Ich werde gleich in die Diskussion einsteigen, die ich eben kurz überflogen habe. Kurz zum eigenen Eindruck und Vermutungen:
Die Konversation ging nun fast "glatt" zwischen den beiden über die Bühne, trotzdem wissen wir aus dem Passagier, dass Alicia sich das Leben nehmen wird. Der Psychiater hat ihr mit seinen Gesprächen also nicht helfen können. Weiterhin war es für mich aber fast ausschließlich die Zurschaustellung von McCarthys Wissen bzw. ein mathematisches name dropping. Ich konnte den Ausführungen so einigermaßen folgen, was die speziellen kleinen Schnipsel angeht, aber im Großen und Ganzen, was uns nun der Roman sagen möchte, tappe ich im Dunkeln.
Nun noch ein paar Überlegungen, die oben schon angerissen wurden, die aber Vorwissen aus "Der Passagier" benötigen. (Ich setze das nicht als Spoiler, weil ich eigentlich nur Infos nutze, die aus dem Verlagstext zu "Der Passagier" bekannt sind. Trotzdem hier eine Warnung deshalb.)
Grundsätzlich finde ich jetzt nach Abschluss der Lektüre, dass meine These bestätigt wurde: Der Autor hat nicht ohne Grund die Bücher in dieser Reihenfolge veröffentlicht und ich finde es sinnvoll "Der Passagier" zuvor gelesen zu haben, um weitere Interpretationen bezüglich der geschilderten Situationen usw. zu ermöglichen. Ich habe nue eine nicht spoilerfreie ausführliche Kritik von "Der Passagier" gehört und beziehe mein Wissen von dort. Deshalb: Nagelt mich nicht auf Details fest!

Wenn man schon von vorherein weiß, dass Alicia sich umgebracht haben wird, weil das aus Bobbys Geschichte zehn Jahre später hervorgeht, kann man das Ende von "Stella Maris" besser verstehen. Das Wissen aus beiden impliziert aber noch etwas anderes: Alicia war in Italien; Bobby hatte einen Formel-2-Unfall und lag zu der Zeit im Koma; sie hat es nicht übers Herz gebracht, die Maschinen abschalten zu lassen und ist abgereist in dem Gedanken, dass er so gut wie tot ist. Im Stella Maris angekommen lesen wir nun die Gespräche mit dem Psychiater und wissen nachträglich, dass sie sich umbringen wird. Für mich ist das eine Shakespeare'sches Drama. Denn da sind zwei Liebende, die nicht zusammen sein dürfen (in diesem Falle, weil sie leibliche Bruder und Schwester sind). Zwischen denen es lediglich einen, oder vielmehr zwei, Küsse gab. In Italien (!) kommt alles zusammen. Sie denkt, er sei quasi tot, sie bringt sich später um. Er ist aber nicht tot, erwacht wieder und dann ist die Liebe seines Lebens tatsächlich tot, weil sie sich umbrachte, ohne zu wissen, dass er wieder aufwachen würde. "Romeo und Julia" lässt grüßen, oder? Was denkt ihr dazu?