Ich bin durch und erst einmal sprachlos.
Ich hatte nicht erwartet, dass wir einen Blick in Rafiks Innenleben erhalten würden - ich habe mich geirrt. Der letzte Abschnitt legt seine Gefühle dar, seinen tief verwurzelten Glauben, seine Erinnerungen und Erwartungen...
Väter und Söhne. Wohl in jeder Kultur ein Spannungsfeld, wie bei Müttern und Töchtern auch. Leider ist es bei Rafik und Amar völlig aus dem Ruder gelaufen, in einer Weise, wie man es niemandem wünscht.
Bis heute Abend hoffe Ich, dass auch die ein oder andere mit dem Buch fertig ist und darüber sprechen möchte. Ich habe eine längere Autofahrt vor mir und damit Zeit zum Sinnieren...
Es klingt vielleicht seltsam, aber ich war froh (für das Buch), dass es kein glückliches ende gab, dass Amar nicht wieder in den "Schoß der Familie" aufgenommen wurde. Alles andere als dieses Ende wäre unerträglich kitschig gewesen. Ich finde es unerwartet aber wirklich gelungen, dass Rafik zum Ende eine Stimme bekommt. Er denkt über seine Fehler nach, will sie bei den Enkeln nicht wiederholen. (Wobei Großeltern ja sowieso immer einen anderen Status zum Kind haben sollten wie die Eltern)
Ich denke alle Eltern machen Fehler. Die wenigsten davon in böser Absicht, sondern im Glauben, es richtig und für das Kind zu tun. Ich denke, ich würde heute, mit meinem heutigen Wissen, auch einiges anders machen.
In manchen Familien ist es die Religion, in machen die Weitergabe von Unternehmen oder Landwirtschaft, oder einfach nur übertragender Ehrgeiz, die eine Erwartungshaltung ans Kind erzeugt.
Tradition is a choice not a factum!
Das hat mich an dieser Stelle sehr wütend gemacht, denn auch wenn alle in der Familie daz7 beitrugen, dass Amar sich als unerwünschtere Außenseiter sehen musste hätte dich Rafik allein die Macht des Patriarchen gehabt, ihn zu retten, zuvor zwar auch schon, aber hier richtig...
Naja, ich weiß nicht...vom Vater ständig angebrüllt zu werden finde ich schon schlimm, seiner Wut ausgesetzt zu sein...Ja, hab ich auch so empfunden, alle haben dazu beigetragen, dass Amar in diese Rolle des Außenstehenden geschlüpft ist. Aber einer wird vergessen, auch Amar selbst hat dazu beigetragen, er wird immer als jemand mit einer dunklen Kraft beschrieben und diese dunkle Kraft richtet sich auch gegen ihn. Ich glaube nicht, dass Amar ein Charakter ist, der in sich ruhen kann, er wird immer aufbegehren, kämpfen, grollen, für ihn ist das Leben generell nicht gerade einfach, deswegen auch in Weg zum Wegbeamen, auch dass ist ein leichter Weg, auch er wählt einen leichten Weg, wie auch sein Vater. Denn mal ganz ehrlich, was ist ihm denn so Schlimmes widerfahren, er ist enttäuscht worden von seiner Familie, werden wir das in verschiedenen Abstufungen nicht alle, Menschen, die wir lieben, können einem halt auch sehr weh tun, aber wir haben nur eine Familie und irgendwann ist für jeden sein Zeit zu Ende, wenn man da nicht irgendwann von seinem hohen Ross heruntersteigt, bereut man es irgendwann. Vergeben/Verzeihen, dass sollte man können, weil niemand fehlerlos ist, auch kein Amar, er selbst hat schließlich zu der Situation in der Familie ebenso beigetragen, er ist nicht nur Opfer sondern auch Täter. Und auch dass ist eine Stärke des Buches. Grautöne bei allen Protagonisten.
Rafik spielt für mich nach wie vor die Rolle des Patriarchen, allerdings halte ich ihn nach diesem Abschnitt zusätzlich für schwach, für nicht wirklich gläubig und für nicht ganz ehrlich. Er will geliebt werden, aber er macht es sich einfach und war und ist nicht wirklich dafür bereit zu kämpfen, um seinen Sohn Amar zu kämpfen und ihn zu beschützen.
Die Autorin hat in meinen Augen sehr genau den Daumen auf dieser Familienvaterrolle, der gerne im Mittelpunkt stehen möchte, nicht zu Kompromissen bereit ist und ziemlich despotisch herrscht. Und der Veränderungen, insbesondere wenn es die Umstände erfordern und ihn selbst betreffen, stur im Wege steht.
Du hast absolut recht. Aber er macht mich dennoch wütend. Und eine wirkliche Veränderung sehe ich bei ihm nicht. Die Weichheit, die er seinem Enkel jetzt gegenüber an den Tag legt ist wahrscheinlich die, die er sich für sein viertes Kind aufgespart hatte...Rafik wird als Mensch dargestellt, mit Fehlern, mit Schwächen, er versucht diesen Patriarchen zu geben und scheitert, sieht aber auch sein Scheitern, etwas was nicht jeder Patriarch oder Despot tun würde. Klar, er sieht nicht alle Fehler und macht neue. Aber zeichnet dass nicht auch uns Menschen aus. Unsere Bereitschaft für Fehler, er kann sie aber auch zugeben und versucht sich zu verändern. ...
