5. Leseabschnitt: Teil 4 komplett bis Ende (S. 377 - 473)

Literaturhexle

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Ich bin durch und erst einmal sprachlos.
Ich hatte nicht erwartet, dass wir einen Blick in Rafiks Innenleben erhalten würden - ich habe mich geirrt. Der letzte Abschnitt legt seine Gefühle dar, seinen tief verwurzelten Glauben, seine Erinnerungen und Erwartungen...

Väter und Söhne. Wohl in jeder Kultur ein Spannungsfeld, wie bei Müttern und Töchtern auch. Leider ist es bei Rafik und Amar völlig aus dem Ruder gelaufen, in einer Weise, wie man es niemandem wünscht.

Bis heute Abend hoffe Ich, dass auch die ein oder andere mit dem Buch fertig ist und darüber sprechen möchte. Ich habe eine längere Autofahrt vor mir und damit Zeit zum Sinnieren...
 

ulrikerabe

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Es klingt vielleicht seltsam, aber ich war froh (für das Buch), dass es kein glückliches ende gab, dass Amar nicht wieder in den "Schoß der Familie" aufgenommen wurde. Alles andere als dieses Ende wäre unerträglich kitschig gewesen. Ich finde es unerwartet aber wirklich gelungen, dass Rafik zum Ende eine Stimme bekommt. Er denkt über seine Fehler nach, will sie bei den Enkeln nicht wiederholen. (Wobei Großeltern ja sowieso immer einen anderen Status zum Kind haben sollten wie die Eltern)

Ich denke alle Eltern machen Fehler. Die wenigsten davon in böser Absicht, sondern im Glauben, es richtig und für das Kind zu tun. Ich denke, ich würde heute, mit meinem heutigen Wissen, auch einiges anders machen.
In manchen Familien ist es die Religion, in machen die Weitergabe von Unternehmen oder Landwirtschaft, oder einfach nur übertragender Ehrgeiz, die eine Erwartungshaltung ans Kind erzeugt.

Tradition is a choice not a factum!
 

KrimiElse

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Das offenen Ende gefällt mir, wie Dir auch, liebe Ulrike, alles andere hätte mich gestört (ein Drama am Ende genau wie ein glückliches Ende - wie @renee so schön schrieb: die Charaktere sind grau, dazu passt das Ende)

Ich bin nach dem Monolog nicht wirklich versöhnt mit Rafik, auch wenn man damit Einblicke in sein Innenleben bekommt und mehr versteht, wieso er in bestimmten Situationen Zwängen ausgesetzt gewesen ist.
Seine Reaktion darauf, dass Laila unbedingt Amars Liebe zu Amira ausplaudern möchte, ist so typisch für ihn. In meinen Augen ist er schwach, auch wenn er der Patriarch ist. Er weiß ganz genau, was seinem Sohn gut Tür, aber er beugt sich der Religion, der Lebensart, den Regeln und was sonst noch alles. Das hat mich an dieser Stelle sehr wütend gemacht, denn auch wenn alle in der Familie daz7 beitrugen, dass Amar sich als unerwünschtere Außenseiter sehen musste hätte dich Rafik allein die Macht des Patriarchen gehabt, ihn zu retten, zuvor zwar auch schon, aber hier richtig...

Ebenso wütend war ich, als ich las wie er mit der vierten Schwangerschaft Bonn Laila umging. Beim letzten Dohn lieg es nicht, aber schwups - es is5 ein neue4 unterwegs und da wird alles besser, indem der vierte Sohn folgsam und nicht wütend sein wird. Jaaaa, ich weiß, das ist ein bisschen einseitig gesehen, aber ich fand diese Gedanken schlimm. Zumal es ihm furchtbar wichtig zu sein scheint, dass er in der Rangliste seines kleinen Enkels an zweiter Stelle steht, nach der Mutter und vor dessen Vater...auch wenn im Roman steht, es wäre ein spielerischer Konkurrenzkampf unter den Erwachsenen sehe ich diesen nicht so. Ich glaube allerdings nicht, dass die anderen Konkurrenzkampf nötig haben...

