5. Leseabschnitt: Seite 348 - Seite 456

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Nun sind sowohl die Mutter Karin als auch Anne Opfer von Unfällen geworden und brauchen Beistand.
Ich bin ein wenig gespalten. Einerseits ist das Buch derart spannend, dass man nur so durchrast. Andererseits finde ich, dass die persönlichen Dramen streckenweise einfach nicht genug "Grund" haben. Im Sinne von Begründung, nicht von Kausalität. Es fehlt mir an Tiefe. Das gilt besonders für Annes Erzählstrang.
Die besten Passagen sind nach wie vor in meinen Augen diejenigen, die von Imkes Spurensuche erzählen. Die Erkundung des Heimgeländes, die Szenen in Gertrauds Häuschen. Annes Erzählstrang ist mir viel zu hektisch. Ich weiß immer noch nicht, was ich von ihr halten soll. Selbst die Stellen, in denen die Erzählerin sie quasi nackt vorführt - vor allem nachdem Alex sie verlassen hat -, klingen irgendwie seelenlos, nach Fassade.

Und was Karin betrifft, noch immer scheint ein unheilvolles Geschehen bevorzustehen, da immer wieder vom Duft nach Himbeeren die Rede ist, der ein ultimatives Trauma anspricht. Das allerdickste Ende kommt wohl noch.
 

Xanaka

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12. Juli 2015
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Berlin
Im Grunde bin ich fassungslos! Fassungslos darüber was man den Kindern damals angetan hat, fassungslos darüber wie Anne mit ihrer Familie umgeht und auch, dass niemals über das Unrecht in den Heimen gesprochen wurde.

Gut, dass Imke am Ball geblieben ist und so auch die Akten über ihre Mutter und Peter gefunden hat. So kann Karin auch endlich die Wahrheit über ihre Mutter erfahren. Und auch dass sie mit dem Obdachlosen noch mehrere Male gesprochen hat. So kann hoffentlich das Grab von Peter und den anderen Kindern gefunden werden.

Und mir war irgendwie klar, dass Geli sich die Auflösung der Verlobung nicht gefallen lassen konnte. Das es so endete ist schon bitter für Anne. Mal sehen, was jetzt nach dem Unfall passiert. Ob sie bereit ist für eine Einsicht?

Ich bin gespannt.
 

Amena25

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23. Oktober 2016
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Ich bin ein wenig gespalten. Einerseits ist das Buch derart spannend, dass man nur so durchrast. Andererseits finde ich, dass die persönlichen Dramen streckenweise einfach nicht genug "Grund" haben. Im Sinne von Begründung, nicht von Kausalität. Es fehlt mir an Tiefe. Das gilt besonders für Annes Erzählstrang.
Die besten Passagen sind nach wie vor in meinen Augen diejenigen, die von Imkes Spurensuche erzählen. Die Erkundung des Heimgeländes, die Szenen in Gertrauds Häuschen. Annes Erzählstrang ist mir viel zu hektisch. Ich weiß immer noch nicht, was ich von ihr halten soll. Selbst die Stellen, in denen die Erzählerin sie quasi nackt vorführt - vor allem nachdem Alex sie verlassen hat -, klingen irgendwie seelenlos, nach Fassade.
Das empfinde ich auch so. Anne wirkt selbst in ihrer Rachsucht und ihrer Verzweiflung noch wie ein Klischee. Ich empfinde bei ihr weder Mitleid noch Schadenfreude, da sie so vohersehbar handelt. Für mich hätte es Anne als Figur in dieser Geschichte eigentlich gar nicht gebraucht. Außer vielleicht, dass sie durch ihre Klageabsichten die Mutter aus ihrer Passivität holt.
 
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ulrikerabe

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14. August 2017
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Ich ärgere mich so maßlos, dass die Autorin mit diesem Grauen derart hausieren geht. Diese eindimensionale Gegenwartshandlung mit völlig überzogenenen Charakteren (Anne und Geli) werden abgelöst mit seitenweisen Schilderungen, wie Kinder gequält werden. Das ist eine Form von Betroffenheitskitsch, die ich gar nicht vertrage. Wäre es keine Leserunde, hätte ich das Buch längst abgebrochen.
 