Naja, ich weiß nicht...vom Vater ständig angebrüllt zu werden finde ich schon schlimm, seiner Wut ausgesetzt zu sein...
Aber du hast natürlich recht, Vergeben ist wichtig, und Amar hat offenbar Rafiks Sturheit und Unfähigkeit dazu geerbt.
Da stimme ich zu! Mir war das Verhalten von Amar absolut krass. Es muss seiner Sensibilität geschuldet sein, dass er die Dinge derart schwer nimmt. Vielleicht auch ein Hang zur Depression? Beim Heroin zu landen, ist schon krass für die beschriebenen Familienkonflikte. Dass die Familie stellenweise auch bedient War... er hat sie ja tatsächlich beklaut, um an Drogen zu kommen. Auch das ist ein Vertrauensbruch übler Art. Ihr habe das prima herausgearbeitet: Niemand ist heilig.Er hat ja schließlich keine abgrundtief böse Familie. Alles was geschehen ist, wurde aus nachvollziehbaren Beweggründen getan u
So, ich lüfte das jetzt einfach mal: @renee und ich sind auch im echten Leben Freundinnen, und wir saßen vorgestern abends gemütlich in einer Runde, unwillkürlich fand unser Gesprächsfaden zu „Worauf wir hoffen“ und zum Forum hier. Wir sind uns einig: es ist wirklich schön hier: gemütlich, anregend, respektvoll und spannend. Danke euch allen dafür.Toll, dass ihr auch so gerne über die Lektüre diskutiert @ulrikerabe @renee und @KrimiElse !!! Das macht mir richtig Spaß
Das hatte ich mir anhand eurer Andeutungen schon längst gedacht! Da passt es auch, dass ihr oft (wohlgemerkt nicht immer) einen sehr ähnlichen Lesegeschmack habt.So, ich lüfte das jetzt einfach mal: @renee und ich sind auch im echten Leben Freundinnen, und wir saßen vorgestern abends gem
Ihr passt aber auch hervorragend hierher! Wir "Gerne --über -anspruchsvollere - Bücher - Sprecher" sind ja im wirklichen Leben eine seltene Spezies. Es gibt nicht viele Kreise, in denen man sich outen kann. Da ist die Freude am Radfahren, am Tennis, am Kino etc. viel schneller ausgeplaudert. In meiner (ansonsten tollen) Familie finde ich auch kein FeedbackWir sind uns einig: es ist wirklich schön hier: gemütlich, anregend, respektvoll und spannend. Danke euch allen dafür.
Danke, liebe @renee Genauso sehe ich Rafik. Letztendlich ist er ein Opfer seiner muslimischen Erziehung. Wie vermutlich jeder Mann in dieser Generation und in den Generationen zuvor. Rafik würde gern anders handeln, kann aber nicht über seinen muslimischen Schatten springen. Amar ist ebenfalls Opfer seiner Erziehung. Aber er ist in Amerika aufgewachsen, also zwischen zwei Kulturen, was ihm das Leben nicht gerade leichter macht, doch zumindest dazu beitragen wird, dass seine Kinder von ihm anders erzogen werden.Rafik wird als Mensch dargestellt, mit Fehlern, mit Schwächen, er versucht diesen Patriarchen zu geben und scheitert, sieht aber auch sein Scheitern, etwas was nicht jeder Patriarch oder Despot tun würde. Klar, er sieht nicht alle Fehler und macht neue. Aber zeichnet dass nicht auch uns Menschen aus. Unsere Bereitschaft für Fehler, er kann sie aber auch zugeben und versucht sich zu verändern. ...
Das geht runter wie Öl. Denn das ist genau das, was wir wollen. Sich "gemütlich, anregend, respektvoll " über Bücher austauschen, Spaß haben und der Humor darf nicht zu kurz kommen. Ihr seid eine tolle Truppe. Und ich hoffe, dass noch viele den Weg zu uns finden.So, ich lüfte das jetzt einfach mal: @renee und ich sind auch im echten Leben Freundinnen, und wir saßen vorgestern abends gemütlich in einer Runde, unwillkürlich fand unser Gesprächsfaden zu „Worauf wir hoffen“ und zum Forum hier. Wir sind uns einig: es ist wirklich schön hier: gemütlich, anregend, respektvoll und spannend. Danke euch allen dafür.
Ihr passt aber auch hervorragend hierher! Wir "Gerne --über -anspruchsvollere - Bücher - Sprecher" sind ja im wirklichen Leben eine seltene Spezies. Es gibt nicht viele Kreise, in denen man sich outen kann. Da ist die Freude am Radfahren, am Tennis, am Kino etc. viel schneller ausgeplaudert. In meiner (ansonsten tollen) Familie finde ich auch kein Feedback
Ich denke, bei euch ist es ähnlich...