Und die Schuhe, die er Abbas (dem kleinen Sohn von Hadia) schenkte...ohne Nachzudenken hat er dessen Schwester vergessen auch mit einem Geschenk zu bedenken und offenbar hat er auch nicht an Hadia gedacht.

Rafik spielt für mich nach wie vor die Rolle des Patriarchen, allerdings halte ich ihn nach diesem Abschnitt zusätzlich für schwach, für nicht wirklich gläubig und für nicht ganz ehrlich. Er will geliebt werden, aber er macht es sich einfach und war und ist nicht wirklich dafür bereit zu kämpfen, um seinen Sohn Amar zu kämpfen und ihn zu beschützen.
Die Autorin hat in meinen Augen sehr genau den Daumen auf dieser Familienvaterrolle, der gerne im Mittelpunkt stehen möchte, nicht zu Kompromissen bereit ist und ziemlich despotisch herrscht. Und der Veränderungen, insbesondere wenn es die Umstände erfordern und ihn selbst betreffen, stur im Wege steht.

Zweimal hatte Rafik lockerlassen können: einmal auf der Reise in den Irak (wobei Amar sich hier als guter Gläubiger erwies und nicht wirklich Anlass zu Mir Zorn gab) und ein zweites Mal auf Hadias Hochzeit. Als er die Familie von außen durch das backtet hatte, hat er zwar erkannt, dass der viele Unbill von ihm verursacht wurde, aber es änderte sich nichts.

Was meine Meinung zum Roman insgesamt angeht bin ich leider weniger begeistert als du, liebe @renee, auch wenn mir das Buch im Laufe der Zeit besser gefiel als ganz am Anfang. Aber für mich ist es kein absolut tolles und herausragendes Buch, sondern eher ein vier-Sterne-Roman, an den ich mich zwar erinnere, den ich aber definitiv kein zweites Mal lesen werde.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Ich bin durch und erst einmal sprachlos.
Ich hatte nicht erwartet, dass wir einen Blick in Rafiks Innenleben erhalten würden - ich habe mich geirrt. Der letzte Abschnitt legt seine Gefühle dar, seinen tief verwurzelten Glauben, seine Erinnerungen und Erwartungen...

Väter und Söhne. Wohl in jeder Kultur ein Spannungsfeld, wie bei Müttern und Töchtern auch. Leider ist es bei Rafik und Amar völlig aus dem Ruder gelaufen, in einer Weise, wie man es niemandem wünscht.

Bis heute Abend hoffe Ich, dass auch die ein oder andere mit dem Buch fertig ist und darüber sprechen möchte. Ich habe eine längere Autofahrt vor mir und damit Zeit zum Sinnieren...

Dieser Blick auf Rafik war für mich sehr bedeutsam und wiederum eine Veränderung. Väter und Sohne ein Spannungsfeld, definitiv, aber hier in diesen patriarchalen alten Welten noch viel mehr als noch bei uns merkbar. Er und seine vorigen Generationen haben diese Folge so praktiziert, wichtiges wird vom Vater auf den Sohn weitergegeben, dies ist in seinem Hirn so abgespeichert, er löst sich davon, vielleicht als erster in seiner Familie/in seiner Umgebung, wissen wir nicht, es sind nur meine Vermutungen, aber ich finde schlüssige Vermutungen und dass fällt ihm natürlich nicht einfach, ein tiefer Prozess, der hier vor unseren Augen stattfindet und in meinen Augen gut rübergebracht wurde von dieser jungen Autorin.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Es klingt vielleicht seltsam, aber ich war froh (für das Buch), dass es kein glückliches ende gab, dass Amar nicht wieder in den "Schoß der Familie" aufgenommen wurde. Alles andere als dieses Ende wäre unerträglich kitschig gewesen. Ich finde es unerwartet aber wirklich gelungen, dass Rafik zum Ende eine Stimme bekommt. Er denkt über seine Fehler nach, will sie bei den Enkeln nicht wiederholen. (Wobei Großeltern ja sowieso immer einen anderen Status zum Kind haben sollten wie die Eltern)