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claudi-1963

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29. November 2015
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Man, das ist ja schon heftig, was sich die Schwestern gegenseitig antun, nur aus Rache. Anderseits hatte es Anne endlich mal verdient, eine Abreibung zu bekommen, aber nicht auf Alex Kosten, das war einfach unfair von Geli. Aber das Anne nach einem solchen Ausrutscher von Alex gleich so reagiert, finde ich einfach daneben. Einerseits hofft sie darauf, dass er bei ihr bleibt und mit ihr redet, und anderseits schmeißt sie ihn vor die Tür, das passt doch nicht.

Beim Thema Heim musste ich wieder einmal schlucken, besonders was man Peter und Karin angetan hat. Die Strafen für die Jungs waren ja wirklich grausam, kein Wunder, dass da Kinder zu Tode kamen. Dass die Briefe abgefangen wurden, das hatte ich schon lange vermutet. Schrecklich ist nur, dass die beiden nie vom Tod ihrer Mutter erfahren haben und auch nicht zur Beerdigung durften. Ob Karin wirklich weiß, dass ihre Mutter tot ist? Den ich glaube, dass sie nach der langen Zeit so gekränkt war, dass sie nicht mehr nach ihr nachgeforscht hat.
Ich hätte es, so Karin gewünscht, dass Peter noch lebt, aber ich vermute, dass er eines der Kinder dort auf der Wiese ist.

So langsam habe ich das Gefühl, das nur noch Imke, die Normale in der Familie ist. Sie scheint wirklich inzwischen ihre Mutter zu verstehen und will endlich die Wahrheit herausfinden.

Nur froh bin ich, dass Anne nicht ihre Rache an Geli vollenden konnte, den ich hatte echt Angst, dass sie Gelis Haus anzündet. Den warum sonst sollte sie den Kanister mitgenommen haben. Gespannt bin ich auch, ob Ludwig noch was herausfindet und Anne noch große Probleme bekommt. Ich finde, diese Frau sollte wirklich mal die Konsequenzen für ihr handeln bekommen, vielleicht sieht sie dann ein, das sie professionelle Hilfe braucht.

Leonard Schmalich gefällt mir, dass er nicht aufgibt für die Wahrheit. Woher weiß er, dass die Kinder dort begraben sind, hat er das gesehen? Von Gertrud bin ich etwas enttäuscht, sie hätte die Möglichkeit gehabt, alles zu erzählen, und hat es nicht getan. Selbst jetzt will sie die Dinge auf sich beruhen lassen, statt das sie die Akten Imke gegeben hat.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Ich ärgere mich so maßlos, dass die Autorin mit diesem Grauen derart hausieren geht. Diese eindimensionale Gegenwartshandlung mit völlig überzogenenen Charakteren (Anne und Geli) werden abgelöst mit seitenweisen Schilderungen, wie Kinder gequält werden. Das ist eine Form von Betroffenheitskitsch, die ich gar nicht vertrage. Wäre es keine Leserunde, hätte ich das Buch längst abgebrochen.
Kann ich jetzt leider nicht ganz nachvollziehen, das du von dem Buch so frustriert bist.
 

claudi-1963

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29. November 2015
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Das empfinde ich auch so. Anne wirkt selbst in ihrer Rachsucht und ihrer Verzweiflung noch wie ein Klischee. Ich empfinde bei ihr weder Mitleid noch Schadenfreude, da sie so vohersehbar handelt. Für mich hätte es Anne als Figur in dieser Geschichte eigentlich gar nicht gebraucht. Außer vielleicht, dass sie durch ihre Klageabsichten die Mutter aus ihrer Passivität holt.
Meiner Ansicht nach hat die Autorin Anne viel zu übertrieben dargestellt. Ich kann viele Handlungsweisen was sie tut ebenfalls nicht nachvollziehen. Aber vielleicht wollte sie nur darstellen, das Verletztungen in der Vergangenheit an die Generationen danach weitergetragen werden, manchmal ohne das man es möchte.
 

claudi-1963

Bekanntes Mitglied
29. November 2015
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Die besten Passagen sind nach wie vor in meinen Augen diejenigen, die von Imkes Spurensuche erzählen. Die Erkundung des Heimgeländes, die Szenen in Gertrauds Häuschen. Annes Erzählstrang ist mir viel zu hektisch. Ich weiß immer noch nicht, was ich von ihr halten soll. Selbst die Stellen, in denen die Erzählerin sie quasi nackt vorführt - vor allem nachdem Alex sie verlassen hat -, klingen irgendwie seelenlos, nach Fassade.

