ist.

Für mich kommt es mit dem Abschnitt "Mayra" zum Bruch. Inhaltlich und sprachlich wird dem Geschehen die Spannung, Mystik und Glaubwürdigkeit genommen. Auch die Geschichte mit dem Mord an Kok, der komplett ungesühnt bleibt aufgrund der vielen Zufälle...
Nein, so etwas mag ich nicht.

Wenn Köhler sich nur auf Reisebericht, Robinsonade, Abenteuer beschränkt hätte, wäre es ein Bericht geworden. Aber ein Roman lebt auch von Nebenschauplätzen drum herum.
Einspruch;)
Ein Roman kann fast alles sein. Kaum eine Gatttungsbezeichnung ist so weit gefasst wie der Roman. Der Fiktion sind da keine Grenzen auferlegt. Es kommt immer darauf an, was der Autor daraus macht. Das ist das, worüber man trefflich diskutieren kann.


Aber es kann seine Selbstfindung darstellen. Steen ist mit sich im reinen.
Für mich ist Steen nicht gesund. Er ist psychisch krank. Er sieht Dinge, die es nicht gibt. Er rastet ohne nennenswerten Grund aus und erschlägt einen Menschen.
Zu dieser Figur passt keine richtige Ehe mit einer jungen Mutter. Ich kann es nur dann als schlüssig erachten, wenn ich die komplette Liebelei ins Reich der Fantasie eines alternden Mannes verschiebe.
 

Literaturhexle

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Die ganze Liebesgeschichte ist eine Art B-picture, das er imaginiert. Sogar der Stil, wie ich schon bemerkte, rutscht manchmal auf das entsprechende Niveau hinunter.
Hab deinen Beitrag jetzt erst gesehen und deshalb manches nochmal wiederholt. Ich bin zu 100 % bei dir! Da ist soviel Unschlüssiges in diesem letzten Absatz.
Er sah früher Mäuse, jetzt Mayra in seinem Boot und sich selbst auf der Insel (ich dachte zuerst an einen Verwandten, weil ich an ein Selbstbildnis ausgeschlossen habe). Der Mann ist psychisch krank und das Wegwerfen der Pillen wird ihn kaum geheilt haben.
Auch dass er trotz mangelnder Erfahrung so ein toller Liebhaber ist.... klingt doch eher nach Fantasie. Soviele Kleinigkeiten.
 

Literaturhexle

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Den Gedanken hatte ich in der Tat auch. Aber dann ist fast alles imaginiert. Nicht nur Mayra, sondern auch die ganzen Gespräche mit Wittmer über Mayra und über Koks abgebranntes Haus....
Man hätte letztlich auch die verbrannte Leiche finden müssen.

Genau diese Unsicherheit hat für mich den Roman über eine weite Strecke getragen. Aber in den letzten beiden Abschnitten nicht mehr. Zu platt die Dialoge, zu glatt gehen höchst dramatische Ereignisse. Der doppelte Boden war auf einmal weg und führte in ein sehr konventionelles Ende.
Kann ich mich verständlich machen?
 
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petraellen

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Wir haben ohn ja jetzt insgesamt gelesen. Ich habe auch alles verstanden. Es bleibt nichts wirklich unverständlich.

Die zentrale Frage ist: Gibt es diese Ehe wirklich? Oder ist sie ein Gespinst Haralds? Eine Frucht seines Sehnens und Wünschens? Ich sehe dafür deutliche Anzeichen (siehe oben). Wir siehst du das?

Oder ist dir die Glaubwürdigkeit zweitrangig? Vielleicht kannst du dich einfach in der Geschichte fallen lassen - was nichts Schlechtes ist.

Für mich kommt es mit dem Abschnitt "Mayra" zum Bruch. Inhaltlich und sprachlich wird dem Geschehen die Spannung, Mystik und Glaubwürdigkeit genommen. Auch die Geschichte mit dem Mord an Kok, der komplett ungesühnt bleibt aufgrund der vielen Zufälle...
Nein, so etwas mag ich nicht.


Einspruch;)
Ein Roman kann fast alles sein. Kaum eine Gatttungsbezeichnung ist so weit gefasst wie der Roman. Der Fiktion sind da keine Grenzen auferlegt. Es kommt immer darauf an, was der Autor daraus macht. Das ist das, worüber man trefflich diskutieren kann.



Für mich ist Steen nicht gesund. Er ist psychisch krank. Er sieht Dinge, die es nicht gibt. Er rastet ohne nennenswerten Grund aus und erschlägt einen Menschen.
Zu dieser Figur passt keine richtige Ehe mit einer jungen Mutter. Ich kann es nur dann als schlüssig erachten, wenn ich die komplette Liebelei ins Reich der Fantasie eines alternden Mannes verschiebe.
Punkt1: Das ist sicherlich subjektiv. Es kommt auch darauf an, welche Erwartungen man hat. Da zeigt ja auch unsere Diskussion. Und das ist gut so, sonst brauchen wir darüber nicht zu diskutieren. Auch ich habe aufgrund der Diskussion bei dem einen oder anderen Teil noch mal einen anderen Blick drauf geworfen.
Punkt2: Zwischen Roman und Bericht sehe ich schon eine Unterschied. Ein Bericht ist sachlich aufgebaut. Natürlich gibt es Briefroman, Berichtsroman etc. Aber ich meinte den reinen Bericht.
Punkt 3. Psychisch krank sehe ich nicht. Er wird als ambivalente Figur dargestellt, das ist schon richtig. Warum sollte ein Altersunterschied ein Hindernis für eine Ehe sein? Das ist heutzutage kaum noch ein Thema.