Ich denke alle Eltern machen Fehler. Die wenigsten davon in böser Absicht, sondern im Glauben, es richtig und für das Kind zu tun. Ich denke, ich würde heute, mit meinem heutigen Wissen, auch einiges anders machen.
In manchen Familien ist es die Religion, in machen die Weitergabe von Unternehmen oder Landwirtschaft, oder einfach nur übertragender Ehrgeiz, die eine Erwartungshaltung ans Kind erzeugt.

Tradition is a choice not a factum!

Ja, das habe ich ähnlich empfunden, ein glückliches Ende wäre unglaubhaft.

Und ja, Rafik und Leila haben Fehler gemacht, wie alle Eltern, wie wir alle, aber Rafik reflektiert und sinniert, dass ist das Größte was passieren kann. Versucht über seinen Enkel eventuell wieder Zugang zu seinem Sohn herzustellen, er hofft und gibt nicht auf, das ist das bestmögliche was hier passieren kann und vielleicht. ...
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Das hat mich an dieser Stelle sehr wütend gemacht, denn auch wenn alle in der Familie daz7 beitrugen, dass Amar sich als unerwünschtere Außenseiter sehen musste hätte dich Rafik allein die Macht des Patriarchen gehabt, ihn zu retten, zuvor zwar auch schon, aber hier richtig...

Ja, hab ich auch so empfunden, alle haben dazu beigetragen, dass Amar in diese Rolle des Außenstehenden geschlüpft ist. Aber einer wird vergessen, auch Amar selbst hat dazu beigetragen, er wird immer als jemand mit einer dunklen Kraft beschrieben und diese dunkle Kraft richtet sich auch gegen ihn. Ich glaube nicht, dass Amar ein Charakter ist, der in sich ruhen kann, er wird immer aufbegehren, kämpfen, grollen, für ihn ist das Leben generell nicht gerade einfach, deswegen auch in Weg zum Wegbeamen, auch dass ist ein leichter Weg, auch er wählt einen leichten Weg, wie auch sein Vater. Denn mal ganz ehrlich, was ist ihm denn so Schlimmes widerfahren, er ist enttäuscht worden von seiner Familie, werden wir das in verschiedenen Abstufungen nicht alle, Menschen, die wir lieben, können einem halt auch sehr weh tun, aber wir haben nur eine Familie und irgendwann ist für jeden sein Zeit zu Ende, wenn man da nicht irgendwann von seinem hohen Ross heruntersteigt, bereut man es irgendwann. Vergeben/Verzeihen, dass sollte man können, weil niemand fehlerlos ist, auch kein Amar, er selbst hat schließlich zu der Situation in der Familie ebenso beigetragen, er ist nicht nur Opfer sondern auch Täter. Und auch dass ist eine Stärke des Buches. Grautöne bei allen Protagonisten.
 