Da stimme ich dir zu, mir gefallen persönlich die Imke und Karin Stränge auch am besten. Annes Charakter ist einfach etwas zu überzogen, ich kann mich in diese Frau auch nicht hineinversetzen. Doch ich denke schon das es Charaktere gibt, die mit Niederlagen nicht klarkommen und dann Kontra geben. Ob es dann gleich so extrem sein muss wie bei Anne mag dahingestellt sein. Doch eine Träne weine ich garantiert nicht um Anne. Ich hoffe nur, das sie jetzt wirklich zur Einsicht kommt nach ihrem Unfallund es nicht noch einen Paukenschlag von Ludwig braucht bis sie es kapiert.

Das mit den Himbeeren kann ich gut verstehen, wenn man ein Erlebnis hatte, dann bleiben oft Gerüche oder Geräusche. Wenn die dann wieder auftauchen dann verbindet man das sofort mit diesen Sitautionen. Bei mir ist es zum Beispiel Pfefferminztee, wenn ich den rieche, dann kommt mir meine schreckliche lange Zeit im Krankenhaus wieder hoch und bei Karin sind es eben die Himbeeren.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Durch diesen Abschnitt bin ich nur so geflogen. Die grausamen Misshandlungen an den Kindern, das kann man nicht mit dem Hinwies auf die damaligen Zeiten entschuldigen. Wenn Missbrauchsopfer heute zurecht anklagen, bekommen sie immer noch nicht genug Gehör.
Manchen Menschen darf man einfach keine Macht über andere geben, sie nutzen es aus. Besonders schlimm fand ich auch, dass sie Karin die Briefe nicht gegeben haben. Aber da hätte man ja eingestehen müssen, dass man was falsch gemacht hat.
Mit Anne kann ich nichts anfangen und mit Geli wenig.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Und was Karin betrifft, noch immer scheint ein unheilvolles Geschehen bevorzustehen, da immer wieder vom Duft nach Himbeeren die Rede ist, der ein ultimatives Trauma anspricht. Das allerdickste Ende kommt wohl noch.

Ja, das vermute ich auch. Die Himbeeren vermisse ich bei den Rückblenden noch.

Für mich hätte es Anne als Figur in dieser Geschichte eigentlich gar nicht gebraucht. Außer vielleicht, dass sie durch ihre Klageabsichten die Mutter aus ihrer Passivität holt.

Genau diese Gedanken hatte ich in diesem Abschnitt auch. Was soll Anne in der Geschichte überhaupt? Sie trägt nichts zur Aufklärung bei, der ganze Teil mit ihr ist überflüssig. Selbst das mit der Klage hätte man auf einfachem Weg mit einem anderen Aspekt ersetzen können. Es ist so, als ob mit dem Charakter nur Seiten gefüllt werden sollen.
 

milkysilvermoon

Bekanntes Mitglied
13. Oktober 2017
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Dass die Nonnen nun auch Kinder dort vergraben haben, gibt der Geschichte eine weitere Brutalität, mit der ich nicht gerechnet hatte. Dass Karins Briefe allerdings nie ankamen und sie in Bezug auf ihre Mutter angelogen wurde, war für mich eigentlich klar. Dass sie es nicht länger in Betracht gezogen hat, dass die Nonnen ihr Märchen erzählen, wundert mich. Klar, es gab auch andere, denen genau so etwas passiert ist. Aber spätestens, als auch von Fred keine Antwort kam, hätte sie misstrauischer werden müssen... Und die Vergewaltigungen hatten sich auch abgezeichnet.

Alles, was sich mit der Zeit im Heim und der Recherche dazu befasst, lese ich sehr gerne. Ein wichtiges und interessantes Thema, dem die literarische Aufarbeitung guttut. Ich mag es auch, wie Stück für Stück mehr ans Tageslicht kommt.

Mit den Charakteren hadere ich aber weiterhin, allen voran Anne, die nun jenseits von jedweder Realitätsnähe als die egoistische, intrigante Karrierefrau dargestellt wird. Auch Geli, die reiche Witwe, die es sich gut gehen lässt, ist recht klischeehaft. Und Imke zeigt sich immer noch nur als aufopfernde, perfekte Mutter und Tochter ohne Fehl und Tadel.
 

nellsche

Bekanntes Mitglied
1. September 2018
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Die Geschehnisse von damals im Heim nehmen mich noch immer wahnsinnig mit. Unfassbar, was da damals geschah.
Dass die Briefe nie ankamen, was klar. Die Kinder wurden alle belogen, betrogen und missbraucht.
Dass Imke nicht locker lässt, gefällt mir. Anne dagegen wird gefühlt immer schlimmer.