Ich finde das verschenkte Kind gar nicht so schwarz und verachtenswert wie es auf den ersten Blick scheint. Man kann dabei nicht von unserer Situation ausgehen, die Familienzugehörigkeit mit Mann, Frau und Kindern meint. Roma leben anders, die Familie umfasst einen weiteren Kreis als nur das Ehepaar und Kinder. Und auch wenn wir es überhaupt nicht verstehen können ist es nichts verwerfliches, dass eine Roma - Frau, die nicht für ihr Kind sorgen kann, dieses einer andern Frau schenkt, wo sie es besser haben wird. Unsere Kultur ist nicht so, aber die der Roma eben schon.Was ich der Autorin aber bis zum Ende zu gute halte, ist, dass sie differenziert. Sie schildert nicht nur die geordneten, weißen Biografien der Opfer, sondern auch diejenigen, in denen es Diebstähle, Betrügereien und sogar ein verschenktes Kind gibt. Das wirkt sehr ehrlich auf mich.
Ich denke, bei Feuer verwandelt sich die Großstadt zum Dorf, und die Informationen fliegen unglaublich schnell. Mann soll ja auch bei Gefahr in Großstädten „Feuer“ rufen, und nicht „Hilfe“. Da bekommt man schnell alle Aufmerksamkeit.Dass das Haus am Ende noch abbrennen muss und der Rezeptionist alle Details darüber weiß... nun ja. Kann man glaubwürdig finden, muss man nicht.
Ja. Das bedaure ich wirklich auch!Das ist schade, denn genau diese Gruppe nimmt Bezug auf aktuelle Probleme, mit denen ich mich am besten sollte identifizieren können, aber es sind einfach viel zu viele Personen, l
Auf den Gedanken war ich noch nicht gekommen, weil es unüblich ist. Im Grunde will sie doch Aufmerksamkeit für die Roma, sonst hätte sie sich das Thema nicht gewählt... grübel.ob das von der Autorin vielleicht gewollt ist, dass man als Leser Mühe hat, Einzelpersonen aus der wuselnden Masse heraus zu picken.
Da Stimme ich unumwunden zu! Aber wie sie vorher mit dem Kuckuckskind umgegangen sind, dass sie DEN Bruder so deutlich bevorzugen... Das zeugt von schlechtem Charakter. Zumindest die Mutter ist Mutter des Kindes und eine Vergewaltigung war bei der Entstehung auch nicht im Spiel.dass eine Roma - Frau, die nicht für ihr Kind sorgen kann, dieses einer andern Frau schenkt, wo sie es besser haben wird.
Da hast du recht, den Bruder zu bevorzugen ist unfair. Und ja, genau das macht das Buch authentisch, dass eben nicht alles schwarz und weiß ist.Da Stimme ich unumwunden zu! Aber wie sie vorher mit dem Kuckuckskind umgegangen sind, dass sie DEN Bruder so deutlich bevorzugen... Das zeugt von schlechtem Charakter. Zumindest die Mutter ist Mutter des Kindes und eine Vergewaltigung war bei der Entstehung auch nicht im Spiel.
Das schätze ich aber: dass die Autorin die kulturellen Unterschiede nicht verschweigt und auch "quere" Biografien vorkommen.
Oh ja!!! Unglaublich. Ich habe den Eindruck, dass diese Gruppierungen im Osten tatsächlich noch gewaltbereiter und aggressiver daher kommen. Das kenne ich hier in der Form nicht. Allerdings geht es dem Ländle wirtschaftlich extrem gut, auch die AL-Quote ist sehr niedrig. Solche Leute brauchen ja den unzufriedenen Mob im Hintergrund.Direkt daneben vor dem Theater findet ein Behindertenfest statt, mit Open-air-Theater, schon länger geplant, und manche Leute haben ihre Theaterkarten aus Angst zurück gegeben. Das macht mich so wütend...
Aber damit bedient sie doch genau die Klischees - sie stehlen, vermehren sich unkontrolliert, passen sich nicht an, sind ungebildet, leben vom Staat..... - und räumt nichts auf. Damit erreicht die Autorin doch nichts. Genügt da Laila als Gegenbeispiel?Was ich der Autorin aber bis zum Ende zu gute halte, ist, dass sie differenziert. Sie schildert nicht nur die geordneten, weißen Biografien der Opfer, sondern auch diejenigen, in denen es Diebstähle, Betrügereien und sogar ein verschenktes Kind gibt. Das wirkt sehr ehrlich auf mich.
nein, natürlich nicht. Aber zuvor haben Sie geputzt und gewienert, das Haus in Ordnung gehalten, weil sie gerne einen Platz zum bleiben wollten.Aber damit bedient sie doch genau die Klischees - sie stehlen, vermehren sich unkontrolliert, passen sich nicht an, sind ungebildet, leben vom Staat..... - und räumt nichts auf. Damit erreicht die Autorin doch nichts. Genügt da Laila als Gegenbeispiel?
Du stellst das jetzt recht krass dar. Tatsache ist aber, dass es beim fahrenden Volk vielfach so ist: sie sind nie sesshaft gewesen, haben dadurch keine Bildung, wenig Geld, keine Verhütung.... Eine völlig andere Kultur. Wenn du keinen Beruf hast, kein Geld verdienst, keine Sozialhilfe ohne festen Wohnsitz bekommst, liegt stehlen auch näher als bei anderen Menschen.Aber damit bedient sie doch genau die Klischees - sie stehlen, vermehren sich unkontrolliert, passen sich nicht an
Das hast du gut auf den Punkt gebracht. Die Geschichte um Leo und Gertrud hat mich gereizt. Drum herum ist aber immer soviel anderes erzählt worden, dass man sich auch darauf nur schwer fokussieren konnte. Ja, weniger ist manchmal mehr.Aber zum Ende war es mir dann doch zuviel. Mir fehlte der Spannungsbogen in diesem Roman.