KrimiElse

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Ja, hab ich auch so empfunden, alle haben dazu beigetragen, dass Amar in diese Rolle des Außenstehenden geschlüpft ist. Aber einer wird vergessen, auch Amar selbst hat dazu beigetragen, er wird immer als jemand mit einer dunklen Kraft beschrieben und diese dunkle Kraft richtet sich auch gegen ihn. Ich glaube nicht, dass Amar ein Charakter ist, der in sich ruhen kann, er wird immer aufbegehren, kämpfen, grollen, für ihn ist das Leben generell nicht gerade einfach, deswegen auch in Weg zum Wegbeamen, auch dass ist ein leichter Weg, auch er wählt einen leichten Weg, wie auch sein Vater. Denn mal ganz ehrlich, was ist ihm denn so Schlimmes widerfahren, er ist enttäuscht worden von seiner Familie, werden wir das in verschiedenen Abstufungen nicht alle, Menschen, die wir lieben, können einem halt auch sehr weh tun, aber wir haben nur eine Familie und irgendwann ist für jeden sein Zeit zu Ende, wenn man da nicht irgendwann von seinem hohen Ross heruntersteigt, bereut man es irgendwann. Vergeben/Verzeihen, dass sollte man können, weil niemand fehlerlos ist, auch kein Amar, er selbst hat schließlich zu der Situation in der Familie ebenso beigetragen, er ist nicht nur Opfer sondern auch Täter. Und auch dass ist eine Stärke des Buches. Grautöne bei allen Protagonisten.
Naja, ich weiß nicht...vom Vater ständig angebrüllt zu werden finde ich schon schlimm, seiner Wut ausgesetzt zu sein...
Aber du hast natürlich recht, Vergeben ist wichtig, und Amar hat offenbar Rafiks Sturheit und Unfähigkeit dazu geerbt.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Rafik spielt für mich nach wie vor die Rolle des Patriarchen, allerdings halte ich ihn nach diesem Abschnitt zusätzlich für schwach, für nicht wirklich gläubig und für nicht ganz ehrlich. Er will geliebt werden, aber er macht es sich einfach und war und ist nicht wirklich dafür bereit zu kämpfen, um seinen Sohn Amar zu kämpfen und ihn zu beschützen.
Die Autorin hat in meinen Augen sehr genau den Daumen auf dieser Familienvaterrolle, der gerne im Mittelpunkt stehen möchte, nicht zu Kompromissen bereit ist und ziemlich despotisch herrscht. Und der Veränderungen, insbesondere wenn es die Umstände erfordern und ihn selbst betreffen, stur im Wege steht.

Rafik wird als Mensch dargestellt, mit Fehlern, mit Schwächen, er versucht diesen Patriarchen zu geben und scheitert, sieht aber auch sein Scheitern, etwas was nicht jeder Patriarch oder Despot tun würde. Klar, er sieht nicht alle Fehler und macht neue. Aber zeichnet dass nicht auch uns Menschen aus. Unsere Bereitschaft für Fehler, er kann sie aber auch zugeben und versucht sich zu verändern. ...
 

KrimiElse

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Rafik wird als Mensch dargestellt, mit Fehlern, mit Schwächen, er versucht diesen Patriarchen zu geben und scheitert, sieht aber auch sein Scheitern, etwas was nicht jeder Patriarch oder Despot tun würde. Klar, er sieht nicht alle Fehler und macht neue. Aber zeichnet dass nicht auch uns Menschen aus. Unsere Bereitschaft für Fehler, er kann sie aber auch zugeben und versucht sich zu verändern. ...
Du hast absolut recht. Aber er macht mich dennoch wütend. Und eine wirkliche Veränderung sehe ich bei ihm nicht. Die Weichheit, die er seinem Enkel jetzt gegenüber an den Tag legt ist wahrscheinlich die, die er sich für sein viertes Kind aufgespart hatte...
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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Naja, ich weiß nicht...vom Vater ständig angebrüllt zu werden finde ich schon schlimm, seiner Wut ausgesetzt zu sein...
Aber du hast natürlich recht, Vergeben ist wichtig, und Amar hat offenbar Rafiks Sturheit und Unfähigkeit dazu geerbt.

Klar war das nicht schön für Amar, und definitiv schlimm. Ich wollte mit meinem Statement nur sagen, es geht auch noch viel Schlimmer. Er hat ja schließlich keine abgrundtief böse Familie. Alles was geschehen ist, wurde aus nachvollziehbaren Beweggründen getan und alle Eltern oder Geschwister machen Fehler, im Buch wie auch im realen Leben. C'est la vie.
 

