5. Leseabschnitt: Seite 356 bis 419 (2. Buch, Kapitel 3)

Querleserin

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Wadern
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Der erste Teil des LA ist wieder wie ein Theaterstück abgefasst. Ein neuer Protagonist tritt auf, ein ehemaliger Komilitone Anthonys, Paramore, der sich von dem Gelange der anderen verführen lässt und gegen seine Überzeugungen beginnt zu trinken. Neben Maury und Dick gehören Muriel Kane, Glorias Freundin, zur Gesellschaft sowie Rachel, auf die Gloria eifersüchtig ist.
Eine Beschreibung zu Muriel habe ich mir notiert:
Ihr Busen ist noch immer eine gepflasterte Straße, die sie den Hufen vieler Hengste zum Traben zur Verfügung stellt in der Hoffnung, ihre Hufeisen könnten in der Dunkelheit romantische Funken schlagen... (367)
Ehrlich gesagt etwas widerlich, wenn auch sprachlich sicherlich interessant :cool:.
Die Szene steigert sich ins Groteske, als Anthonys Großvater plötzlich auftaucht. Das, was er sieht, ein hemmungsloses Gelange, öffnet ihm wohl endgültig die Augen und die Tatsache, dass er seinen Enkel enterbt, verwundert nicht.
In dieser verzweifelten Lage glichen sie zwei Goldfischen in einem Glas, aus dem man das Wasser abgelassen hat, sodass sie nicht mehr aufeinander zuschwimmen konnten. (374)
Ihre Beziehung kühlt sich merklich ab und das erhoffte Geld bleibt aus. Tragisch für die beiden, die die letzten Jahr weit über ihre Verhältnisse gelebt haben. Sie müssen in eine kleinere Wohnung ziehen und Anthony versucht sich vergeblich als Schriftsteller von unterhaltsamen Kurzgeschichten und gleichzeitig bemüht er sich, das Testament seines Großvaters anzufechten.
Am Ende des LA wird Anthony als Soldat eingezogen.
 

Wandablue

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Brandenburg
Eigentlich kommt die Abwärtsspirale sehr schnell in Gang. Die beiden sind gerade mal 2 Jahre verheiratet und öden sich schon an. Leider können sie aufgrund charakterlicher Schwäche, die sie allerdings nicht als solche wahrnehmen, den Sprung von der bloßen Verliebtheit und der Anziehungskaft durch die Erotik zur Liebe nicht nehmen - sondern gleiten ab in ein sich einander nicht aushalten können.

Nach dem unerwarteten Besuch von Adam Patch erfasst sie Panik und Grauen, aber wiederum ziehen sie nicht die notwendigen Konsequenzen. Sehr schade. Es wäre noch Zeit gewesen, das Ruder herumzureißen. Sie sind ja beide noch jung!

Sie mieten eine kleine Wohnung, aber sie wollen nicht haushalten und hoffen immer noch auf den großen Geldsegen. Gloria hätte jetzt Gelegenheit gehabt, Kochen und Haushalten zu lernen. Aber nein. Wie? SIE? Never. Lieber mit fliegenden Fahnen untergehen. Dekadent. Gibts so was wirklich?

Dann hätte sie vllt zum Film gehen können. Auch diese Möglichkeit ergreifen sie nicht. Wenn sie einen rettenden Strohhalm vor sich sehen, dann ist klar, dass sie ihn nicht ergreifen.

Sie sind soo dumm, dass ich ihnen alles gönne, was sie erleben.
Immerhin ist der Roman selber jetzt kurzweiliger geworden.
Obwohl ich nicht glaube, dass es so hirnvernagelte Menschen wirklich gibt. Jedenfalls fällt mir das sehr schwer, das zu glauben.

Mein Lieblingssatz: "Er merkte, dass das Verströmen von Heiterkeit in einer Kurzgeschichte keine Kleinigkeit war." Anthony hätte bestimmt Schreiben gelernt, wenn er eines besessen hätte, wie Hemingway: Disziplin. Aber das hat er eben nicht.
 

Renie

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Gibts so was wirklich?
Ich glaube schon. Das Verhalten der beiden und die bewusste Ignoranz gegenüber ihrer Situation erinnert mich an ein depressives Verhalten. Null Energie, um den Problemen die Stirn zu bieten, stattdessen völlig lethargisch und sehenden Auges die Gefahr des Absturzes auf sich zukommen lassen.
 
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Literaturhexle

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Obwohl ich nicht glaube, dass es so hirnvernagelte Menschen wirklich gibt.
Ich bin davon überzeugt. Zumindest unter den damaligen Verhältnissen. Die beiden sind in einer Blase des Wohlstands aufgewachsen, mussten niemals irgendwelche Pflichten übernehmen, so dass sie sich ausschließlich dem schönen Leben widmen konnten... Als Menschen von Stand schauen sie auf normale Leute herab, wollen sich auf keinen Fall mit ihnen gemein machen.

Eine Zeitlang funktionierte das. Dann brauchten sie aber immer mehr Kick, also Exzesse, Alkohol, Flitter und Co.
Ihre Liebe war entsprechend eine für die Galerie, eine zum Ausstellen, eine die keinem Sturm standhält und schon gar keiner Mittellosigkeit.

Auf mich wirkt der ganze Hergang fremd, aber glaubwürdig. Ich habe ja bereits den Gatsby gelesen, Thackerays Eitelkeiten und einiges mehr.

Mittlerweile empfinde aber auch ich die Schilderungen als zu langatmig. Da hätte man gründlich kürzen müssen. Diese Parties und Auseinandersetzungen ähneln sich doch sehr. Auch vermisse ich stilistisch den Tiefgang der ersten Hälfte.

Das Theaterstück wirkte wie ein Fremdkörper auf mich. Auch diese Kätzchen Geschichte soll wohl metaphorisch sein, allerdings würde ich Gloria nie mit einem Kätzchen vergleichen - eher mit einer Kratzbürste...
 
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Auch diese Kätzchen Geschichte soll wohl metaphorisch sein, allerdings würde ich Gloria nie mit einem Kätzchen vergleichen - eher mit einer Kratzbürste...
Da habe ich mich gefragt, warum Gloria ihm das geglaubt hat, ist sie so naiv, oder hat sie es als willkommene Abwechslung gesehen, um wieder einen ihrer "Anfälle" zu haben? Ihre Theatralik, die sie oft an den Tag legt, ist oft drüber
 

Sassenach123

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Das Adam Patch die Party gesprengt hat, geschieht den beiden nun Recht. Anthony hat immer versucht sich seinem Großvater gegenüber in ein besseres Licht zu setzen, der Mann selbst, war ihm immer egal.
Der Umzug in das kleine Apartment führt nicht dazu, dass das Ehepaar sich einschränkt, mehr noch, es wird immer deutlicher wie zügellos sie sich verhalten, und es scheint langsam auch Spuren zu hinterlassen. Kein Wunder, die beiden saufen sich noch zu Tode, wenn man es mal salopp ausdrücken möchte
 

Renie

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Da habe ich mich gefragt, warum Gloria ihm das geglaubt hat, ist sie so naiv, oder hat sie es als willkommene Abwechslung gesehen, um wieder einen ihrer "Anfälle" zu haben? Ihre Theatralik, die sie oft an den Tag legt, ist oft drüber
Da könntest du Recht haben. Drama-Queen Gloria braucht solche Momente.
 
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