Wenn die Erzählungen eines Hauses das Berühendste an einem Roman sind, dann stimmt mit diesem irgendetwas nicht... Die Haus-Abschnitte haben mir letztlich tatsächlich am besten gefallen.
Ja, auch ich bleibe dabei, dass Regina Scheer hier zu viel gewollt hat. Mag sein, dass es Absicht war, dem Leser so viele Namen um die Ohren zu hauen, dass dieser nur noch eine Masse von Menschen/Problemen/Ungerechtigkeiten wahrnimmt, statt einzelne Schicksale. Aber dadurch bleibt auch meine Distanz als Leser sehr groß, wodurch die Chance eines Romans, einen Missstand wirklich nachfühlbar werden zu lassen, für mich vertan ist.
Trotzdem fühle ich mich mit dem letzten Abschnitt wieder etwas versöhnter mit dem Werk. Nicht wegen des Treffens von Leo und Gertrud, das irgendwie und gerade noch rechtzeitig stattfand, vielleicht Gertrud den letzten Frieden brachte, dem Leser aber irgendwie - nichts? Mir gefiel die Aussprache von Leo und Stachlingo, weil diese noch einmal deutlich machte, wie viele 'ungewollte' Menschengruppen es gibt - die Juden, die Sinti / Roma, heute die Flüchtlinge aus aller Herren Länder, und dass die Schicksale teiweise durchaus vergleichbar sind.
Und mir gefiel auch, dass sich zwar einerseits die Klischees hinsichtlich der Sinti / Roma bestätigten - denn zu leugnen, dass es zu großen Problemen kommen kann bei großen Ansammlungen vieler Menschen dieses Volkes, wäre wohl auch blauäugig - dass aber andererseits auch deutlich wird, wie sehr sie gegen Windmühlen kämpfen und oftmals jeder Chance beraubt sind, selbst wenn sie darüber informiert sind, welche Rechte sie womöglich hätten. Es gibt hier kein Schwarz und kein Weiß, und das ist absolut authentisch.
Was mir ebenfalls gefiel - und da mag ich mir hier Eure Empörung einhandeln - war die Tatsache, wie Regina Scheer die kulturellen Eigenarten wertfrei geschildert hat. Wie z.B. das Zurücklassen des kleinen Mädchens. Geprägt von unserer eigenen Kultur zwingt diese Handlung uns fast schon zu einem Empörungsschrei, aber Regina Scheer hat schon deutlich gemacht, dass die Mutter erkannt hat, dass dies zum Besten des Kindes ist. Sie hat ja eine schöne Lösung gefunden und das Kind nicht einfach auf der Straße ausgesetzt. Beruflich habe ich viel mit Kindern und ihren Schicksalen zu tun. Und da würde ich mir auch von so manchen deutschen Eltern eine solche Einsichtsfähigkeit wünschen. Das aber nur mal so Off Topic.
Für mich war dies keine einfache Lektüre, die Melancholie nahm oft überhand, gleichzeitig blieben die Schicksale auf Distanz und die Vielzahl der Themen/Probleme/Gruppierungen/Personen sorgte mehr für Verwirrung denn für ein interessantes Leseerlebnis. So mein Fazit. Und doch hat mir der Schreibstil Regina Scheers wieder gut gefallen - was da manchmal so aufblitzte: davon hätte ich gerne mehr gehabt. Wie z.B. das Gedicht:
Wenn ich sterbe, was geschieht dann
mit der Asche, die ich werde?
Hebt der Wind sie zu den Wolken
oder bleibt sie und wird Erde?
Ist ein kleines Stück von mir in
einem Aschekorn verfangen?
Kann es, wenn der Wind es fortträgt,
zu den Lebenden gelangen?
Ach, so gerne hätte ich den Roman lieber gemocht...
Da bin ich völlig "unempört". Letztendlich sprichst du hiermit einen Aspekt an, den ich völlig wertfrei betrachtet habe. Es gibt halt kulturelle Unterschiede, die man einfach akzeptieren muss. Viele Handlungen sind für uns nicht nachvollziehbar. Das macht sie aber nicht falsch, sondern nur anders.Was mir ebenfalls gefiel - und da mag ich mir hier Eure Empörung einhandeln - war die Tatsache, wie Regina Scheer die kulturellen Eigenarten wertfrei geschildert hat. Wie z.B. das Zurücklassen des kleinen Mädchens. Geprägt von unserer eigenen Kultur zwingt diese Handlung uns fast schon zu einem Empörungsschrei, aber Regina Scheer hat schon deutlich gemacht, dass die Mutter erkannt hat, dass dies zum Besten des Kindes ist. Sie hat ja eine schöne Lösung gefunden und das Kind nicht einfach auf der Straße ausgesetzt. Beruflich habe ich viel mit Kindern und ihren Schicksalen zu tun. Und da würde ich mir auch von so manchen deutschen Eltern eine solche Einsichtsfähigkeit wünschen. Das aber nur mal so Off Topic.