Literaturhexle

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Er hat ja schließlich keine abgrundtief böse Familie. Alles was geschehen ist, wurde aus nachvollziehbaren Beweggründen getan u
Da stimme ich zu! Mir war das Verhalten von Amar absolut krass. Es muss seiner Sensibilität geschuldet sein, dass er die Dinge derart schwer nimmt. Vielleicht auch ein Hang zur Depression? Beim Heroin zu landen, ist schon krass für die beschriebenen Familienkonflikte. Dass die Familie stellenweise auch bedient War... er hat sie ja tatsächlich beklaut, um an Drogen zu kommen. Auch das ist ein Vertrauensbruch übler Art. Ihr habe das prima herausgearbeitet: Niemand ist heilig.

Rafiks differenzierter Blick auf die Dinge kann ich mir nur durch Altersweisheit erklären. Er ist ruhiger und ausgeglichener geworden. Er kann mit Abstand auch seine Fehler eingestehen, die er ja nicht aus voller Absicht begangen Hat, sondern nach seiner Art und entsprechend besten Wissen.
Als Opa hätte er mich an Hadias Stelle allerdings auch genervt: diese blinkenden Schuhe... nur für ein Enkelkind, natürlich für den Jungen.
Dann dieser alberne Konkurrenzkampf: der Enkel soll den Vater in die zweite Reihe drängen... blöd! Vielleicht verstehen wir das aber auch nicht, weil wir die Kultur nicht so genau kennen.
Schön fand ich den Schluss: die Grüße, die der Enkel beim nächsten Anruf ausrichten soll. Herzallerliebst!

Wie gesagt: kein schlechtes Buch! Es hat mich einfach nur beim Lesen nicht "erwischt ".

Toll, dass ihr auch so gerne über die Lektüre diskutiert @ulrikerabe @renee und @KrimiElse !!! Das macht mir richtig Spaß:rolleyes:
 

KrimiElse

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Toll, dass ihr auch so gerne über die Lektüre diskutiert @ulrikerabe @renee und @KrimiElse !!! Das macht mir richtig Spaß:rolleyes:
So, ich lüfte das jetzt einfach mal: @renee und ich sind auch im echten Leben Freundinnen, und wir saßen vorgestern abends gemütlich in einer Runde, unwillkürlich fand unser Gesprächsfaden zu „Worauf wir hoffen“ und zum Forum hier. Wir sind uns einig: es ist wirklich schön hier: gemütlich, anregend, respektvoll und spannend. Danke euch allen dafür.
 

Literaturhexle

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So, ich lüfte das jetzt einfach mal: @renee und ich sind auch im echten Leben Freundinnen, und wir saßen vorgestern abends gem
Das hatte ich mir anhand eurer Andeutungen schon längst gedacht! Da passt es auch, dass ihr oft (wohlgemerkt nicht immer) einen sehr ähnlichen Lesegeschmack habt.
Wir sind uns einig: es ist wirklich schön hier: gemütlich, anregend, respektvoll und spannend. Danke euch allen dafür.
Ihr passt aber auch hervorragend hierher! Wir "Gerne --über -anspruchsvollere - Bücher - Sprecher" sind ja im wirklichen Leben eine seltene Spezies. Es gibt nicht viele Kreise, in denen man sich outen kann. Da ist die Freude am Radfahren, am Tennis, am Kino etc. viel schneller ausgeplaudert. In meiner (ansonsten tollen) Familie finde ich auch kein Feedback :)
Ich denke, bei euch ist es ähnlich...
Also muss unser Lieblingsforum keine Angst haben, dass das plötzliche Schweigen um sich greift ;)
 

