6. Leseabschnitt: 1913 - Kapitel 36 bis 45 (S. 445 bis 563)

Renie

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François ist sein Herzenskind. In sein Geschäft steckt er den Erlös seiner verkauften Läden. Unfair zumindest gegenüber Hinda, die etwas Geld gut gebrauchen könnte. Aber François ist derjenige, von dessen Karriere Janki sich am ehesten Ansehen bei den Nicht-Juden verspricht, daher verstößt er ihn nicht nach der Taufe.
Und wir dürfen die damaligen Zeiten nicht ausser Acht lassen, in denen Kindererziehung Frauensache war. Die Väter beschäftigten sich nicht mir ihren Kindern. Und Francois war der Stammhalter. Ein Erstgeborener, der das Familienvermächtnis fortführt, hatte einen anderen Stellenwert als seine Geschwister.
Der Janki war für mich auch keiner, der Glaubenssachen über das Geschäftliche stellt.
 

Wandablue

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"Auch ein getaufter Jude, bleibt ein Jude."
So schnell lassen sich gewachsene Vorurteile nicht überwinden. Zudem kann es ja auch sein, dass Landolt das Stückle gar nicht verkaufen will. Hab ich schon häufiger gehört, wenn es um leer stehende Bauplätze ging: da wird gepokert und geschachert, werden Bedingungen aufgestellt.... und am Ende will man es doch für die Urenkel behalten und nicht verkaufen.
Schäbig. ich meinte damit aber noch mehr dern Francois selber. Er wollte nur deshalb kein Jude mehr sein, nicht weil ihm das Judentum per se nicht zusagte. Tat es zwar auch nicht, aber er hätte es ohne Anlass nicht hinter sich gelassen.
 

Literaturhexle

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Ihr seht, ich habe ( wie so oft ) viel Verständnis für die Figuren, ohne ihr Verhalten dabei zu billigen. Lewinsky zeigt sie in ihrer Menschlichkeit, mit ihren Schwächen und ihren Fehlern.
Mir geht es auch so. Die Figuren sind so herrlich durchschnittlich, keine Super-Juden, ohne Fehl und Tadel. Eine ganz normale Schweizer Familie, könnte man meinen. Ihr Tun wird wunderbar schlüssig in die Handlung eingebettet, so dass man es nachvollziehen kann.
Sehr gut hat mir auch die Beschreibung der Liebesszene zwischen Arthur und Joni gefallen (S. 540). So poetisch.
Darauf wollte ich mich auch beziehen. Wirklich sehr gelungen.
Und plötzlich ist er ein Ekel, der das alte Fleisch vom Chanele nicht mehr anfassen mag und davon abgestoßen is
Ich habe das aus der Perspektive Chaneles heraus gelesen. Bildet sie sich das nicht vielleicht ein? Richtig verliebt waren die beiden nie und mit dem Alter lässt bestimmt die sexuelle Aktivität nach (zumal er ja auch Geliebete hatte auf Reisen). Chanele scheint ja noch immer eine aparte Frau zu sein.
Hinda und Zalman sind die Glücklichsten, so wie es scheint. Keine Reichtümer, aber sie lieben sich und das, was sie tun. So soll es doch auch sein, oder?
Das empfinde ich wiederum als etwas geschönt. Zalman wechselt seine Jobs wie andere Leute die Unterhosen und verdient wenig. Geldmangel ist ein Problem, man kann sich aufreiben daran, das hält die beste Liebe nicht aus. Dass sie da trotzdem noch so lustig sind, kann ich mir nur mit Zuwendungen aus Hindas Familie erklären. So ein Sozi passt eigentlich auch gar nicht in die Sippe rein.
 

Renie

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Wer hat die Abschnitte hier gewählt? Genial.
Was kann Mimi nun denn nie verzeihen. Hat gar der goijische Alfred etwas mit dem ersehnten Töchterchen?
Und erst heute Abend wieder Lesezeit!
Das ist das Tolle an diesem Roman. Trotz des Umfangs wird es nie langweilig. Lewinsky hat unglaublich viel zu erzählen und schafft es, den Leser bei der Stange zu halten.