Renie

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Rafik wird als Mensch dargestellt, mit Fehlern, mit Schwächen, er versucht diesen Patriarchen zu geben und scheitert, sieht aber auch sein Scheitern, etwas was nicht jeder Patriarch oder Despot tun würde. Klar, er sieht nicht alle Fehler und macht neue. Aber zeichnet dass nicht auch uns Menschen aus. Unsere Bereitschaft für Fehler, er kann sie aber auch zugeben und versucht sich zu verändern. ...
Danke, liebe @renee Genauso sehe ich Rafik. Letztendlich ist er ein Opfer seiner muslimischen Erziehung. Wie vermutlich jeder Mann in dieser Generation und in den Generationen zuvor. Rafik würde gern anders handeln, kann aber nicht über seinen muslimischen Schatten springen. Amar ist ebenfalls Opfer seiner Erziehung. Aber er ist in Amerika aufgewachsen, also zwischen zwei Kulturen, was ihm das Leben nicht gerade leichter macht, doch zumindest dazu beitragen wird, dass seine Kinder von ihm anders erzogen werden.
Über diesen letzten Teil des Buches bin ich sehr dankbar. War Rafik vorher der gottgleiche Vater, der auf einem Podest lebt, wird mit diesem Teil gezeigt, dass auch Götter Gefühle und Zweifel haben. Für mich ist dies der stärkste Teil des Buches, weil er vieles erklärt und weil mir in den vorherigen Abschnitten immer die Sichtweise des Vaters gefehlt hat. Nach diesem Abschnitt sind für mich viele seiner Handlungen verständlich geworden, auch wenn ich sie nicht tolerieren muss.
Und von einem kitschigen "Alles wird gut"-Ende wäre ich sehr enttäuscht gewesen. Denn im Leben geht nicht alles gut aus.
 

Renie

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So, ich lüfte das jetzt einfach mal: @renee und ich sind auch im echten Leben Freundinnen, und wir saßen vorgestern abends gemütlich in einer Runde, unwillkürlich fand unser Gesprächsfaden zu „Worauf wir hoffen“ und zum Forum hier. Wir sind uns einig: es ist wirklich schön hier: gemütlich, anregend, respektvoll und spannend. Danke euch allen dafür.
Das geht runter wie Öl. Denn das ist genau das, was wir wollen. Sich "gemütlich, anregend, respektvoll " über Bücher austauschen, Spaß haben und der Humor darf nicht zu kurz kommen. Ihr seid eine tolle Truppe. Und ich hoffe, dass noch viele den Weg zu uns finden.:)
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ihr passt aber auch hervorragend hierher! Wir "Gerne --über -anspruchsvollere - Bücher - Sprecher" sind ja im wirklichen Leben eine seltene Spezies. Es gibt nicht viele Kreise, in denen man sich outen kann. Da ist die Freude am Radfahren, am Tennis, am Kino etc. viel schneller ausgeplaudert. In meiner (ansonsten tollen) Familie finde ich auch kein Feedback :)
Ich denke, bei euch ist es ähnlich...

In meinem Familien- und Freundeskreis sind auch eher wenige Vielleser. Und wenn was gelesen wird, ist es meist seichte Lektüre. Mit meinem neuen Vorgesetzten rede ich aber ganz gerne schon mal über Bücher. Der guckt nicht komisch, wenn ich mal ein Buch erwähne, was ich hier mitlese, weil er zum Teil einen recht ähnlichen Geschmack hat. Ich denke aber, für ihn wären Leserunden im Netz grundsätzlich gar nichts. Er geht aber - wie ich - ganz gerne zu Lesungen.
 
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milkysilvermoon

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So, jetzt ist also auch der letzte Abschnitt gelesen. Ich fand es toll, dass nun auch Rafik zu Wort kommt - und das sogar in der Ich-Perspektive. Ich fand es interessant, seine Sicht der Dinge kennenzulernen. Ich kann verstehen, wenn man mit ihm gewisse Probleme hat. Aber auch hier wird wieder deutlich, dass sich alle Charaktere sehr menschlich verhalten - im Positiven wie im Negativen. Insofern fand ich auch die letzten Kapitel schlüssig und bin mit dem Ende einverstanden. Dieser Abschluss passt zur Geschichte.
 
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